.DIE ARBEIT.
Juni 1950
Seite 8
Zur Verteidigung der Einheit
Antwort an die „Neue Zeit“ Erklärung des Kollegen Fiiegler
Die .Neue Zeit” veröffentlicht in ihrer
Nummer 54 vom 31. 5. 1950 einen Artikel,
überschrieben: „Die Einheit muß vertei
digt werden", auf den ich folgendes er
widere:
Wer den Artikelschreiber kennt, wun
dert sich nicht mehr über eine derartige
Verdrehung von Tatsachen, wie sie hier
klar zum Ausdruck kommt. Zweck dieser
Konferenz war Stellungnahme der ersten
und zweiten Beauftragten unseres Ver
bandes in den Betriebsräten zur Loh.a-
Irage. Als Leiter der Versammlung habe
ich bei deren Eröffnen die erschienenen
Kollegen gebeten, nach dem Bericht
des Kollegen Geiß und. Rauch m klaren
und deutlichen Ausführungen die Lage der
einzelnen Betriebe zu kennzeichnen. Das
Vorgehen des anwesenden Polizeibeam
ten,~der bei Eröffnung der Diskussion ver
langte, daß jeder Diskussionsredner seine
volle Anschrift angeben müsse, gab Ver
anlassung zur ersten Empörung der An
wesenden. Wenn der Aitikelschreiber der
„Neue Zeit” bemerkt, Fiiegler habe die
sem Antrag zugestimmt, so muß dies als
eme ganz infame Lüge bezeichnet wer
den. Wahr ist, daß ich erklärt habe, wir
brauchen unsere Anschriften nicht zu ver
decken, denn was wir reden, wollen wir
offen reden, aber in Anbetracht dessen,
daß ich hierin eine Bespitzelung der Per
son sehe, lehne ich diesen Antrag ab.
Ich erklärte ferner wörtlich, daß ich in vie
len Versammlungen seit 1945 gesprochen
habe, ohne daß seitens der Polizei dieser
Antrag gestellt wurde. Weiter habe ich
erklärt, daß ich als Versammlungsleiter
jede Verantwortung übernehme und auch
dann die Versammlung weiterführe, se bst
wenn die Polizei beabsichtigt, die Ver
sammlung zu schließen. Die Angelegen
heit fand ihr Ende durch eine telefonische
Aussprache mit dem Polizeidirektor.
Alle weiteren Beschuldigungen, die Im
dem Artikel mir vorgeworfen werden, muß
ich als Verleumdung zurückweisen. Es
trifft nicht zu, daß ich in irgendeiner Wei
se versucht habe, den Kampfeswillen der
Metallarbeiter zu unterbinden. Ich war
als Versammlungsleiter gezwungen, dar
auf zu achten, daß die von gewisser Seite
hereingetragene parteipolitische Tendenz
in dieser Versammlung nicht Platz greift
und lediglich zum Tagesordnungspunkt
Stellung genommen wird. Ich lehnte es
entschieden ab, daß hier über die Frage
Pink und Obermeier gesprochen wurde.
Was die Aktionseinheit mit der Christli
chen Gewerkschaft betrifft, so muß doch
jeder verwundert sein, daß ausgerechnet
dieser Antrag mir von führenden Kollegen
der KP gestellt wurde. Ich selbst bin je
derzeit bereit, mit der Christlichen Ge
werkschaft eine Aktionseinheit zu bilden,
wenn diese mich darum angeht. Es muß
dabei bemerkt werden, daß wir in der
Vergangenheit in aktuellen Fragen vor je
der Verhandlung mit den Vertretern der
Christlichen Gewerkschaften in Verbin
dung standen, was sehr oft Mißfallen auf
der anderen Seite ausgelöst hat.
Kollegen in der Metallindustrie!
Schon diese kurze Berichtigung eines *
Artikels der „Neue Zeit“ beweist, mit wel
chen Mitteln men seitens dieser Partei
seit Monaten .vorgeht, um führende Funk
tionäre Eurer Gewerkschaft zu verleum
den und zu diffamieren. Man nützt Ver
sammlungen aus, um Stimmung zu ma
chen, aber man übersieht, welche Folgen
wohl solche Machenschaften haben kön
nen. Ich als Vorsitzender des Verbandes
habe wirklich erwartet, daß in dieser
Fanktionärkonferenz der Kampfeswillen
füüx eine Lohnerhöhung, die ja eine be
rechtigte Forderung der Arbeitnehmer ist,
zum Ausdruck kommt. Ich habe weiter er
wartet, daß meine führenden Funktionäre
in den Betrieben nichts anderes im Auge
haben, als für ihre Forderung zu kämpfen
und auch wie eine Mauer dahinter stehen.
