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März 1950
„DIE ARBEIT«
Eingabe der Einheitsgewerkschaft
an das Ministerium für Arbeit und Wohlfahrt
Sehr geehrter Herr Ministerl
„Die Einheitsgewerkschaft gestattet sich
mit der Bitte an S,re herantretea, dije Z Um
lage-Verordnung auch auf den Personen»
kreis auszudehnen, der unter der abge
sunkenen Kaufkraft wohl am schwersten
zu tragen hat.
Wenn der Staat versucht, durch Gewäh
rung der Ausnahmezulage an die Lohn»
und Gehaltsempfänger dem Mißverhält
nis zwischen Löhnen und Preisen bis zu
einer endgültigen Regelung wenigstens in
etwa zu steuern, so bedarf es auf der an
deren Seite wohl keines besonderen Hin
weises, daß die Not der Sozialrentner und
der Kriegsbeschädigten bezw. Kriegshin
terbliebenen und gleichgestellten Persor
nen, aber auch der Arbeitslosen noch un
gleich größer ist. Dieser Erkenntnis such
te ja auch der Staat bereits nach Erlaß
der Verordnung vom 23. 11. 1949 wenig
stens zum Teil Rechnung zu tragen.
Wir glauben keine unberechtigte For
derung zu erheben, wenn wir bitten, auch
jetzt wieder ähnliche Maßnahmen zu tref
fen, insbesondere es aber für unbedingt
notwendig erachten, daß die Verordnung
betr. einer Zulage an Lohn- und Gehalts
empfänger auch auf die Arbeitslosen des
Monats Januar ausgedehnt wird, die zwei
fellos an der Tatsache, nicht in einem
Arbeitsverhältnis zu stehen, ohnehin
schwer genug zu tragen haben.
In der Erwartung, für die am ärgsten
notleidende Bevölkerung des Saarlandes
.keine Fehlbitte getan zu haben, bitten wir
Sie, sehr geehrter Herr Minister, dien Aus
druck unserer vorzüglichsten Hochachtung
zu genehmigen."
Wo sind offene Lehrstellen ?
Meldung bis 15. März 1950 an die Landesarbeitsämter
Das Ministerium für Arbeit und Wohl
fahrt teilt mit:
•
Wie alljährlich sind auch in diesem Jah
re offene Ausbildungssteüen seitens der
Lehrbetriebe in Handwerk, Handel und In
dustrie bis zum 15. März an die zustän
digen Arbeitsämter nach dem bisher üb
lichen und bewährten Verfahren zu mel
den. Es wird gebeten, als Einstellungs
tag der durch diese Anträge angefordert
ten Nachwuchskräfte den 1. August vor
zusehen, da die Schulentlassungen Mitte
Juli stattfinden. Die Einhaltung des Ein-
stallungstermines (1. August) ist mit Rück
sicht auf die gemeinsame Einschulung und
die damit Hand in Hand gehende prak
tische Ausbildung im Betrieb dringend
notwendig. Soweit aus triftigen Gründen
Soforteinstellungen unumgänglich sind,
kann denselben am EmzelfaUe jeweils
Rechnung getragen werden. Betriebe, die
m kaufmännischen und gewerblichen
Lehr- und Anlernberufen ausbilden, mel
den den Nachwuchsbedarf auf verschie
denen Antragskarten. Diese sind beim
Arbeitsamt (Abteilung Berufsberatung u.
Lehrstellenvermittlung) erhältlich. Den
Lehrbetrieben wird zu bedenken gegeben,
daß die rechtzeitige Anmeldung der Aus
bildungsstellen sowie die grundsätzliche
Einhaltung eines einheitlichen Einstel
lungstermines (1. August) sowohl für die
Durchführung der Eignungsuntersuchung
durch die Arbeitsämter, eds auch für die
Abwicklung der Lehrpläne der Berufs
schulen von wesentlicher Bedeutung sind.
Die Tatsache, daß die Zahl der Schul
abgänger ab 1950t erheblich wächst, macht
es notwendig, keinen Ausbildungsplatz
unbesetzt zu lassen. Es werden sogar in
weiten Bereichen der Wirtschaft zusätzli
che Lehr- und Anlemstelien geschulten
werden müssen, nicht nur umdte Jugend
vor Arbeitslosigkeit zu schützen, sondern
auch um voraus schau end nach den 1954
infolge des Geburtenrückganges der Jahr
gänge ab 1939 zu erwartenden Mangel an
Nachwuchskräften auszugleichen. Die
Nachwuchskräfte von heute sind die Be
legschaf: von morgen.
