Full text: 33.1905 (0033)

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die, so (Sott will, niemals wieder im Krieg ver- i 
wüstet werden; denn so jeder Deutsche seine Pflicht 
tut an seinem Vaterlande, sein Pein: begründet 
und seine Kräfte dem Vaterlande widmet, in jedem 
Stande und aus jedem Gebiete, so wird es uns auch 
vergönnt sein, das; unsere Einigkeit sich der lVelt 
nach außen so darstellt, wie es notwendig ist, danrit 
wir im Frieden leben, und ich bitte Gott, daß er 
nrich unterstützen wird, in diesem Werke, meinem 
Lande den Frieden zu erhalten, damit sich auch diese 
fleißigen Städte unter dem Schutze des Friedens 
und des kaiserlichen Schildes ausbreiten und ent¬ 
wickeln mögen. Denn die felsenfeste Überzeugung 
und das felsenfeste vertrauen habe ich, daß, da 
Gott will, da wir ein gutes Gewissen haben und 
nirgends Bändel suchen, er uns auch beistehen wird, 
sollte jemals init feindlicher Gewalt in unsere Fried- j 
fertigkeit eingegriffen werden. Zu Ihnen aber, 
verehrter Verr Bürgermeister, will ich meinem herz¬ 
lichen Dank und meiner Freude Ausdruck geben, daß 
es uns vergönnt ist, diesen Festsaal zu sehen. Ich 
bin fest überzeugt, daß die Bürgerschaft, die durch 
diesen Saal schreitet, von erinnerungsschweren Bildern 
ergriffen, niemals vom rechten Wege wanken wird 
und oaß ihre Liebe zu Thron und Altar, Vaterland 
und Kaiser immer gleich warmherzig schlagen wird." 
hierauf ließ der Aaiser sich die Stadtver¬ 
ordneten vorstellen. Besonderes Interesse wandte 
der Aaiser den historischen Gemälden zu und : 
ließ sich von dem Herrn Landrat Bötticher > 
und dein l^errn Bürgermeister Weidmann Er¬ 
klärungen zu diesen Bilder;; geben. 
Aurz vor Verlassen des Rathaussaales 
trugen die Majestäten sich in das dazu bereit 
liegende goldene Buch der Stadt Saarbrücken 
ein. Unter Hurrarufen und nicht enden¬ 
wollendem Jubel erfolgte die 
Abfahrt zum Wahnhofe 
durch die Schloß- und Eisenbahnstraße über 
die neue Brücke, in deren Mitte ein pracht¬ 
voller Triumphbogen errichtet war, der Saar¬ 
brückens Abschiedsgruß mit den Worten zum 
Ausdruck brachte: 
„Glück auf! Du edles Kaiserpaar, 
Dich grüßt Dein treues Volk der Saar!" 
Aurz vor 6 Uhr hatte das Infanterie- 
Regiment 70 mit Fahne und Musik vor dem 
Bahnhof Aufstellung genommen und sich an 
die Landwehrkompagnie angeschlossen. Zehn 
Minuten vor 6 Uhr traf der kaiserliche Magen, 
diesmal von einer Eskadron Ulanen eskortiert, 
wieder vor dem Bahnhof ein. Während des 
Vorbeifahrens an dem Aönigl. Bergwerks¬ 
direktionsgebäude widmete das Aaiserpaar 
wie bei der Ankunft dem herrlich geschmückten 
Gebäude und der Tribüne. Seine Aufmerk- 
sainkeit in hohen; Maße. Besonders die kleinen 
Berggnomen erfreuten sichtlich das Herrscher- 
paar, welches unerinüdlich grüßte und sich mit 
Händewinken verabschiedete. Der Aaiser 
winkte immerwährend freundlich mit der Hand, 
während die Aaiserin sich nach allen Seiten 
verneigte. Gleich darauf setzte der Aaiser- 
zug die Fahrt in der Richtung nach St. Ing¬ 
bert zu fort. 
Noch im Laufe des Tages wurde folgender 
Jank Ihrer Majestäten 
durch Anschlag veröffentlicht: 
„Se. Majestät der Aaiser und Aönig, sowie 
Ihre Majestät die Aaiserin und Aönigin hatten 
die Gnade, mir wiederholt und besonders noch 
zuletzt auf dem Bahnhof Allerhöchst Ihren 
wärmsten Dank für die überaus herzliche 
Aufnahme in den Saarstädten in den 
liebenswürdigsten Worten auszusprechen. Se. 
Majestät äußerte sich in hohem Maße aner¬ 
kennend über die ganz vorzügliche Haltung 
seiner Bergleute, der Ariegervereine und 
der übrigen Aorporationen. Es gereicht 
mir zur hohen Freude und Genugtuung, diesen 
Allerhöchsten Dank zur öffentlichen Aenntnis 
zu bringen. 
Der Agl. Landrat und f)olizeidirektor. 
Bötticher." 
Auf sämtlichen Gruben ließ der Vor¬ 
sitzende der Aöniglichen Bergwerksdirektion an 
die Bergleute durch Anschlag folgendes be¬ 
kannt machen: 
„Seine Majestät der Aaiser und 
Aönig haben die Gnade gehabt, wiederholt 
Allerhöchst ihre besondere Anerkennung über 
die vorzügliche Haltung seiner Bergleute 
bei der heutigen Spalierbildung auszusprechen. 
Ich bin stolz darauf, diese Anerkennung 
Sr. Majestät des obersten Bergherrn zur 
Aenntnis der Belegschaft der Aöniglichen 
Gruben zu bringen. 
Hilger, Geheimer Bergrat." 
Die freudigen Gefühle, die die ge¬ 
samte Bürgerschaft während der Anwesenheit 
Ihrer Majestäten und auch heute noch beseelt, 
sind mit Worten kaum wiederzugeben. Überall 
herrscht die innigste Freude darüber, daß Ihre 
Majestäten von den Ovationen, die Ihnen 
in den Saarstädten dargebracht, überrascht 
und hocherfreut worden sind. Der „Aaiser- 
tag", wie der Mai hier allgemein ge¬ 
nannt wird, legte beredtes Zeugnis für das 
warmherzige patriotische Gefühl ab, das die 
treuen patriotischen Bürger der Saargegend
	        
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