Full text: 1953 (0008)

Saarbrücken 
«Jahrgang 
Okt. 1953 
Nummer 12 
ORGAN OER EIHSGEIilERAStHAETEN DER ARBEITER, RNGESTELLTEN UND GERRITEN 
Die wirtschaftliche Situation 
und das Lohnproblem an der Saar 
Es spricht die gesamte Arbeitnehmer 
schaft an, wenn in einer Zeit wie der heu 
tigen, da wichtige lohnpolitische Entschei 
dungen zu treffen sind, das Lohnproblem 
und die damit zusammenhängende wirt 
schaftliche Situation an der Saar vom Stand 
punkt des Gewerkschaftlers auf Grund ein 
gehender Prüfungen vorgebracht wird und 
entsprechende Schlüsse gezogen werden. Die 
ses überaus aktuelle Thema findet eine um 
fassende Behandlung in dem nachstehend 
abgedruckten Referat, das Kollege Ham 
merschmidt auf einer Verbandstagung des 
f. V. Graphik am 27. September in Mer- 
zig gehalten hat. 
Bevor ich meine Darlegungen zur wirt 
schaftlichen Lage beginne, möchte ich darauf 
hinweisen, daß meine Ausführungen einen 
wirtschaftspolitischen und keinen parteipoli 
tischen Charakter haben. Die Aufgabe un 
seres Verbandes ist die wirtschaftliche In 
teressenvertretung aller Arbeitnehmer des gra 
phischen Gewerbes und der papier- und 
pappeverarbeitenden Industrie des Saarlan 
des. Außerdem können meine Ausführungen 
nicht als Dogma gelten, sondern bilden nach 
meiner Ansicht nur eine Diskussionsgrund 
lage. Aber hier möchte ich schon die Bitte 
aussprechen, daß man in der Diskussion sich 
auch nur von wirtschaftlichen und nicht 
parteipolitischen Gesichtspunkten leiten läßt. 
Die gegenseitige Abhängigkeit 
Sie werden sich fragen, ist es überhaupt 
notwendig sich mit diesem Thema zu beschäf 
tige mDemVe^andsvor stand sind die Dis 
kussionen 1h den Betrieben bekannt, und 
wir halten es für unsere Pflicht, Ihnen die 
einzelnen Phasen, sei es der wirtschaftliche 
Anschluß an Frankreich und seine Auswir 
kungen, oder die Auswirkungen einer Rück 
kehr nach Deutschland oder auch einer Eu- 
ropäisicrung der Saar von der wirtschaft 
lichen Seite darzustellen. Daß wir dabei nicht 
nur unser Gewerbe berücksichtigen können, 
sondern auch die übrigen Industriezweige 
beachten müssen, ist selbstverständlich. 
Wir sind im Rahmen der gesamten Wirt 
schaft ein relativ kleines Gewerbe. Aber un 
sere Verkettung bzw. die Abhängigkeit von 
der wirtschaftlichen Prosperität der übrigen 
Industrien ist uns allgemein bekannt. Ich 
erinnere hier nur an einen Ausspruch des 
Kollegen Störk: „Das graphische Gewerbe 
ist das Barometer der Wirtschaft.“ Wenn 
die Arbeitnehmer der übrigen Industrien un 
ter Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit usw. zu lei 
den haben oder aber sie nicht übor ein aus-* 
reichendes Einkommen verfügen, so verrin 
gert sich im Handel und demzufolge zwangs 
läufig in der übrigen Industrie der Umsatz. 
Diese Gruppen fangen dann an, Einschrän 
kungen ihrer Ausgaben vorzunehmen, und 
leider ist es eine nicht zu leugnende Tat 
sache, daß man zuerst auf die Produkte un 
seres Gewerbes, wie Drucksachen usw. ver 
zichtet. 
Die derzeitige wirtschaftliche Situation 
möchte ich wie folgt umreißen. In der saarl. 
Industrie sind ca. 300.000 Menschen beschäf 
tigt. Davon entfallen auf den Bergbau ca. 
60.000 und die eisenerzeugende Industrie eben 
soviel. Diese beiden Gruppen sind die größ 
ten und stellen hier an der Saar die Schlüs 
selindustrie dar. Wie sieht es nun im Berg 
bau ausV Wenn man den Zahlen des Statisti 
schen Amtes Glauben schenken will, kann man 
nicht von einer guten Situation sprechen. 
