Sfeite 4
Oktober 1950
Eisenbahner und Besoldungsordnung
Kürv.m'ii fand in St. Wendel im Lokal Tho-
lev eine sehr gut besuchte Mitgiiederversannn-
lun« der Ortsgruppe des 1. V, Eisenbahn der
K' heitsee ’• halt statt, in der Kollege
Wel r zu den gegenwärtigen Aufgaben und
zur allgemeinen Tage Stellung nahm.
Weiter stellte fest, daß die Lebenslage aller
Schichten sieh auf Grund der Teuerung sehr
verschlechtert habe. Oie Einheitsgewerkschaft
sei nicht mehr länger gewillt, die bisherige
Verschleppungstaktik der Regierung und der
Arbeitgeber in der Frage der Zuführung
einer Verbesserung der Lebenslage der Schaf
fenden Menschen hinzunehmen.
Zur Personal- und Besoldungsordnung er
klärte Kollege Weiter, daß die Ausarbeitung
derselben längere Zeit in Anspruch nehmen,
als nan angenommen habe. Die Eisenbahner
vertreten die Auffassung, erklärte Kollege
Weiter, daß die derzeitigen Verhältnisse sich
ändern müssen und erwarten eine positive Tä
tigkeit des Verwaltungsrates. Möge der zu
künftige Präsident des Verwaltungsrates das
notwendige Verständnis für die Belange der
Eisenbahner entgegeubringen- In weiteren Aus
führungen erklärte Kollege Weiter, daß der
Verwaltungsrat am ?, Oktober 1950 zu seiner
ersten Sitzung zusammentreten iwrd, der I. V.
Eisenbahn dann zu den einzelnen Fragen Stel
lung nehmen wird und eine Sonderforderung in
Form einer Soforthilfe vertritt.
Ueber die Personalordnung, die von der Ge
genseite zum Teil als unannehmbar bezeichnet
v-erde. konnte bei dem Hohen Kommissar eine
Einigung erzielt werden und zwar haiiDtsäoh-
lich in den Rechtsfragen. Auch die CGS habe
ebenfalls ihre Forderungen erhoben, die aber
in krassem Gegensatz za den unsrigen stehen.
Der kleine Vorteil der CGS sei nur eine Täu
schung, um die Arbeiter und Beamten von un
serer positiven Forderung abzulenken.
Die Fortschrittlichkeit der Personal- und Be
soldungsordnung wurde auch auf dem Kon
greß der Eiscubahner in Gelsenkirchen, au der
Kollege Weiter teilnahm, von den Vertretern
des DGB. I. G. Eisenbahn, die 43 000 Mit
glieder vertreten, einstimmig angenommen.
Diese Personal- und Besoldungsordnung wird
von der I.—G. Eisenbahn beim DGB für die
Eisenbahner übernommen werden. Ja darüber
hinaus von den Vertretern der Gewerksohafts-
internationale an alle Bünde übergeben.
Abschließend zu dieser Frage erklärte Kol
lege Weiter: Wir sind dazu da, den schaffen
den Menschen an der Wirtschaft teilnehmen
zu lassen, da die Plattform vorhanden sei und
durch den I. V. Eisenbahn im bisherigen Sinne
wejter<?earl*eitet wird. Und in diesem Sinne
sei auch die Personal- und Besoldungsordnung
geschaffen worden.
Die im Anschluß erfolgte sehr rege Diskus
sion erbrachte den Beweis, daß die Tätigkeit
der Verbandsleitung im Sinne der Schaffen
den der SEB durchgeführt wird.
Kollege Vogel dankte dem Kollegen Wolter
für die zu den flerzeu der Eisenbahner gehal
tenen Ausführungen und schloß mit einem Auf
ruf an alle, die Notwendigkeit des gewerk
schaftlichen Zusammenschlusses zu erkennen.
imiittiitittmmiitMHiiiHiiiutiiiittiiimiiimntitiiiiiiiitiiHiiiiiMitiiitiHiiHitttiiuMiiiMiii
Post aus dem Ausland
L^A. Erster Schritt zu einer Gewerkscbalts-
einhelt. Die beiden großen amerikanischen Ge
werkschaften AFL und CIO haben ihre erste
formelle Vereinbarung für die Zusammenarbeit
in Fragen der Politik, der Gesetzgebung
und der Außenpolitik abgeschlossen. Ein stän
diges „Einhaltskomitee“ wurde damit be
auftragt, für Beilegung von Zwistigkeiten zu sor
gen und Vorschläge für die Verschmelzung zu
studieren.
