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Oktober 1950
„DIE ARBEIT“
Starker Auftrieb in der Lohnbewegung
(Fortsetzung von Seit« 1)
<Jen. Wir danken nicht daran, di« Hand« in
den Schoß zu legen oder unfruchtbaren
Gedankengängen nachzuhängen. Wir
marschieren in den jeweiligen Verhältnis
sen mk und versuchen — wenn es sein
muß, durch Kampf — die Scheibe Brot zu
erringen, die uns auf Grund unserer Stel
lung in Wirtschaft und Gesellschaft zu-
eteht. Darunter verstehen wir mehr als das
nackte Existenzminimum. Nur ein Wolken
kuckucksbewohner träumt deshalb von
einer „Zuveriässigkeitsbescheinigung“, dis
in Wirklichkeit eine Bescheinigung des
Verrats an der gesamten Arbeiterschaft
ist, die Beamten nicht ausgenommen.
Der Streik hatte aber auch etwas Er
freuliches im Gefolge. Er hat den klassi-
»nnen Beweis für die zwischen Beamten,
Arbeitern und Angestellten bestehende
Schicksalsgemeinschaft geliefert, einer
Tatsache, die nicht überall mit der wün
schenswerten Klarheit gesehen wurde. Die
Beamten sind durch die Verfassung des
Streikrechts beraubt. Es war deshalb eine
und Angestellten die Sache der Beamten
Selbstverständlichkeit, daß die Arbeiter
in ihre Aktion mit einschlossen, um etwas
zu beschleunigen, was uns allen gleicher
weise unter den Nageln brennt. Anderer
seits verpflichtet dies die Beamten — dort
wo es noch nicht geschehen ist — ihre
Stellung zur gemeinsamen Gewerkschaft
einer Nachprüfung zu unterziehen. Wenn
beide Teile ihre Aufgabe und Verpflich
tung richtig erkennen und anpacken, ha
ben wir eine echte Berutsgemeinschaft,
in der einer dem anderen beispringt.
Zum anderen versteht sich — und ist
von uns nie bestritten worden— daß die
aus der Verschiedenheit des Arbeitsver
hältnisses entspringenden Belange g3-
trennt behandelt werden müssen. Wir ha
ben das schon sehr zeitig erkannt un</
immer gesagt, daß unsere Gewerkschaft
kein großer Pott ist, in dem man alle ver
senken könne. Aus diesem Grunde wur
den für die Beamten, Arbeiter und Anga-
stllten getrennt arbeitende Fachgruppen
geschaffen und bei der Zusammensetzung
des Gesamtvorstandes Wert darauf ge
legt, daß alle Gruppen vertreten waren.
Selbst der gehässigste Gegner wird zuge
ben müssen, daß Erfolge errungen wurden
die einzigartig dastehen. Man denke hier
nur bei der Post an die Untere Beamtan
laufbahn. Im Interesse einer allgemeinen
Befriedigung mußten nach oben, insbe
sondere in aer Höheren Laufbahn Ein
bußen hingenommen werden, die von dan
Verantwortlichen zwar nicht gewünscht,
aber leider mit Rücksicht auf die Gesamt
verhaltnisse unumgänglich waren. Es ist
verständlich, daß die höheren Beamten,
die auf eine langwierige Ausbildung
und die zwangsweise damit verbundenen
hohen Geidausgaben hinweisen können,
darüber nicht erfreut sind. Auch wir wa
ten es nicht. Andererseits wissen wii;
daß viele derjenigen, die selber darunter
zu leiden haben, keinen anderen Weg zei
gen konnten. In einer Zeit, in der ein
Großteil der übrigen Beamten, Angestell
ten und Arbeiter nicht einmal über das
nackte Existenzminimum verfügt, ist es
oberste Pflicht eines Staates, jedem we
nigstens soviel zu geben, wie er zum La
ben braucht. Mit 40 000 bis 50 000 Frs.
läßt sich immerhin leben, selbstverständ
lich ließe sich mit 70 000 bis 80 000 Frs,
besser Leben, aber keiner wird bestreiten,
daß man mit 20 000 Frs. kaum noch einen
Monat durchkommen kann.
