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macht, um zu erraten, ob das Telegramm eine gute oder
eine ſchlechte Nachricht gebracht hat. Aber der Feldmarſchall
macht gar kein Gesicht, oder vielmehr er macht immer das-
ſelbe Gesicht, ſodaß man nichts daraus leſen kann. Doch
weiter. Wenn nun der Feldmarschall wieder angefangen hat
zu eſſen, ſo geht die Thür auf und eine Ordonnanz bringt
ein zweites Telegramm. Der Feldmarschall lieſt. es und
legt es beiſeite. Und ſo kommen während ſeiner Mahlzeit
oft 15-20 Telegramme. So lange er ſie beiſeite legt und
weiter ißt, ſteht ales gut. Weun er aber bei einem Tele-
gramm ſchnell aufsteht, das Eſſen ſtehen läßt und hinaus-
geht dann ist irgend etwas nicht richtig oder eine Gefahr
im Anzuge.“
UL rd in d er Perr icke. In den Geſprächen
zwiſchen Crispi und Bismarck, von denen das Reiſe-Tagebuch
des Italieners Mayor berichtet, kam faſt naturgemäß auch
die Kahlköpfigkeit auf s Tapet. Bismarck's Schwiegerſohn,
Graf Rantau, schon ſeit ſeinem achtzehnten Lebensjahre im
Besitze einer vollkommen ausgewachſenen Glahe, konnte unter
Hinweis auf die glatten Schädel. Bismarck's, Crispi's und
des Botſchafters de Launay ſagen, die Kahlköpfigkeit ſei ſehr
chic. Fürſt Bismarck rühmte sich, daß er wenigstens drei-
mal ſo viel Haare als General Moltke trage. „Der große
Stratege trägt eine Perrücke, aber eine ſolche, die niemand
zu täuſchen vermag. – Wenn ich eine Perrücke trüge, ſo
würde ich allen meinen Launen freien Lauf laſſen, Perrücken
von jeder Gattung tragen, lange, kurze, mittelgroße . . .
Ich möchte einen Tag blond und dann wieder braun ſein . . .
Eine Perrücke iſt in meinen Augen nicht eine Fiktion, ſon-
dern einfach eine Haube . . . eine Haube aus Haaren, ſtatt
aus Schafwolle, Seide oder Baumwolle. Ich würde die
Perrücke alſo als Haube tragen . . . Nun denn, man kann
Hauben verſchiedener Art haben, wärmere, leichtere . . .
Fragen Sie nur die Damen . . .“ Hier unterbrach ihn
Gräfin Ranpßau: „Lieber Vater, möchten Sie uns nicht er-
zählen, was Sie eines Tages voc dem Prinzregenten mit