Jetzt im September bzw. im August, in denen 
sonst der Kohlenumsatz angezogen hat, stel 
len wir eine Zunahme der Haldenbestände 
fest. Allein int Laufe des Monats August war 
eine Zunahme von 43 020 Tonnen und ein 
Gesamthaldenbestand von 701488 Tonnen zu 
verzeichnen. Stellt man dieser Zahl die Zah 
len von 1951/52 im gleichen Zeitabschnitt ge 
genüber, so tritt das Abnormale der Situation 
mtgljfe, bffiscr in Erscheinung. Die Haldenbe- 
stände der Saargruben betrugen Ende August 
1951 — 91.400 Tonnen und Ende des glei 
chen Monats 1952 — 196 700 Tonnen. Au 
ßerdem geben die Belegschaftszahlen einen 
interessanten Aufschluß. Im Durchschnitt des 
Jahres 1952 waren auf den Saargruben 67 000 
Bergleute beschäftigt, während im Durch 
schnitt Januar ibs August 1953 nur noch 
58.573 Bergleute beschäftigt waren. Daß die 
Tatsache des Anwachsens der Haldenbestände 
und der kalte Abbau der Belegschaft auf 
den Saargruben auf einen guten Geschäfts 
gang zurückzuführen sind, wird wohl nie 
mand behaupten können. 
Die Affäre mit den Marshallplangeldein 
Worauf ist das nun zurückzuführcti? Die 
Gründe sind verschieden. Auf alle einzugehen 
würde hier zu weit führen, aber auf einen 
wesentlichen cinzugehen, können wir nicht 
unterlassen, da dieser Umstand zum Teil auch 
in unserem Gewerbe zu verzeichnen ist. Der 
Krieg und seine Folgeerscheinungen waren 
hier an der Saar besonders kraß. Aus der 
daraus entstandenen Not und den wirtschaft 
lichen Schwierigkeiten geboren, kam 1947 der 
wirtschaftliche Anschluß an Frankreich. Beide 
Wirtschaftsgebiete, w-ie noch andere euro 
päische, waren nicht in der Lage, aus eigenen 
Mitteln ihre zerstörten Industrien bzw r . die 
überalterten Betriebe zu modernisieren. Diese 
Erkenntnis und die Erkenntnis der evtl. Fol 
gen auch für Amerika, veranlaßten letzteres, 
Gelder für die europäische Wirtschaft frei zu 
machen und so kam es zu dem Marshallplan. 
Der Treuhänder für die der Saar zustehenden 
Gelder wurde Frankreich. Leider wurden uns 
aber nicht die Mittel, welche dem An 
teil unserer Wirtschaft in der französischen 
Wirtschaft entsprochen hätte, zur Verfügung 
gestellt. 
Auf die Saargruben gesehen ergibt sich aus 
letzterem Umstand folgendes Bild. Das Koh 
lenvorkommen in Frankreich beträgt 5,4 Mil 
liarden Tonnen während es an der Saar (ein-* 
schließlich der Warndtfeldcr) ca. 2.8 Milliar 
den beträgt. Bei dem Vergleich der Zahlen 
stellt inan fest, daß die Kohlenvorkommen 
an der Saar etwa die Hälfte der franzö 
sischen darstellen. Betrachtet man nun die 
Kredite welche, um nur unser Nachbargebiet 
Lothringen herauszugreifen, zu Neuaufbau, 
zur Erweiterung und Modernisierung gewährt 
wurden, so ist die Benachteiligung der Saar 
gruben offensichtlich. Die HouilWires du Ba- 
de Lorraine (H. B. L.) hat bis Ende 1952 
94,6 Milliarden Frs. investiert, während 
die Saargruben bis zum gleichen Zeitraum 
nur 25,6 Milliarden Frs. investieren konn 
ten. Von den 94,6 Milliarden, welche die loth 
ringischen Gruben investierten, kamen 63,3 
Milliarden aus Marshallplangeldern. Bei den 
25,6 Milliarden der Saargruben wurden aber 
nur 0,3 Mid. (das sind 300 000 000 Frs.) 
Marshallplankredite gewährt. Aus den rück- 
fließenden Zinsen der Marshallkredite, welche 
wieder der Wirtschaft zufließen müssen, wur 
den bis Ende 1952 9,6 Milliarden kurzfri 
stige in langfristige Kredite umgewandelt oder 
marshallisicrt. Die Umwandlung weiterer 4 
Milliarden Frs. stehen noch zur Frage, so- 
dftß unter Berücksichtigung dieser beiden Zah 
len sich für die Saar 13,3 Milliarden gegen 
über 63,3 Milliarden Frs. der H. B. L. ergeben. 
