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Juni 1952
tinweihung eines musteigültigen ßelegschaftsheimes bei V.&ß., Wenig
Am 7. Juni wurde in Mcrzig das neue Beleg;
schaftshaus eingeweiht. Als Gäste waren er
schienen die Firmenleitung v. Boch und Ge
mahlin, Vertreter der Generaldirektion, Ge
werbearzt Dr. Siruansky, Vertreter beider Ge
werkschaften und der Betriebsrat, Werk Mer-
jig. — Direktor Seidel hieß alle Gäste herzlich
willkommen. In seiner Ansprache dankte er
von Boch für die großzügige Bereitstellung der
erheblichen Mittel, die zur Erstellung dieses
wirklich mustergültigen Sozialwerkes notwen
dig waren. Weiterhin dankte Direktor Seidel
allen Mitarbeitern, die mit Fleiß und Tatkraft
dabei waren. Des weiteren stellte Direktor
Seidel fest, daß dieses Gebäude neben allen sei
nen mustergültigen Einrichtungen, wie Kanti
ne, Umkleideräume, Wannen- und Brausebä
der, Speisesaal etc. auch die Produkte der Welt
firma V. & B. nach außen hin repräsentiere.
Alle Belegschaftsmitglieder werden sich bei
pfleglicher Behandlung der Stätte hier wohl
fühlen. Gerade der arbeitende Mensch sei es
wert, daß er in den Mittelpunkt des ganzen
Geschehens gestellt werde.
Sodann sprach von Boch. Er erläuterte, daß
man nach dem verlorenen Krieg zuerst di»
Fabriken in Ordnung bringen mußte als Vor
aussetzung für die Schaffung der Arbeitsplätze.
Dies sei nun im wesentlichsten geschehen. Nun
müßten, wie das in Merzig geschehen sei, für
die Arbeiter die denkbar besten Unterkünfte ge
schaffen werden. Hier in Merzig sei es ein
besonderes Verdienst von Direktor Seidel ge
wesen, daß dieses Gebäude in verhältnismäßig
kurzer Zeit erstellt werden konnte. Von Boch
wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß
die Küche ein sehr gutes Essen zu einem ver
hältnismäßig billigen Preis zur Verfügung stel
le und daß die Firmenleitung naoh wie vor
gewillt sei, dieses Eissen zugunsten der Arbeit
nehmer zu bezuschussen.
Dann übergab von Boch das neu erstellte
Haus zu seiner Zweckbestimmung der Direk
tion, Werk Merzig.
Der Betriebsratsvorsitzende Büdinger brach
te zum Ausdruck, daß mit der Erstellung die-
des Hauses nunmehr eine neue Epoche auf dem
Gebiete des sozialen Fortschritts im Werk
Merzig begonnen habe. Büdinger erklärte wört
lich, daß man das Kind ruhig beim Namen
nennen solle, wenn er feststellte, daß hier in
Merzig die Erstellung dieses Hauses mehr als
eine Notwendigkeit gewesen sei. Er übermit
telte von Boch den Dank der Belegschaft und
führte aus, daß die Firmenleitung sich zwei
felsohne hiermit ein besonderes Verdienst er
worben hat und bat in diesem Zusammenhang,
man möge diesen Weg zum Wohle aller Ar
beitnehmer fortsetzen. Büdinger wies auf die
Verdienste des Direktor Seidel hin, der sich
in Verbindung mit seinem technischen Mit
arbeiterstab und dem Handwerk hier außer
ordentliche Verdienste erworben hätte. Im
Namen des Betriebsrates und somit der ge
samten Belegschaft verlieh Büdinger dann Di
rektor Seidel eine Urkunde, die in ihrer künst
lerischen Gestaltung und ihrem Inhalt auf die
außerordentlichen Verdienste des Direktors zu
diesem Sozialwerk hinwies.
Unter dem Beifall aller Anwesenden bedank
te sich Direktor Seidel für die wirklich her
vorragende Aufmerksamkeit des Betriebsrates
und erklärte, daß nur durch eine gute Zusam
menarbeit alle Probleme zu lösen seien. An
schließend wurden dann unter Führung des
Direktors sämtliche Anlagen einer eingebenden
Besichtigung unterzogen.