Dieser Aufruf erfolgt im Einverneh
men mit der Handwerks- und Handels
kammer sowie den übrigen Berufsvertre
tungen,
*
Das Jugendsekretariert teilt hierzu noch
mit:
Es ist eine Tatsache, daß es von größ
tem Wert und Nutzen für Handwerk, Han
del und Industrie ist, einen bestausgebü-
deten Facharbeiternachwuchs zu besitzen.
Daher begrüßt das Jugendsekre tariert au ch
die Mitteilung des Ministeriums für Arbeit
und Wohlfahrt aufs wärmste.
Es wäre wünschenswert, wem die an
gesprochenen Betriebe au-ch ihrerseits aus
innerstem Verantwortungsbewu ßtsein edle
Lehrstellen durch Neueinstellung von Lehr
lingen besetzen würden.
Letzten Endes müßte sich eine aus Ob
struktion gegenüber den verschiedenen
Anordnungen bezüglich des Lehrlings We
sens ablehnende Haltung gegen, die ge
sunde Weiterentwicklung unserer gesam
ten Saarwixtschaft a u s wirken. Eine Fehl
entwicklung würde daher nicht hältmcc-
chen vor den Betrieben, die grundlos ein
fach keine Lehrlinge mehr einstelien wür
den.
Zu dem ganzen Problem werden wir
noch eingehend Stellung nehmen, da wir
die Frage für so wichtig halten, daß man
sie von verschiedenen Gesichtspunktlein
näher betrachten muß, um so zu einer po
sitiven Bewertung zu gelangen.
Herausgeber: Hauptverwaltung der Ein
heitsgewerkschaft, Saarbrücken 3, Brauerstr. 6-8.
Verantwortlich für den Gesamtinhalt: Heinrich
Wacker. Redaktion: Sozial- und Wirtschafts
politik C. Schufcler, Industrieverbände, Jugend
sowie Feuilleton J. P, Wambach. — Druck:
Druckerei Saar-Zeitung Dr. Nikolaus Fontaine,
Zur Zulage-
Unter Datum vom 16. 2. 1950 hat der
Herr Minister für Arbeit und Wohlfahrt
eine Verordnung über die Auszahlung
einer sogenannten Warteprämie von 3000
ffrs. erlassen, wie sie auch in Frankreich
zur Auszahlung gebracht wird. Es ist be
kanntlich schon die zweite dieser Art, und
man muß gestehen, daß man manche Un
klarheiten in der neuen Verordnung ge
genüber der ersten vermiedjen hat. Um
schließlich eine gleichmäßige Durch-
rung zu gewährleisten und von An
fang an schon Unklarheiten auszuschal
ten, wurden die Vertreter der Arbeitgeber
und der Gewerkschaften zu einer Sitzung
beim Hohen Kommissariat zusammenge
rufen und hat am 1. 3. 195Q, vormittags
IQ Uhr, stattgefunden. Zuerst wurde be
mängelt, daß die Oeffentlichen Betriebe
sowie die Land- und Forstwirtschaft nicht
unter den Geltungsbereich fallen. Der Re
gierung s Vertreter erklärte, daß für diese
Gruppen eine Sonderverordnung erlassen
werde, wie dieses nun auch für die erste
Auszahlung erfolgt sei. Die Frage der
Lehrlinge, die im Januar ihre Lehrzeit be
endet, aber noch keine Gesellenprüfung
abgelegt haben, fallen unter die Verord
nung. Bei Pensionierungen, die eine Auf
lösung des Arbeitsverhältaisses rückwir
kend bewirken, wird das Arbeitsverhält
nis als nicht mehr bestehend angesehen.
Bei einer laufenden Kündigung muß das
Arbeitsverhältnis im Januar gelöst sein,
andernfalls besteht Anspruch auf Aus
zahlung. Die im Monat Januar gezahlte
Ausfallvergütung wird dem Lohn zuge
rechnet Auch Trinkgeldempfänger fal
len tn den Beiechtigbenkreis. Krankheit
gilt nicht als Lösung des Arbeätsverhält-
Verordnung
nisses. Diese Fragen wurden im gegen
seitigen Einverständnis gelöst.