Der Wunsch zur Separierung geht an
der allgemeinen Not vorbei. Wir wollen
nicht untersuchen, inwieweit ein Beamten
bund in früheren Zeiten eine Berechtigung
hatte. Heute hat er sie gewiß nicht und
wird — konsequent durchgeführt — ein
Fiasko werden. Das Kräfteverhältnis ist
sehr ungleich. Niemand wird so vermes
sen sein zu glauben, daß die Saarländi
sche Regierung einer kleinen, engherzi
gen Gruppe ein Inseldasein bereiten kann,
selbst wenn sie es möchst«.
Wir sind also nur nackte Realisten,
noch nichts mehr, wenn wir zu einer Ge
werkschaft „Ja“ sagen, in der Arbeiter,
Angestellte und Beamte gemeinsam um
die Erfüllung ihrer Forderungen ringen.
Die HsupMeruflgen des i.u.-sergsau
behandelte Kollege Johann Dreher am ver
gangenen Sonntag in einem Rundfunkvortrag.
Verlangt wird die Festsetzung eines Mindest
lohnes wie für die übrigen Industrien, ferner
eine allgemeine Lohnregelung entsprechend den
saarländischen Verhältnissen und ein Tarifver
trag nach saarländischem Recht unter Zu
grundelegung des Bergbaustatuts.
ln Erläuterungen zu den einzelnen Forderun
gen des Tages schaffte Kollege Dreher grund
sätzlich Klarheit. Aus den Darlegungen ergab
sich die dringende Notwendigkeit, den Forde
rungen des I. V.-Bergbaus ohne lange Ver
zögerung Rechnung zu tragen. Der Spreche»
unterstrich die Hoffnung, daß bei gegenseiti
gem guten Willen in Zukunft eine Situation,
■vue jene, die zum Warnstreik vom 2. Oktober
führte, vermieden werden könne.
Herausgeber: Hauptverwaltung der Ein-
heitsgewerkschaft, Saarbrücken 3, Brauerstr. 4-fc
Verantwortlich «ir den Geaaxntinhalt: Heinrich
Wacker. Redaktion; Sozial- und Wirtschafts
politik C. Schuhler, tndustrteverbänd«, Jugend
»owie Feuilleton I. P Wambach. — Druckt
Druckerei Saar-Zeitung Dt. Nikolaus Fontaine,
Eiazelverkaufsprels der »Arbeit* 4 fl.— ffrs.
Aus den bisherigen Lohnverhandlungen
seit dem Warnstreik sind bis zur Herstel
lung dieser Nummer folgende
Teilergebnisse
zu verzeichnen:
Der Ind.-Verb. Bergbau steht mitten in
Lohnverhandiungen. Bisher wurde her
ausgefunden, daß die Löhne in Lothringen
durchschnittlich um 73 Frs. höher liegen
als im Saarland. Eine gewisse Summe
errechnet sich aus diesem Unterschied,
die nach Lage der Dinge und zur Errei
chung der 1. F,tappe, das wäre die Anglei
chung der Löhne an die in Lothringen,
eine Besserstellung im Moment ermögli
chen würde. In den bisherigen Bespre
chungen konnte lediglich die Ueberprüfung
der leider sehr lückenhaften Unterlagen
der Regie des Mines durchgeführt wer
den. Der Industrieverband erwartet deai
schnellen Abschluß der ersten VeriiancU
lungsetappe.
Bei der Fachgruppe dar Bergbau-Ange
stellten wird, weil der Kollektiwertrag ab
läuft, ein neuer fortschrittlicher Tarifver
trag, der eine Zusammenfassung einiger
Gehaltskategorien und der Altersstufen
und eine günstigere Regelung für alle An
gestellten vorsieht, erstrebt. Ein Tarifver
trag für die Ingenieure und Gleichgestellt«
wurde bereits abgeschlossen.
