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Mai 1953
Sehioksalsgestaltung des Betriebt« im Interesse
der Belegschaft zu wirken, daß dein Betriebs
rat durch das Gesetz Kündigungsschutz gegeben
wird, der es den reaktionären Unternehmern
unmöglich macht, pflichtbewußte Betriebsräte
zu entlassen.
Sicheiung der Arbeitsplätze
Ferner fordern wir, daß der Staat sich end
lich einmal um die Erhaltung der Arbeitsplätze
kümmert. In vielen Betrieben des Saarlandes
machen sich Krisenerscheinungen bemerkbar.
Viele Arbeiter wurden schon entlassen oder
müssen kurzarbeiten. Reicht schon der Ver
dienst in der normalen Arbeitszeit kaum zum
Leben, so tritt bei all denen, die erwerbslos
sind oder kurzarbeiten, große Not ein. Der
Staat darf hier nicht auf die Dauer tatenlos
Zusehen, sondern muß die Ursachen dieser Kri
senerscheinungen untersuchen und, wenn mög
lich, für die Beseitigung sorgen.
Ethonung des Krankeugekies
ferner fordern wir eine einheitlich leistende
Sozialversicherung. Das Krankengeld, das au
genblicklieh von den Krankenversicherungstrfi-
gern gewährt wird, führt bei längerer Krank
heitsdauer zu großer wirtschaftlicher Not.
Wir erinnern daran, daß es eine Reihe Staaten
in Europa gibt, die zunächst einmal die Kran
ket) Unterstützung bis zu einem Jahr ausgedehnt
haben und bis zu 90 Prozent des verdienten
Lohne« als Krankengeld zur Auszahlung brin-
S en. Darum ist auch im Saarland eine bessere
agelung wie die bisherige angebracht.
Ausreichende Altersversorgung
Ferner soll eine Rentenversicherung auf ge
baut worden, die für alle Arbeitnehmer ein
heitlich ist. Die Rente muß in einem festen
Verhältnis zum Arbeitsverdienst stehen. Wh
bisher an Pensions- und Renteneinriohtuiiigen
geschaffen ist, bringt zum Teil die Arbeitneh
mer zueinander im Gegensatz. Es ist ein un
tragbarer Zustand, daß die Arbeitnehmer, die
dis gleichen volkswirtschaftlichen Tätigkeiten
ausübon und dadurch den gleichen volkswirt
schaftlichen Nutzeffekt zustande bringen, im
gleichen Staate sozial ungleich behandelt wer
den.“
Für eine
bessere Gesellschaftsordnung
Nachdam Kollege Rauch einen ernsten Ap
pell an die Regierungen aller Länder gerichtet
hatte, sich ernsthaft für die Erhaltung des
Friedens einzusetzen, damit die sinnlose Rü
stungsproduktion mit ihrer Vergeudung volks
wirtschaftlicher Werte endlich durch eine Pro
duktion, die zur Hebung des Lebensstandards
aller Menschen führt, abgelöst werde, schloß
er seine Rede mit folgenden Ausführungen:
,,Die Wissenschaft behauptet von sich, daß
sie die Kräfte der Natur in die Dienste der
Menschen gestellt habe. Wenn wir vergeben,
alles, was uns greifbar und wahrnehmbar ist,
zu beherrschen, dann muß es uns auch gelingen,
das Verhältnis von Mensch zu Mensch und von
Volk zu Volk zu regeln. Wir könnten bei all
seits gutem Willen schon auf dieser Erde, die
viele Menschen als Jammertal bezeichnen, Zu
stande schaffen, daß jeder Erdembewohner in
Freiheit und Wohlstand leben kann. Erste Vor
aussetzung ist, daß wir im Saarland den ein
heitlichen Willen und Kampfentschlossenheit an»
1. Mai öffentlich kuadteun und uns bereit erklä
ren, Schulter an Schulter mit allen Arbeitneh
mern auf dieser Erde dafür zu kämpfen. Di«
Arbeitnehmerschaft kann heute nicht mehr als
vierter Stand betrachtet werden, 4. h. als eine
Gruppe besitz- und rechtloser Menschen- Wir
wissen sehr gut, daß ohne unseren Fleiß und
Regsamkeit das Wirtschaftsgeschehen nicht da
wäre. Erst durch unseren Fleiß und Arbeit
samkeit wurden die Reiehtümer geschaffen, die
leider nur einem Teil, der Erdbevölkeriwig in
genügendem Maße zur Verfügung stehen. Die
jenigen aber, die die Ursache dieser Reiehtümer
In Neunkirchen hatten sich die Demonstran
ten auf dem Unteren Markte versammelt. Dis
Kundgebung auf dein mit Maiengrü« ge
schmückten Unteren Markt vor dem imposanten
Hintergrund der Christuskirche wurde umrahmt
durch Darbietungen der Bergkapelie König, ei
nes Männerchores und durch Rezitationen.