Beim § 5 wurde bemängelt, daß man
wohl die Feierschichten dem Arbeiter an
rechnet, dagegen dem Arbeiter, der Mehr
arbeit verrichtet hat, diese Mehrarbeit bei
den Grenzsummen 14000 bezw. 18 000 nicht
in Abzug bringt. Dadurch entsteht prak
tisch eine Bestrafung des Fleißigen. Der
Vertreter der Regierung legte auch den
Arbeitgebervertretem nahe, bei älteren
Lehrlingen, die schon selbst einen Haus
halt haben, die Vergütung zu zahlen und
auch bei Lehrlingen, die als Haushaltvor
stand anerkannt sind, die Vergütung weit
herzig zur Auszahlung zu bringen.
Der Vertreter der Regie des Mines er
klärte, daß alle Lehrlinge unter Tage und
auch diejenigen über Tage, die als Haus-
haltvorstand anerkannt sind, in den Ge
nuß der Vergütung kommen. Auch die
übrigen Arbeitgeber erklärten sich für
weitherzige Anwendung. Ueber den Zeit
punkt. der Auszahlung wurde von den An
wesenden eine Einigung dergestalt erzielt,
daß im Laufe des Monats März bei der
Löhnung der volle Betrag gezahlt wird.
Wenn auch die Verordnung den einen
Personenkreis nicht erfaßt, die jedenfalls
als die Aermsten zu bezeichnen sind, die
Arbeitslosen und Sozialrentner, so ist
doch die Gleichstellung mit den franzö
sischen Arbeitern erreicht.
Im übrigen verweisen wir auf die Dar
legungen in unserem Artikel über Löhne
und Teuerung, woraus sich ergibt, daß für
die Saarbevölkerung eine eigene Bewer
tung des Lohn- und Preisproblems und
auch der TeuerungsZulage in Frage
kommt.
Die heutige Kaufkraft der Löhne
Gegenstand Preise pro Kilo Arbeitsxeitaufwaad
1938 1950 des Facharbeiters der Facharb.
Jan./Febr. mit 0,95 Mk. Stun- F 1 in der Me-
denlohn tallindustrie Stun-
1938 denverdienst
78,74 Frs.
1950
Brot
Butter
Speck
Rindfleisch
Kartoffel
Weißkohl
Eier
Zucker
Weizenmehl
Vollmilch
0,34 Mk.
3,18 Mk.
2,20 Mk.
1,70 Mk.
0,95 Mk.
0,17 Mk.
0,12 Mk.
0,78 Mk.
0.44 Mk.
0,25 ?Mk.
39— Frs.
668,— Frs.
260,— Frs.
240,— Frs.
26,— Frs.
47,— Frs.
16,— Frs.
98,— Frs.
58,— Frs.
38,— Frs.
0,21,3 Std.
3.19 Std.
2.17,5 Std.
1.46 Std.
0.06 Std.
0.10 Std.
0. 7,5 Std.
0.48,7 Std.
0 27,5 Std.
0 15,5 Std.
0,30 Std.
8.35 Std.
3.20 Std.
3.04,5 Std.
0.20 Std.
0.36 Sd.
0.1*>,3 Std.
1.15,3 S d.
0.45 Std.
0.29 2 S d.
Bekleidungsartikel
1938
Jan., Febr, _
1950 *
Männeranzug
Arbeitsanzug
Männer s chuhe
Oberhemd
Socken (Baumwolle)
66.— Mk.
25,— Mk.
11,— Mk.
4.15 Mk.
0.98 Mk.
10 000 Frs.
2.500 Frs.
2.800 Frs.
1.100 Frs.
160 Frs.
63 Std.
26V* Std.
IlYt Std.
4y* Std.
1 Std.
126V* Std.
31»A Std.
36 Std.
17V* Std.
2 Std.
Haushaltsgegenstände
1 Küchentisch
1 Eisenbettstelle
1 Auflegematratze
26.50 Mk.
18.— Mk.
25.50 Mk.
4.000 Frs.
5.600 Frs.
11.000 Frs.
27V* Std.
19 Std.
27 Std.
50V» Std.
71 Std.
139 Std.
Zu der. Pariser Verhandlungen
(Fortsetzung)
arbeitsrechtlichen Fragen. Man muß wis
sen, daß das Saarland in seiner heutigen
Größe und Form zu 9Q Prozent Industrie
land ist, d. h, 90 Prozent der gesamten
saarländischen Bevölkerung sind in ihrer
Existenz von däifti Gang der saarländi
schen Wirtschaft abhängig. Das ist das
schwerwiegende bei dem gesamten Pro
blem, daß hier auf engem Raum so viele
Menschen zusammen gedrängt sindi, die
nur ihre Existenz in der Industrie finden.
