September 1950
DIE ARBEIT"
Seite 3
Wirtschaftslage und Angestelltenschaft
Offene Worte der Gewerkschaftsvertreter - Verantwoi tungsbewußte Politik fordert rasche Entschlüsse
In dem Lohnkampf, den uns eine kurz
sichtige und egoistische Haltung dar Ar
beitgeber schaff aulzwingt, hat die Ge
werkschaft unter anderem die Aufgabe,
eine einheitliche Kampffront zu schaffen,
um die Ziele so schnell wie möglich za
erreichen. Die schaffenden Massen er
kennen d e zwingende Notwendigkeit, zur
entscheidenden Tat zu schreiten, wenn
d'e letzten Ei-igungsversuche scheitern
sollten.
Zum Fomm für die wichtigsten Forde
rungen des Tages wurde eine Versamm
lung der Fachgruppe der Angestellten,
des N?unkircher Eisenwerkes am Freitag,
dem 8 . 9. 1950.
Die Ausführungen ergaben klare Fest
stellungen und Beschlüsse, die nicht nur
für die Angestelltenschaft, sondern auch
für die ganze Arbeitnehmerschaft Bedeu
tung haben.
Der Versammlungsleiter Koll. Lorig
verlangte für die Angestellten die An
passung der Bezüge, der Urlaubszeit und
der Altersversorgung an die Regelung*
wie sie bei den öffentlichen Betrieben-
maßgebend ist. „Es muß“, so betonte er,
„ m ganz' n Saarland eine Bewegung der
Angestellten entstehen, bis die Forde-
ru*v**n erfüllt s‘nd.“
Kolieqe Wacker kennzeichnet die Situation
Kollege Wacker befaßte sich in sei
nem Referat mit so manchem heißen Ei
sen, das die Neunkircher Hütte betrifft.
E r schilderte die jahrelangen schweren
Sorgen um den Wiederaufbau der Hütte.
Es sei bestimmt nicht die Schuld der Ge
werkschaft, wenn nicht alle Erwartungen
erfüllt wurden. Zunächst sei es um die
Wiederei astellung und Vollbeschäftigung
gegangen. Der Redner wies auf die Mit
teilung' hin, daß mit dem Anblasen von
zwei weheren Hochöfen alsbald zu rech
nen sei. Es sei also nicht die von Ar
beitgeberseite noch vor kurzem zur Ab
weisung von Lohnerhöhungen so deutlich
pro -hezehe Wirtschaftskrise, sondern eine
Hochkonjunktur in Aussicht.
Der Redner wandte sich dann speziel
len Gewerkschafts- und Angestelltenfra
gen zu und bewies die Wichtigkeit und
Richtigkeit der Zusammenfassung der In
dustrie, brw. Berufsverbände in einer
starken Gewerkschaft statt Aufsplitte
rung. Wohl sei die Gleichberechtigung
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
in der Verfassung festgeiegt, aber das
Kräfteverhältnis bei den Auseinanderset
zungen richte sich nach der Art der bei
derseitigen Organisationen und hier
müßte man feststellen, daß die Arbeit
geber einheitlich zusammengefaßt seien.
Die Einheitsgewerkschaft gebe Raum
für alle, die sich zusammenschließen. Es
handele sich hier um keine Gleichma-
c' e~ei, wie es fälschlich von verschiede
nen Seiten draußen unterschoben werde.
Besondere Interessen der einzelnen In
dustrie-erfc&nde werden völlig souverän
wahrgenommen. Oberstes Gesetz in der
Einheitsgewerkschaft ist die pcrteicoE-
tische und religiöse Neutralität, denn ge
rade durch ihre Wahrung sind wir in der
Lage, unbeteiligt von Richtungsweisun
gen und Hemmungen die Kräfte allein
für die wirtschaftliche und soziale Bes
serstellung einzunehmen.