* Die 197 verschiedenen Gewerkschaftsverbände
der Vereinigten Staaten von Amerika veröffent
lichen insgesamt rund 800 Zeitungen und Zeit
schriften. Ihre Gesamtauflageziffer liegt nach
Schätzungen des US-Arbeitsministeriums zwi
schen 20 und 30 Millionen Exemplaren. Die mei
sten Veröffentlichungen erscheinen regelmäßig
monatlich und enthalten Artikel von grundsätz
licher Bedeutung, die für die betreffenden Ge
werkschaftsverbände von Interesse sind. Sie ge
ben als öffentliche Presseorgane die Meinung
der Gewerkschaft wieder, und ihre Stellung
nahmen zu Arbeitsproblemen tragen nationalen
und internationalen Charakter.
la Finnland streikter 70 000 Metallarbeiter. Sie
forderten Lohnerhöhungen bis zu SO Prozent Wei
tere Gewerkschaften hatten sich der Lohnbewe
gung angeschlossen, so daß etwa 100 000 Arbeit
nehmer sich im Streik befanden. Das Ergebnis
steht noch aus.
Der Zerfall des Weltgewerkschaftsbünden.
Zwei neue Gewerkschaftsorganlsalionen. der
Zentralverband der holländischen Gewerkschaf
ten und der Allgemeine Tunesische Geweik-
schaftsbund haben ihren Austritt aus dem Welt
gewerkschaftsbund erklärt Der Vorstand des
A.T.G., der größten Gewerkschaftsorganisation
Tunesiens, erklärte: „Der Weltgewerkschaftsbund
vertritt nicht mehr die internationale Arbeiter
klasse. Er ist zum Instrument einer politischen
Partei geworden und bietet den um ihre Selb
ständigkeit und Unabhängigkeit kämpfenden Völ-
Leistungsschau des Handwerks
Auf dem bekannten Meßgelände am Schan-
zenberg in Saarbrücken ist jetzt^das saarlän
dische Handwerk eingezogen. Die Vorbereitun
gen für die große Schau von 12 000 saarlän
dischen Handwerksbetrieben lassen Großes er
warten. Fast alles das, was fachliches Können,
Initiative, Tradition und Liebe zum Handwerk
in unserm Raum zu schaffen vermag, wird in
dieser Ausstellung zum ersten Male seit dem
Kriege gezeigt. Das Handwerk, das durch den
Krieg schwer geschädigt und ztirüekgeworfen
wurde, gibt zugleich mit dieser Schau ein deut-
renherstellung vor Augen führen. Für die
Frauenwelt werden die Vorführungen der Putz
macherinnen ihre Anziehungskraft ausüben,
während die Männerwelt Gelegenheit hat, sich
unter anderm der Stube der Bierbrauer znzu-
wenden. Vieles andere, was die Ausstellung bie
tet, kann sich zeigen lassen. Die nun einmal
init derartigen Veranstaltungen verbundenen
Zugmittel fehlen auch hier nicht. Jeder 500.
