Full text: 23.1895 (0023)

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Q Die erste Entdeckung seines Leidens ‘befremdete und 
erſchre>te ihn zwar ſchon höchlich, aber noch ſträubte 
er ſich, das Schlimmste zu glauben. Wie ſollte er, 
der geſunde, reinliche junge Mann, zu der éklen Miſel. 
ſucht kommen, von der er auf seinen Fahrten nach 
Welſchland wohl gehört, aber mit eignen Augen noch 
nichis gesehen hatte ? Doch plötlich fiel ihm ein Ge. 
danke ſchwer aufs Herz. Er hatte jängsl, mit den 
Vorbereitungen zu ſeinem Feste beſchäftigt, von einem 
fremden Kaufmann ein kostbares perſiſches Gewebe 
erstanden und verſuchsweiſe getragen, ſollte das der 
Träger des Giſtstoffes geweſen ſein ? Jngrimmig warf 
er das weiche Seidenhemd ins Feuer und wuſch sich 
die Hände. Dann ſuchte er ſich wieder Troſt einzu- 
reden. Es wird ein harmloſer Ausſchlag ſein und 
in ein paar Tagen vergehen. Und doch wagte er nicht 
andere Leute zu fragen, aus Furcht ctwas anderes zu 
hören. Er faſtete, nahm ein Bad, legte fich zu Bette 
und ließ jeden Beſuch abweiſen. . Ein ordentlicher 
Schweiß, und alles iſt wieder qut. Aber die forſchenden 
Blicke ſeiner Diener waren ihm peinlich. Und als es 
ſchlimmer ward statt beſſer, als das Fieber ihn ſchüttelte, 
die Bläschen sich mehrten und um ſich ſraßen, da half 
kein Beſchönigen und Vertuſchen mehr. Der Alrzt 
wurde geholt, und wie ein Todesurteil klang sein 
Ulusjpruc:. „Es iſt die Miselſucht, und ich bin macht- 
os gegen sie.“ 
Die böſe Kunde verbreitetete fich mit Blitesſchnelle. 
KHwei Vettern und ein Freund, die wochenlang frohe 
Gäfſte auf der Burg Aue geweſen waren, ließen dem 
Ritter ihre beſten Wünſche und Grüße vermelden und 
brachen schleunigst auf. Man brauchte keinen Beſuch
	        
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