Als Vertreter der Gewerkschaft muß ich be
stätigen, daß ich noch kein Belegschaftsheim
gesehen habe, das so schön und modern einge
richtet ist, wie dieses neu eingeweihte Heim
bei der Firma V. & B. in Merzig. Man muß es
der Firma bescheinigen, daß sie durch die Er
stellung von vielen sozialen Einrichtungen (in
Mettlach, Merzig, Homburg) auf dem besten
Wege ist, den schaffenden Menschen in den
Mittelpunkt der Wirtschaft zu stellen.
Wir glauben abschließend feststellen zu
können, daß durch die Erstellung des neuen
Heimes die Firma die Leistung der Arbeit
nehmer des Werkes Merzig anerkannt hat,
die wie alle übrigen Arbeitnehmer an der Saar,
unter den schwierigsten Bedingungen die zun?
Teil sohwer beschädigten Betriebe wieder auf
gebaut und damit die saarländische Wirtschaft
auf Hochtouren gebracht haben.
Wir freuen uns mit allen Arbeitnehmern
über dieses schöne Heim und hoffen, daß alle
größeren Betriebe diesem guten Beispiel naoh-
ahmen. K.
I.V. Leder und Bekleidung:
Intensive Gewerkschaftsarbeit — Gute Fort
schritte
Sehr erfreulich sind die Fortschritte, die in
den letzten Monaten beim I.V. Leder und Be
kleidung erzielt wurden. Eine intensive Ge
werkschaftsarbeit führte zu einer starken Zu
nahme der Zahl der Mitglieder. Eine Lohner
höhung, rückwirkend ab 1. März, ist bei der
betr. Industrie zu verzeichnen. Bezeichnend ist
die Aufgeschlossenheit gerade der jüngeren Ar
beitnehmer in dieser Fachgruppe. Eine sonst
leider nur selten mögliche Feststellung kann
gemacht werden: Unter den neuen Mitgliedern
sind die meisten weibliche Arbeitskräfte.
Sie werden bestimmt nicht enttäuscht werden.
Die Gewerkschaftsorganisation wird bemüht
sein, die volle Zufriedenheit dieser neuen Mit
glieder mit ihrer Organisation durch stärkste
Vertretung ihrer Interessen zu gewinnen und
zu erhalten.
Im Wandel der Zeiten
Am 6. 6. 1952 tagte in Merzig der Ortsaus
schuß der Einheitsgewerkschaft. Er befaßte sich
eingehend mit den berüchtigten Angriffen der
SVZ gegen den 1. Vorsitzenden der E. G. —
Paul Kutsch —.
Die Stellungnahme findet in nachstehender
Entschließung ihren eindeutigen Ausdruck:
Entschließnng.
Propagandamethoden der SVZ gegen den 1.
Vorsitzenden der Einheitsgewerkschaft — Paul
Kutsch — und damit gegen unsere Organi
sation überhaupt, sind lächerlich vergleichbar
mit den Maßnahmen gleicher Art aus gerade
vergangener Zeit.
Es ist beschämend, wenn Menschen, die
einstmals für „Großdeutschland-Propaganda“
bezahlt wurden, andere wegen ihrer heutigen
wirtschaftspolitischen Grundhaltung diffamie
ren wollen.
Gewisse „Parteipolitiker“ nannten sich noch
vor wenigen Jahren Deutsche und stehen heute
an der Spitze der Separatisten.
Wenn Saarländer nach 1945 der Ansicht wa
ren, daß der wirtschaftliche Anschluß an
Frankreich die Lösung für uns Deutsche an
der Saafr sei, so dürfte dies bei Gemeinderats
mitgliedern keine Verbrechen gewesen sein.
Wer aber bewußt nicht nur die Wirtschaft,
sondern mit ihr auch die fleißige Bevölkerung
an der Saar mittels einer Scheinwahl verhan
delt hat und heute noch von diesem „Handel“
gut profitiert, kann nicht gut für eine Aende-
rung des derzeitigen Zustandes an der Saar
sein.
