Full text: 2.1947 (0002)

November 1947 
„Die Arbeit“ 
Seite 7 
Unser Recht 
VON RUDI BLASS 
Jugend ist die Blüte .eines jeden 
Volkes. Sie ist von Natur aus und 
ihrem Wesen nach der revolutio- 
närste Teil eines Volkskörpers- und 
wird daher zu allen Zeiten für die 
Gesamtheit gültige und richtungs¬ 
weisende Forderungen erheben. 
Fs gilt, diese manchmal ungestü¬ 
men Forderungen in die rechten 
Bahnen zu lenken, um dadurch ihre 
Kraft zu verstärken, ihre Erfüllbar¬ 
keit zu gewährleisten und ihre Er¬ 
reichung sicherzustellen. 
Es gilt aber auch gleichzeitig, der 
gerechten Sache der Jugend Kaum 
zu geben und alle Kräfte, besonders 
„ auch die der älteren Generation, zur 
Verwirklichung dieser Forderungen 
tatkräftig einzusetzen. . 
Ursache und Wirkung eines Zeit-, 
abscbnitles und einer jeweiligen 
Lage müssen bei der Erhebung von 
Forderungen klar durchschaut wer¬ 
den. Nur aus der Dreiheit von 
jjScheu, Urteilen und Handeln“ kann 
eine wirksame, in sich gerechte, ge- , 
reifte und somit unbedingt erfüll¬ 
bare und zu erfüllende Forderung 
entstehen. 
Aus der Erkenntnis -jahrzehnte¬ 
langer Mißachtung der Menschen¬ 
würde stellen wir als Jugend daher 
den Menschen in seiner Wörde als 
unzertrennbare Wesenseinheit von 
> Körper und Geist in den Vorder¬ 
grand. 
- Wir verlangen daher: 
Entstaatlichung des Menschen und 
.Vermenschlichung des Staates! - 
Denn: Lange genug hat man die 
Menschenwürde einer vergüteten 
Btaatsaitmacht geopfert. 
Lange genug hat man die Freiheit 
der Persönlichkeit durch Uniformie¬ 
rung des Geistes und des Körpers 
unterdrückt. . j ' 
Lange genug galt der Mensch trotz 
seiner geadelten Natur, die ihn 
über alle Lebensweisen hinaushebt 
und ihm ein für alle Mal die oberste 
Stufe in der Weltordnung der sicht¬ 
baren Dinge einräumt, nur noch als 
eine Nummer, als eine. Maschine. 
In - gemeinsamer Zusammenarbeit 
mit der älteren Generation und bei 
kluger Unterordnung überall dort, 
wo es ups nur so als Jugend; zu¬ 
kommt, stehen wir als aktive und 
weitgehendst gleichberechtigte Glie¬ 
der in der Gemeinschaft unseres Vol¬ 
kes, insbesondere als junge, lernbe¬ 
gierige Gewerkschaftler in der Ein¬ 
heitsgewerkschaft. Mit unseren älte- 
f ren Arbeitskolleginnen und -kolle- 
gen wollen wir also unter Beachtung 
oben genannten Grundsatzes nicht 
Objekt, sondern Subjekt, nicht Ver¬ 
handelte, sondern Ilandelnde, nicht 
Bestimmte, sondern Mitbestimmende 
sein! • , ' 
Unsere Arbeit soll nicht länger in 
den Augen des ausbeutenden Kapi¬ 
talismus als Ware betrachtet wer- 
1 den, sondern sie ist uns heiliges 
Recht zur Sicherung unseres Lebens. 
‘i Wir wollen nicht noch einmal auf 
I den Schlachtfeldern unser junges 
.! Blut irgend einen verbrecherischen 
Staats- oder Wirtschaftssystem op- 
: fern.! ' 1 j. 