Was früher noch in weiter Feme lag,
ist heute durch intensive Vorarbeiten im
mer mehr in den Vordergrund gerückt:
U bar d a Betriabsdamokratie wollen wir
zur Wirtschaftsdemokratie und damit zu
einer neuen Gesellschaftsordnung kom
men, Es werde sich bald zeigen wie die
einzelnen Abgeordneten des Landtages
bei der weiteren Beratung des Betriebs-
rätegesetzes zur Forderung der Gewerk
schaft nach betrieblicher und wirtschaft
licher Mitbestimmung eingestellt sind.
Dann habe man auch endlich Einfluß auf
die Preisgestaltung der Produkte. Dia Ge
werkschaft wolle diese Mitbestimmung,
koste es was es wolle.
Nach einer Schilderung der Situation
und der Maßnahmen, die in der letzten
Gewerkschaftssitzung beschlossen wur
den, behandelte der Präsident im einzel
nen die Teuerungswelle und im Zusam
menhang damit die Dringlichkeit dar Ge
haltsforderungen. In drastischer Weise
charakterisierte er die reichlich komisch
anmutenden Preiserhebungen des Stati
stischen Amtes und zeigte den Weg auf,
um zu einer Bereinigung zu kommen. In
letzter Zeit seien eine ganze Reihe kapi
talistischer Schlagwörter wieder einmal
als Trugschluß entlarvt worden, so daß
vom Unternehmerrisiko und das von An
gebot und Nachfrage, die angeblich die
Preise regeln. Nach der Aufhebung der
staatlichen Lenkungspolitik sei diese ab
gelöst worden von einer Diktatur der Syn
dikate und Monopole der Arbeitgeber.
Einige Geschäftsleute, die die willkürlich®
Preiserhöhungspolitik nicht mitmachten,
seien von den Syndikaten kurzerhand
boykottiert worden. Das nenne sich dann
freie Wirtschaft. Die Regierung müsse
sich dieser Dingte unbedingt annehmen.
Man könne Voraussagen, daß die Teue
rungswelle nicht ihnen Abschluß gefun
den habe. Auch die Hausfrauen seien in
der Lage mitzuhelfen, daß sich die Situa
tion durch Hamstereinkäufe nicht noch
verschlimmere.
Unbedingt Schutz der Schaffenden
Wir fordern keine Rationierung
aber eine Preiskontrolle, die streng
durchgeführt werden muß. Die Re
gierung muß rasch die nötigen gesetz
lichen Grundlagen schaffen, die unbe
dingt schwere Strafmaßnahmen vorse
hen müssen. Di® schaffenden Menschen,
die ihre Pflicht bis zum äußersten erfüllt
haben, wollen wenigstens in etwa einen
annehmbaren Lebensstandard mit dem
von ihnen verdienten Geld gesichert
sehen.
ln letzter Stunde!
(Fortsetzung von Seife 2)
An den
Hohen Kommissar der franz.
Republik im Saarland
Herrn Gi’bert GRAND VAL
Saarbrücken
Betr.; Stellungnahme des Gewerkschaf tsaus-
scbvssas der Einheitsgewerkschaft der Ar
beiter, Angestellten und Beamten de«
Saarjcmdes zu der Preissteigerung sowie
Forderungen auf Lohn- und Gehaltserhö
hungen.
Sehr geehrter Hoher KommissarI
Die in den letzten Wochen in einem nv*
gekannten Ausmaß in Erscheinung getre
tene willkürliche Steigerung der Preis*
der notwendigsten Lebens- und Bedarfs
artikel, die eine dauernde Verschlechte
rung des an und für sich viel zu niedri
gen Lebensstandards der Arbeitnehmer
des Saarlandes zur Folge hatte, veran-
anlaßten den Gewerkschaftsausschuß der
Einheitsgewerkschaft als oberste Instan*
der 126 000 in der Einheitsgewerkschaft
organisierten Arbeiter, Angestellten und
Eeamtsn, zu dem Problem der Löhne und
Preise in einer außerordentlichen Sitzung
am 4. September 1950 Stellung zu nehmen.
