Full text: 23.1895 (0023)

Er genoß sein junges Leben, in Hucht und Ehren, 
mit vollen Hügen. Oft hallte der Rittersaal seiner 
gaſstlichen Burg von dem Jubel und Geſsange ſeiner 
Vettern und Freunde wieder bei fröhlichem Gelage; 
fahrende Sänger waren willkommen mit ihren Liedern 
und ihrem Saitenſpiel, worauf sich der junge Schloß- 
herr auch ſelber wohl verſtand, aber auch andere Gäâſte, 
müde Pilger und arme Wanderer, fanden freundliche 
Aufnahme. Oft zog er ſelbſt hinaus zu ſeinen Kumpanen, 
zum edlen Waidwerk, zu einem Turnier. Jeder neue 
Tag brachte ihm neue Luſt in angenehmer Abwechſelung. 
Und wie er ſelbſt sich ſeines Glückes freute, ſo ſah er 
auch gerne frohe Gefichter um sich. Er konnte ja in 
Herrlichkeit und Freuden leben, ohne seine Leute zu 
drücken, ſo war er ihnen denn ein gnädiger Herr, und 
Urmen und Notleidenden gegenüber, wenn ſsie die 
richtige Stunde traſen, mild und großmütig. 
Das hatte ſich in einem besonderen Falle ſchon 
gleich zu Anfang seiner Herrſchaſt gezeigt. Auf einem 
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gelangt. Dort bot sich ihm ein überraſchender Anblick 
dar. Ein kräftiger Mann häuſte Holz auf, das zwei 
Buben ihm eiſrig zutrugen; unter einer Kuh hockte 
ein Weib und molk; ein müder Gaul weidete friedlich 
das würzige Gras ab; vorn auf einem mit Leinwand 
überdachten Wagen aber ſaß ein feines Mägdlein von 
etwa zehn Jahren mit ſchönen tiefsinnigen Augen und 
wiegte auf ihren Armen ein kleines unruhiges Schwester- 
lein. Es waren, wie Herr Heinrich auf ſeine ver- 
wunderte Fragen erfuhr, arme Flüchtlinge aus dem 
Bayrischen, durch Krieg aus der Heimat vertrieben
	        
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