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bedeutend kleinere Splitter für Schmucksteine zur Ver¬
wendung. Gerade dre Korngröße von 1/s bis 8/4 Karat
bildet eine gangbare und auf dem Diamanlenmarkt
stets gute und verkäufliche Ware. Die großen Steine
sind in ihrer Verkäuflichkeit viel abhängiger von den
allgemeinen Schwankungen des Wirtschaftslebens.
Der Preis für 1 Karat ist sehr verschieden, er richtet
sich nach dem Wasser und der Größe des Steins; er
schwankt zwischen mehreren hundert und zwei Mark.
Einen Durchschnittspreis vermag man für die deutschen
Diamanten noch nicht anzugeben, da die Felder ja
noch in der Ausschließung begriffen find. Nach einer
Probe, die in Amsterdam gemacht worden ist, beziffert
sich der Wert eines Karats ausgesuchter Lüderitzbuchter
Qualität aus 220- 240 Mark. Die Produktionskosten
sind in Dentsch-Südivestafrika im Vergleich zu der
südafrikanischen Diamantgewinnung außerordentlich
gering. Im Durchschnitt stellen sich die Gewinnungs¬
kosten eines Karats bei uns nur auf 5 Mark,
während sie in den großen Diamant¬
minen im Kapland und Transvaal
sich auf etwa 18—26 Mark und
auf 30—33 Mark für den Karat
belaufen. Bei uns liegen die
Diamanten noch frei zutage,
und sie werden durch ein ein¬
faches, wenig kostspieliges Ver¬
fahren aus dem Sande aus¬
gewaschen. Im englischen
Südafrika aber müssen die
Steine in richtigem Bergbau
tief aus der Erde herausgeholt
werden.
Die Art der Gewinnung
auf den Lüderitzbuchter Fel¬
dern ist eine sehr einfache:
Der diamantführende Sand
und Kies wird erst durch
Durchsieben seiner gröberen,
ganz tauben Bestandteile ent¬
ledigt und dann in einem
Setzsieb mit etwas Wasser ge¬
schüttelt, bis sich die schwersten
Bestandteile, unter denen die Diamanten die aller¬
schwersten sind, am Boden des Setzsiebes angesammelt
haben. Dieser Bodensatz der Setzsiebe wird dann auf
Tischen ausgebreitet, und die glänzenden Edelsteine werden
einfach mit der Hand oder einer Pinzette ausgelesen; im
Durchschnitt findet man 1—2 Diamanten in jedem
Siebsatz — oft genug allerdings auch gar keinen.
Auch die verbesserten Apparate, die man in neuerer
Zeit ausgestellt hat, sind einfach und beanspruchen
nicht viel Bedienung. Sobald das Auge sich daran
gewöhnt hat, sieht man den Diamanten sofort, da er
sich durch seine Eigenschasc, das Licht stark zu brechen,
und durch sein großes Farbenzerstreuungsvermögen
scharf auch vom hellsten Quarz abhebt. Wer gute
Augen hat, kann daher die Diamanten nach einiger
Übung ziemlich schnell selbst im losen Sande finden.
Ein Bekannter erzählte mir von einem Hererojungen
in seinem Dienst, der in vier Stunden ohne Sieb und
Wasser 36 Stück zusammengelesen hat. Aus einem
An der Waschmaschine.
anderen Felde wurden innerhalb einer halben Stunde
37 Stück gefunden Das nötige Wasser zum Waschen
stammt aus Brunnen, die jetzt in größerer Anzahl an
Ort und Stelle in der Wüste gegraben werden. Es
ist wegen seines vom nahen Meere her stammenden
Salzgehaltes ungenießbar, zum Waschen aber brauchbar.
Die bisher gefundenen Steine sind fast alle wasser¬
klar und größtenteils von hervorragender Schönheit
und großem Feuer — sie stimmen in der Reinheit und
Klarheit durchaus mit den besten südafrikanischen
überein und unterscheiden sich deutlich von den meistens
gelblichen Steinen aus dem südafrikanischen „Blau¬
grund", die erheblich weniger Wert haben. Ein Teil
der Steine hat so schöne, regelmäßige Kristallformen
und solches Feuer, daß sie allenfalls schon roh —
ohne Schliff — als Schmucksteine verwendet werden
könnten.
Trotzdem die Aussicht in unserem Schutzgebiet
Südwestafrika ans einen wirklich großen
und auf lange Dauer ergiebigen Dia¬
mantenabbau, der die Weltproduktion
erheblich beeinflußt, nicht sehr be¬
deutend ist, kann man immerhin
jetzt schon mit Sicherheit sagen,
daß für eine sehr erhebliche
Anzahl von Jahren nach den
jetzigen Betriebsergebnissen ein
sehr lohnender und stetiger
Abbau gesichert erscheint und
daß der einheimische Bedarf
an kleinen Diamanten, der
sich auf etwa 140000 Karat
pro Jahr beläuft, gut und
gewiß aus unserer eigenen
Kolonie gedeckt werden
kann.
Vor allem werden die
bisherigen Erfolge wohl zu
gründlichen und ausgedehn¬
ten Untersuchungen der in
der weiteren Umgebung ge¬
legnen Teile des Schutzge¬
bietes führen, die tatsächlich
unbekannt und von keines
sind. Noch ist das Ende
Ablagerungen nicht erreicht
bis jetzt noch völlig
Weißen Fuß betreten
der diamanlführenden
und ihr Muttergestein nicht gefunden, und wenn auch
in der wasser- und vegetationslosen Wüste der
Dünenherrschaft von Lüderitzbucht alle derartigen
Untersuchungen mit enormen Schwierigkeiten ver¬
knüpft sind, so sind diese doch jetzt, nachdem man
ein bestimmtes Ziel und eventuellen Erfolg der¬
artiger Untersuchungen absehen kann, zu über¬
winden.
Von Tag zu Tag hofft man, die rechte Blau¬
grundstelle zu finden, und jeder Augenblick kann
uns neue Überraschungen bringen. Es ist nur zu
wünschen, daß die Erwartungen, die man auf die
Diamantenfunde in unserer schwer erkämpften
Kolonie setzt, reichlich in Erfüllung gehen, zum Wohle
der Kolonie und zum Segen unseres deutschen Vater¬
landes.