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Stein- und Braunkohlenbergbau-Statistik im Jahre 1911,
ohl in allen Industrieländern der Erde hat das
verflossene Jahr19ll einen starken Aufschwung
der gewerblichen Tätigkeit gebracht, wie man ihn kaum
erwartet hatte. Man sollte daher annehmen, daß auch
die Kohle überall in größeren Mengen erzeugt worden
wäre, um den industriellen Betrieben die erforderlichen
Kräfte zu liefern. Ueberblickt man jedoch die Welt¬
kohlenerzeugung in 1911, so ergibt sich die einiger¬
maßen überraschende Tatsache, daß die Förderung
prozentual nicht so stark gewachsen ist, wie in den
Vorjahren. Die Gründe dafür liegen vermutlich zum
erheblichen Teil in der immer rationelleren Ausnutzung
des Heizmaterials und in der steigenden Verwendung
der Elektrizität, der Ölmotore, der Gichtgase und der¬
gleichen; dann aber auch darin, daß zu Anfang des
Jahres 1911 große Bestände vorhanden waren, die
inzwischen zum größten Teil aufgebraucht worden sind.
Besonders überraschend ist es, daß das Hauptproduk¬
tionsland der Welt, die nordamerikanische Union, einen
starken Abfall seiner Kohlenförderung — um mehr als
16 Millionen Tonnen — erlitten hat. Dies Ergebnis
wird durch die großen Streiks der amerikanischen
Bergleute jedoch zur Genüge erklärt und hat auch
wohl wesentlich dazu beigetragen, daß die Weltproduktion
in 1911 sich „nur" von 1150 Millionen Tonnen auf
1165 Millionen Tonnen gehoben hat.
Bon der ungeheuren Weltproduktion liefern trotz
ihres wenig befriedigenden Abschneidens die Vereinigten
Staaten mit 438,3 Millionen Tonnen (465,0) ungefähr
37 v. H. Im weiten Abstand folgen Großbritannien
mit 276,2 Millionen Tonnen (268,6) und Deutschland
mit 234,5 Millionen Tonnen (222,6). Alle drei Länder
zusammen genommen stellen gut Vierfünftel der ge¬
samten Kohlenerzeugung. Das Gebiet, das die vierte
Stelle in Anspruch nimmt, nämlich Oesterreich-Ungarn,
tritt dagegen mit seinen 49,1 Millionen Tonnen (49,9)
weit zurück, und das ist dann bei Frankreich mit 39,3
Millionen Tonnen (38,3), Belgien mit 23,1 Millionen
Tonnen (23,9) und Rußland mit 25,1 Millionen Tonnen
(23,4) noch stärker der Fall. Unter den Ländern Asiens
steht Japan mit 16,6 Millionen Tonnen (15,9 in 1910)
an der Spitze. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß
die in den letzten Jahren schnell entwickelte Kohlen¬
gewinnung Chinas vorläufig garnicht abzuschätzen ist
und mtt 13,2 Millionen Tonnen wahrscheinlich zu
niedrig angegeben wird. Auch in Britisch-Jndien ist
die Kohlenerzeugung in einem starken Aufschwung be¬
griffen, hat aber erst den Betrag von 11,2 Millionen
Tonnen (9,2) erreicht. In Australien hat sich be¬
sonders Neu-Süd-Wales entwickelt, das bereits 8,2
Millionen Tonnen hervorzubringen vermochte, während
Queensland mit Viktoria zusammen nur 1,4 Millionen
Tonnen aufbrachte. Die Insel Neu-Seeland hat
wenigstens den Betrag von 2,4 Millionen Tonnen zu
verzeichnen gehabt, während eine Reihe älterer Pro-
duktionsgebiete, wie Italien, Spanien, Schweden,
die Niederlande kaum noch ins Gewicht fallen.
