Full text: 20.1892 (0020)

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„Das braucht's net;" meinte die Wirtin, „wenn 
er net reden mag, nacher soll er's bleiben lasien. 
Gel' Resl?" 
„Freilich!" erwiderte das Mädchen und erhob sich 
vom Sitze, denn wir fuhren eben in die Station ein. 
Ich grüßte den Apotheker und verließ mit den 
ländlichen Damen dos Coup6, um meinen Besuch im 
ehemaligen Chorherrnstiste Weyarn zu machen. Die 
Wirtin und Resl grüßten mich noch freundlich und 
schlugen den Weg nach Reichersdors ein. 
Der Zug dampfte die Steige nach Darching hinauf, 
während ich den hübschen Weg in den Mangfallauen 
wanderte und über die Erlebnisie dieses Vormittags 
im Eisenbahn-Coup« dritter Klasse nachdachte. 
Der Wetterprophet mit dem Riesenhut hatte be- 
züglich der Witterung recht; als ich am andern 
Morgen erwachte, waren die Berge angeschneit und 
bei kaltem Regenwetter verließ ich nachmittag-' das 
stille Weyarn. 
Wie ich bei einem späteren Besuch in der Um¬ 
gebung von Schliersee erfahren, hat der schwere Reiter 
eine vermögliche Baucrntochter vom Tegernsee-Thal 
geheiratet, die Resl aber wartet noch aus einen 
Bräutigam ohne Schwiegermutter. — Und der hübsche 
Forstmann? — Ja, lieber Leser, derselbe ist inzwischen 
versetzt worden und seine Bekannten in Schliersee 
glauben, daß er nur die Beförderung zum Oberförster 
abwartet, um die schöne Erzieherin als sein liebes 
Weib in's heimliche, tannenumrauschtc Forsthaus zu 
führen. Hoffentlich wird d»e Erziehung ihrer eigenen 
Kinder beffer gelingen, als die durch zu große Nach- 
sicht der Mutter erschwerte in der Majorsfamilie.
	        
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