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Februar/März J953 
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machten. Die eigentliche Wirts oha ft jedoch ist 
Auf einer gewissen Stufe stehengeblieben. Bed 
•inem Kulturprogramm müssen dabei auch sol- 
ehe Dinge beleuchtet werden, ohne jedoch die 
Neuordnung der Wirtschaft als Fetisch zu 
betrachten. 
Denken wir an die Nazizeit, die nicht nur aus 
es und SA bestand, sondern zugleich aua einer 
Ueberbetonung eines Ordmungs- und Organisa- 
gionsbegriffes, der heute noch im kommunisti 
schen System maßgebend ist. Bei den Kapitali 
sten ist die Maschine der alles bestimmende 
Faktor, der Mensch hat keine Bedeutung. Die 
Produktion ist ein Rechenexempel, und die 
Rechnung muß stimmen. Diese Einstellung ent 
hält eine Gefahr. Wir müssen unser Kulturpro 
gramm aufbauen auf der Bedeutung des Men 
schen, Ein schwedischer Fin&nzmimster hat ein 
mal sehr gut gesagt: „Man wirft uns vor, daß 
wir m unserer Sozialpolitik die oder jene Mög 
lichkeit der Erweiterung der Produktion ver 
säumen, aber unsere Sozialpolitik ist nicht an 
die Zahlen der Produktion gebunden, sondern 
an die Erhaltung des Menschen.“ 
Dieser Gesichtspunkt muß für ans maßgebend 
sein und muß in einem Kulturprogramm ent 
halten sein, der Begriff der Ordnung und Orga- 
schen, vor allem in Deutschland, wo man im- 
nisation, aber auch der Rücksicht auf den Men- 
mer eine Tendenz zur Expansion hat. 
Die schöpferische Pause 
Ich komme jetzt auf etwas vollständig an 
deres, waa sich im Grunde mit der heutigen 
Form unserer Industrie stößt, das Problem der 
schöpferischen Pause. In dieser Pause muß der 
Mensch die Möglichkeit haben, sich vom Zwang 
der Pflicht und vom Zwang der Ausübung ganz 
bestimmter Dinge freizumachen, um in sich 
selbst etwas reifen zu lassen. DU schöpferi 
sche Pause ist natürlich an und für sich nur 
dann schöpferisch, wenn den M«woben auch 
das Material gegeben wird, mit dem »Tc et«..s 
gestalten können. Lind hier kommen wir zur 
Frage der Freizeitgestaltung, die auch für uns 
Bedeutung gewinnen muß und gewinnen wird, 
weil wir dadurch einen Teil der Zusammen 
gehörigkeit entwickeln, die notwendig ist für 
die Durchführung unserer Aufgaben. Hier müs 
sen wir eines erkennen bei der Freizeitgestal 
tung und der Schulungsarbeit, daß einmal 
gesagt worden ist, die Liebe sei der Egoismus 
zu zweit, die Familie der Egoismus zu 
viert oder fünft. Dieser Familienegoismus 
hat so eine gewisse Tendenz, im eigenen Fett 
zu schmoren, um etwas zu entwickeln, was auf 
das Gemeinschaftsgefühl einwirkt. Eis ist ganz 
interessant, die Schriften der Utowisten zu le 
sen, wo man schon überall versuchte, neue 
Formen der Gemeinschaft zu finden, des ge 
meinschaftlichen Essens, des Wanderns, der 
Feierstunden usw., um diesen Familien igois- 
mus auszuschalten, wo man versuchte, neue 
Formen der Gemeinschaft zu bilden, um den 
Einfluß der egoistischen Tendenzen etwas ab 
zuschwächen. Wir müssen hier neue Wege fin 
den auch für die Gestaltung der Feierstunden, 
die wir durchzuführen haben. Hier können 
wir ruhig sagen, daß wir uns auf dem Gebiet 
des Gefühlslebens in einer Periode der ausge 
sprochenen Barbarei befinden. Wenn man die 
Impulse in einem großen Teil der Gemein 
schaftsabende betrachtet, so iat es wirklich Bar 
barei. Die Menschen sind zufrieden,, wenn sie 
auf eine Stufe heran tergehm, wo die Kontrolle 
ausgeschaltet werden kann. Das heißt also, man 
findet Gefallen an der übelsten Form der Unter 
haltung, man ist vergnügt an der blödesten Form- 
des Gespräches, man findet die Gemeinschaft in 
Formen, die keinen Gewinn bringen. Ich weiß, 
das ist ein Punkt, Über den man nicht gerne 
spricht, Eis »oll sich keiner etwas vormachen, 
solange wir nicht auch auf diesem Gebiet zu 
einer Form kommen, die dem Interesse wie 
dem Gefühl etwas Wertvolles und Gutes bringt, 
werden wir kein Kulturprogramm haben, wie 
wir auch keine Kultur haben. Das ist auch 
eines der größten Probleme unserer Zeit, daß 
wir das, was zerstört worden ist, wenigstens 
zu einem Teil wieder Herstellen wollen. 