Seit Monaten bemühen sich die führen
den Funktionäre um die Durchführung
einer erfolgreichen Preiskontrolle. Alle
unsere Bemühungen blieben ohne Erfolg,
das Gegenteil trat ein und wir müssen zu
unserem Bedauern heute eine Preissteige
rung feststellen, die unseres Erachtens
keinesfalls gerechtfertigt ist und als will
kürlich betrachtet werden muß.
Andererseits ist durch die staatlich ge
lenkte Lohnooliiik in den zurückliegenden
Jahren der Reallohn gegenüber den Prei
sen immer weiter abgesunken und die Ge
werkschaften glaubien, daß mit Erlaß des
Tar;fvertragsrechts nun el r e Besserung
der Lolin- und Gehaltsverliältnisse der
Arbeitnehmerschaft durch einzuleitende
Verhandlungen mit den Arbeitgebern her
be! geführt werden kann.
Zu unserem größten Bedauern stellen
daß wohl in einzelnen Wirt-
scharisgruDren besche'dere Lohn- und
Gehaltserhöhungen stattfanden, während
andererseits bewußt Verhandlungen ver
zögert werden, was zur Folge hat, daß bei
der Arbeitnehmerschaft des Saarlandes
eine Erbitterung Platz greift, die den so
zialen Frieden innerhalb der Saarwirt
schaft in nächster Zukunft aufs stärkst*
gefährdet.
Soweit kleinere Lohn- und Gehaltser
höhungen staftgefunden, wurden diese ab
sorbiert durch Einlegung von Feierschich
ten, die mit Rückgang von Aufträgen und
Absatzschwierigkeiten seitens der Arbeit
geber begründet wurden, ein Beweis, daß
das von den Arbeitgebern bei jeder Ver
handlung in den Vordergrund der Betrach
tungen gestellte Betriebsrisiko zur Auf
rechterhaltung der Wirtschaftlichkeit der
Betriebe, das immer der Grund der Ab
lehnung bei der Forderung der Arbeit
nehmer auf Mitbestimmng ist, in jedem
Fall die Arbeitnehmerschaft durch Lohn-
einbußen zu tragen hat.
ln ernster Sorge und voller Verantwor
tung hat cter Gewerkschaftsausschuß in
seiner Sitzung am Montag, dem 4. 9. 1950,
die beiliegende Entschließung gefaßt und
hofft, daß die Regierung des Saarlandes
sowohl als auch die Arbeitgeber der Saar
wirtschaft selbst zu der Ueberzeugung
kommen, daß der derzeitige Zustand un
haltbar ist und wenn nicht raschesten«
eine Aenderung eintritt, für die Folgen
die Arbeitgebers chaft alleine verantwort
lich gemacht werden muß.
Wir haben auch die Regierung des Saar
landes auf den derzeitigen Zustand auf
merksam gemacht und dürfen Sie, Hoher
Kommissar bitten, ebenfalls Ihren Ein
fluß gellend zu machen, damit in kürzester
Frist entweder eine Regulieruüng der Prei
se oder andererseits eine Anpassung der
Löhne und Gehälter an die Teuerung er
folgt. Zu einer Aussprache über die ge
genwärtige Situation steht der Landesvor
stand der Einheitsgewerkschaft Ihnen je
derzeit zur Verfügung.
Genehmigen Sie, sehr geehrter Hoher
Kommissar, den Ausdruck unserer vor
züglichsten Hochachtung!
Einheitsgewerkschaft der Arbeiter,
Angestellten und Beamten
(Bei der erwähnten Entschließung han
delt es sich um den Abdruck auf Seite 1).
Präsident Wacker berührte dann das
für Neunkirchen stets aktuelle Thema der
Hüftenknappschaft. Er hofft, daß in etwa
2 Jahren die Pensionen der Hütte, de-en
de' Saarknappschaft angeglichen werden
können. Der zunehmende Beschäbgungs-
g: ad auf dem Eisenwerk werde sich hier
bei auswirken.