; Unsere Forderung lautet deshalb: 
.1 Überführung -der Schwer- und 
Schlüsselindustrie in die Hände 
der Gemeinschaft. ,■ . • 
i Erhaltung aller unserer lebens- 
‘..wichtigen Arbeitsstätten als Be¬ 
sitztum des Volkes au der Saar, 
von seiten unserer Betriebsräte 
und Industrieverbände. , 
Die Bildung von Gewerkschafts- 
Gewerk- 
bei Anerkennung der infolge des 
verlorenen Krieges berechtigten 
Forderungen der Alliierten aus 
der laufenden oder, zukünftiger 
Produktion. 
Der Lohn ist kein gnädiges' Ge¬ 
schenk, sondern das sittliche Recht 
auf gerechte «Mitbeteiligung am Ge¬ 
winn der durch uns geschaffenen 
Werte. 
Daher verlangen wir: Ein« gerechte 
Lohnbildung, die es uns ermöglicht, 
unsere Existenzgrundlage so auszn- 
gestalteh, daß wir leben, eine eigene 
Familie gründen und eigenen Besitz, Die Behebung der kulturellen Not! 
erwerben können. ' 
Betriebst ätewoh len 
Fortsetzung von Seite 4 
Kreisversicherungsanstalt Saarbriik- 
ken-Land: 
Wahlberechtigte 80; abgegeb. 68, 
gültige Stimmen 62, Einheitsgewerk¬ 
schaft 5 Sitze, Ergänzungsmitglie¬ 
der 5. ‘ 
Kreisversicherungsanstalt Saarbrüc¬ 
ken Stadt: 
Wahlberechtigt 89, abgegeb. 85, 
gültige Stimmen 85, Einheitsgewerk¬ 
jugendgruppen in Betriebs- und/ Schaft 5 Sitze,. 5 Ergänzungsmit- 
Ortgruppen. 
Gebt uns eine eigene 
schaftsjugendzeitung. . 
Schafft Lehrlingswerkstätten. ■ 
Gebt uns gute Lehrpläne, gute 
Lehrer, qualifizierte Fachausbil- 
<ier. , •••■;. r i 
Gebt uns erstklassige Lehrbücher. 
Ferner fordern wirf 
Wir fordern: 
Gleichen Lohn bei gleicher Lei¬ 
stung, 
Beseitigung der Wohnungsnot! ■ 
seligsten Krieges, an dem wir als 
Jugend jedoch schuldlos waren. Sie 
ist aber auch mit eine der Folgen 
tun gerecht er Verteilung der Lebens- 
güter und des Besitzes überhaupt. 
Sie ist mit eine der Folgen zügellos 
angewandten kapitalistischen Wirt¬ 
schaftssystems und monopolisiertem 
Staatskapitalismus. ; 
Da der Begriff des )fMenscb-SeinS" 
in der Wesenseinhert von Körper und 
Geist begründet und die Not der Ju¬ 
gend eine allumfassende ist, muß es 
auch Aufgabe der Gewerkschaft sein, 
diese allumfassende Not zu sehen, zu 
.beurteilen und zu bekämpfen. Wir 
sind als Einheitsgewerkschaft auf 
.einer höheren Ebene als derjenige, 
der nur eine Lohn- und Gehalts- 
maschine als Gewerkschaftsaufgabe 
zuließe. Die Revolution, d. h.: die 
Umgestaltung der derzeitigen Ver¬ 
hältnisse muß daher vom Geiste her 
erfolgen, und zwar von jenem Geiste, 
der die Weltordnung der Dinge in 
einer untergeordneten Welt wieder 
ordnungsgemäß .herstellt. 
Daher verlangen :wir:1 
Bekämpfung der sozialen Not! Der 
Arbeiter ist nicht weniger wertvoll 
als der Besitzer. _ • : 
Jungarbeiter, Jungarbeiterinnen! :; 
Wir sind stolz auf unseren Beruf," 
sind stolz auf unsere Arbeit und 
Leistung. Sei es beim Straßenbau, in 
der Grube, auf der Hütte oder im 
Büro! Wir Lassen nicht länger zu, 
daß wir in der Gesellschaftsordnung 
als Zweitrangige behandelt werden., 
Wir wollen durch unsere Leistungen ' 
den Wert unseres Charakters und 
Geistes zeigen. • , • ' f 
■ Eine gute Berufsausbildung, eine . 