Wirtschaftliche Auswirkungen 
Wie ist die wirtschaftliche Auswirkung? 
Während die Belegschaft der Saargruben von 
67.000 im Jahresdurchschnitt 1952 - 16.200.000 
To. förderte, förderten 38.000 Belegschafts 
mitglieder der lothr. Gruben ca. 12.200.000 
Tonnen. An diesem Beispiel kann man am 
klarsten erkennen, welche Auswirkungen die 
Modernisierung der Betriebe mit sich bringt, 
denn der Kostenaufwand der Löhne für 67.000 
oder 38.000 ist sehr unterschiedlich und be 
lastet somit auch das Produkt »ehr unter 
schiedlich. 
Ein weiterer Punkt der Benachteiligung 
ergibt sich aus dem sogenannten Swifchab- 
komnien. Dieses Abkommen regelt den Koh 
lentausch zwischen Frankreich, Saar und dem 
Ruhrgebiet. Da bekanntlich die franz.- und 
Saarkohle einen Zusatz Ruhrkohle zur Ver 
kokung benötigen, lieferte auf Grund des 
Abkommens Frankreich/Saar im Jahre 1952 
— 4 Millionen Tonnen in das deutsche Bun 
desgebiet. Der Anteil der Saar an den Lie-' 
ferungen betrug 86» 0/o. Die Ruhr lieferte 
(Fortsetzung Seite 2) 
AUS DEM INHALT: 
Selbstverwaltung m der Sozialversicherung § Eine letzte Warnung 
notwendig | Gewerkschaft!. Nachrichten aus oller Wett 
Für Invaliden- und Angestellten versicherte | Theaterspielplan beachten I 
Kampf um Besserstellung der Angestellten 
Ein bemerkenswerter Kongress 
I. V. Metall zieht Zweiiahresbilanz - Programmatische Erklärungen des Vorsitzenden 
frage sei z^ar in 
scnritlt zu vgrzetchi 
Sipiatiion verlange 
seieni hier Schritte 
mv 
Der Kongreß de>9 I.V. Metall am 26. und 27. 
September in Rookershausen war in vieler Hin 
sicht bemerkenswert. Nicht nur die im I.V. 
Metall organisierte Arbeitnehmerschaft sah dem 
Verlauf mit Spannung entgegen, sondern auch 
die anderen Verbände und darüber hinaus mit 
der Entwicklung der sozialen Verhältnisse ver 
bundene Kreise interessierten sich für diese 
Tagung. 
Die Hauptergebnisse, wie die Neuwahl des 
Vorstandes und einige wichtige Entschließungen 
sind, zwar schon bekannt, aber Wesentliches sei 
hier noch berichtet. 
Nach lehhaften Diskussionen wurde der bis 
herige 1. Vorsitzende des Verbandes, Kollege 
Rauch, wiedergewählt. Von 199 abgegebenen 
Delegiertenstimmen entfielen auf Richard Rauch 
126. 2. Vorsitzender wurde Leo Maser, Neun 
kirchen. 
In den zweitägigen Beratungen wurden zahl 
reiche Anträge und Resolutionen sowie die Re 
chenschaftsberichte diskutiert und über sie ent 
schieden. 