In Bezug auf die Werke Neunkirch'n
und Völkling'n sprach der Präsident die
feste Erwartung aus, daß Generaldirektor
The dr ei keines der Werke zum Nach
teil des anderen bevorzuge, sondern für
be'de das gteiche Verständnis aufbringe.
Kollege Lorig betonte dann die
Notwendigkeit einer Preiskontrolle, und
verlangte einen Preisstop. Viele Pensio
näre warteten heute noch auf verloienge-
gangene Rsntencmsprüche aus der Zeit
kurz nach dem Zusammenbruch.
Kollege Rauch über Spezialprobleme
Ein weiteres Referat hatte Kollege Rieh.
Rauch übernommen. Er betonte u. a.:
Heute seien 60 000 Personen ln dar Me
tallindustrie beschäftigt, davon seien 8
bis 9000 Angestellte. Im allgemeinen fneue
man sich stets über Vollbeschäftigung,
aber es sei bedauerlich, daß diese wie
derum auf einem Wettrüsten beruhe. Eine
Genugtuung sei es immerhin, daß die Ar
beitnehmerschaft an dieser Ursachenicht
die Schuld trage.
Die Struktur an der Saar sei nun einmal
so, daß von einer Wirtschaftskrise sofort
nahezu die ganze Bevölkerung betroffen
werde. Was geschähe bei einem Rück
schlag; denn man könne ja wohl kaum
10 Jahre lang mit riesigen Ausgaben wei
ter rüsten, zumal die heute zuständigen
Politiker selbst erklärten, daß nur gerü
stet werde, um einen Krieg zu verhindern.
Der heutige technische Zustand der
Saarindustrie müßte weiter vervollkomm
net werden, damit sie konkurrenzfähig
bleibe.
Zuschrift an den Arbeitgeb erverband
Zur Teuerungswelle und den Lohnforde
rungen gab der Redner ein Schreiben des
I. V.-Metall an den Arbeitgeberverband
— für das Metallgewerbe bekannt in
dem es u. heißt:
..Auf Grund der Preissteigerung für die lebens
notwendigsten Gebräu chsgiiter. sieht sich der
Vorstand der Angestelltengruppe des Industrie
verbandes MetoU veranlaßt, zwecks Anpassung
der Gehälter an di» gestiegenen Preise, an den
Arbeitgeberverband der Eisen- und Metallindu
strie des Saarlandes heranzutreten.
Da die Lebenemittelprejs« bisher um 14 bi«
150/o gestiegen sind, die Preis« für Textilien
und Schuhwerk um ca. 20 0/0 und die Miete um
ca. 300/o, i«t der Vorstand unserer Grupp» der
Meinung, eine Forderung auf Erhöhung der Jetzt
bestehenden Gehälter um 25 0/0 fordern zu müs
sen. um einigermaßen das Lebenshaltungsniveau
der Angestellten der Metallindustrie erhalten zu
können.
Wir bitten das Präsidium des Arbeitgeberver
bandes. zu unse-er Forderung Stellung zu nehmen
und uns darüber Mitteilung zukoromen zu 'assen."
Kollege Rauch fuhr fort:
I. V.-Metall will keinen Tarifvertrag auf
Grund der augenblicklichen Preise, wie
sie das Statistische Amt errechnet hat,
sondern auf Grund von Erhebungen, di*
ein® Dauerlösung gewährleisten. Die Ur
sache für den politischen Radikalismus
sei stets das Mißverhältnis zwischen Ar
beit und Einkommen, Eine neue Bela
stung der Produktion möchte die Gegen
seite anscheinend wieder allein auf di*
Schultern der Schaffenden abladen. Der
Anteil der Leuna siaka trotz steigender
Leistungsergebnisse von Jahr zu Jahr.
