Full text: 20.1892 (0020)

gereizt. .Geht er vor Tisch aus, so ist er Punkt 
acht -um Abendbrot wieder daheim; geht er nach 
Tisch, so kehrt er spätestens mit dem Schlage zehn 
zurück, das ist die Bürgerstunde, und bis dahm kann 
man lange genug auf der Bierbank gesessen haben, 
wenn man nun doch einmal dem Wirte daS gute Geld 
zuschleppen will. Das vergebliche Warten, das Warm¬ 
halten der Speise ist unangenehm.- 
.Ganz recht-, stimmte Meister Schräder ihr freund¬ 
lich zu. .und deshalb bitte ich Dich, in Zukunft weder 
mit dem Essen noch sonst auf mich zu warten. Ich 
binde mich zwar im allgemeinen ganz in Deinem Sinne 
an die Hausordnung und habe mich auch heute nur 
um zwölf Minuten verspätet. Aber an gelegentlichen 
Ausnahmen wird'- kaum fehlen — die Zeit läuft un¬ 
begreiflich schnell dahin bei einem guten Trunk und 
fröhlichen Gespräch.- 
Seine gleichmäßige Ruhe ärgerte sie mehr, als 
zorniges Aufbrausen gethan haben würde. Bei nächster 
Gelegenheit klagte sie der Mutter einmal ihr Leid. 
Diese zuckte die Achteln: .Ergieb Dich, darein mit 
Geduld!- 
.Könnt' er nickt hübsch daheim bleiben, eine Pfeife 
rauchen, ein GlaS Bier billiger trinken und mit mir 
plaudern?- 
.Gewiß, das möchte bester sein. Aber die meisten 
Männer machen'- wie er, und ich verdenk'- ihnen 
nicht einmal sehr. Sie wollen einmal andere Ge¬ 
sichter sehen. Haus- und Geschäftssorgen für eine 
Weile vergesten, ein harmlos Wort mit Freunden 
reden — wenn fie's nicht gar zu toll treiben, keinen 
Rausch mit heimbringen, so mästen wir armen Weiber
	        
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