Der Ortsausschuß vertritt die Ansicht, daß
Kollege Kutsch entsprechend der Meinung wei
ter Bevölkerungskreise die
Aenderung des derzeitigen Zustandes
an der Saar
in einem Friedensvertrag, der schleunigst mit
Deutschland abgeschlossen werden muß, sieht.
In dieser Forderung und auf diesem Weg
unterstützen wir den 1. Vorsitzenden der Ein
heitsgewerkschaft mit allen uns zur Verfügung
stehenden gewerkschaftlichen Mittel.
Wir erklären uns mit ihm solidarisch und
weisen alle Diffamierungsversuche, die sich zum
Teil — auch anonym — gegen die Grundhal
tung unserer Organisation richten (ganz gleich
von welcher Seite) zurück.“
gez.: Der Ortsausschuß Merzig
Zur Handwerkertagung in Merzig
Stellungnahme des Ortsausschusses zu Angriffen
in der SVZ
Der am 6. Juni 1952 tagende Ortsausschuß
Merz:»» der Einheitsgewerkschaft nahm Stellung
zum Bericht der SVZ über die Kundgebung
de« Handwerks im Stadtreetaurant in Merzig.
Im Verlaut dieser Kundgebung ergriff der
Vorsitzende des Ortsausschusses Kollege Heins,
das Wort in der Diskussion zu den derzeitig
allgemeinen und aktuellen Wirtschaftspro-
blemen.
Auf Grund seiner Ausführungen wurde Kollege
Heins von der SVZ in unfairer, jeder Sach
lichkeit entbehrenden Art angegriffen. Die Vor
standsmitglieder sämtlicher Industrieverbände
des Ortsausschusses erklären sich mit den Aus
führungen des Kollegen Heins solidarisch.
Der Widerhall den sein Diskussionsbeitrag
gefunden hat, bestärkt den Ortsausschuß in der
Auffassung, daß Kollege Heins im Sinne der
Gewerkschaft als auch des Handwerks gespro
chen hat. Es ist bekannt, daß der Artikelschrei
ber in der Kundgebung anwesend war.
Die Versammelten wären wahrlich dankbarer
gewesen, wenn sich der in der SVZ selbst als
„ehrbarer Mann“ bezeichnende Redakteur und
,,Parteipolitiker“ zur Diskussion aufgerafft und
den Teilnehmern positive Wege zur Klärung
aller Zweifelsfragen gegeben hätte.“
gez.: Ortsausschuß.
Anselm Störk zum Gedenken!
Unter großer Teilnahme der
Kollegenschaft des Industrie-
Verbandes „Graphik“ fand
am Himmelfahrtstage eine
stille Gedenkfeier am Grabe
unseres allzufrüh verstorbe
nen Koll. Anselm Stork statt.
Die tiefe Verbundenheit des
Verstorbenen mit seinen Be
rufskollegen fand ihren leb
haften Ausdruck in der An
wesenheit der Vertretungen
aus auswärtigen Druckorten
des Saarlandes.
Am Grabmal des verstor
benen Kollegen hielt der
Vorsitzende des Ortsvereins
Saarbrücken, Kollege Ludw.
Frey, die Gedenkrede, in der
er die lange Lebensarbeit
des Verstorbenen in gebüh
render Weise würdigte. Ganz
besonders betonte er, daß
Störk seine beruflichen und
gewerkschaftlichen Kenntnisse
in den Dienst seiner Organi
sation, und der Gesamtkolle
genschaft stellt. Dem nimmermüd
gewesenen A. Stork gönne man aus
ganzem Herzen die Ruhe, die er
im Leben nie finden konnte. Sein
Name wird in der Gewerkschaft« -
geschichte des Saarlandes immer
einen ehrenvollen Platz einnehmen.'
In seinem Geiste weiter zu arbei
ten, ist uns ein Vermächtnis, das
wir Lebenden zu erfüllen haben?
