Full text: 1954 (0009)

ferforderlich isf, als Ober die Kapifalzusammen- 
bänge in den saarländischen Beirieben häufig 
kein klares Bild gegeben ist, das aber die 
Arbeitnehmerschaft unbedingt gewinnen will 
und auch gewinnen muh/ da es ihr durchaus 
nicht gleichgültig sein kann, wie die Verhält 
nisse an ihrem Arbeitsplatz gelagert sind. 
D. h. also mit anderen Worten, dah im Rah 
men der Mitbestimmung auch die Kontrolt- 
funktion der Betriebsräte weitgehend ausge 
baut werden muh- Diese Funktion stellt für 
die Arbeitnehmerschaft an der Saar geradezu 
eine Existenzfrage dar, da die bestehenden 
Gesetze den Unternehmer durchaus nicht hin 
reichend zur Publizität verpflichten. « 
In seiner Neujahrsansprache hat unser saar 
ländischer Ministerpräsident, • Herr Johannes 
Hoffmann, erklärt, dah wir einer sozialen 
Betriebsgemeinschaft zustreben wollen. Wir 
sagen ja zur sozialen Betriebsgemeinschaft, 
wenn darunter verstanden wird, was man 
einzig u. E. nach darunter verstehen darf, 
dah im Betriebe die Interessen der Be 
legschaft weitgehend gewährleistet sind 
und dah die Unternehmungen in erster Linie 
im Interesse der gesamten Volkswirtschaft ge 
leitet werden, und nicht nur dem Profitstreben 
einer dünnen Oberschicht dienen. 
Wir glauben, dah nun der Worte • genug 
gewechselt sind und wollen endlich Taten 
sehen! Ob das Schreiben, das wir nachstehend 
veröffentlichen, der Auftakt zu Taten ist? 
* 
Landtag des Saarlandes 
Ausschuh für Sozialpolitik 
Tageb. Nr. 3170/53 Ba/Ma 
Saarbrücken, den 24. 12. 1953 
i Alleestrahe 7 
An die ^ 
Frau Vorsitzende 
der SPS-Landtagsfraktion 
im Hause 
B e t r.: Beratung des Betriebsräfegesefzes.' 
Bezug: Sitzung des Ausschusses für Sozial 
politik vom 16. Dezember 1953. 
Sehr geehrte Frau Vorsitzende 1 
Der Ausschuh für Sozia Politik hat sich in 
keiner Sitzung vom 16. Dezember 1953 mit 
dem Entwurf eines Betriebsrätegesetzes be 
jaht und folgendes beschlossen: 
Der Ausschuh für Sozialpolitik stellt fest, 
dah die SPS-Landtagsfraktion die Beratung 
des Betriebsrätegesetzes abgeschlossen hat. 
Er stellt weiter fest, dah die .".beit der 
von der CVP-Landtagsfraktion gebildeten 
Kleinen Kommission zur Beratung des Be- 
triebsräfegesetzes ebenfalls abgeschlossen 
ist und zu erwarten steht, dah die CVP- 
Fraktion in ihrer Gesamtheit in Kürze eben 
falls die Beratungen abschliehen wird. 
Der Ausschuh für Sozialpolitik beschliehf, 
spätestens im ersten Drittel des Monats 
Januar mit der Beratung des Betriebsräte 
gesetzes zu beginnen. Er vertritt die Auf 
fassung, dah die Beratung des Betriebsräte 
gesetzes mit allem Nachdruck durchgeführt 
werden soll. 
Ich habe die Ehre, Sie hiervon in Kenntnis 
Zu setzen. 
Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vor 
züglichen Hochachtung! 
gez. R u f f i n g 
‘ Vorsitzender. 
Sprechstunden 
der Kreisgeschättsstelle Herzig 
Die Kreisgeschäftsstelle Merzig ist ab 7. 1. 
l95-‘ wieder geöffnet und zwar wie folgt: 
Dienstags von 8,30 Uhr bis 17,00 Uhr 
durchgehend 
Donnerstags von 12,30 Uhr bis 18,45 Uhr 
Samstags von 8,30 Uhr bis 12,00 Uhr. 
