Änderung des derzeitigen Zustandes an der Saa
Wann erfolgt der angekündigte Preisabbau? *
r * Saarprobleme - fest angepackt! * Empörung der Bergarbeiter wächst
Unter dem Druck des Franken * Deutsche Pressestimmen * Tribüne frei!
Markstein in der Gewerkschaftsgeschichte
Der zweite Landeskongress - Der neue Vorstand der EG - Weg und Ziel
Der neue Vorsitzende
der Einheitsgewerkschaft
Paul Kutsch
Die öitentlichen Kundgebungen
und Umzüge am 1. Mai 1952
In Saarbrücken:
Aufstellung um 9 Uhr vormittags am
Ludwigsberg.'
Abmarsch um 9.30 Uhr durch folgende
Straßen: Trierer Straße, Bahnhofstr.,
Mainzer Straße, Arndtstraße, Max-
Braun-Straße zum Landwehrplatz.
Kundgebung auf dem Landwehrplatz.
Beginn um 10.30 Uhr.
In JS e u n k i r c h e n :
AufsteHnng um 9.30 Uhr auf der Scheib.
Abmarsch um 10 Uhr. Zug geht durch
die Hüttenbergstraße - Bahnhofstr.
WcIIeswcilerstr. - Mozartstr. - Nord
ufer - Brückenstr. - Lutherstraße zum
Unteren Markt.
Dort Beginn der Kundgebung um 11 Uhr.
(Von Türkismühle fährt um 8.10 Uhr
ein Zug nach Nennkirchen. Ankunft in
Neunkirchen 8.56 Uhr. Dieser Zug eig
net sich also für die Teilnehmer an der
Neunkirchener Kundgebung.)
ln Homburg:
Aufstellung um 13 Uhr auf dem Bahn-
hofvorplatz.
Abmarsch 13.30 Uhr. Zug geht durch
die Straßen von Homburg zum Mark
platz.
D jrt Beginn der Kundgebung um 14 Uhr.
In Mer zig:
Oeffentiiche Kundgebung der EG am
1. Mai 1952 auf dem Kircbplatz. Platz
konzert: Beginn 14 Uhr; anschließend
Kundgebung (ohne Umzug). Redner: Kurt
Conrad.
JEOER
trage am 1. Mai die
JlCakette f
der Einheitsgewerkschaft |
Das Ergebnis des Landeskongresses der
Einheitsgewerkschaft,' der am 29. und 30.
März in der Festhalle in-Sulzbach abge
halten wurde, hat an der Saar und darüber
hinaus lebhafte Beachtung gefunden. Die
annähernd 200 Delegierten entschieden
sich dafür, als Nachfolger des Kollegen
.Wacker für die nächsten zwei Jahre einen
ehrenamtlichen il .Vorsitzenden zu wäh
len. Die Wahl des ersten Vorsitzenden fiel
auf den Kollegen Paul Kutsch. 2. Vor
sitzender wurde Kollege Richard Rauch.
ln den Landesvorstand wurdwi hierauf
gewählt: (Reihenfolge nach dem Stärke
verhältnis der abgegebenen Stimmen) Kurt
Conrad (Oeffentiiche Betriebe), Jakob
Schäfer (Bau und Holz), Josef Delheid
(Oeffentiiche Betriebe), Hans John (Post),
Eduard Weiter (Eisenbahn), Klans Heinz
(Verkehr und Transport):
Anschließend stimmten die Delegierten
fast einstimmig dem Vorschlag zu, den
Kollegen Heinrich Wjtcker zum Ehren
präsidenten der EG zu wählen:
Diesen .\Vahlergebnissen war folgende
Tagesordnung vorangegangen: Am Sams
tag, dem 29,. 3. 4 ,’ die Eröffnung durch den
Kollegen Wacker,' der neben den Dele
gierten als Gäste begrüßen konnte: als
Vertreter des IBFG,' Alfred Braunthal,
Brüssel,' als Vertreter des - DGB,‘ Albin
Karl, als Vertreter von CGT-FO Schwöb,
als Vertreter der französischen Botschaft,
Mr. Harn ist, als Vertreter der .. Volks für
sorge“, Heinrich Zimmer, für die Kasse
für Familienzulagen, Direktor Lenhof, so
wie als Vertreter der Stadt Sulzbach, Bei
geordneter Lauer,
Die Versammlungsleitung hatte am 1.