Nach der Eröffnung der Kundgebung durch
Kollegen Bauer von der Kreisgeschäftsstelle in
Neunkirchen ergriff Kollege Weber vom Indu
strieverband Eisenbahn das Wort.
Wie in Saarbrücken rankten sich auch in
Neunkirchen die Ausführungen des Referenten
um die programmatischen Forderungen der
Einheitsgewerkschaft, die er in klar formulier
ten Sätzen zu begründen wußte.
Wir bedauern, wegen Raummangel die Rede
des Kollegen Weber nicht im Wortlaut wieder
geben zu können, doch möobten wir die grmd-
eätzlicben Ausführungen über die Bedeutung
des 1. Mai mit ihrem geschichtlichen Ueber-
blick unseren eLsern nicht vorenthalten:
,,AIt und jung, Mann und Frau, aus jedem
Berufsstand fast habt Ihr Euch hier eingefun
den, utn eingedenk des vergangenen Kampfes
und in Würdigung des bereits Erreichten in
nicht zu übersehender Einmütigkeit erkennen
zu lassen, daß unser Kampf noch nicht zu ei
nem siegreichen Ende geführt ist und daß wir
nach nun schojj zu einer Tradition geworde
nem Brauch — diesen heutigen 1. Mai dizu
benutzen wollen, um unsere noch nicht erfüll
ten Forderungen laut und nicht überhörhar an-
zumelden ln einem zähen und unbeugsamen
V illen, diese Forderungen mit adle« erlaubten
Mitteln und so schnell wie nur irgend möglich
einer Verwirklichung zuzufiihren-
und, läßt man beiseite und nicht in ge
nügendem Maße teilnelimen an den Gütern,
die durch Menschenhand und -geist für den
Menschen geschaffen werden. Dieser Mißstand
ist es, der uns zu den gesamten gesellschaftli
chen Verhältnissen in Opposition bringt. Ein
Teil unserer Erdbewohner, das Bind diejenigen,
die über die Güter und Reiehtümer verfügen,
glauben, daß diese Tatsache ihnen das Recht
gebe, andere Menschen zu beherrschen und die
sen ihren Willen aufzuzwingen. Die unendlich
vielen technischen und wirtschaftlichen Errun
genschaften sind nicht auf das Wirken von ei
nigen wenigen Menschen zurückzuführen, son
dern daran hat die Arbeitnehmerschaft beinahe
den alleinigen Anteil. All die Maschinen, die
wir mit Bewunderung betrachten, sind das Er
gebnis von Menschenarbeit, selbst wenn auch
diese Maschinen im Aufträge derjenigen herge
stellt wurden, die zu deren Bezahlung das nö
tige Geld hatten. Diese Tatsachen sind der Ar
beitnehmerschaft heute sehr wohl bekannt und
gehen ihr ein festes Selbstbewußtsein. Wir sind
uns bewußt unserer Bedeutung in der Wirt
schaft und verlangen daher auch dementspre
chend unsere Stellung in der Gesellschaft. Das
sagen wir ganz besonders heute unserer, so
wie allen Regierungen dieser Erde und auch all
denen, die da glauben, noch länger uns in einem
Unterdanendasein halten zu können.
