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Vom Besuche Seiner Königlichen Hoheit
des GroMrrzogs Friedrich August von Oldenburg
im Fürstentum Birkenfeld.
(27. Juni bis 2. Juli 1909.)
Den Bewohnern unseres benachbarten Fürstentums
Birkenfeld ist an den vorgenannten Tagen die hohe
Ehre zuteil geworden, ihren Landesherrn, Seine Königl.
Hoheit, den Großherzog Friedrich August von Olden¬
burg begrüßen und ihm huldigen zu dürfen. Wie der
Großherzog in seiner Residenzstadt Oldenburg und im
ganzen Oldenburger Lande hochverehrt und geliebt wird,
so sind ihm auch im Fürstentum Birkenfeld alle Be¬
wohner in Treue und Liebe ergeben. Überall, wo Olden¬
burger vereint sind, da erklingt an den Tagen natio¬
naler Feste jenes innige Lied zum Lobe der Heimat und
des heimischen Stam¬
mes sowie zu Ehren
des vielgeliebten, seinen
Untertanen treu zuge¬
wandten und sie so gern
beglückenden Fürsten,
das Lied, dessen ge¬
tragene Welse einem
jeden das Herz rührt:
„Heil dir, o Olden¬
burg!" In heller Be¬
geisterung erklang diese
feierliche Weise, als
Seine Königliche
heit dem an Natur¬
schönheiten so reichen
Birkenfelder Lande den
Besuch abstattete, wel¬
chem man allerseits und
überall mit Sehnsucht
entgegengesehen hatte.
Allgemein herrschte im
ganzen Birkenfelder
Lande die größte Freude
über den hohen Be¬
such des geliebten
Herrschers, begeistert
schlugen ihm die Herzen
Aller entgegen. Unter
letzteren befanden sich
in erster Linie unsere
braven Birkenfelder
Bergleute, die auf
unseren königlichen
Saargruben in Arbeit
stehen und die sich von
jeher zu den treuesten
Untertanen Sr. Königl.
HoheitdesGroßherzogs
rechnen. Wie sie mit Stolz das mit der Preußischen Königs¬
krone geschmückte Schlägel und Eisen, das bergmännische
Wappen tragen, so sind sie in Treue ergeben ihrem
Oldenburger Herrscherhause, dem sie in echt berg¬
männisch-patriotischer Weise den Schwur der Treue bis
in den Tod zu halten als ihre Ehrenpflicht betrachten.
Zwischen der Saarbrücker Bergverwaltung und dem
Großherzoglich Oldenburgischen Fürstentum bestehen
bekanntlich die regsten Beziehungen. Eine sehr große
Anzahl Großherzoglich Oldenburgischer Untertanen aus
dem Fürstentum arbeitet auf den der Königl. Berg¬
werksdirektion unterstellten zahlreichen Werken, über
700 Knappen verteilen sich auf die verschiedenen Ort¬
schaften des Fürstentums, sodaß mit Einberechnung der
Familienangehörigen heute schon über 1500 Bewohner
des Fürstentums Birkenfeld direkt durch Arbeit aus den
Königl. Saargruben ihren Unterhalt gewinnen. Außer¬
dem besteht aber zwischen der Königl. Bergwerksdirektion
und den ihr unterstellten Verwaltungen einerseits, und
den Landwirten, Industriellen und Gewerbetreibenden
des Fürstentums anderseits ein lebhafter und ausge¬
dehnter Geschäftsver¬
kehr, da die Bergver¬
waltung das Fürsten¬
tum mit Steinkohlen
versorgt und aus dem
Fürstentum zahlreiche
land- und forstwirt¬
schaftliche Produkte in
großen Mengen bezieht.
Seine Königliche
Hoheit, der Großherzog
Friedrich, traf am
Sonntag, den 27. Juni
abends in Birkenfeld
ein, um in seinem dor-
tigenSchloßAufenthalt
zu nehmen. In seinem
Gefolge befanden sich
die Herren Staats¬
minister, Exzellenz
Scheer, Hofmarschall
Freiherr von Toll,
Rittmeister und Flügel-
adjudant von Wed-
d erkop und Geheimer
Kabinettsrat Meyer.
Auf ausdrücklichen
Wunsch Seiner Königl.
Hoheit war von be¬
sonderen Empfangs¬
feierlichkeiten durch
Vereine usw. Abstand
genommen worden. Am
folgenden Montag er¬
teilte der Großherzog
im Regierungsgebäude
zuBirkenfeldAudieuzen
und begab sich nach¬
mittags 3 Uhr nach
Dillingen zur Besichtigung des Dillinger
Hüttenwerkes, in welchem bekanntlich die Panzer¬
platten für unsere Kriegsschiffe hergestellt werden. Hier
wurde er begrüßt von Herrn Generalleutnant Exzellenz
v. Schubert, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, einigen
Mitgliedern und Direktoren desselben. Sofort nach
Ankunft wurde die Fabrikation der Panzerplatten be¬
sichtigt — der Großherzog interessiert sich bekanntlich
außerordentlich für das Floltenwesen — u. a. Guß
eines Stahlblockes, Auswalzen eines solchen zur Platte