Tag Kollege Paul Kutsch, am 2. Tag Kol
lege Josef Delheid.
Kollege Alfred Braunthal vom IBFG
führte in seiner Begrüßungsansprache u.
a. aus:
Die freien Gewerkschaften der Welt, die im
IBFG. zusaminengefaßt sind, fühlen sich mit
Ewch besonders verbunden. Sie sind stolz auf
die sozialen Errungenschaften der Saararbeiter,
sowohl derer, die Ihr von früher übernommen
habt, besonders auf dem Gebiet der Sozialversi
cherung, wie auch derer, die Ihr selbst aus ei
gener Kraft erkämpft und aufgebaut habt, spe
ziell der Arbeitskammer, deren Werden der
IBFG. mit besonderer Aufmerksamkeit gefolgt
ist.
Wir sind uns freilich dessen bewußt, daß
gegenwärtig manche Ihrer Errungenschaften'
gefährdet sind. Ich denke dabei insbeson
dere an den Einspruch der Regierung gegen
den Schiedsspruch für die Bergarbeiter, au die
willkürliche Sondergesetzgebung für die Eisen
bahner und an die Verschlechterung in der
Selbstverwaltung der Sozialversicherung. Der
IBFG. verfolgt diese Entwicklung mit schwerer
Sorge und wird zweifellos seine Mitwirkung am
Kampf gegen sie nicht versagen.
Wir sind stolz auf die Verbundenheit mit
Euch und sind desseji gewiß, dgß-lhr auch auf
die Verbundenheit mit uns stolz seid. Es ist ja
das erste Mal in der Weltgeschichte, daß die
Idee der internationalen Solidarität des arbei
tenden Volkes nicht mehr bloß gepredigt wird,
sondern verwirklicht wurde und täglich ange
wendet wird. Es ist das erste Mal in der Welt
geschichte, daß die Arbeiter der unterentwik-
kelten Länder Asiens, Afrikas und Südamerikas
mit denen Europas, Nordamerikas und Ozea
niens in einer Organisation vereinigt sind.
Der IBFG. hat sich neben vielen anderen Auf
gaben intensiv mit den Fragen der wirtschaft
lichen Erholung und des wirtschaftlichen und
sozialen Aufstiegs Europas befaßt und ist zur
Schlußfolgerung gelangt, daß eine stärkere Zu
sammenfassung und Vereinheitlichung der freien
Länder Europas dafür unerläßlich ist. Der
IBFG. hat deshalb nicht nur den Europarat ge
billigt sowie solche europäische Organisationen
wie die europäische Marshallplan-Organisa
tion und die Europäische Zahlungsunion, son
dern hat noch, vor Schuman selbst, die Idee der
Europäisierung der Kohle- und Stahlindustrie
entwickelt. Am Schumanplan seihst hat
der IBFG. dann aktiv mitgearbeitet.
Alfred Braunthal kam schließlich noch auf
die Saarfrage zu sprechen und betonte, daß der
JBFG. noch nicht Gelegenheit hatte, sich damit
zu befassen, er es aber demnächst tun werde.
Das Saarprpblem dürfe kein Hindernis für eine
bleibende und tiefgehende Verständigung, Ver
söhnung und Verbindung der beiden führenden
Völker des europäischen Kontinents; des deut
schen und des französischen sein
Der Vertreter des DGB. Albin Karl, von
lebhaftem Beifall begrüßt, betonte: Die
deutsche Gewerkschaftsbewegung mit ih
ren 6 Millionen Mitgliedern fühle sich
nach wie vor mit der Gewerkschaft an
der Saar aufs engste verbunden.
