Full text: 22.1894 (0022)

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Beſuchs erstaunt die Hände zuſammen, aber Arnold 
befahl entſchloſſen: „Nur nicht lange gefackelt, Engel- 
<en! Schnell Kaffee herbei und heiße Milch, und 
Yrot und weichgekochte Eier, oder was Du ſonſt zu 
eſſen haſt für Leute, die halberfroren und verhungert 
ſind ~ flieg’, Engelchen, flieg' !“ 
Sie lachte, jührte die Gäſte in die Stube, nötigte 
Mutter und Kind auf das breite Sofa, ein Geſchenk 
ihrer früheren Herrin, und ging ſelbſt in die Küche. 
Urnold guckte derweil prüfend in ſein Geldtäſchchen 
und reichte mit edler Selbſtverleugnnug den Männern 
ein Trinkgeld ~ er ſ <wamm trotz anständigen Taſchen- 
geldes ſelten in Ueberflußk. Sie sträubten sich ehren- 
halbex ein wenig, nahmen's ſchließlich aber doch und 
trollten sich, „um ein Glas auf die Geſundheit des 
jungen Herrn zu trinken.“ Es iſt kein Grund vor- 
handen, zu bezweifeln, daß ſie dieſes Verſprechen red- 
lich ersüllt haben. 
Wärme, Speiſ' und Trank fachten allmählich die 
Lebensgeister der beiden Armen wieder an, ſo daß sie 
eiwas Näheres berichten konnten. Sie waren von 
der Ruhr gekommen, um einen Verwandten aufzu- 
ſuchen, der aber, wie sie zu ihrer Bestürzung erfuhren, 
ſchon vor einem halben Jahre auf's linke Rheinufer, 
nach Kreſeld oder Rheydt verzogen war. Ihre paar 
Pſennige reichten nicht einmal zur Rückfahrt in der 
vierten Klaſſe der Bahn hin, ſo daß sie sich zu Fuß 
auf den Heimweg machten, auf Gott und gute Leute 
vertrauend. Der furchtbare Sturm hatte fie geſtern 
Noryer ly die Hütte getrieben und dort waren fie 
eingeſchneit. . ; 
Mitleidig hörten Engelchen und Arnold zu. „Heute 
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