Full text: 23.1895 (0023)

~ 06. . 
und in aller Folgezeit, wenn viele NKöpſe ' zu weiſem 
Rate zuſammen kommen. Herr Heinrich . börte : fie 
ruhig und geduldig an. Endlich ſprach er mit heiterm 
Ernſt: . „Liebe Freunde, von Herzen gern will ich 
Euch folgen. Eins nur wundert mich, daß noch keiner 
die rechte Braut genannt hat. Wen könnt' ich anders 
wählen, als" hier ſchlug ihm die Stimme vor 
Rührung um,.er mußte fich erſt wieder faſſen, eh' er 
fortfuhr „ als den Engel, den Gott ſelbſt mir zu- 
eſsührt und gewieſen hat ? Sie ſei .nicht ritterbürtig, 
f: ihr. Aber sie iſt eines freien Mannes Kind, 
und in ihrem jungen ſchönen Leibe, den sie für mich 
Armen hingeben wollte in den bittern Tod, wohnt die 
Seele einer Königin. Wo iſt ihresgleichen im Lande? 
auf Erden ? Die will ich nehmen uud keine andere, 
es ſei euch lieb oder leid !“ | .! 
Da neigten sich besiegt . die Hochgeborenen, ba 
UOG IO; 
rung, und alle riefen einhellig : „Glück zu! Sie ſoll 
uns willkommen sein! Sie ift adeliger denn wir !“ 
. Des Jaworts ſeiner Trauten war Herr Heinrich 
ficher. Denn auch mit ihr war eine fröhliche Ver- 
wandelung vorgegangen. So fromm und rein wie je, 
hatte fie doch das nonnenhafte Weien, in demütigem 
Erstaunen, sich löſen und abfallen ſehen, wie ein er- 
wachender Falter die Hülle, und dankbar erkennen 
lernen, daß auch die Erde ſchön und Sottes ift, daß 
man, wie selig im Herrn sterben, auch im Herrn leben 
und sich allerwegen freuen kann. So fträubte sie !; 
nicht, als der glänzende Zug kam, um sie, bräutlich 
geſchmückt, ſamt den Eltern und Geſchwiſtern abzuholen
	        
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