Full text: 23.1895 (0023)

. §9 ~ 
vermochte sie darum doch noch nicht zur Ruhe zu 
ſprechen. Endlich brachte man es in Erfahrung, wo 
Hermann sich befinde. Guter Dinge, so erzählte eine 
Nachbarin, site er drunten in der Krone und habe 
den Heimweg vergeſſen. 
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nicht beſſer, ſondern vielmehr noch schlimmer geworden. 
Als sie wieder ganz allein ſaß und in die milde 
Sommernacht hinausblickte ~ sie hatte das Licht ver- 
geſſen anzuste>den, oder es gefiel ihr heute einmal 
ausnahmsweiſe, ohne irgend eine Beſchäftigung dazu- 
ſißzen ~ ftieg Seufzer um Seufzer aus der gepreßten 
Bruſt empor. Das war's ja nicht, was ihr wehe that, 
daß er einmal unten sitzen blieb, aber die Heimlichkeit, 
die hinter dem allem stedte, und daß es ihm an Ver- 
trauen gegen die eigene Mutter gebrach, das wurmte 
ſié und ging ihrem Herzen bitterlich nahe. 
Vergebens wartete ſie auf ſeine Heimkunft. 
„Es iſt besser,“ ſagte ſie ſich, „er findet dich nicht 
mehr auf. Vorwurfsvolle Blicke könnten ihn erſt recht 
verſtockt machen.'' 
So suchte fie denn ihre Lagerſtatt auf. Vorher 
stellte sie ein Gede für den Sohn zurecht, ſeßte Brot 
und Käse auf den Tiſch und legte den gestern zurück- 
gewieſsenen Thaler neben ſeinen Teller. 
Bis gegen Mitternacht mußte sie wachliegen. Dann 
endlich that sich die Thüre auf. Aber die ſchweren 
Tritte Hermanns verweilten nicht im Wohnzimmer. 
Sie tappten gleich in ſeine Kammer weiter, und bald 
darauf drangen die tiefen Atemzüge des Schlafenden 
der Lauſcherin an das Ohr.
	        
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