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fahrt erwartete. Als sie den dicken Privatier sitzen
sah, rief sie freudig:
„Jessas! Der Herr Schnoflberger is aa da! —
Ja grüiß Enk Gott, kennt's die Wirtin vo Seeham
nimmer'?* Dabei bestieg sie keuchend daS Coupü und
nahm an des Wurzensepp Stelle, der ausgestiegen
war, Platz.
Auch lch wollte bis zum Abendzug in Miesbach
bleiben, zog jedoch vor nach Thalham zu fahren und
von dort den hübschen Weg nach Weyarn hinaus zu
gehen und dort zu übernachten.
Der Privatier begrüßte die Frau ziemlich kalt;
er dachte wohl nicht mehr daran, daß die Wirtin
früher gar viel in seinem Spezereiladen bestellt und
ihn in der Sommerfrische mit Familie auf's Freund»
liebste bewirtet hatte. Herr Schnoflberger war ja kein
Spezereihändler mehr, sondern Pnvatier und Alpen-
Vereins-Mitglied.
,No,* fragte die gesprächige Wirtin, ,wia geht's
der Frau und die Kinder, Herr Schnoflberger.*
»Alles wohl!" erwiderte der Angeredete und gähnte.
„Geh', Wirtin", tagte dos hübsche Mädchen, „plag
Di mit dem faden Herrn net, der hat sich am Wendel-
stoa an Humor verstaucht."
Die Wirtin lachte, der Privatier aber sagte zu
seinem Reisekollegen:
„Warum sind wir nicht zweiter Klaffe gefahren,
jetzt sehen Sie, daß ich recht batte."
„Sie sind durch die verunglückte Bergpartie ver-
stimmt, lieber Schnoflberger," erwiderte der Freund,
„sonst würden Sie als Landsmann dieser Leute nach¬
sichtiger sein."