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und mit tadellos hofmännischer Manier ausgeführten
Reverenzen nahm, und atmete erst erleichtert auf, ol¬
des Königs Unmut sich in dem kurz abgerisienen Bor-
wurf Luft machte: „Nun, Hexen nicht hier gewesen,
haben mich wohl vergesien, he?!*
Der Geheimkämmerer atmete auf, daß er nun
wenigstens die Ursache zu des König« Unmut erfahren,
daß die Schuld nicht ihn, sondern die Hexen treffe.
Er war diesen deshalb auch recht von Herzen dankbar
und übernahm eS, ihnen die verlorene Gunst deS
Königs nach Kräften zurück zu erobern; er wagte des¬
halb zu bemerken:
Vergessen wohl nicht Majestät; Majestät find heute
ungewöhnlich früh ausgestanden, und da find die Hexen
wohl noch nicht heran. Es ist ein weiter Ritt vom
Blocksberg nach Berlin, und da werden fich die Hexen
wohl verspätet haben.
Der improvisierte Scherz hatte seine Schuldigkeit
gethan; der König lachte und entschied: Noch warten.
Der Geheimkämmercr aber verständigte sofort einen
Diener, der in fliegender Hast zur Silberkammer
hinunter stürzte, um dort dar Füllhorn seine- Zorne-,
da- auf der absteigenden Stufenleiter bekanntlich
wesentlich an Inhalt zunimmt, über die anwesende,
nichts ahnende Silberwäscherin ausschüttete: Aber um
Himmels Willen, Fräulein A., Sie haben ja die
Hexcnbouquets vergesien; wie können Sie nur so un¬
aufmerksam sein, Majestät find ganz aufgebracht über
diese Rücksichtslosigkeit, u. s. f.
Was denn für Hexenbouquets? fragte die An¬
geredete, als der eifrige Diener endlich eine Pause in
seiner Strafpredigt machte.
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