Durch freiwillige Spenden der Kol-;
Icgenschaft in Höhe von 105 000.—;
Frs. wurde ihm ein würdiges Grab<*
mal gestiftet, als letzter Dank für
seine aufopfernde Tätigkeit im
Dienste für seine Berufskollegen;
Nachrufi
FRITZ RAU *
Am 27. Mai 1952 gaben wir unserem Kol
legen Fritz Rau ani den Friedhof in Neunkir-
ohen das letzte Geleit. Für all«, die ihn kann
ten, war es eine schmerzliche Nachricht, als
sie einige Tage zuvor erfahren hatten, daß die
ser aufrechte und uneigennützige Kämpfer für
die Arbeitnehmerschaft plötzlich an einem tük-
kischen Herzleiden verschieden war. Mit 57
Jahren war sein Leben allzu rasch beendet.
Fritz Rau war das echte Vorbild eines guten
Gewerkschaftlers. 1919 trat er der Gewerk
schaft, damals dem Verband der Buchdrucker,
bei, weil er die unerläßliche Notwendigkeit ei
ner starken Organisation erkannt hatte, um
die Arbeitnehmerschaft von dem unvollkom
menen, ungerechten herkömmlichen Auffassun
gen und Zuständen mehr und mehr zu befreien.
Seine erfolgreiche Aktivität in der Gewerk
schaft verschaffte ihm das Vertrauen der Kol
legen.
Fritz Rau war einer der ersten, der sein ge
werkschaftliches Wissen und Können beim
Wiederaufbau der Gewerkschaft nach dem 2.
Weltkrieg vorbehaltlos zur Verfügung stellte,
um — ohne an persönliche Vorteile zu denken
— teilzunehmen am harten Kampf für soziale
Verbesserungen. Sein Glaube an die gewerk
schaftlichen Fortschritte, an die Ideale wurde
nicht betrogen. Bei fast allen Meilensteinen,
die in den letzten Jahren zurückgelegt wurden,
war er maßgeblich, ausgezeichnet durch Mut,
Ausdauer und festen Charakter, dabei. Ueber-
all, wo er sich einsetzte, zeigte er seinen wei
ten Horizont und errang die Achtung aller Be
teiligten.
Kein Opfer scheuend, griff er die schwierig
sten Probleme an. Stets ging er in wahrem
Gewerkschaftsgeist gewissenhaft zu Werke.
Die Kollegen, die die guten Werk» des Ver
storbenen, der zur Elite der Gewerkschaft ge
hörte, keimen, werden ihm ein ehrendes An
denken bewahren.
ANDREAS HUB *
Der Präsident des Landesstocks für Aufga
ben des Arbeitsmarktes, Kollege Andreas Hub,
ist am 14. Juni im 63. Lebensjahre nach schwe
rer Krankheit gestorben.
Kollege Hub war seit Jahrzehnten in der
Gewerkschaft tätig. Das Vertrauen seiner Kol
legen beruf ihn — ein geborener Schweinfurter
— bereits in jungen Jahren zum Gewerkschafts
sekretär in seiner Heimatstadt und später in
einen größeren gewerkschaftlichen Aufgaben
bereich nach Kaiserslautern. Den Schwierig
keiten vor 1933 vermochte er, getragen von
einem starken sozialen Impuls und ausgestat
tet mit umfangreichen Kenntnissen des sozialen
und Berufslebens, zum Wohle der von ihm be
treuten Arbeiterschaft in hohem Maße gerecht
zu werden. Nach 1933 war er jahrelang ohne
Arbeit. 1940 kam Hub zur Saarferngas. Nach
dem 2. Weltkrieg, als die Einheitsgewerkschaft
gegründet wurde, war es sofort wieder dabei.
Mancher gute Ratschlag und wertvolle Hilfe
sind ihm zu verdanken. Die gewerkschaftlichen
Ziele fanden durch ihn stets eine besondere
Förderung, einmal in seiner Eigenart als Lei
ter des städtischen Arbeitsamtes Saarbrücken
— diesen Posten erhielt er gleich nach Kriegs
ende übertragen —, dann seit seiner Berufung
zum Präsidenten des Landesarbeitsamts Saar
und weiter seit 1947 als Präsident des Landes
stocks für Aufgaben des Arbeitsmarktes. Seine
menschlichen und beruflichen Qualitäten und
seine besonderen Verdienste sichern ihm eiD|
stetes Gedenken in Ehre und Dankbarkeit, das
seinen äußeren Ausdruck in der Kranznieder
legung fand.
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