Entwicklung der Lebenshaltungskosten in Europa und USA 
Juni 1950 
= 100 
Land 
Dezember 52 
Juni 53 
Sept. 1953 
Index 
Vereinigte Staaten 
111,7 
111,0 
112,9 
Europa 
Österreich 
151,2 
148,2 
150,7 
Island 
143,1 
138,2 
Oktober 
138,8 
Griechenland 
121,3 
133,1 
August 
139,6 
Norwegen 
130,1 
130,1 
131,0 
Schweden (3) 
127,9 
127,0 (3) 
127,0 
Großbritannien 
120,8 
123,6 
122,8 
Italien 
116,6 
118,6 
August 
116,6 
Dänemark (1) 
117,2(2) 
116,2 (1) 
Juli 
116,2 
Belgien 
113,2 
112,4 
Oktober 
118,7 
Niederlande 
111,0 
111,9 
111,9 
Luxemburg 
111,3 
110,4 
Oktober 
111,3 
Westdeutschland 
110,0 
108,0 
107,2 
Schweiz 
107,8 
106,7 
106,7 
Frankreich (Paris) 
135,5 
135,5 
13LS 
Saarland 
142,8 
145,9 
141,1 
(1) Juli (2) Januar (3) April- 
■Juni 
Diese Tabelle entnehmen wir der „Wirtschaftliche 
und soziale Übersicht“ des 
I.B.F.G.I. Wenn auch derartige internationale Vergleiche der Lebenshaltungskosten 
wegen der verseiliedenen Lebensverhältnisse und auch der Verschiedenheit der sta 
tistischen Erhebungsmethoden keine exakten Schlüsse zulassen, so können wir doch 
feststellen, daß die Preisentwicklung in Frankreich und an der Saar seit Juni 1950 
mit an der Spitze rangiert. Weiterhin stellen wir fest, daß die Lebenshaltungs 
kosten an der Saar zumindest bis Juni 1953 stärker gestiegen sind als in Frankreich. 
Die geringste Aufwärtsentwicklung verzeichnen die Lebenshaltungskosten in der 
Schweiz und in der Bundesrepublik, wobei in beiden Ländern seit Dezember 1952 
sogar eine rückläufige Entwicklung festgestellt werden kann. 
Die Lebenshaltungskosten im Dezember 1953 
Der Index der Lebenshaltungskosten in der Stadt Saarbrücken ist von Mitte No 
vember bis Mitte Dezember 1953 von 165,3 auf 164,8, also um 0,5 Punkte oder 0,3 
Prozent gesunken. _ 
Im Rahmen der Ausgaben für Ernährung standen den Preissenkungen für 
Rindfleisch. Kalbfleisch, Halbfettkäse und Eier, Preiserhöhungen für Milch und 
Butter gegenüber. Im Endergebnis haben sich die Ausgaben um 0,9 Punkte oder 
0,6 Prozent ermäßigt. 
Die Kosten für Bekleidung, Wohnung, Heizung und Beleuchtung sowie Ver 
schiedenes blieben unverändert. 
Die Meßziffern der einzelnen Verbrauchsgruppen sind aus der folgenden Über 
sicht, zu ersehen. 
Monat 
Messziffer über die Entwicklung der Kosten für« 
(Januar 1948 = 100) 
Index 
ziffern 
der ge 
samten 
Lebens 
haltungs 
kosten 
Er 
nährung 
Be 
kleidung 
Wohnung 
Heizung u. 
Beleuchtg. 
Ver 
schiedenes 
Oktober 
144,1 
157,0 
331,8 
179,0 
212,6 
165.5 
November 
143,7 
157,0 
331,8 
179,0 
212,6 
165,3 
Dezember 
142‘8 
157,0 
331,8 
179,0 
212,6 
164,8 
Lohnerhöhung keine • 
Es ist jetzt amtlich, dafj im Saarland der 
Gaspreis eine wesentliche Erhöhung erfahren 
wird, und zwar ist vorgesehen den jetzt auf 
19 ffrs. für den cm stehenden Preis je nach 
Bedarf bis zu 26 ffrs. für den cm u erhöhen, 
d. h. es steht den Gasverteilern ganz offen, 
den Preis bis zum Höchstpreis von 26 ffrs. 
festzusetzen. Die Tatsache, dah der Erzeuger 
einen höheren Preis erhält als bisher bringt 
ohne Weiteres mit sich, dah auch die Ver 
teiler den Preis entsprechend erhöhen müssen. 
Zudem kommt noch, dah die Verteiler schon 
beim alten Gaspreis immer versucht haben,' 
den Preis zu erhöhen unter dem Hinweis, dah 
der zu niedrige Gasoreis nicht mehr die Un 
kosten decke. 
Die EG lehnt jedenfalls diese Gaspreis- 
dafür Preiserhöhung 
erhöhung ab, weil dieselbe nach unserer Auf 
fassung nicht notwendig ist, im Gegenteil,' 
nachdem die Stahlpreise im allgemeinen etwas 
gesenkt wurden, ist anzunehmen, dah auch 
die Leitungsrohre eine entsprechende Ver 
billigung erfahren haben. Diese Verbilligung 
dürfte sich eher zu Gunsten einer Senkung 
der Preise auswirken als umgekehrt. Aber 
nachdem überall so gut verdient wird und 
unsere Verwaltungsorgane so aus dem Vollen 
schöpfen können, warum sollen da die an 
deren zurücksfehen. 
Die Arbeitnehmerschaft hat gehofft, dah 
mit dem Abnehmen der Kriegseinwirkungen 
sich die Lebenslage der Arbeitnehmerschaft 
verbessert, stellt aber heute lest, dah die 
Entwicklung eine umgekehrte Tendenz zeigt.
	        
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