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diese Versammlung, die Art der Einberu
fung, sowie des Delegiertensdilüssels an
der Saar niemand verantwortlich gemacht
werden kann. Für diese Versammlung
zeichnet die Internationale verantwortlich
und ich werde mir erlauben, Ihnen zu
sagen, warum.
Die Zusammenarbeit war in der letzten
Zeit im Vier-Mann-Ausschuß alles eher,
als gut. Wir haben uns deshalb entschlos
sen, auch nach Rücksprache mit dem
Deutschen Gewerkschaftsbund, vom pro
visorischen Vorstand zu verlangen, daß —
ganz gleich, wie die Dinge stehen, — die
Generalversammlung gemacht wird, mit
dem ausdrücklichen Bemerken, daß sie 1.
depaokratisdi sein muß und 2. die Bestre
bungen beider Gruppen, auf diesem Kon
greß die Macht an sich zu reißen, unter
allen Umständen ausgeschaltet werden.
Für uns war nun die große Frage:
Wie soll es gemacht werden!
Eines steht fest, nicht die 40 000 Mitglie
der des ehemaligen I. V. Bergbau können
auf dieser Generalversammlung reden,
sondern nur die 13 000, die jetzt Mitglie-
^ der sind und deshalb allein schon konnte
* der alte Schlüssel nicht angewendet wer
den.
Eine alte Erkenntnis aus dem Auf und
Ab des menschlichen Lebens, sagt überall
und in allen Berufsgruppen das Gleiche:
Wer 100% seine Pflicht erfüllt, hat An
spruch auf 100% Recht.
Wer 50% Pflicht erfüllt, hat Anspruch
auf 50% Recht.
Wer 2 Franken bezahlt, kann nicht um
[ 10 Franken reden, und wer überhaupt
nichts bezahlt, kann dort, wo Menschen
Zusammenkommen, die alle bezahlen,
überhaupt nichts reden!! (Beifall)
Hierbei muß noch gesagt werden, daß
unser Bestreben dahinging, nur solche
Kollegen zur Generalversammlung ein
zuladen, die dem Aufbau positiv gegen
überstehen und nichts zerstören!
Die Voraussetzungen zur Generalver
sammlung waren nicht die, wie bei der
Bildung des Vier-Mann-Ausschusses an-
ijk genommen wurde. Es mußten deshalb für
diese Versammlung auch andere Maßnah-
f men für die Beschickung ergriffen wer
den. Nach langen Beratungen glaubte
man, dem Saarbergmann am ehesten
Rechnung zu tragen, wenn dieser Kongreß
nach deutschem Muster organisiert und
beschickt wird, und daran haben wir uns
gehalten.
Wenn wir auch nach Auffassung vieler
die Statuten verletzt haben, in diesem Zu
sammenhang erlaube ich mir eine Frage
an den Kongreß zu richten: Wurde der
Demokratie Rechnung getragen oder
nicht??
Wer sich aber im Geheimen Felle ver
siedet hat und nun nicht weiß, wo sie
sind, dem sag' ich's auf diesem Kongreß:
Die sind alle weggesdiwommen!!
Nicht die Angst vor den Ortsgruppen
männern war es, den Kongreß so zu or
ganisieren, wir haben viele als Gastdele
gierte eingeladfen, um ihnen zu zeigen,
wie es auf diesem Kongreß zugeht, —
sondern der Wille, irgendein Ergebnis,
ganz gleich, wie es aussieht, auf demo
kratische Art zu erreichen.
Ich ersuche Sie deshalb, die Beschickung
von diesem Standpunkt aus zu betrach
ten!.
Ich empfehle aber allen, die bewußt
gegen den Aufbau sind, sich in Zukunft et
was anderes auszusuchen, denn die Sta
tuten sind den meisten unbekannt; denn
alle — auch Funktionäre, mit denen ich
darüber sprach — kennen alle nur diesen
einen Paragraphen, während ihnen an
dere, weit wichtigere Paragraphen aus
der Geschäftsordnung völlig unbekannt
MARGARINE
sind. Wer mit offenen Augen in das Le
ben bildet, dem kann also die Absidit die
hier vorliegt, nidit entgehen.