Gleichberechtigung der Arbeitnehmer
in Staat und Wirtschaft
Die Arbeitnehmerschaft fordert heute den ihr
zukommenden Platz Ln Staat und Gesellschaft
und ist gewillt, wenn man nicht freiwillig ihr
das gibt, auf dem sie nun einmal bestehen muß,
daß sie durch erhöhten Kampf sich das nehmen
wird, was man ihr bisher vorenthalten hat. Das
Wort Kapital gilt im Jahre 1953 nicht mehr
soviel als es gegolten hat um die Wende des 19.
Jahrhundert. Das Kapital ist unsere Arbeits
kraft. Ohne die von uns in Arbeitsleistung um
gesetzte Arbeitskraft verlieren alle Dinge die
ser Erde ihren Wert. Wir verlangen absolut
nichts Unmögliches. Aber wir sind fest davon
überzeugt, daß wir als Arbeitnehmer eine an
dere Stellung in der Gesellschaft fordern müs
sen, als man bisher gewillt war, uns zu geben.
Wir sind überzeugt davon, daß die Arbeiter
schaft in Zukunft der Gesellschaft das Gepräge
geben wird, und darauf müssen wir als Gewerk
schaften unsere Anhänger und Funktionäre
schulen, damit sie, wenn die geschichtlich«
Stunde an sie herantritt, mit den Fähigkeiten
ausgestattet in vollem Bewußtsein die gesell
schaftliche Macht übernehmen und diese im
Interesse des Friedens, der Frheit und des Fort
schritts für alle Menschen führen können.
Appell an die Indifferenten
Nach Berichten des Statistischen Amtes gibt
es bei uns an der Saar mehr als 300000 Arbeit
nehmer. Wir stellen am heutigen Tage fest,
daß ein großer TeH unserer Arbeitskameradin
nen und -kameraden nicht mit uns aufmar
schiert ist, um mit uns den 1. Mal öffentlich
zu feiern und sich dadurch zu uns zu bekennen.
Wir rufen, da wir erkannt haben, daß das
Schicksal der Arbeitnehmerschaft nur durch den
Willen und das Mitwirken der Arbeitnehmer
schaft selbst gebessert werden kann, all dien
heute bei uns fehlenden Arbeitnehmern zu:
Unser Kampf gilt für alle, und darum habt
Ihr auch die Pflicht, Schulter an Schulter mH
uns zu kämpfen, damit das erreicht wird, w*a
unser aller Ziel ist:
Friede, Freiheit und Wohlstand
für alle Menschen
Im Anschluß an die Rede des Kollegen Bauch
brachte Kollege Heintz die Resolu tion der Ein
heitsgewerkschaft zum 1. Mai 1953 zur Ver
lesung, die einstimmig angenommen wurde.
Besonderen Dank gebührt der Kapelle des
Völklinger Eisenwerkes, die in bewährter Weis«
die Feier verschönen half.
Wenn ich Euch so vor mir sehe, die Jungen
neben den Alten, Eure jungen lachenden Ge
sichter, die noch alles vom Leben erhaffen,
neben den Zügen der schon erfahreneren Kol
legen, in welche die harte tägliche Fron bereit*
ihre unverwischbaren Runen de« Leids und der
Not eingekerbt hat, wenn ich daran denke, daß
ein Regime, welches die Grundgedanken des 1.
Mai: das kämpferische Einstehen für die Men
schenrechte, für die Befreiung der schaffenden
Klasse und für eine Vereinigung der Völker,
ins Nationalistische und Kriegshetzerische um-
gefälscht hat, jahrelang die Erziehung unserer
Jungkollegen und -kolleginnen maßgeblich be
einflußt hat, dann — glaube ich — dürfte an
dem heutigen Tag, dem Tag der Besinnung, ein.
kurzer Rückblick auf die Geschichte des 1. Mai,
die zugleich die Geschichte der modernen Ar
beiterbewegung ist, ein Gebot der Stunde »ein.