Kollege Richard Rauch erklärte in seinem Ge 
schäftsbericht u> a./, der Verband habe trotz 
grloßefr SphWierjgke/iten eine Reihe von beacht 
lichen E<r f p 1 g e ij aufzuweisen. In der Lohn- 
der Berichtszeit ein Fort 
en, aber die unbefriedigende 
neue Maßnahmen, und es 
in die Wege geleitet, um 
positive Resultate/zu erreichen. Für di-" Ge 
werkschaft gelte es nicht, Politik itn landläu 
figen Sinne zu machen. Das sei Aufgabe der 
Parteien. Selbstverständlich habe aber die Ge 
werkschaft und auch der I.V. Metall sehr dring 
liche wirtschaftspolitische und sozialpolitische 
Aufgaben zu erfüllen. Nach ihrem Statut müsse 
sie sich auch für die Erhaltung des Friedens 
einsetzen. Die wirtschaftliche Entwicklung an 
der Saar sei in den letzten Jahren als Ganzes 
genommen nicht unerfreulich gewesen, doch 
habe sich neben der positiven Entwicklung seit 
1947 auch manches gezeigt, das zu beanstan 
den sei. Von den Marshallgeldern habe di e Saar - 
schwerindustrie kaum etwas erhalten, während 
die deutsche und die französische Industriesehr 
viel davon profitiert hätten. Die Wirtschafts- 
ins tanzen sollten sich nun nicht allzu einseitig 
mit Investititionen befassen, die die Wirtschaft 
allzu schwer durch Rückzahlungsverpflichtun- 
gen belasten, sondern die Zahlung gerechter 
Löhne und Gehälter müsse ira Vordergrund ste 
hen- Der I.V. Metall habe kürzlich eine begrün 
dete Forderung auf 15prozcntige Lohn- und Ge 
haltserhöhung gestellt. In dieser Frage müsse 
es endlich vorangehen, sonst bliebe nichts an 
deres übrig, als das letzte gewerkschaftliche 
Lohnforderung vor den Schlichter gebnacht. Ami 
Mittel einuzsetzen. (Inzwischen wurde diese 
8. Oktober sollten die Verhandlungen sein, sie 
mußten aber auf den 13. Oktober verschoben 
werden, da, wie mitgeteilt wird, die Arbeit 
gebervertreter in den Tagen vor dem 13. 10. 
Verhandlungen über die unteren Lohn- und Ge 
haltsklassen zu führen haben.) 
Zum Betriebsrätegesetz stellte Koll. Richard 
Rauch fest, man kämpfe jetzt vier Jahre um 
ein fortschrittliches Betriebsrätegesetz und eben 
so um das Kündigungsschutzgesetz. Von Regie 
rungsseite habe man Versprechungen erhalten. 
Nun sei es aber höchste Zeit, die Versprechun 
gen zu erfüllen. Zum Verband allgemein sei 
festzustellen: die Verbandsorganisation sei in 
Ordnung. 
Kollege Jakob Geiß erstattete vor dem Kon 
greß den Tätigkeitsbericht, der die immense 
Kleinarbeit einer solchen Gewerkschaftsorgani 
sation im einzelnen darlegtc, wodurch es der 
Organisation erst möglich wird, auf allen Ge 
bieten und nach allen Seiten zu kämpfen, ohne 
daß ihr das Material ausgeht. Nuir so können 
Erfolge garantiert und neue Aufgaben nichtig in 
Angriff genommen werden. 
Die Finanzlage des Verbandes ist gesund. 
Hauptkassierer Kollege H. Simon- Homburg 
der auch für die nächsten zwei Jahre wiederge- 
wählt wurde, berichtete über die gesamte Fi- 
nanzgebarung. Er konnte den Beweis erbringen, 
daß die Gelder des Verbandes mit aller Sorg 
falt aufs zweckmäßigste verwandt werden, daß 
nur Ausgaben gemacht werden, die unbedingt 
notwendig sind und die jeder Prüfung st and- 
halten. 
Dem Vorstand einschließlich Kassierer wurde 
Entlastung erteilt. 
Die Diskussion an dm beiden Kongrcß- 
tagen. war äußerst lebhaft. Besonders am ersten 
Tage wies sie eine gewisse Schärfe auf. Mehr 
als zwei Dutzend Redner kamen zu Wort. We 
gen der langen Rednerliste beschloß man durch 
Abstimmung nur je fünf Minuten Redezeit. Un 
ter diesem Zeitdruck hatten allerdings die Aus 
führungen wie auch die Versammlungsleiter 
Stoll und Moser erheblich zu leiden. Aber das 
Wesentliche kam schließlich doch zur Geltung. 
In Anträgen und Entschließungen wurde es im 
übrigen genau formuliert, worum es geht. 
Folgende Entschließungen seien besonders her- 
vorgehoben: Der Verhaudstag erwartet, daß als 
bald die Lohnforderung von 15 Prozent durch 
Schiedsspruch geregelt wird. Bei ungünstigem 
Ausgang der Verhandlungen müßte durch eine 
Urabstimmung festgestellt werden, ob die letz 
ten gewerkschaftlichen Mittel eingesetzt werden 
sollen. Eine wirksame Preiskontrolle sei uner 
läßlich. Der Antrag, eine Delegation zu dun 
im Oktober in Wien stattfindenden Kongreß des 
"WBG zu entsenden, wurde abgelehnt. Besonde 
rer Nachdruck wurde auf eine Faitschließung 
bezüglich des Betriebshrätegesetzes gelegt. Da 
rin wird die gesetzliche Verabschiedung eines 
fortschrittlichen Betriebsrätegesetzes in näch 
ster Zeit gefordert. Ein Antrag, der sich gegen 
den Schumanplan richtete, verfiel der Ableh 
nung. Eine umfangreiche Entschließung befaßte 
sich mit der Vollbeschäftigung und der gesamten 
Wirtschaftslage an der Saar. Sie wurde ein 
stimmig angenommen. 