Wenn man kämpfen will, so muß man
sachlich bleiben; denn es gibt nichts
Schlimmeres, als der Oeffentlichkeit zu
zeigen, daß man eigentlich ja gar keine
Machteinheit darsteilen will, sondern po
litische Ziele verfolgt. We(nn man eine
Einheit erhalten will, so muß man in jedejr
Beziehung bei der Wahrheit bleiben, und
man soll dieses Wort doch nicht für
schmutzige Zwecke verwenden. Gerade
die „Neue Zeit” stellt das Wort Einheit
wohl immer an die erste Stelle, und ich
glaube, daß jeder klardenkende von Euch
einsieht, wozu dieses Wort dort imme,r
wieder mißbraucht wird und daß gerade
die „Neue Zeit“ in dieser Hinsicht doch
wohl vorsichtiger sein müßte. Wer erhält
die Einheit, und wer ist immer bereit, sie
zu zerschlagen? Wer nützt denn immer
wieder eine Versammlung aus, um Zwi
stigkeiten und Zwischenfäälle hervorzu
rufen?
Ich warne alle, die glauben, von schmut
ziger Wäsche oder schmierigen Angele
genheiten sprechen zu müssen. Es wäre
wohl ein Verhängnis für einige Kollegen,
wenn ich einmal öffentlich sagen muß, wo
schmutzige Wäsche zu finden ist. Ich will
zunächst davon absehen, aber man soll
die Toleranz nicht mißbrauchen. Wenn ich
auch lange geschwiegen habe, so lasse
ich mir von anderen meine Arbeit und
Ehre nicht beschmutzen.
Ich möchte zum Schluß meiner Ausfüh
rungen nur noch sagen, daß mein ober
stes Gebot im Leben war, für die Hebung
des Arbeitersbandes und für das Wohler
gehen derselben und deren Familien zu
kämpfen. Nikolaus Fiiegler.
Die Darstellung gibt einen Ueberblick über die Verteilung der Erdbevölkerung und
zugleich über ihre Aufteilung in entwickelte, teilweise entwickelte und rückstän
dige Gebiete. Mit besonderem Interesse wird der Betrachter die Darstellung über
das voraussichtliche weitere Wachstum der Menschheit zur Kenntnis nehmen. In
20 Jahren soll bereite die Drei-Milliardengrenze erreicht sein gegenüber 400 Millio
nen Menschen, die im Jahre 1700 die Erde bevölkerten. Nach Forschungen aus
neuerer Zeit läßt sich nun die immerhin tröstliche Feststellung machen, daß von
den kultivierbaren 52 Prozent der Erdoberfläche bisher ©Tst 7 bis 10 Prozent wirk
lich richtig ausgenutzt sind, wenn man die modernsten Kultivierungsmöglichkei
ten in Betracht zieht, und sofern die neugewonnenen Auffassungen sich als rich
tig erweisen. Trotz der bevorstehenden weiteren Bevölkerungszunahme ist ein«
Erhöhung des Lebensstandards möglich, bei Vermeidung kriegerischer Auseinan
dersetzungen und vor allem bei Vermeidung dementsprechender Rüstungen, das
heißt, daß der Friede gesichert wird, wozu gehört, daß nicht die Freiheit der Welt
in Gefahr gerät.
SMtlALHAUS fön MERWiN
K NABEN BEKLEIDUNG
DilLINGEN / SAAR STUMMST«. NO. 38
Post aus dem Ausland
USA. Der Vollzugsausschuß der A. F. of L.
bat in seiner letzten außerordentlichen Sit
zung vier Vorstandsmitglieder, darunter den
Präsidenten Green, beauftragt, mit einer mit
der gleichen Aufgabe betrauten Delegation
des C. L O. über die Frage der Vereinigung
der beiden großen amerikanischen Gewerk-
Schaftsorganisationen zu verhandeln. Bekannt
lich haben die beiden Gewerkschaftszentra-
ien ihr außenpolitisches Programm schon seit
einiger Zeit in stillschweigendem Abkommen
aufeinander abgestimmt, was besonders
während der Gründungsversammiung des In
ternationalen Bundes Freier Gewerkschaften
und seitdem auf anderen internationalen Ge
werkschaftskonferenzen zum Ausdruck kam.
ftn übrigen hat der Vollzugsausschuß der
A. F. of L. erneut wieder das außenpolitische
Programm der amerikanischen Gewerkschaften
gutgeheißen, in dem unter anderem die An
erkennung der Souveränität der Westdeutschen
Bundesrepublik mit der Zuerkennung diploma
tischer Rechte gefordert wird. Ferner ver>
langen die amerikanischen Gewerkschaften die
Unterzeichnung eines vorläufigen Friedensver
trages mit der Westdeutschen Bundesrepublik,
die Verteidigung Asiens gegen den Kommu
nismus und die Erteilung wirtschaftlicher Hilfe
an Jugoslawien. Es ist bezeichnend, daß die
A. F. L. Wert darauf legte, diesen Forderun
gen gerade nach Abschluß der Londoner
Außenministerkonferenz Ausdruck zu verleihen.