Zum Absdiluß dieser Frage: Denken
Sie an die Sorgen, Nöten und Wünsche,
Hoffnungen Ihrer Kollegen im Inneren
der saarländischen Erde! Denken Sie an
all das Leid, das entgegen allen gesetz-
lidien Bestimmungen und gegen alles
menschliche Wollen immer wieder unse
ren Berufsstand erfaßt und Sie werden
sehen, wie belanglos dieser Paragraph
ist, um den hier gestritten wird.“
Und noch einige Sätze, die sich jeder
Gewerkschafter ins Stammbudi schreiben
sollte:
,,Kollegen, die Zeit ist hart. Ein Ge
werkschaftsführer, der nicht imstande ist,
seinen ^lilgliedern auch manchmal die
Schattenseiten zu zeigen, spielt mit fal
schen Karten!!
Wir wollen alle unsere Rechte wahr
nehmen, die wir haben, aber der Gewerk
schaftsführer muß auch von den P f 1 i ch-
ten sprechen, die wir haben!!“
Kollege Kaiba schloß seine Ausführun
gen auf dem Verbandstag mit folgenden
Worten:
„Zu der Wahl des neuen Vorstandes
möchte ich Ihnen folgendes sagen: Ver
suchen Sie, die Besten zu wählen! Eine
Bitte habe ich an Sie: Wählen Sie keine
Redner, denn geredet ist genug worden!
Schauen Sie nicht darauf, ob der Funk
tionär reden kann, oder nicht, sondern
schauen Sie auf seinen Charakter, schauen
Sie auf seinen Willen! Und dann stellen
Sie ihn an den Platz. Und wenn Sie ihn s
unterstützen, braucht er garnicht viel re
den können!
Es muß gelingen, für Sie das zu errei
chen, was Sie alle miteinander anstreben!
Glück auf!!''
Der in geheimer Abstimmung gewänlta
Vorstand des I. V. Bergbau setzt sich
wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender:
2. Vorsitzender:
Beisitzer:
Sekretäre:
Vertreter der
Kraftwerke:
Jugendvertreter:
Gör gen Jakob;
W i 11 i n g Karl;
Scholler Otto;
Klein Johann;
Stief Heinrich;
Schmitt Johann;
Krausbeck Ludwig;
Fries Willi;
Schmitt Hermann;
Licht Alois;
Maas Paul;
Meiser Willi;
Wohlfahrt Rudi.
Nach der einstimmigen Annahme meh
rerer Resolutionen, die unter anderem
die Mitbestimmung, die Sicherung des Ar
beitsplatzes, die Sicherung des Lohnes
und die Altersversorgung zum Gegen
stand haben, wurde der eindrucksvolle
Kongreß des I. V. Bergbau geschlossen.
Audi wir rufen dem neukonstituiei ten
Verband ein herzliches Glück-Auf zu!
*
Erklärung des Landesvorsiandes
der Einheitsgewerkschaft
Die Unterzeichneten erklären als Mit
glieder des Landesvorstandes der Ein
heitsgewerkschaft die in der „Freie Saar
presse“, Jahrgang 2 Nr. 4, von Anfang
Februar 1954 erschienene Notiz „Skandal
in der Botsdiaft", wonach die Einhcuts-
'gewerkschaft von der Abtl. Gewerkschaf
ten der französisdien Botschaft in einigen
Monaten einen Betrag von 16 Millionen
Franken erhalten habe und vor Weih-
naditen an führende Funktionäre der
Einheitsgewerkschaft, die die französische
Politik betreiben, ein Betrag von 10 Mil
lionen ffrs. verteilt worden sei, als eine
gemeine Verleumdung.
Als Landesvorstand der Einheitsgewerk
schaft erklären die Unterzeichneten und
jeder einzelne für sich, und als Funk
tionär seines Verbandes, von der Abt. Ge-
werksdiaften bei der französischen Bot
schaft keinerlei Mittel erhalten zu halten.
Saarbrücken, den 6. April 1954.
Die Unterzeichneten: gez. Rauch, Schäler,
John, Heinz, Conrad, Weiter.