Die Verhandlungen des Ind.-Verb. Metall
erbrachten ein bisher nicht zufriedenstel
lendes Ergebnis. Für die Arbeiter in der
Schwereisenindustrie sind die Mindestlöh
ne nur gering erhöht worden. Die Arbeit
geber wünschen die Anpassung der Löh
ne an die in Lothringen, di« nur wenig«
Prozente höher liegen. Der I. V. erstrebt
eine Erhöhung, die über diese Mindest
löhne hinausgeht, so daß jeder Arbeit
nehmer mit einer Lohnerhöhung bedacht
wird. Die Verhandlungen für die Erhöhung
der Gehälter der Angestellten brachte ei
nen Fortschritt für die unteren Kategorien.
Die Verhandlungen, auch für die weitex
verarbeitende Industrie, werden fortge
setzt.
Die Forderungen des I. V. Eisenbahn
belaufen sich auf Gewährung einer Wirt
schaftsbeihilfe von 2500 Frs. für Ledige,
5000 Frs. für Verheiratete und 1000 Frs. füx
jedes Kind und auf Einführung einer fort
schrittlicheren Personalordnung. Die Ver
handlungen sind, bei Redaktions Schluß
noch im Gange.
Die Lohnverhandlungen in der gra
phischen Industrie zur Neugestaltung
der Löhne führten am Donnerstag, dem
28 . 9. 1950, zum Abschluß eines neuen
Lohntarifvextrages. Der Abschluß sieht
die Festsetzung eines Ecklohnes vor, von
welchem dann die Auf- und Abstufungen
erfolgen. Dieser Ecklohn wurde mit Wir
kung vom 1. 10. 50 auf 120 Frs. pro Stunde
festgeLegt (früher 108.50 Frs.). Die Auf-
und Abstufungen auf diesen Lohn sind
prozentual festgelegt, so daß bei kom
menden Verhandlungen nur der Ecklohn
einer Abänderung unterliegt. Die Gehälter
der technischen Angestellten unterliegen
ebenfalls der prozentualen Steigerung. E>i«
kaufmännischen Angestellten erhalten ei
ne Erhöhung um 15 o/o auf die Gehälter
vom 1. 10. 1948.
In Verhandlungen des Verbandes Oef-
lentliche Betriebe und Verwaltung«» mit
der Regierung wurde eine Uebereinstim-
mung erzielt, wonach die Arbeiter neben
der 20o/oigen G r u n d 1 o h nerhöhung ei
ne Stunden Lohnerhöhung von 10—11 o/o
erhalten. Die Besprechungen für eine Ein
führung einer einheitlichen monatlichen
Teuerungszulage sind noch nicht abge
schlossen. Für die Waldarbeiter, die zum
öffentlichen Dienst gehören, sind langwie
rige Verhandlungen notwendig, um sie ln
den Genuß der Erhöhung wie für die übri
gen Arbeiter zu bringen. Das gleiche gilt
für die Fachgruppe des Gesundheitswe
sens in bezug auf das Hilfst- und Pflege
personal.
Die Fachgruppe Banken und Sparkasse»
hat den Antrag gestellt, für die Angestell
ten ab 1. September eine einmalige Zulage
für Ledige von 3000 Frs. und für Verheira
tete bis zu 7500 Frs. als Vorschuß für den
im Monat Oktober abzuschließenden Ta
rifvertrag zur Auszahlung zu bringen. Die
sem Antrag wurde seitens des Bedin-
gungsausschusses der Banken und Spar
kassen entsprochen.
Die Fachgruppe Versicherungen stellt«
den gleichen Antrag (wie Fachgruppe Ban
ken und Sparkassen) an die Berufsvereini-
gung der Versicherungs-Gesellschaften
(Syndikat). Bedauerlicherweise lehnten
diese den berechtigten Antrag ab. Ver
handlungen über den neuen Tarif finden
am Freitag, dem 13. 10-, beimSchlichtungs-
ausschuß statt. Dis Berufsvereinigung der
Versicherungs-Generalagenten lehnten ei
nen weiteren Antrag der Fachgruppe Ver
sicherungen auf Gewährung der Üxlaubs-
beihilfe, wie bei den Gesellschaften und
Gruppen von Gesellschaften, ab. Auch
der Gewährung des 13. Monatsgehaltes
wurde nicht entsprochen. Der Schlich
tungsausschuß wird sich am Montag, dem
16. 10., damit befassen.