Man muß dabei auch in Betracht ziehen,
daß wir außer Kohlen keine Bodenschätz-a
besitzen. Wohl beschäftigt der saarlän
dische Bergbau im Moment 70 000 Men
schen und ist dadurch der bedeutendste
Industriezweig des Saarlandes, aber es
genügt nicht, daß in der Erde Kohlen lie-
en, die man fördern kann, die geförderte
chle muß auch Absatz finden. Diese
dichi an der Westgrenze Deutschlands
gelegene Kohle hat kaum Aussicht, nach
Osten hin ein Absatzfeld zu erobern. Die
lim ein Fünftel bessere Ruhrkohle, die
ohnehin ihrer günstigen Lage wegen über
all hin transportiert werden kann, hat ge
genüber der Saarkohle große Vorteile und
w,rd bei gleichen Frachtsätzen und son
stigen Bedingungen immer der Saarkohle
auf dem Markte überlegen sein.
Darum hat auch der saarländische Eerg-
bau ein schweres Problem vor sich —
c' ::s Absatzproblem. Da im Saarland nur
ca. 50 Prozent der Gesamtförderung, d. h.
bei gutgehender Industrie, verbraucht
werden, muß für die übrige Kohle ein Ab
satzgebiet gesucht werden. Dieses Ab
satzgebiet findet sie zum größten Teil in
rankreich selbst. Trotz Modernisierung
des französischen Kohlenbergbaues wird
Frankreich immer Kohl-ereinfuhrland blei
ben, und da die Saarkohle die nächstlie-
gende ist, hat sie die Möglichkeit, auf
dem französischen Kohlenmarkt Absatz
au finden. Wenn eine derartige Menge
Kohle, d. h. soviel Millionen Tonnen
jährlich von einem Land mitgenommen
werden, kann das nicht mehr einfach im
freien Verkauf geschehen, sondern dazu
sind Abmachungen notwendig. Die Kon
vention, die zwischen dem Saarland und
Frankreich wegen der Kohlenfrage ge
schlossen werden soll, ist sicherlich die
wichtigste von allen. Das dürfte auch die
Ursache sein, warum die Pariser Konfe
renz länger dauert, als ursprünglich vor
gesehen war. Es ist verständlich, daß die
saarländische Regierung als die Treuhän
derin der saarländischen Bevölkerung ver
suchen muß, die Verträge für das Saar
land möglichst günstig ab zu schließen.
Aber dennoch bleibt eine Frage offen. Es
sind nicht nur die Belange der Beschäf
tigung und des Absatzes der saarländi
schen Kohle, die dort geregelt werdjen
sollen. In unserem Bergbau sind heute
7Q000 Menschen beschäftigt, die mit ei
nem bestimmten Selbstbewußtsein auf ihre
Arbeitsstätte gehen, d. h. der saarländi
sche Bergmann hat nicht nur lohn- und
sozialpolitische Forderungen, sondern er
möchte auch, weil dieser Bergbau seine
Existenz bedeutet, mitentscheiden in allen
Fragen, die ihn direkt und indirekt ange
ben. Verträge, wie sie vor 50 Jahren noch
möglich waren, können heute nicht mehr
abgeschlossen werden. Wir haben ge
rade in den letzten 5Q Jahren in den
Rechtsbegriffen der Menschen bedeuten
de Wandlungen erfahren. Der heutige
Arbeitnehmer steht sich nicht mehr als
Objekt, das sich willkürlich schalten läßt
wie eine Maschine, sondern er hat die
Auffassung, daß er mit dazu berufen ist,
sein Schicksal zu gestalten. Es wäre bes
ser gewesen, die saarländische Regierung
hätte sich, bevor sie den Schritt nach
Paris getan hat, etwas mehr mit den in-
teressenvertretem des saarländischen
Bergbaues ins Benehmen gesetzt. Verträgt
werden wirkungslos, wenn hinter ihnen
nicht die Macht steht, sie aufrecht zu er
halten* Die Ereignisse der letzten fünf
zig Jahre dürften jedem Regierenden be
wiesen haben, daß Verträge Papier fetzen
bleiben, wenn hinter ihnen nicht der Wille
zur Erhaltung steht, der Wille derjenigen,
die es angeht, nämlich der des schaffen
den Volkes.
