Full text: 20.1892 (0020)

— 87 — 
und mit tadellos hofmännischer Manier ausgeführten 
Reverenzen nahm, und atmete erst erleichtert auf, ol¬ 
des Königs Unmut sich in dem kurz abgerisienen Bor- 
wurf Luft machte: „Nun, Hexen nicht hier gewesen, 
haben mich wohl vergesien, he?!* 
Der Geheimkämmerer atmete auf, daß er nun 
wenigstens die Ursache zu des König« Unmut erfahren, 
daß die Schuld nicht ihn, sondern die Hexen treffe. 
Er war diesen deshalb auch recht von Herzen dankbar 
und übernahm eS, ihnen die verlorene Gunst deS 
Königs nach Kräften zurück zu erobern; er wagte des¬ 
halb zu bemerken: 
Vergessen wohl nicht Majestät; Majestät find heute 
ungewöhnlich früh ausgestanden, und da find die Hexen 
wohl noch nicht heran. Es ist ein weiter Ritt vom 
Blocksberg nach Berlin, und da werden fich die Hexen 
wohl verspätet haben. 
Der improvisierte Scherz hatte seine Schuldigkeit 
gethan; der König lachte und entschied: Noch warten. 
Der Geheimkämmercr aber verständigte sofort einen 
Diener, der in fliegender Hast zur Silberkammer 
hinunter stürzte, um dort dar Füllhorn seine- Zorne-, 
da- auf der absteigenden Stufenleiter bekanntlich 
wesentlich an Inhalt zunimmt, über die anwesende, 
nichts ahnende Silberwäscherin ausschüttete: Aber um 
Himmels Willen, Fräulein A., Sie haben ja die 
Hexcnbouquets vergesien; wie können Sie nur so un¬ 
aufmerksam sein, Majestät find ganz aufgebracht über 
diese Rücksichtslosigkeit, u. s. f. 
Was denn für Hexenbouquets? fragte die An¬ 
geredete, als der eifrige Diener endlich eine Pause in 
seiner Strafpredigt machte. 
7
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.