Die Geburtsstunde des 1. Mai
Der 4. Kongreß der in der American Fede
ration of Labor organisierten amerikanischein
Arbeiterschaft hatte 1884 beschlossen, in Chi
cago am 1. Mai 1886 in einer gewaltigen Mas
senkundgebung für den 8-Sturwlentag zu demon
strieren. Es kam an diesem Tag durch das Ver
schulden gewissenloser Unternehmer, die un
bedenklich bewaffnete Privatdetektive gegen die
Demonstranten einsetzten, zu einer blutigen
Straßcnschlacht, welche viele Opfer forderte,
und die eine einseitig auf der Seite der besitzen
den Klasse stehende Justiz damit ahndete, daß
sie acht Arbeiterführer zum Tode verurteilte
und vier davon an den Galgen hä tilgte.
Seitdem hat die Arbeitersehnit diesen durch
da* Blut von Arbeitermärtyrern geweihten Tag
zur öffentlichen Geltendmachung ihrer berech-
tigien Forderungen gewühlt, insbesondere nach
dem einer der ersten internationalen Arbeiter-
kongresse Lu Paris am 14. Juli 1889 beschlossen
hatte, daß tu allen zu der damaligen Zeit in
der Arbeiterbewegung bereits zusamin:uge-
schloseenen Ländern an jedem 1. Mai Arbeiter
demonstrationen stattfinden sollten.
Vom ttapitaüsmus zum Brudermord
Der ins Kapitalistische entartete Liber ilismus
und das rasende Tempo einer keine humane
Rücksichten kennende Industrialisierung hatten
zu Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahr
hunderts auf der einen Seite den Unternehmern
ungeheure Gewinne, auf der anderen Seite den
Arbeitern geradezu unmenschliche Arbeitsbedin
gungen gebracht. Es überläuft einem heute
eiskalt, wenn man in den Unterlagen der da
maligen Zeit beispielsweise lesen muß, daß eng
lische Kumpels in Nässe', schlecht gelüfteten
Sohlen und bei primitivsten Sicherheitsmaßnah
men 12 und 14 Stiuiden schuften, daß Frauen
und Kinder unter Tage sich abquälen mußten.
Daß der Unternehmer auf diese Profite nicht
freiwillig verzichten würde, war anzunehinen.
Und die Geschichte der Arbeiterbewegung be
weist denn auch, daß jede Etappe des gewerk
schaftlichen Fortschritts, daß bis zum Ausbruch
des 1. Weltkrieges jede öffentliche Feier des
1. Mai mit Entlassungen, Verhaftungen, Be
strafungen, mit Gefängnis und Kerker, mit
Elend und Not bezahlt werden mußte Doch
die gläubige Glut der Arbeiter und ihrer Ver
treter, die immer wieder auf die Barrikaden
stiegen, ließ sich nicht unterdrücken, sondern
erzwang sich zäh und beharrlich eine Verbes
serung ihres Loses nach der anderen, bis schließ
lich erstmalig aus dem chaotischen Zusammen
bruch nach Beendigung des 1. Weltkrieges im
Jahre 1919 als schmerzvolle, aber kostbare Er
rungenschaft langen Kampfes die ersten verfas-
sungsrechtlich garantierten Ansätze zu einem
Mitbestimmungsrecht der schaffenden Menschen
gerettet werden konnte.