Sehen wir uns nun einmal vie deutschen Ziffern
etwas näher an. Die oben angegebene Gesamt¬
produktion von 234,5 Millionen Tonnen setzt sich zu¬
sammen aus 160,7 Millionen Tonnen Steinkohlen
(1910:152,8) im Gesamtwerte von Mk. 1573 Millionen
Mk. (1527) und 73,8 Millionen Tonnen Braunkohlen
(69,6) im Gesamtwerte von 183 Millionen Mk., (178,6
Mk.) Hierbei ergibt sich bei einem Vergleich mit Eng¬
land die merkwürdige Tatsache, daß sowohl Gro߬
britanniens als auch Deutschlands Förderung in den.
letzten 15 Jahren um je 75 Millionen Tonnen gestiegen
ist, das bedeutet, daß sich unsere heimische Förderung
in dieser Zeit um 87 v. H., die Großbritanniens da¬
gegen nur um 39 v. H. gehoben hat. Noch bemerkens¬
werter scheint aber die verschiedene Entwicklung, wenn
wir nur die letzten Jahre berücksichtigen. Seit 1907 ist
nämlich Großbritanniens Kohlengewinnung nur um rund
4 Millionen Tonnen gewachsen, die deutsche jedoch um
nicht weniger als 17% Millionen Tonnen. Wenn
diese Entwicklung sich fortsetzen sollte, bedarf es nur
eines Zeitraumes von wenigen Jahren, bis die deutsche
Förderung die britische überflügelt haben wird.
Den K o h l e n v e r b r a u ch der einzel neu
Länder wird man wegen der verschiedenen Grundsätze,
die bei Aufmachung der Statistiken obwalten, nur mit
Vorsicht in Vergleich stellen dürfen. Es verbrauchten
in 1911 (die entsprechenden Ziffern für 1910 in
Klammern) die Vereinigten Staaten 404,69 Millionen
Tonnen (396,72), Großbritannien 182,40 Millionen
Tonnen (179,23), Deutschland 144,20 Millionen Tonnen
(139,80), Frankreich 56,20 Millionen Tonnen (55,71),.
Rußland 28,92 Millionen Tonnen (28,82), Oesterreich-
Ungarn 27,39 Millionen Tonnen (26,12), Belgien
25,41 Millionen Tonnen (24,36), Kanada 20,95 Mill.
Tonnen (19,60), Japan 13.09 Millionen Tonnen (11,98),
Italien 9,40 Millionen Tonnen (8,96), Spanien 6,48
Millionen Tonnen (6,12), Schweden 6,24 Millionen
Tonnen (5,59). Dabei sei jedoch bemerkt, daß es sich
für Deutschland bei den obigen Ziffern nur um den
Steinkohlenverbrauch handelt; um den gesamten Brenn¬
stoffkonsum zu erhalten, wäre noch ein Verbrauch von
80,5 Millionen Tonnen (76,4) Braunkohlen hinzuzu¬
rechnen. Danach hat der Konsum Deutschlands an
Stein- und Braunkohlen gegen 1910 die stattliche
Zunahme um 7 Millionen Tonnen erfahren.
Ueber die Anzahl der in den verschiedenen Ländern
im Bergbau beschäftigten Arbeiter liegen
keine erschöpfende und ganz zuverläisige Angaben vor.
Es beschätigt der Bergbau: in Großbritannien 998 600
Arbeiter, in den Vereinigten Staaten 638500, in Deutsch¬
land 609100, in Frankreich 193 200, in Belgien 145 000.
a) Steinltohlenprodiiklion tut Deutschen Reiche im Jahre 1911.*>
Preußen 151324030 Tonnen^
Bayern 763626 „
Sachsen . . 5418376
Elsaß-Lothringen 3033436 „
Übrige deutsche Staaten. . . 208112 „
Summe Deutsches Reich 160747580 Tonnen.
b) Draunkohleuproimlttioli im Deutschen Reiche im Jahre 1911?)
Preußen 60531943 Tonnen.
Bayern 1548011
Sachsen 4313393 „
Hessen 498872
Braunschweig 1880970 „
Sachsen-Altenburg 3656635 „
Anhalt 1321335
Übrige deutsche Staaten . . . 10507 „
Summe Deutsches Reich 73761666 Tonnen.
*) Preußen nach der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen. Sonstige Staaten nach den vorläufigen Mitteilungen.