In ihr heißt es u. a.: Die Delegierten be 
dauern, daß die Saargrubenverwaltung und an 
dere saarländische Auftraggeber viele Maschi 
nen und Gerate von außerhalb beziehen,' die in 
gleicher Güte und zu gleichen Bedingungen auch 
im Saarland hergestellt werden könnten. Es muß 
eine Arbeitsmarktpolitik auf lange "Sicht gefor 
dert werden, deren oberstes Leitmotiv die Er 
haltung des Arbeitsplatzes sein muß. Die schon 
lange geforderte und in der Verfassung vorge 
sehene Wirtschaftskammer muß bald Wirklich 
keit werden, ln ihr müssen auch die Gewerk 
schaften vertreten sein. Der Modernisierung der 
saarländischen Industrie muß besondere Auf 
merksamkeit gewidmet werden. Hierbei wird 
auf die Benachteiligung bei der MarshallgeldVer 
teilung besonders hingewiesen. Da Auftragsman 
gel für die Industrie vorliegt, wird weiter eine 
Wirtschaftspolitik verlangt, die nicht ernseitig 
ausgerichtet ist, sondern alle Länder umschließt. 
Breiter Raum wurde der Behandlung der Ju 
gendfragen gewidmet. Die Gewerkschaftsjugend 
wird in der neuen Periode stärker zum Zuge 
kommen. Das Schulungs- und Bildungswesen 
wird eine starke Förderung erfahren. Von den 
fast 12 000 jugendlichen Arbeitern in der Saar 
metallindustrie sind mehrere Tausend im I.V. 
Metall organisiert. Eine verstärkte Aufklärung 
unter den Jugendlichen wurde als dringend not 
wendig bezeichnet. 
Zum Saarhüttenknappschaftsgesetz, das zwei 
fellos Fortschritte bedeutet, werden Zusätze ver 
langt, so vor allem, daß alle Metall betriebe 
des Saarlandes obligatorisch durch das Gesetz 
erfaßt werden. Auch bessere Bestimmungen für 
die Pensionäre seien unerläßlich. Die umgehende 
Durchführung von Neuwahlen für die Vertre 
tung der Versicherten in den Organen der So 
zialversicherung sei dringendes Gebot. 
Das Schlußwort des Kollegen Rauch 
nach seiner Wiederwahl, war in knappen Zügen 
ein Programm. Der wiedergewählte 1. Vorsit 
zende dankte für das Vertrauen. Es habe sich 
also gezeigt, daß ein großer Teil der Delegier 
ten mit der bisherigen Verbandsarbeit zufrieden 
war und überzeugt sei, daß auch weiterhin 
erfolgreiche Verbandsarbeit geleistet werde. Vor 
aussetzung dafür aber sei nicht nur die Arbeit 
des Vorsitzenden und des Vorstandes, sondern 
auch die weitere vertrauensvolle Mitarbeit der 
Funktionäre. Wir wollen, rief Kollege Rauch 
aus, eine vorbildliche Gemeinschaft sein. Wenn 
es hier und da Meinungsverschiedenheiten gibt, 
so soll uns das nicht grundsätzlich trennen, son 
dern wir wollen in fester Entschlossenheit alles 
tun, um für die Arbeitnehmerschaft weitere 
Fortschritte zu erzielen. 
Die Arbeitnehmerschaft als der wesentliche 
Träger der Wirtschaft und der Kultur muß Me 
langen. als erster Stand in Staat und M :rt- 
schaft zu gelten. 
Unter lebhaftem Beifall schloß Koll. Rauch 
mit der Versicherung, alles zu tun, um die vor 
gefaßten Ziele zu erreichen. 
Der Kongreß zeigte den umfangreichen Auf 
gabenbereich, den eine moderne Gewerkschaft 
zu bewältigen hat, zeigte aber auch, daß wir 
an der Saar Gewerkschaftsvertreter haben, die 
sich der Verantwortung der Arbeitnehmers er- 
tretcr bewußt und den Aufgaben gewachsen 
sind.
	        
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