Feiner fällt die Erklärung mit der offizielle?
Austrittserklärung der jugoslawischen Gewerk
schaften aus dem Weltgewerkschaftsbund zu
sammen.
Frankreich. Die Finanzkommission der fran
zösischen Nationalversammlung beschloß
Steuerfreiheit für Einkommen bis zur Höhe
von 180 000 Franken vorzuschlagen. Der Be
schluß erfolgte mit einem Stimmverhältnis, das
noch keine Rüchschlüsse auf die endgültige
Regelung ziehen läßt Die Antragsteller lie
ßen sich offenbar von dem Gedanken leiten,
daß es unmöglich sei, Steuern von ersonen
zu fordern, die gerade das Lebensminimum ver
dienen.
Italien- Die christlichen und republikanischen
Gewerkschaften Italiens schlossen sich am
Vorabend des 1. Mai zu einem neuen Ge
werkschaftsverband zusammen. In der Fusions-
erklärung wird der Mißbrauch der Gewerk
schaften zu politischen Zwecken verurteilt.
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Die Arbeitsmarktlage
Das Ministerium für Arbeit und Wohl*
fahrt teilt in seinem letztem Monatsbericht
u. a. mit:
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich
weiterhin gebessert. Die Zahl der Beschäf
tigten hat mit 271 701 Ende April bereits
den höchsten Stand des Jahres 1949 über
schritten. Innerhalb eines Jahres ist so
mit die Gesamtzahl der Beschäftigten um
rund 10000 gestiegen.
Die Zahl der Arbeitscu he nden ist von
12 944 im April 1949 auf 9850 Ende April
ds. Js. gesunken, während die Zahl def
Arbeitslosen sich kaum verändert hat.
Dies erklärt sich daraus, daß der Kreis
der Arbeitslosen sich überwiegend aus
Erwerbsbehinderten, Frauen, Jugendlichen
und Angestellten zusammensetzt, die nur
leichte Arbeiten verrichten können, an de
nen es aber im Saarland — im Vergleich
zu den mittelschweren bis schweren Ar
beiten — zu sehr mangelt. Und dennoch
ist nach Auffassung der Arbeitsämter eine
zweckmäßige Unterbringung dieser von
einer Dauerarbeitslosigkeit bedrohten
Arbeitskräfte möglich, wenn den Arbeite*
marktvorschriften entsprechend alte offe
nen Stellen der öffentlichen Arbeitsver
mittlung gemeldet werden, damit die leich
ten Arbeiten vorwiegend für die Erwerbs
behinderten — unter Berücksichtigung ihre»
Eignung — reserviert bleibien.
Die Lage in einzelnen Wirtschaftszwei
gen und Berufsgruppen.
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft hat,
bedingt durch die Frühjahrsarbeiten, ei
nen erhöhten Bedarf an Fach- und Hilfs
kräften. Es wird notwendig sein, rund 200
auswärtige Arbeitskräfte heranzuziehen-,
weil saarländische Bewerber nicht zur
Verfügung stehen.
Bergbau: Die Gesamtbelegschaft det
saarländischen Gruben beträgt an Unter*
und Uebertagearbeitem rund 62 000. Die
Gruben können auf lange Zeit keine wei
teren Arbeitskräfte aufnehmen.
Industrie der Steine und Erden: Der Be*
schäftigungsgrad ist unverändert hoch.
Die angeforderten vollarbeitsfähigen Kräf
te konnten nicht restlos gestellt werden,
so daß verschiedene Betriebe, vor allem
Baustoffwerke, dazu übergehen mußten,
weibliche Arbeitskräfte einzustellen.
Die Kalk- und Hartsteinwerke konnten
noch Arbeitskräfte aufnehrnen.
Eisensrzeugend© Industrie: Die saarlän*
dischen Hüttenwerke, vor altem die Dil-
Ünger Hütte und das Neunkircher Eisen
werk, waren für Arbeitskräfte wieder auf
nahmefähig.
Eisen- und metallverarbeitende Indu
strie: Die Auftragslage blieb im ganzen
gesehen noch gut.
Die Betriebe der keramischen und Glas
industrie in Merzig, Mettlach und Wad*
gassen nehmen in geringem UmfangS
noch Arbeitskräfte auf.
Bau- und Baunebengewerbe: Die Bautäi-
tigkeit hat zwar zwei Monate früher als
im Vorjahr, aber nur zögernd eingesetzt.
Die Zahl der Beschäftigten ist gegenübet
dem Vormonat um 806 gestiegen.