und 1000. Besucher erhält vom Fleischer
handwerk ein Geschenk. Die Rundfunkmecba-
niker haben sich erboten, kostenlos Radioröh-
Das Handwerk stellt aus:
MESSE-GELÄNDE
AM SCHANZENBERG
Leistungsschau des gesamten Handwerks *
geöffnet täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr
30% Fahrpreisermässigung bei der saarl. Eisenbahn
Ei n tr i 11 s ka r te n an allen Fahrkartenschaltern
liches Bild seines Aufbauwillens, seiner Schaf
fenskraft und seiner Krisenfestigkeit. Vieles,
was die Ausstellung bietet, wird aber gerade
das Interesse der Nichthandwerker, der Be
sucher aus allen Schichten, Hervorrufen. Ne
ben der Schau werden hierbei vor allem manche
Vorführungen die Aufmerksamkeit auf sich
ziehen, so z. B.. die Produktion in der Wurst-
küche der Metzgerinnung. Auch andere Grup
pen werden einmal hier der öeffentüchkeit ihre
Fertigkeit und Gewissenhaftigkeit bei der 'Ka
ren zu prüfen. Dann ist eine große Tom
bola gesichert. Der erste Preis ist eine Küche
oder ein Schlafzimmer, Beim Handwerk ist si
cher zweifellos mit Qualität zu rechnen. Alles
Erforderliche ist von dem Veranstalter, der
Arbeitsgemeinschaft des saarländischen Hand
werks, sorgfältig vorbereitet. In der Zeit vom
12. bis 22. Oktober, in der die Ausstellung ge
öffnet ist, werden viele Tausende den ^ eg
zum Schanzenberg finden.
ihmt4mdk
*0as 'fibuis, dasjaden an^iekil
Für Freiheit und Recht
Die wichtige Rolle
M. J. Tobin, der USA-Arbeitsmini-
ster, erklärte zum „Tag der Arbeit“,
der in USA. jetzt gefeiert wurde und
eine ähnliche Bedeutung hat wie bei
uns der 1. Mai:
„Diesmal hat der Tag der Arbeit einen
besonderen Sinn. Er wird diesmal in
einer Zeit gefeiert, in der die Vereinig
ten Staaten die Herausforderungen ei
nes totalitären Systems angenommen
und die Verteidigung der südkoreani
schen Bevölkerung übernommen haben -
ebenso wie in allen anderen Ländern,
die der Kommunismus bedroht. Auch
die organisierte Arbeiterbewegung und
die Gewerkschaften haben sich diesem
Kampf angeschlossen, den sie mit aller
Kraft und Ueberlegung durphführen.
Die Gewerkschaftsbewegung ist frei,
sie kann aber nur in einer Demokratie
frei sein. Die amerikanische Gewerk
schaftsbewegung weiß, daß es in jenen
Ländern, die von Kommunisten beherrscht
werden, keine Freiheit für den
Arbeiter geben kann. Der freie Arbeiter
weiß, daß er es sich selbst und seinen
in Fesseln gelegten Kollegen in den tota
litären Staaten schuldig ist, ohne jeden
Die Waschmaschine in der Tüte
Garantiert unschädlich, kein Soda, kein Chlor.
Vorbehalt dafür zu kämpfen, daß die Ar
beiterschaft in allen Ländern der Welt
befreit werden muß.
Die Amerikaner lieben den Frieden. Sie
haben einen Geist internationaler Zu
sammenarbeit bewiesen, der weit über
den Glauben an ihre Aufgaben hinaus
gegangen ist. Unsere Aktionen haben den
Arbeitern der anderen Länder Glaube u.
Hoffnung gebracht, in denen die Unter
drückung regiert. Unsere Aktionen haben
uns zum Beschützer hilfloser Männer und
Frauen überall in der Welt gemacht.
Die Vereinigten Staaten haben Aktionen
in Gang gesetzt, um Freiheit und Frie
den für die bedrängten Völker der Welt
sicherzustellen. Die Gewerkschaften spie
len ihre eigene, bedeutungsvolle Rolle in
diesem Kampf für die Rechte der Völker,
die sich die Segnungen der Demokratie
erhalten wollen.