Was 1889 noch ein mitleidig belächelter
Traum war, war in zähem Ausharren 30 Jahre
später bereits wahr und zu einer, wenn auch
noch nicht vollkommenen Wirklichkeit gewor
den. Der Achtstundentag war eingeführt, der
früher rechtlose ,,Viert« Stand“ war politisch
mündig geworden, die arbeitsrechtliche und so
ziale Gesetzgebung stürmisch varwärts getrieben
worden. Jeder 1. Mai war zu einem Meilen
stein an der aufwärtsführenden Straße des so
zialen Fortsehritts geworden, bis im Gefolge
eines von nationalistischer Machtgier und poli
tischer Kurzsichtigkeit diktierten Friedens, in
den Fieberzuckungen einer von Krisen geschüt
telten angeblich freien, in Wirklichkeit aber ka
pitalistisch orientierten Wirtschaft ein allzu
großer Teil der Arbeiterschaft sich nicht mehr
nach dem echten Wert eines internationalen
Friedens und einer zwischenvolklichen Solidari
tät ansrichtete, sondern sich von nationalisti
schen Schwärmereien verführen und auf die
Schlachtbank eines zweiten Hrnaerrnnroe« 7!m-
ren ließ, wo in sinnlosem Morden Millionen
schaffender Menschen im Dienste von Wahnideen
verbluteten, wo in einem barbarischen Rück
fall der Humanität der totale Krieg sich nicht
mir gegen die waffenfähigen Männer, sondern
mit Phosohor. Bomben und Hunger auch ge
gen unschuldige Frauen und Kinder wandt«
wußte wegen Bauarbeiten auf dem Marktplatz
in den Saalbau verlegt werden. Kollege Simon
von der Kreisgeschäftsstelle Ln Homburg leitet»
die Feier, die von Musik vertragen der Kapelle
der Karlsbergbrauerei festlich umrahmt wurde.
Landrat Bungert und unser alter Kollege Voll-
mar, der Bürgermeister der Stadt Homburg
hatten es sich nicht nehmen lassen, ihre Ver
bundenheit mit den schaffenden Menschen ihre*
Bezirkes durch ihre Anwesenheit zu dokumen
tieren.
Kollege Schäfer hatte das Referat übernom
men. Auch er wußte die Forderungen der Ein
heitsgewerkschaft für den schaffenden Menschen
trefflich zu begründen. Für Frieden, Freiheit
und soziale Gerechtigkeit als di« Voraussetzung
für jede Kultur trat er mit leidenschaftlichen
Worten ein, in denen «r sioh zum Dolmetscher
für die leidende Menschheit machte.
Gegen jede Diktatur.
Mit aller Entschiedenheit— und damit sprach
er den Versammelten au» dem Herzen —
wandte er sich gegen jede Diktatur und ver
langte
Freiheit In einer sozialen Demokratie.
Demokratie aber auch in der Wirtschaft. Mit
und Lu dem schließlich in einem grausigen
Höhepunkt irregeleiteten menschlichen Scharf
sinns die Atombombe schauerlich tabula r,isa
machte.
Der 1. Mai 1945 sah in dem unsäglichen Leid
des Nachkriegschaos, ui den Trümmern mate
rieller, seelischer und moralischer Not die zarte
Hoffuuugögrüne der menschlichen Annäherung
und des Wiederaufbaus zaghaft, aber unbeirr
bar emporsprießen.
In diesem W iederauibau, an dem die Einheits
gewerkschaft maßgeblich beteiligt war, stehen
wir noch, hier an der Saar, wie wohl nach in
den meisten Staaten, haben wir zwar viele»
wieder erreicht, aber auch vieles vergeblich
ertrabt, zu dessen Verwirklichung wir erneut
zum Kampfe antreten müssen.
Der heutige 1. Mai soll ein Tag der Rückbe
sinnung, der Sichtung des bereits Errungenen
und der Sammlung vor dem erneuten Antreten
zum Kampf sein. Rückwärts gewandt wollen
wir abwägen, was die Zeitspanne zwischen dem
vorigen 1. Mai und dem heutigen Tage uns ge
bracht und was sie uns versagte.
Taten statt Worte !
