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Q Die erste Entdeckung seines Leidens ‘befremdete und
erſchre>te ihn zwar ſchon höchlich, aber noch ſträubte
er ſich, das Schlimmste zu glauben. Wie ſollte er,
der geſunde, reinliche junge Mann, zu der éklen Miſel.
ſucht kommen, von der er auf seinen Fahrten nach
Welſchland wohl gehört, aber mit eignen Augen noch
nichis gesehen hatte ? Doch plötlich fiel ihm ein Ge.
danke ſchwer aufs Herz. Er hatte jängsl, mit den
Vorbereitungen zu ſeinem Feste beſchäftigt, von einem
fremden Kaufmann ein kostbares perſiſches Gewebe
erstanden und verſuchsweiſe getragen, ſollte das der
Träger des Giſtstoffes geweſen ſein ? Jngrimmig warf
er das weiche Seidenhemd ins Feuer und wuſch sich
die Hände. Dann ſuchte er ſich wieder Troſt einzu-
reden. Es wird ein harmloſer Ausſchlag ſein und
in ein paar Tagen vergehen. Und doch wagte er nicht
andere Leute zu fragen, aus Furcht ctwas anderes zu
hören. Er faſtete, nahm ein Bad, legte fich zu Bette
und ließ jeden Beſuch abweiſen. . Ein ordentlicher
Schweiß, und alles iſt wieder qut. Aber die forſchenden
Blicke ſeiner Diener waren ihm peinlich. Und als es
ſchlimmer ward statt beſſer, als das Fieber ihn ſchüttelte,
die Bläschen sich mehrten und um ſich ſraßen, da half
kein Beſchönigen und Vertuſchen mehr. Der Alrzt
wurde geholt, und wie ein Todesurteil klang sein
Ulusjpruc:. „Es iſt die Miselſucht, und ich bin macht-
os gegen sie.“
Die böſe Kunde verbreitetete fich mit Blitesſchnelle.
KHwei Vettern und ein Freund, die wochenlang frohe
Gäfſte auf der Burg Aue geweſen waren, ließen dem
Ritter ihre beſten Wünſche und Grüße vermelden und
brachen schleunigst auf. Man brauchte keinen Beſuch