Mit dem heu i;en Arbeitsverdienst kön-'-e
man kaum mein 60 «'<» von dem kaufen,
was in früheren Jahren möglich war. Hät
ten dte Arbeitgeber den guten Willen, so
könnte eine ge echte Verteilung des Mehr
gewinnes erzielt vrerden. Wenn die Ar-
be-geber sich aber weiter so stur ver
halten, dann wird die Ari>eitee' merschaft
zu einer offensiven Kampfstellung ge
zwungen. Die Arbeitgeber reden so viel
von ihrer Verantwortung. Die Arbeitneh
mer kennen auch eine Verantwortung
gegenüber der Wirtschaft, aber auch ge
genüber ihrer Arbeitskraft und ihren Fa-
müien. Die Bewertung der Arbeitskraft
unteriiegt hänä-en Schwankungen, selbst
in der 'Landwirtschaft, z. B. durch zu
nehmende Anwendung von Maschinen.
Wenn in naher Zukunft denn noch große
A T b» ? terma3 r an mobilisiert werden müs
sen, um zusätzliche Aufträge durchzufüh
ren, so solle man nicht übersehen, daß im
Saarland selbst noch gut lö 000 Arbeits
kräfte neu herangezogen werden können,
wenn die Bezahlung für die zu leistende
Arbeit einen entsprechenden Anreiz bie
tet. Bei der neuen Entwicklung müssen
die Gewerkschaften mit besonderer Auf
merksamkeit auch auf dia Lenkung des
Nachwuchses schauen. Die Unternehmer
suchen gerne Jüngere Kräfte, weil sie
glauben, durch b Eigenen Arbeitslohn ibe
Gewinnauote erhöben zu können.
Die Gehaltsio-de-ungen der Ance~teE-
tsn, die meist eine besondere Ausbildung
durchmachten, sind mehr als berechtigt.
Deshalb können wir mit gutem Gewis
sen den Kaqipf um die Gehaltserhöhun
gen durchführen. Das Erg'b‘'» , s vü d - o
sein, wie die Arbeitnehmer zu kämpfen
verstehen. Nur durch sozialen ^u-rrleih,
durch Gerechtigkeit ist der Wf-tsd*
friede und der Frieda überhaupt mcalic’*.“
In einer Entschließung, die einstimm g
angenommen wurde, heßi es:
Die am 8. September 1950 im Lakai Mül’er
ta Neunkirchen tagende Versammlung der
Angestellten des Neunkirener Seanwerkes
erhebt die Forderung aut eine du'.chgrei'm-
de Verbesserung der AngesteUtesverr'che-
rung.
Die versammelten Angestellten sind der
Meinung, daß die für sie in F-acse kem-—erde
Versicherung?« inrLüitmq in h e** T ei" u~gsn
so hoch sein soll, wie diese für die im
öffentlichen Dienst beschäf igten Angestell
ten besteht.
Ferner sind di« Versamme'ten der Auf
fassung. daß ihre augenbiick’iche Enf’oh-
nung nicht der Leistung und Verantwortung
entspricht, die iu der Produktion van ihnen
gefordert wird.
Weiterhin wünschen die An wesen Jen te
der Urlanbsfrage die Anpassung au den
öfientl chen Dienst.
Herr Lorig wies noch, darauf hin, daß
durch, ein® besondere Eingabe cm den
Generaldirektor auch die Angestellten in
den Genuß der Produktionszulage ge
bracht werden sollen, die bisher den Ar
beitern gewährt wird.
Betriebsrcrtsmitglied Kuhlmann setzt®
eich dafür ein, daß mit äußerster Energie
an die Durchsetzung der Forderungen her
angegangen werde. Wenn dazu ein Ruf
an alle ergehe, um hart auf hart zu kämp
fen, dann müßten auch alle an einem
Strang ziehen.