’ gute gewerkschaftliche Schulung 
Gerade die Jugend will, muß und 
wird hier Vorbild sein! Wir verach¬ 
ten den Kitsch und wenden uns dem 
wahren, ewiggültigen Kulturgute un~: 
seres Volkes zu. Wir bilden uns 
ebenso an der wahrhaften,, echten 
Kultur - aller Kulturvölker dieser 
Welt. Wir erheben die Forderung 
nach guter Allgemeinbildung als 
Grundlage guter Berufsausbildung. 
Gebt uns Bücher über unsere und 
anderer Völker Kultur! „ 
Bekämpfung der sittlichen Not! 
Jungkollegen! JtmgkoUeginnenl 
Wir verachten die Verweichlichung 
des Körpers, denn sie zieht zwangs¬ 
weise eine Verblödung und Erkran¬ 
kung des Geistes nach . sich. Unsau¬ 
beres Denken,."Reden und Handeln 
entwürdigt uns. Wir wollen Sieger 
sein über uns selbst, und wir werden 
das Leben meistern! Unsere junge 
Lebenskraft wollen wir bewahren in 
einer wahrhaft mannhaften und echt 
fraulicher Bewährung. WirT geben 
jenen, schmeichelnden Verlockungen 
keinen Raum, die, wenn.wir.sie be¬ 
folgen, uns des kostbarsten Gutes 
unseres Lebens berauben, wirklich 
feiner, .unzerstörbarer junger Liebe 
und unverbrauchter Gesundheit. Wir 
■wollen Zeugnis davon geben, daß es 
nicht wahr ist, wenn man uns nach- 
sagt, wir seien alle bis ins Mark 
verdorben. Wir wollen einmal mit 
offenem Blick in die strahlenden Au¬ 
gen unserer Kinder schauen und ver¬ 
langen, daß den Geist der Zerstörung 
von Sitte und Moral ausgerottet 
werde. Wir verurteilen aber jegliche 
Prüderie, da sie nur Ausdruck einer 
krankhaften ^Muraüusucht" ist. 
Wir rufen Euch, Jungkolleginnen 
und -kollegen! / 
Kommt zu uns! - <. 
Unser Blick geht geradeaus! 
Unser Weg führt aufwärts! i 
JUGEND HERHÖREN! 
; Wir branchen Euere Mitarbeit bei 
der Ausgestaltung der Jugendscite in 
der Gewerkschaftszeitung. Bringt 
Wünscht zum Ausdruck, übt Kritik 
ian den Veröffentlichungen ln unse¬ 
rer Zeitung und am Rundfunk, 
s Teilt uns die Anschriften der von 
Euch gewählten Jugendobienten miL 
■; Sendet selbst Berichte über Eure 
Arbeit und über das Wollen der Ge¬ 
werkschaftsjugend. ’ 
] _ Wir schalte« ein!!! 
Jeden Dienstag von 18,4 5 
Ibis 19,fl0 Uhr Radio Saiat- 
¡brücken.! „Die Einheitsgewerk¬ 
schaft spricht". In dieser Sendung 
hört Ihr die Stimme der Gewerk¬ 
schaft, die Stirn m*e des Ju¬ 
gend-Sekretariates zu allen 
.'wichtigen Lebensfragen, besonders 
;zu den Fragen, die Euch als Jugend 
angehen. 
Jeden Donnerstag von 
21,00 — 21,15' Uhr Radio 
Saarbrücken: „Aktuelle Fragen 
der В eru f sb era t un g , Nach- 
w u e h «1 en к u n g und Berufs^ 
ausbildung. 1 
Folgende. Themen werden unter 
Gruppe A behandelt: 
Berufswünsche und die Möglichkeit 
ihrer Erfüllung . 13. 11. 47 
Nachwuchsfragen der saarländischen 
Industriewirtschaft . . 20. 11. 47 
Nachn'Hchfcfragen de« saarländischen 
/ Handwerks . ... . . 27*11.47 
Nachwncbsfragen des saarländischen 
; Handels 4, 12. 47 
( Nachwuchsfragen der saarländischen 
Bau Wirtschaft . , « *11. 12. 47 
Die Vortragenden sind bedeutende 
Fachkräfte aus Industrie, Handet 
trrrrf Wirtschaft. " •' ' ' • *: 
glieder. 