Eine weitere Frage, die uns als Ge
werkschaft interessiert, ist die der saar
ländischen Eisenindustrie. 6QOOO Men
schen finden heute in diesem Zweig Be
schäftigung. Die Möglichkeit einer wei
teren Steigerung besteht noch, doch eine
trübe Wolke steht an dem saarländischen
WirtschaftshimmeL Unsere Hüttenindu
strie hält, was wir mit Bedauern feststel
len, nicht Schritt mit der Technisierung,
die im allgemeinen in den umliegenden
Ländern durchgeführt wird. Es gibt kaum
eine Industrie außer der eisenerzeugen-
den, dis so sehr auf Neuerung eingestellt
sein soll. Wie uns bekannt ist, werden
im nahen lothringischen Gebiet moderne
Hochöfen gebaut, bei denen die MarshaLl-
hilfe Pate steht. Wohl sind einige unse
rer Werke heute wieder in Betrieb, abie(r
wir sehen keinen Ausbau dieser Werke
auf lange Sicht. Wir hoffen und harren
schon drei Jahre lang auf Wiederaufbau
und Inbetriebnahme des Neunkirchex Ei
senwerkes. Die Stagnation, die wir dort
feststellen, löst in uns Besorgnis aus. Der
Standort einer Industrie ist nicht nur ge
rechtfertigt durch die Rohstofflage oder
Absatzmöglichkeit, sondern auch der
Mensch, der mit als ein Hauptfaktor jeder
Produktion gelten kann, ist dabei aus
schlaggebend. Das Saarland hat in deT
.Eisen- und Stahlerzeugung eine Tradition.
Diese Tradition wird verkörpert durch
seine Arbeitnehmerschaft, die sich von
Generation zu Generation zu dieser Lei
stungsfähigkeit entwickelt hat. Man wird
in Zukunft nicht ijpmer so genau die Ren
tabilitätsrechnung aufstellen können, ohne
Rücksicht zu nehmen auf den schaffenden
Menschen.
Die in der saarländischen Metallindu
strie beschäftigten Mensche^ haben ein
Rechx auf Existenzmöghchkeit im Saar
land, und darum muß unsere Metallindu
strie in ihrem vollen Umfang erhalten
bleiben. Die unteT Sequester stehenden
Betriebe müssen eine neue Regelung fin
den. Auch die Arbeitnehmerschaft in der
Metallindustrie muß mehr Mitbestimmung
in den Betrieben bekommea. Nur dadurch
wird der Arbeitsfriede gesichert, der letz
ten Endes in der heutigen Zeit große Be
deutung hat.
Die Einheitsgewerkschaft hat auch ei
nen politischen Willen. Wir wünschen d.e
vollkommene politische Unabhängigkeit
des Saarlandes. Wir können ein Beispiel
sein für das, was kommen muß, wenn die
Menschen in Zukunft vor Kriegskatastro
phen geschützt werden sollen. Die Ar
beitnehmer wissen, was Kriege für sie
bedeuten. Sind doch sie in erster Lime
diejenigen, die die großen Kriegsopfer zu
bringen haben. Sie sind heute diejenigen,
die ein Teil ihres wohlverdienten Lohnes
opfern müssen, daß der Wiederaufbau
ihrer Produktionsstätte erfolgen kann.
Darum wünschen sie, daß Verträge nur
so abgeschlossen werden, daß sie ein
mal bahnbrechend für die Zukunft wirken
und zum anderen dem Frieden dienen. J3b
es schwächere oder stärkere Völker sind,
gegenseitig Konventionen u. dergleichen
ab schließen, so darf es doch keinesfalls
so sein, daß deT Stärkere den Schwäche
ren übervorteilt und ihm seinen Willen
diktiert. Auch ist das Wort vom „Sieger
und Besiegten“ nicht zeitgemäß. Man soll
die Worte „Sieger und Besiegte“ über
haupt aus unserem Sprachgebrauch strei
chen, denn diese Worte werden bei dem
jenigen, der nun einmal Besiegter ist und
dafür große Lasten auf sich nehmen muß,
den Wunsch wachrufen, auch einmal Sie
ger zu werden. Von den Verträgen, die
wir abschließen, erhoffen wir Frieden und
Sicherheit für die Zukunft. Das müssen
diejenigen wi.sr.en, die die Verantwortung
für die Verträge tragen, ob sie die Stär
keren oder Schwächeren sind. R*