In einem Schlußwort unterstrich der
Kollege Wacker dte Notwendigkeit, in
entscheidender Stunde mit allen Kräften
für die gerechten Ziele geschlossen ein
zutreten. Auch diejenigen, die sonst nur
kritisieren, sollten dann einmal zeigen,
daß sie auch zur Tat bereit sind. Und die
Arbeitgeber sollten sich rechtzeitig und
mit Emst fragen, wohin der Weg führen
müßte, wenn den berechtigten Forderun
gen der Arbeitnehmerschaft keine Beach
tung geschenkt würde.
Protestversammluna in St. Ina^ert
Auf Beschluß des Vorstandes des Orts
ausschusses fand am 2. September im
großen Karlsbergsaal eine öffentliche
Kundgebung statt. Der Vors, Ketmerkir°cht
konnte bei der Eröffnung der stark be
suchten Versammlung neben den Refe
renten Podsvin, Lauer und Glöbel. beson
ders di« fast restlos aus der Stadt und
an der Notlage unserer Pensionäre und
Witwen begrüßen. Einleitend wies er dar
auf hin, daß man für Tab aksgroßhändler
Millionen zur Verfügung stellen will und
an der Notlage unserer Pensionäre um'
Witwen achtlos vorüber geht. Solange
noch über 26 000 Pensionäre Pensionen
unter dem Fürsorgerichtsatz beziehen, sei
es Pflicht des Staates, hier schnellstens
einzugreifen. Nach dem Referat von Koll.
Lauer über die Notlage der Pensionäre
Und dem Referat des Kollegen Podev n
über Lohn- und Preisfragen, setzte eine
lebhafte Debatte ein, an der sich nicht nur
aktive Berufstätige, sondern auch Pensio
näre beteiligten. Kollege Glöbel erläuterte
das vom Landtag erlassene Gesetz über
die Aufhebung der Ruhenbestimmungen
der Brüning’schen Notverordnung. Alte
Diskussionsredner verlangten eine soforti
ge Abhilfe durch die Regierung. Die in
der Diskussion vorgetragenen Beschwer
den wurden vom Vorsitzenden in einer
Entschließung zusammengefaßt und von
der Versammlung einstimmig angenom
men.
Die am 2. September in St Ingbert ab
gehaltene staric be virchta Pro.estversamm-
lung der Einheitsgewerkschaft fordert von
der Regierung die Durchführung nachste
hender Forderung auf gesetzlicher Grund
lage, bzw. die Durchführung beeifs er
lassener Gesetze.
Allgemeine Erhöhung a er Rente.i über
den Fürs-orgericht&atz. — Gewährung einer
Ausnahmezulage in Höhe von3 OGO.— Frs.
zur Deckung des Winterbedarfs an alle
Rentner, die weniger als 10 000.— Frs. be
ziehen. — Erhöhung des steuerfreien Ein-
kommensatzes für Rentner und Pensionäre
von 9 000.— auf 13 000.— Frs. — Gleich
stellung der Arbeiterfrauen beim Verlust
des Ehemaains, mit den Frauen der Ange
stellten. — Herabsetzung des Alters :a
der Rentenversicherung von 65 auf 60
Jahre. — Einführung eines Preisstoos für
alle Badarfswaren des täglichen Lebens.
— Schärfere Praisübe'wacliung durch c’ie
staati. Organe. — Herabsetzung de- Ge
winnspanne in Handel und Gewe be. —
Bei Ueberschreitung dar Gswinnsnar-a
keine Verwarnung oder Bestrafung der
Geschäftsinhabe’', sondern rücksicbis o e
Schließung des Geschäftes. — Ablehnung
des Einspruchs des Arbeitgeberverbandes
gegen das Gesetz über die Bezah'ung der
gesetzlichen Feiertage im Saarland vom
4. 4. 1950. — Garantie über die Durch
führung des vorgenannten Gesetzes. —•
Abschaffung der Lohnzonenemteilung. —
Restlose Bereinigung der Brüning’schen
Notverordnung.