Bei der Fachgruppe Bühne, Kunst und
Film wurde vor kurzem ein neuer Tarifver
trag abgeschlossen. Eine weitere Anglei
chung an die Teuerung wird erstrebt. Für
die freischaffenden Musiker kam es noch
zu keinem Abschluß, obwohl ein Entwurf
bereits vor 6 Monaten eingereicht wurde.
Ein Tarifvertrag für das Personal des
Rundfunks ist unverständlicherweise nach
eineinhalbjähriger Verhandlung noch nicht
in Kraft gesetzt. Vom Verwaltungsrat, der
bisher wenig soziales Verständnis zeigte,
wird die endliche Inkraftsetzung eines dsn
derzeitigen Verhältnissen entsprechenden
Tarifvertrages erwartet.
Im Baugewerbe wurde durch
Schiedsspruch am 4. 10. eine Lohnerhö
hung, abgesehen von den schon erfolg
ten Erhöhungen, von 12 o/ 0 erwirkt. Auch
die gesetzlichen Gehälter sind am 1. Ok
tober um 12 o/o erhöht. Durch diesen
Schiedsspruch werden die noch in Kraft
befindlichen tariflichen Bestimmungen so
wie di« Verordnung über die Festsetzung
der Mindestlöhne vom 27. 8. 1950 nicht
berührt. Diese Regelung gilt bis zum Ab
schluß neuer Tarifverträge.
Die Vertreter des I. V. Hol* erreichten
durch Verhandlungen mit dem Arbeitge
berverband der Holzwirtschaft eine Erhö
hung der Löhne und Gehälter in der Sä
ge-Industrie und im Holzhandel. Di« Re
gelung für Löhne tritt mit Wirkung vom 25.
September in Kraft, die für Gehälter mit
Wirkung vom 1. Oktober und beträgt für
letztere rund 15 o/o. (Einzelheiten sind aus
den in dieser Nummer veröffentlichten Ta
bellen zu ersehen.)
Der Ind.-Verb. Fabrikarbeiter steht al
lerorts in Lohn Verhandlungen. Teilergeb
nisse sind bereits bei den Firmen Ville-
roy & Boch in Merzig, Glashütte St. Ing
bert, Dynamitwerk Saarwtellingen und in
der chemischen Industrie erzielt worden.
Die gesamten Verhandlungen gestalten
sich sehr zeitraubend, da in dieser Be
rufsgruppe 19 Tarifverträge zu behandeln
sind.
Beim Ind.-Verb. Leder und Bekleidung
ist es verschiedentlich zur Auszahlung
von Ueberbrückungsgeldem gekommen.
Gemäß dem Ergebnis der ersten Lohnver
handlungen mix dem Arbeitgeberverband
sind alle Betriebe dieser Branche ange
wiesen, bis zum endgültigen Abschluß von
neuen Tarifverträgen diese Ueberbrük-
kungsgelder auszuzahlen. In einer Ver
handlung am 6. 10. mit der Arbeitsgemein
schaft des Srearl. Handwerks wurde von
dieser eine absolut ungenügende Lohner
höhung angeboten, die von den Vertretern
der Gewerkschaften ab gelehnt wurde, die
30 o/o fordern.
Der Verband Groß- und Einaelhandel
teilt mit, daß die Lohnverhandlungen in ei
nigen Tagen abgeschlossen werden kön
nen. Der Arbeitgeberverband für Handel
und Gewerbe erkennt die Forderungen
des Berufsverbandes der Einheitsgewerk-
Die Einheitsgewerkschaft der Arbeiter, Ang
estellten und Beamten, Verband Oeffentliche
etriebe und Verwaltungen — Ortsverwaltung
Saarbrücken —- lud für Montag, den 9. 10.
1950, ihre Mitglieder zu einer Versammlung
im Lokal „Keglerherm“ ein. Zur Tagesord
nung stand ein Referat des Vorsitzenden
des Industrieverbandes Graphik, Kollege An
selm S t ö r k , über Lohn- und Preispolitik.