Albin Karl unterstrich die Bedeutung
der Einheit in der Gewerkschaftsbewegung
in der DBR. Wenn hier und da Kreise
ein Bedürfnis nach Spaltung zeigten, so
stünden dahinter solche Kreise, die ein
Interesse daran haben, die Gewerkschafts
bewegung zu schwächen. Der Kampf um
das Mitbestimmungsrecht sei auch in der
DBR nicht abgeschlossen, sondern cs gehe
weiter um eine Vertiefung und Erweite
rung. In Bezug auf die Saar stellte dann
der Redner einige Fragen, die sich selbst
beantworten: Ist es eine menschenwürdige
und vertretbare Ordnung, daß gerade in
Ländern, in denen die Natur sich als
reiche Spenderin zeigt, diejenigen, die die
Schätze der Natur nutzbar machen, am
schlechtesten gestellt sind?
Ist es eine vertretbare Ordnung, daß
gerade diejenigen, die täglich ihre Ge-
Mai-Proklamation
An alle Schaffenden! — Arbeiter, Angestellte und Beamte!
Der 1. Mai, der Wcltfeiertag der Arbeit, steht in diesem Jahre im Zeichen eines
verstärkten Kampfes für
soziale Sicherheit, Freiheit und Frieden.
Die gesamte Arbeitnehmerschaft ist erneut aufgerufen, für den Schutz der Ar
beitskraft, für volle Gleichberechtigung in allen Zweigen der Wirtschaft, und vor
allem für die
Tarif Vertragsfreiheit
in allen Berufsgruppen an diesem 1. Mai zu demonstrieren?
Es gilt, Schritt für Schritt die gesteckten Ziele zu erreichen und die gewonnenen
Positionen zu halten.
Die einzelnen Losungen, die die Einheitsgewerkschaft zum 1: Mai proklamiert,
sind, wenn die Schaffenden zielbewußt und in Einheit zusammenstellen,' unbedingt
zu verwirklichen. Die Produktivität, die dank des Einsatzes der saarländischen Ar
beitnehmerschaft sich in einer ständigen Aufwärtsbewegung befindet,' muß der
Arbeitnehmerschaft und denen, die jahrzehntelang bis zur Neige ihre Arbeitskraft
hergegeben haben, einen höheren Lebensstandard gewährleisten:
Zeigt am 1. Mai, welche geballte Kraft hinter den Forderungen steht.
Alle Schaffenden, nicht zuletzt die Jugend, sind zum öffentlichen Bekenntnis
aufgerufen. Je stärker die Beteiligung an den Kundgebungen sein wird, umso
durchschlagender ist der Erfolg.
Uns zur Seite stehen am 1. Mai die Millionen demonstrierender Menschen in
allen Ländern der Welt.
Schart Euch am 1. Mai zusammen im Vertrauen auf die Kraft Eurer Gewerk
schaft!
Landesvorstand der Einheitsgewerkschaft.
illllllimiIllllllimi!lllll!IEIII!llll!!ll!ll!!iIII(llllllllllllllilllllilllII!lllllllllimilllllllllIIIil!lllll
Die wichtigsten Losungen zum 1. Mai
Für Frieden, Freiheit und Demokratie!
Änderung des derzeitigen Zustandes an der Saar
Kündigung der Konventionen
Für gerechte Löhne und Gehälter
Für ausreichende und einheitliche Altersversorgung
Her mit dem Betriebsrätegesetz!
Mitbestimmung in Wirtschaft und Verwaltung
Wir fordern für alle saarländischen Arbeitnehmer das Tarif
vertragsrecht
Wir fordern Mitbestimmung in der Verwaltung der Saargruben
Gleiche Rechtstellung für alle Eisenbahner
Für baldige Verabschiedung des Hüttenknappschaftsgesetzes
Für Sozialisierung der saarl. Montanindustrie
Kampf dem Preiswucher
Weg mit der Knebelung der Pressefreiheit und dem un-
demokratischen Lizenzzwang
Mehr Grubensicherheit
Saarvolk! Die Warndtkohle ist Deine Zukunft! Hände weg
vom Warndt!