In der früheren Jugendbewegung hatte man 
fast keine Veranstaltung, von der nicht etwas 
übrig blieb, und trotzdem war man vergnügt, 
auch verliebt, aber etwas Wertvolles war dabei, 
was bei uns heute fast vollständig fehlt. Das 
Ist ein sehr ernstes Problem. Fragt nur: was 
singen wir heute? Wir haben das Singen ver 
lernt, wir singen Schlager, moderne Schlager, 
und diesen Schlagern fehlt das, was erst jeden 
Humor wertvoll macht, nämlich der Ernst. Ich 
weise hier auf Wilhelm Busch, Kästner, Tu 
cholsky und andere hin, das waren auch humo 
ristische Menschen, aber mit dem Emst als 
Grundlage, und deshalb ist das, was sie sagten, 
so wertvoll. Dort, wo rein oberflächliche Ge 
fühle entwickelt werden, kann keine Bindung da 
sein, und es ist eben dann keine Belebung und 
keine Bereicherung und es ist keine Kulturar 
beit, die man mit solchen Zusammenkünften 
leistet. 
Es ist interessant, es gibt zwei Extreme, 
auch bei uns: den fachsimpelnden Kollegen, 
der meint, auch auf geselligen Abenden fach 
simpeln zu müssen, und sich um nichts ande 
res kümmert und, ich will keinem zu nahe tre 
ten, den blödelnden Lustigmaeher, der auf ge 
wisse weitverbreitete Formen der Lustigkeit 
zurückgreift, die fast immer dem Gebiet der 
Dutzenderotik entstammen. 
Gemeinschaftsabende 
Ein Gemeinschaftsabend bedarf vielmehr der 
Vorbereitung wie eine Mitgliederversammlung. 
Wir müssen ein Programm erstellen, was nicht 
immer leicht ist, und dabei müssen wir unsere 
Spielgruppen dazu erziehen, sich bei solchem 
Abenden einzusetzen, dabei braucht es sich 
nicht immer um Hörspiele zu handeln. Ich 
muß dabei an einen Besuch in einer kleinen 
Stadt im Norden denken, wo man einen Tag mit 
der Eisenbahn und sechs Stunden mit dem 
Autobus fahren mußte, um sie zu erreichen; 
dort sind die Leute auf sich gestellt, und e« 
besteht eine ausgezeichnete Gewerkschaftsorga 
nisation und eine Jugendorganisation. Man 
hatte dort einen Abend mit eigenen Kräften der 
Jugend aufgezogen, die das Programm aus sich 
selber heraus gestalteten, dieser Abend war für 
die jungen Menschen Erfüllung, und das eine 
hing damit zusammen, daß sie wirklich auf sich 
angewiesen waren. Wenn man dabei an den 
Tingeltangel der Großstadt denkt, dort kommen 
die Leute nicht mehr dazu, schöpferisch tätig 
zu sein. Wir müssen wieder dazu kommen, 
daß in der Jugend und den Bildungsgetnein- 
schaften das Schöpferische wieder zu seinem 
Recht kommt. Das braucht nicht immer erst 
klassig zu sein, es muß aber wieder seine Be 
deutung bekommen. Man muß versuchen, 
Spielgruppen ins Leben zu rufen und ihnen 
wertvolle Programme geben, 
Nun noch ein paar Worte zur Frage des 
Alkohols. Auch das ist ein unbeliebtes Thema, 
denn mit dem Alkohol ist das so eine eigene 
Sache. Alls wir neulich einmal von Düsseldorf 
kamen, sind wir noch eingekehrt und trafen 
einige Bekannte, u. a. den Direktor eines gro 
ßen Werkes. In der Unterhaltung sagte der 
Direktor u. a.: „Wenn ich einen Vertreter oder 
Mitarbeiter einstelle, dann prüfe ich ihn auf 
zwei Sachen, erstens wie er seine Spesen abrech 
net und wie er sich verhält, wenn er Alkohol 
getrunken hat, dann weiß ich Bescheid.“ Das 
heißt also, daß Alkohol trinken und vertragen 
gelernt sein muß. Wer das versteht, wird auch 
mit dem Alkohol umzugehen wissen. In unse 
ren Veranstaltungen sollte man vielleicht et 
was mehr darauf achten, daß das Saufen nicht 
verbreitet wird. Die Menschen wollen sich ver 
gnügen, und der Alkohol ist eines der Mittel, 
über die eigenen Hemmungen hinwegzukommen. 
Bis zu einem gewissen Grade ist dies gut, es 
kann aber auch gefährlich oder nachteilig wir 
ken. (Schluß folgt) 
Die 
Gewerkschaft 
schafft 
für den sozialen 
Fortschritt. 
Arbeitet 
alle mitl 
❖ 
Verstärkt 
die Reihen I 
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