Anschließend gab der Geschäftsführer des In
dustrieverbandes „Oeffentliche Betriebe und
Verwaltungen“, Kollege Wilhelm Heckler;
einen Bericht über die bis jetzt geführten Ver
handlungen mit der Regierung des Saarlan
des zwecks Abschluß einer neuen Lohnanord
nung für die Arbeiter im öffentlichen Dienst
und Gewährung einer Teuerungszulage für die
Angestellten und Beamten,
Schon lange vor Versammlungsbeginn wa»
das Tagungslokal so besetzt, daß die Versamm
lung in die nebenan liegenden größeren Loka
litäten verlegt werden mußte. Aber, auch diese
reichten nicht aus, um die erschienenen Mit
glieder alle zu fassen, so daß durch eineLaut-
sprecheranlnge die Referate in das nebenan
liegende Lokal übertragen werden mußte. So
gestalteten die Bediensteten des öffentlichen
Dienstes diese Mitgliederversammlung zu einer
machtvollen Kundgebung. Sowohl die präzisen,
markanten Ausführungen des Kollegen Stork
als auch die sachlichen Darlegungen des Kolle
gen Heckler wurden mit Beifall aufgenommen
und in der anschließenden Diskussion nur noch
da und dort ergänzt.
Das Ergebnis dieser Kundgebung fand seinen
Niederschlag in der nachstehenden Entschlie
ßung, die von den 500 anwesenden Mitgliedern
einstimmig angenommen wurdet
„Die in der Einheitsgewerkschaft de» ArbeW
ter, Angestellten und Beamten, Verband Oef-
fentliehe Betriebe und Verwaltungen — Orts-
Verwaltung Saarbrücken —, organisierten Be
diensteten protestieren in einer überaus gut-
besuchten Versammlung gegen die von de»
Regierung des Saarlands immer wieder ves*
schaff als berechtigt cm und ist bemüht
eine für all« Teile befriedigende Lösun'a
zu finden.
Beim I, V. Nahrung und Genuß wurden
in den einzelnen Fachgruppen
Lohnerhöhungen erzielt. Di« Erhöhungen
betragen: Fleischwaren-Industrie 10
Brauereien ab 1. 6. 8 o/ 0 , Tabak-Industrie
ab 1. 5. 5—8 Frs. auf die Stundenlöhn«
und ab 1. 10. Erhöhung der Arbeiter-Stun
denlöhne um 10—15 o/o, Milchgenossen
schaften 8 o/o für gewerbliche Arbeiter ab
1. 6., Müller-Syndikat 15 o/ 0 aut Mindest
löhne ab 1. 6., Nahrungs- und Genußmit-
tel-Industrie ab 1. 8. 10 <y 0 für gewexbl.
Arbeiter und 3 o/o für gewexbl. Arbeiterin
nen und ab 1. 9. für gewerbl. Arbeiter und
Arbeiterinnen 10 o/o, Konsum-Genossen
schaften Löhne und Gehälter 8—10 o/ 0 ab
1. 6. Die Forderungen belaufen sich bei
fast allen Fachgruppen auf Erhöhung der
gesetzlichen Löhne und Gehälter von 20 o/ 0
und werden zum Teil in weiteren Verhand
lungen, die vor dem 15. 10. stattfinden.,
und vor dem Schlichter vertreten.
Ind.-Verb. Verkehr und Transport Die
Arbeitnehmer' der Straßenbahnen erwar
ten von der Regierung dein baldigen Ab
schluß der Verhandlungen und annehm-
gebnisse. Für das Transportgewerbe ist
der Verband am 6. 10. in Lohnverhand
lungen eingetreten.
Die Verhandlungen des I- V. Post und
Fe rameläewesetn mit der Regierung, di«
für Donnerstag, den 5. 10., angesetzt wa
ren, mußten infolge der dienstlich begrün
deten Abwesenheit einiger Minister bis zu
einem späteren Termin verschoben wer
den. Aber noch in dieser Woche wird ein
zufriedenstellendes Ergebnis in der Lohn
frage erwartet.
