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die, so (Sott will, niemals wieder im Krieg ver- i
wüstet werden; denn so jeder Deutsche seine Pflicht
tut an seinem Vaterlande, sein Pein: begründet
und seine Kräfte dem Vaterlande widmet, in jedem
Stande und aus jedem Gebiete, so wird es uns auch
vergönnt sein, das; unsere Einigkeit sich der lVelt
nach außen so darstellt, wie es notwendig ist, danrit
wir im Frieden leben, und ich bitte Gott, daß er
nrich unterstützen wird, in diesem Werke, meinem
Lande den Frieden zu erhalten, damit sich auch diese
fleißigen Städte unter dem Schutze des Friedens
und des kaiserlichen Schildes ausbreiten und ent¬
wickeln mögen. Denn die felsenfeste Überzeugung
und das felsenfeste vertrauen habe ich, daß, da
Gott will, da wir ein gutes Gewissen haben und
nirgends Bändel suchen, er uns auch beistehen wird,
sollte jemals init feindlicher Gewalt in unsere Fried- j
fertigkeit eingegriffen werden. Zu Ihnen aber,
verehrter Verr Bürgermeister, will ich meinem herz¬
lichen Dank und meiner Freude Ausdruck geben, daß
es uns vergönnt ist, diesen Festsaal zu sehen. Ich
bin fest überzeugt, daß die Bürgerschaft, die durch
diesen Saal schreitet, von erinnerungsschweren Bildern
ergriffen, niemals vom rechten Wege wanken wird
und oaß ihre Liebe zu Thron und Altar, Vaterland
und Kaiser immer gleich warmherzig schlagen wird."
hierauf ließ der Aaiser sich die Stadtver¬
ordneten vorstellen. Besonderes Interesse wandte
der Aaiser den historischen Gemälden zu und :
ließ sich von dem Herrn Landrat Bötticher >
und dein l^errn Bürgermeister Weidmann Er¬
klärungen zu diesen Bilder;; geben.
Aurz vor Verlassen des Rathaussaales
trugen die Majestäten sich in das dazu bereit
liegende goldene Buch der Stadt Saarbrücken
ein. Unter Hurrarufen und nicht enden¬
wollendem Jubel erfolgte die
Abfahrt zum Wahnhofe
durch die Schloß- und Eisenbahnstraße über
die neue Brücke, in deren Mitte ein pracht¬
voller Triumphbogen errichtet war, der Saar¬
brückens Abschiedsgruß mit den Worten zum
Ausdruck brachte:
„Glück auf! Du edles Kaiserpaar,
Dich grüßt Dein treues Volk der Saar!"
Aurz vor 6 Uhr hatte das Infanterie-
Regiment 70 mit Fahne und Musik vor dem
Bahnhof Aufstellung genommen und sich an
die Landwehrkompagnie angeschlossen. Zehn
Minuten vor 6 Uhr traf der kaiserliche Magen,
diesmal von einer Eskadron Ulanen eskortiert,
wieder vor dem Bahnhof ein. Während des
Vorbeifahrens an dem Aönigl. Bergwerks¬
direktionsgebäude widmete das Aaiserpaar
wie bei der Ankunft dem herrlich geschmückten
Gebäude und der Tribüne. Seine Aufmerk-
sainkeit in hohen; Maße. Besonders die kleinen
Berggnomen erfreuten sichtlich das Herrscher-
paar, welches unerinüdlich grüßte und sich mit
Händewinken verabschiedete. Der Aaiser
winkte immerwährend freundlich mit der Hand,
während die Aaiserin sich nach allen Seiten
verneigte. Gleich darauf setzte der Aaiser-
zug die Fahrt in der Richtung nach St. Ing¬
bert zu fort.
Noch im Laufe des Tages wurde folgender
Jank Ihrer Majestäten
durch Anschlag veröffentlicht:
„Se. Majestät der Aaiser und Aönig, sowie
Ihre Majestät die Aaiserin und Aönigin hatten
die Gnade, mir wiederholt und besonders noch
zuletzt auf dem Bahnhof Allerhöchst Ihren
wärmsten Dank für die überaus herzliche
Aufnahme in den Saarstädten in den
liebenswürdigsten Worten auszusprechen. Se.
Majestät äußerte sich in hohem Maße aner¬
kennend über die ganz vorzügliche Haltung
seiner Bergleute, der Ariegervereine und
der übrigen Aorporationen. Es gereicht
mir zur hohen Freude und Genugtuung, diesen
Allerhöchsten Dank zur öffentlichen Aenntnis
zu bringen.
Der Agl. Landrat und f)olizeidirektor.
Bötticher."
Auf sämtlichen Gruben ließ der Vor¬
sitzende der Aöniglichen Bergwerksdirektion an
die Bergleute durch Anschlag folgendes be¬
kannt machen:
„Seine Majestät der Aaiser und
Aönig haben die Gnade gehabt, wiederholt
Allerhöchst ihre besondere Anerkennung über
die vorzügliche Haltung seiner Bergleute
bei der heutigen Spalierbildung auszusprechen.
Ich bin stolz darauf, diese Anerkennung
Sr. Majestät des obersten Bergherrn zur
Aenntnis der Belegschaft der Aöniglichen
Gruben zu bringen.
Hilger, Geheimer Bergrat."
Die freudigen Gefühle, die die ge¬
samte Bürgerschaft während der Anwesenheit
Ihrer Majestäten und auch heute noch beseelt,
sind mit Worten kaum wiederzugeben. Überall
herrscht die innigste Freude darüber, daß Ihre
Majestäten von den Ovationen, die Ihnen
in den Saarstädten dargebracht, überrascht
und hocherfreut worden sind. Der „Aaiser-
tag", wie der Mai hier allgemein ge¬
nannt wird, legte beredtes Zeugnis für das
warmherzige patriotische Gefühl ab, das die
treuen patriotischen Bürger der Saargegend