Full text: 23.1895 (0023)

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Beatrix hatte kein Wort geſprochen, nur voll Weh- 
mut und zugleich voll Bewunderung zum ſanften Ant- 
lit des edlen Dulders aufgeſchaut. Auch ihr Vater 
ſchwieg eine Weile, dann begann er: „„Herr, darf ich 
noch etwas fragen? Ich hab's ſchon längſt gern thun 
wollen, aber bisher nicht gewagt. Nun macht mir 
Eure ſanfte Freundlickkeit Mut. Habt Jhr auf Eurer 
Fahrt denn nirgends Troſt gefunden ? keinen Urzt, der 
Heilung verhieß ?" ; zus! : 
„Ja und nein,“ antwortete Herr Heinrich zögernd. 
„Die meisten ſchüttelten den Kopf. Auch die Weiſeſten 
zu Montpellier in Frankreich waren ratlos. Uber zu 
Salerno in Jtalien fand ich einen ersahrenen Meister, 
der gab mir ſeltſamen Veſcheid: ich wäre zu heilen 
und würde doch nicht geheilt. Ich ſprach: „Das klingt 
wie ein Rätſel. Ist das Mittel ſo ſchmerzhaſt ? Ich 
bin jung und tapfec, zu allem bereit. Braucht Meſjer 
und Feuer, ich will nicht zucken.“ „Es gehört Urznei 
dazu,“ sagte er geheimnißvol. „Jch bin reich; mag 
fie noch ſo kostbar und ſelten ſein, ich zahle den Preis !‘ 
rief ich. „Sie läßt ſich nicht kaufen, und deshalb 
blettt Ihr ungeheilt,“" erwiderte der weiſe Mann. Und 
er hat recht." : 
„Wie das?" sragte der Meier staunend. „Was 
iſt denn dieſe ſeltſſame Arznei? Jhr habt ihn doch 
darnach gefragt ?“ 
„Allerdings, antwortete Heinrich, „doch was hilft's, 
daß wir davon reden?” uber da der Meier nicht 
nachließ. ſo ſagte der Ritter endlich: „Auf mein in- 
ständiges Bitten und Drängen hin offenbarte mir der 
Arzt: Wenn eine reine Jungfrau, ohne Ueberredung 
und Hwang, aus herzlicher Liebe 1hr Leben ſür Euch 
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