Full text: 1.1873 (0001)

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Elise schluchzte, die Strafe wirkte um so mehr, je ' 
iveniger man sie von einem so zierlichen und zarten j 
Geschöpfe hätte erwarten sollen. 
„Ich weiß, du bist noch nicht ganz verdorben," ! 
fuhr das Stimmcheu fort: „du fassest manchmal gute j 
Vorsätze, aber wie lange willst dir die Ausführung ! 
verschieben? Bis dein armer Mann so still und starr ! 
vor dir liegt, wie das arme Kind, dem du mich ! 
schenken wolltest, auf seinem Bettlein?" i 
Das war zu viel, flehend hob Elise ihre Hände 
ans: „O sag' das nicht! o sag' das nicht!" schluchzte 
sie unter Thränen; „ich will ja gern anders werden, 
heute noch!" 
„Du willst?" rief die Puppe fröhlich; „Topp, 
dann , helf' ich dir! Und wenn du mir folgst, so bist 
du von morgen ab wieder ein glückliches Weib!" 
„Was soll ich thun?" fragte Elise, durch den zu¬ 
versichtlichen Ton tvunderbar gestärkt. 
„Setz' einen großen Kessel mit Wasser auf," befahl 
das Puppchen, ,,rasch! eins, zwei, drei! — Hol' Kü¬ 
bel und Seife, Besen und Bürste herein! Recht! Und 
nun paß auf!" Sie tvarf nur ein Schäuflein Kohlen 
in's Feuer, aber sie legte tvohl einen besondern Segen 
darauf, denn lustig prasselte die Flamme, und schon' 
begann das Wasser zu dampfen. Die Puppe streifte 
die Aermel ihres schönen Kleidchens in die Höhe und 
füllte dann den Kübel zur Hälfte. Darauf trat sie in 
die Kammer, die staunende Elise ging natürlich mit. 
Licht brauchte sie keius, von dem Edelsteine auf ihrer 
Brust strahlte genug saufte Helligkeit aus. „Ach, wie 
sehen die armen Kinder aus!" rief sie, — und die 
nachlässige Mutter erröthete. „Und auch das Bett. —
	        
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