Die Gewerkschaftsbewegung erhebt sich
zu den Höhen jenes großen Arguments
in der Jahrhundertfeier des Geburtstages
Samuel Gompers, des langjährigen Vor
sitzenden der amerikanischen Gewerk
schaftsbewegung, der sein ganzes Leben
dem Ziele weihte, die Rechte der Arbei
terschaft überall zu wahren. Die Leiter
der Gewerkschaften sind heute von dem
gleichen Streben erfüllt. Die Gewerk
schaftsbewegung, die soviel Ungerechtig
keit, Elend und Not erfahren hat, wird
19®* es überall
altbewährte
Erdal
ßrdal enthält 100% reines Balsam-
Terpentln-Oel
der Gewerkschaften
nicht nur von ihren eigenen engeren Zie
len geleitet, sondern sie kämpft heute
auch für den Schutz jener anderen, die
sich der brutalen Arroganz des Kommu
nismus in dieser unglücklichen Welt ent
gegenstemmen.
Die Gewerkschaftsbewegung kämpft
weiter mit allen Arbeitern, die Freiheit
und Recht zu schätzen wissen und die d’e
kommunistische Bedrohung aufhalten, wo
und wann auch immer sie ihr Haupt er
hebt.
„Meinen Betrieb betritt kein
Gewerkschaftler mehr..
Dieser Ausspruch eines Betriebsleiters
— vielleicht ist er im Affekt gefallen —
einer Neunkircher .Trikotagenfirma ist es
wert, einmal kurz „beleuchtet“ zu werden.
Ein Vertreter der Einheitsgewerkschaft
hielt am 13. 9. dortselbsi eineBelegschafts-
versammlung ab. Er fand aufmerksame
Zuhörer, als er die Mißverhältnisse zwi
schen Lohn und Preis beweiskräftig schil
derte. Diesrair Gewerkschaftsfunktionär
stellte fest, daß die Produktion seit den
Vorkriegsjahren um fast 50 Prozent gestie
gen sei, daß die Belegschaftsstärken sich
kaum verändert hätten, daß dis Profite
fast ausnahmslos dem Unternehmertum
zugeflossen seien, daß die w?.rteschaffen
den Arbeitnehmer das Na' J ehen hätten,
daß das neue Existenzmi / rum für alle
Arbeitnehmer (18 Jahre) jetzt festgesetzt
und dieses Gesetz im Amtsblatt veröffent
licht sei und somit von allen Betriebs
leitungen akzeptiert werden müsse, daß
Mitglieder eines bestimmten Betriebes
gern der Gewerkschaft beitreten würden,
wenn sie nicht Angtt vor ihrem Arbeit
geber hätten usw.
Als anderntags der hohe Chief von die
sen für ihn scheinbar unliebsamen Worte
hörte, war er sehr erbost, riet die Ge
schäftsstelle der EG an und — beschwer
te sich. Der Redner der Betriebsversamm
lung scheute sich nicht, diesem „Belei
digten“ persönlich einen Besuch zu ma
chen. Es gab eine Auseinandersetzung,
auf die wir nicht näher eingehan wollen,
in der der Betriebsleiter sich immer mehr
in den Zorn redete und sich zu dem vorer
wähnten Ausspruch hinreißen ließ. Der
Gewerkschaftler, der seinen Standpunkt
klarmachte, mußte vorerst den Kürze-en
ziehen, um nicht vor den Schranken ei
nes Richters wegen Hausfriedensbruch er
scheinen zu müssen.
Dem ehrwürdigen Herrn Betriebsleiter
war es offensichtlich recht unangenehm
daß die Gewerkschaft sich um die Be
triebsmitglieder kümmerte. Daher der
Spektakel; denn das Existenzminimum ist
von ihm abgelehnt worden, außerdem hat
die Firma den 25prozentigen Ueberstun-
denzuschlag bis heute nicht gezahlt und
auch nicht den Tariflohn der Branche. Das
hat die Meisterin des Betriebes bestätigen
müssen.
Durch das entschlossene Vorgehen des
Gewerkschafters wurde hier einem Unter
nehmer mit Scheuklappen der Standpunkt
klargemacht.
*
Wie wir erfahren, hat der Betriebsleiter
am Tage nach dem Streik die an diesem
beteiligt gewesenen weibl. Bediensteten
aus ge sperrt
Seitens der E. G. wurden sofort geeignete
Maßnahmen ergriffen, um diesem asozia
len Verhalten des Herrn K. Einhalt zu
gebieten.