Ja, es ist schon viel geredet, geschriei-
ben und verhandelt worden über Löhne,
Preise, Tarife und Existenzminimum, und
es wird noch viel mehr geredet, geschrie
ben und verhandelt werden müssen, bis
es soweit ist. Aber noch nie war es so
lebendig, wie seit dem Warnstreik vom 2.
Oktober. Die Arbeitnehmer blicken jetzt
gespannt auf die positiven Ergebnisse der
Verhandlungen und weniger auf Begleiter
scheinungen der Initiative, die sich man
che Betriebe bei einigen Verhandlungs
partnern auf mehr oder weniger überflüs
sige Belehrungen erstrecken. Die Gewerk
schaftsvertreter stehen bei den Verhand
lungen auf einem festen Fundament. Nicht
nur der Rückgang des Reallohnes liegt
in der V/actgschale, sondern auch andere
Gewichte, nicht zuletzt die enorme Lei
stungssteigerung der letzten Jahre. Man
wird bei der Krise den Einfluß jener Kreise
nicht aus dem Auge verlieren dürfen,
mit ihrem fatalen einseitigen Hang zu
überlebten Formen der liberalistischen
Wirtschaft überall dem Fortschritt hem
mend im Wege stehen und gerade in ei
ner Krisenzeit wie der heutigen nur von
Schaden sein können.
Von der Gewerkschaft wird auch wei
terhin die Tatsache klar eingeschätzt, daß
es im Rahmen der Verantwortung stets
heißen muß: Wille und Kraft •— Erfolge
schafft I
schleppten Lohn- und GehaltsvcrhandlungenJ
Sia verweisen mit Nachdruck, daß eine Re
gierung, die bei jeder sich bietenden Gele
genheit an die Loyalität dieses Berufsstandes
appelliert, auch die sittliche Pflicht hat, die
sen den Verhältnissen entsprechende Lohn-;
Gehalts- und Arbeitsbedingungen zu gewäh
ren. Man kann nicht erwarten, daß bei der
bisher gezeigten Verhandlungsbereitschaft die
Bediensteten des Oeffentlichen Dienstes ta
tenlos Zusehen. Sie werden sämtliche gewerk
schaftlichen Mittel einBetzen, wenn nicht bi#
Donnerstag, den 12. Oktober 1950, Ihren be
rechtigten Forderungen der gewünschte Er
folg beschieden ist.
Mit der gleichen Entschlossenheit fordern
sie die alsbaldige Verabschiedung des Be
triebsrätegesetzes und des TarifvertragsgeJ
setzes für die Angehörigen des öffentlichen
Dienstes.“
Aus dieser spontanen Willenskundgebung ist
zu ersehen, daß die Arbeiter, Angestellten und
Beamten des öffentlichen Dienstes genau so ge
schlossen wie ihre Kollegen anderer Berufsgrup-!
pen gegen die in letzter Zeit heraufhesehworene
Preistreiberei Stellung nehmen. Darüber hin
aus erwarten sie von der Regierung, daß sie
den besonderen Verhältnissen im öffentlichen
Dienst, die so oft von ihr herausgestellt wer
den, Rechnung tragt und auch, wie schon in
allen Zweigen der übrigen Wirtschaft gesche
hen, Löhne nnd Gehälter den derzeitigen Prei
sen anpaßt. Für den öffentlichen Dienst muß
gesagt werden, daß er seit dem wirtschaft
lichen Anschluß mit der Angleichung seiner
Bezüge um Monate den anderer Berufsgruppea
nachhinkt.
Die sehr lebhaft aber diszipliniert verlauf
fen« Versammlung wurde von dem 1. Vor*
sitzenden der Ortsverwaltung Saarbrücken, Kol*)
leg# Franz Wagner, geleitet und mit einem
Appell an die Erschienenen der Organisation;
genau wie heute auch in der Zukunft mit de»
gleichen Begeisterung im Interesse de» eigene»
Wohles zu dienen, geschlossen.
Imposante Kundgebung
Stellungnahme des Verbandes öffentlicher Betriebe und Verwaltungen