Stadtwerke Saarbrücken: 
Wahlberechtigt 307, abgegeb. 259, 
gültige Stimmen 250, Einheitsge¬ 
werkschaft 7 Sitze, 7 Ergänzungs¬ 
mitglieder. * 
Knappschaftskrankenhaus 
Neunkirchen t 
Am 5. 11. 1947 fand im Knapp¬ 
schaf tskrankenhaus Neunkirchen die 
Betriebsratswahl statt. Da nur eine 
Liste der Einheitsgewerkschaft auf¬ 
gestellt - war, wurde die* Wahl ab 
Personenwahl durchgeführt. Es ist 
bemerkenswert, daß die Belegschaft 
des Knappschaftskrankenhauses fast 
'100%lg/zux Wahlurne ging. Die Ztb- 
sammensetzimg des . Betriebsrates 
darf besonders im Hinblick auf die 
in Ihm vertretenen Berufsgruppen 
durchaus als ein Beispiel gelten, 
daß bei ernsthafter und vernünftiger 
Wahl gute arbeitsfähige Betriebsräte 
zustande kommen können. In den 
Betriebsrat wurden gewählt: 
Arbeiter: i 1 
Betriebsrat&mUgl. Ergänzungsmitgl. 
Zeiger Friedrich Merten Nikolaus f 
Steffen Käthe Beyer Hilde 
• Angestellte: 
Blaß Jakob , Maus Heinrich ‘ 
Zimmer Walter Seubert Gertrud ■ 
Wagner Otto Naumann Bernb,: 
Dr. Flesch Alfred Hary Peter v 
’ T. 
Di© Postler teilen mii: 1 
Am 5. November 1947 fand die Be¬ 
triebsratswahl beim Postscheckamt 
Saarbrücken statt. In den Betriebs¬ 
rat wurden gewählt: . 
Schmidt Ludwig, Mechaniker 
Wunn Helene, Postangestellte 
Lips Rosemarie, Postassistentin 
Schlicker Hedwig, Posta ngestellte 
Keller Erich, Postinspektor. 
Von 66 abgegebenen Stimmen waren 
55 gültig. 
Der Wahl Vorstand des Telegrafen¬ 
bauamtes teilt mit, daß von 571 ab- 
gebenen Stimmen 512 gültig sind. 
Der Betriebsrat besteht aus insge¬ 
samt neun Mitgliedern und neun Er- 
gänzongsmitgliedern. Es wurden ge¬ 
wählt: 
Von den Arbeitern r, 
Zender Heinrich, Wittenberg 
Helmut,. Lamberty Heinz, Mohr 
Willi, Altmeyer Wilhelm; 
Von den Angesielten: 
Kremp Willi; j 
Von den Beamten:.' : 
Pfaff Richard, " © 
Pfaff Richard, Denzer Eleonore. 
Lauer- KarL -1 
" . i 
Ein schönes Zeichen der Solidarität 
Die .Belegschaft der Schneider¬ 
werke St. Ingbert veranstaltete eine 
Sammlung zur Unterstützung eines 
Belegschaftsmitgliedes, das schon 
einige Monate krank ist. 
Das Ergebnis dieser Sammlung 
war die Summe von SM 608,— die 
dem kranken Kollegen zugeleitet 
wurde. . - 
Ein Bravo der Belegschaft der 
Schneiderwerke für diese kollegiale 
Tat. > 
Herausgeber: Hauptverwait der EiQBetts- 
gewerkschaften. Saarbrücken 4. Brauer» 
Straße 8 — 8 — Verantwortlich fGt den 
Gesantitnbalt: Я Wacker. — Druc!t: 
Saartündtecbe Vertagsansialt о Druckerei 
„АгиеЩев-Annahme nur durch Sa RAG. 
GmbH — Saarbrücken * — St Jehanner 
Markt 29. Telefon: 2 88 51 und 2 88 52.“
	        
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