Daß die Schaffenden an der Saar in dem,
verflossenen Jahr wie überhaupt seit 1945 dink
ihrer unermüdlichen Schaffenskraft, ihrer vor
bildlichen Arbeitsdisziplin und ihrer politischen
Einsicht den Haupteil der geleisteten Wieder
aufbauarbeit für sich in Anspruch nehmen dür
fen, das ist ihnen von Regierungsseite und auch
aus dem Munde von mit der Führung saarlän
discher Geschicke Berufenen oft bescheinigt
worden. Wir leiten mit Recht daraus den An
spruch ab, an den durch unsere Mitwirkung
geschaffenen Werten entsprechend teilzuhaben,
an ihrer Verwaltung mitzuwirken und an ihrer
gerechten Verteilung maßgeblich beteiligt zu
sein. Und wenn man trotz oft gegebener Ver
sprechungen den Worten nicht die Taten folgen
lassen will, so werden die Schaffenden an der
Saar wie heute hier, so auch in der Landes
hauptstadt und in Homburg, laut und vernehm
bar an die Erfüllung unserer unabdingbaren
Forderungen erinnern. Diese Massenkundgebun
gen heute stellen Riesentribünen dar, von denen
unsere gerechte Ansprüche in die Ohren der
zur Führung des Saarvolkes Berufenen und der
Arbeitgeber unmißverständlich und nicht flber-
tönbnr gellen.“
Die Rede des Kollegen Weber klang aus in
der eindringlichen Mahnung an alle Schaffen
den, alle weltanschaulichen und parteipoliti
schen Gegensätze zu vergesse« und sich in ge
schlossener Einmütigkeit in der Einheitsgewerk
schaft au vereinigen und schloß mit den Wor
ten: „Und wenn wir uns dann eng zusammen
scharen, wenn wir uns auf Gedeih und Verderb,
über alle parteipolitischen und weltanschauli
chen Verschiedenheiten hinaus, zum Kampf
um die heute an dieser Stelle verkündeten For
derungen zusammenschließen, dann werden wir
diesen Kampf auch zu unseren Gunsten ent
scheiden, dann werden wir trotz aller Hemm
nisse unser Recht uns erkämpfen 1 , werden hirv-
aufiangen in den Himmel, wo die unvergäng
lichen Menschenrechte wohnen und sie zu uns
auf die Erde nioderzwingen und seien sie auch
an die Sterne gekettet!“
Wie in Saarbrücken wurde auch in Neun-
klrbhen die Kundgebung mit der Annahme der
Resolution zum 1. Ma? 1953 beendet.
heftigen Worten prangerte er die Reaktion an»
rief die Arbeitnehmerschaft auf,
ln das Bollwerk der Reaktion eine Bresche
za schlagen.
Nach einem Rechehschaftsbericht über Ar
beit und Erfolge der Gewerkschaften in der Ver
gangenheit, appellierte auch Kollege Schäfer an
die Indifferenten und geißelte die Unmoral de»
ewigen Beiseitestehens.
Wer wollte sich seinen Worten verschließent
„Gerechtigkeit sind kein« leeren Wünsche, es
ünd berechtigte Forderungen, zu deren Ver
wirklichung
die Arbeiterschaft die Macht
hat.“ — Mit den Worten Georg Horwegh»
schloß Kollege Schäfer »eine Ausführungen:
„Mann der Arbeit aufgewachtt“
Die Mai-Resolution der Einheitsgewerkschaft
fand einstimmige Annahme.
Mit neuer Kraft vorwärts 1
Der harmonische Verlauf der Maiktiridgebun-
en gibt uns berechtigte Hoffnung, daß sie in
en Herzen der Teilnehmer nach klingen werden
und daß im nächsten Jahre wieder die Massen
der Vorjahre aufmarsöhieren, um fhr« Forde
rungen in aller Öffentlichkeit unüberhörbar
zu verkünden.
LIED DER ARBEIT
Ven Albert Kor«.
Durch des Werkes weite Hallen
Geht ein Schlittern Tag und Nacht.
Kolben stampfen, Hämmer fallen,
Riesenkräfte sind entfacht.
Hei, wie sich die Dämpf« »puten.
Daß die Räder flink sich dröhn
Und des Stahlbloelcs weiße Gluten
Männer mit gestrafften Mienen
Stehn im Brausen voller Ruh
Und im Rhythmus der Maachinen
Packen ihre Zangen zu.
Hohes Lied der Arbeit, töne (dröhne)
Noch in Alter Säum’gen Ohr,
Schweiß* zusammen und versöhne,
Zischend durch die Walzen gehn. Du gowalt’ger Schöpfungsehorl
Tag der Besinnung - Tag des Kampfes
Der 1 Mai in Neunkirchen
„Mann der Arbeit aufgewacht!"
Die Kundgebung in Homburg