Wahlsieg des Industrieverbandes Bergbau
Die Interessenvertretung der Saarbergleute ist die Einheitsgewerkschaft
Es wurden bis jetzt gewählt:
259 Einheitsgewerkschaftler gegen
98 Aktionisten.
- Allen unchristlichen Methoden der
'¡christlichen Aktionisten'4 zum Trotz
bekennt sich die Mehrheit der Saar¬
bergarbeiter und Knappschaftsbe-
diensteten zur Einheitsgewerkschaft.
t In unchristlicher Weise, mit Lügen,
Verdrehungen, Diffamierungen und
Hetze glaubten die Gewerkschafts¬
spalter den Riß in der Saarbergar¬
beiterschaft bei den Betriebsrats¬
wahlen durch einen großen Wahl¬
erfolg noch vertiefen zu können. Die
Katholiken in der Einheitsgewerk¬
schaft bedauern, daß auch einige
Geistliche glauben den Bruderkampf
verschärfen zu müssen, .-.-' —
'rBeim Aufbau der saariändischen
.Wirtschaft hat sich der Industrie¬
verband Bergbau gegebener Notwen¬
digkeiten nicht verschlossen, einer
Wirtschaft, die auf dem Nullpunkt
angelangt war, nicht zuletzt auch
durch die Schuld derer, die heute
•wiederum als „Afctionfstenführer“
.us dem Dunkel kommen.
Es ist mit ein Verdienst der Ein¬
heitsgewerkschaft, wenn heute die
saarländische Wirtschaft floriert und
keine saarländische Fabrik auf der
Demontageliste steht. Steigerung der
Kohlenproduktion als erste Voraus¬
setzung des Wiederaufbaues, für die
sich der Industrieverband Bergbau
in aller Verantwortung einsetzte.
Umsomehr auch, weil die Verstaat¬
lichung der Saargruben unsere ge¬
werkschaftliche Forderung ist.
Mit diesen wirtschaftlichen Not¬
wendigkeiten wurden zielbewußt ge¬
werkschaftliche Forderungen ver¬
knüpft und auch erfüllt. Gewerk¬
schaftliche Erfolge, die von vielen
Indifferenten als selbstverständlich
hingenommen werden. Leider waren
die Verhältnisse, sie sind es heute
zum Teil noch nicht dazu angetan,
die geleistete Gewerkschaftsarbeit zu
popularisieren. Wahllos in den Mit¬
teln glaubten die 'Aktionisten auch
den Unverstand in die Segel des Er¬
folges zu holen. Wir aber fragen, wo
war ein großer Teil der Aktionisten,
als es galt* den Karren aus dem
Dreck des Zusammen- und Nieder¬
bruches zu ziehen? Entweder waren
sie in die Mauselöcher verkrochen
oder standen zuschauend abseits.
i Kurz vor der Betriebsrätewahl im
Saarbergbau ließ man in der „Saar¬
ländischen Völks2eitung" eine Wahl¬
ente schwimmen, der wir noch nach¬
träglich zur1 Charakterisierung das
Schild anhängen: „Sfe lügen wie die
Teufel und schwindeln aus Prinzip.“
Dieser erwähnte Artikel für dessen
Verantwortung wohlweis¬
lich niemand zeichnet, war
gehalten unter dem Motto: „Der
Zweck heiligt die Mittel“. Was hier
in der „Christlichen“ Volkszeitung
gebracht wurde an Lügen und Ver¬
drehungen, war eine Meisterarbeit,
man fühlte sich zurückversetzt in
die Zeit, die knapp hinter uns liegt.
Was eigentlich das Vorzeichen
i,Christlich“ vor dieser neuen Ge¬
werkschaft zu bedeuten hat, wenn
man. doch unchristlich handelt?
• Wir Christen in der Einheitsge¬
werkschaft Sind-1’ entsetzt über die
Anwendung Wirklich Unchristlicher
Mittel,', um eines Erfolges willen.
tMan gehe doch mit' dem Prädikat
»christlich““ ehrfürchtiger' Tintt' ■ -"**■
t Die Wahl ist vorbei, der Zweck
ist erfüllt, über die unlauteren Mit- '
tel machen sich die in Frage kom- „
inenden Aktionisten scheinbar keine’
Gewissensbisse,. Im Gegenteil,', da
die Spaltung der Arbeitnehmerschaft
.in dem gewünschten Sinne nicht er¬
reicht wurde, verhärmt man den
Teilerfolg mit weiteren unwahren
Behauptungen wie Terror, Dro¬
hungen und Druck seitens der Ein¬
heitsgewerkschaft bei ¿er stattge¬
fundenen Betriebsratswahl. Schlie¬
ßen wir diesen Abschnitt über die
unfaire, unchristliche Handlungs¬
weise der „Patentchristen“, ■ . .
Bei der Aufstellung der Kandi¬
datenliste hatten die Aktionisten
mancherorts Schwierigkeiten in der
Aufbringung genügender Kandida-’
ten für eine vollständige Liste. Un¬
beschwert, nur um eine vollständige
Liste dem Wahlvorstand zuzuleiten,
hat man Personen, auf die Liste ge¬
setzt ohne sie zu befragen, oder ihre
Wählbarkeit war nach dem. Gesetz;
unmöglich. Für manchen Unbefrag-
ten war das unangenehm, sogar in
manchen Fällen eine Beleidigung, es
ist nicht jedermanns Sache ein
„Spalter“ zu sein,. So kam es vor,
daß Listen bei Ablauf der 10-Tage-
frist unvollständig waren und nicht
zur Wahl gestellt werden, konnten.
Das löste ein. wenig Bewegung bei
den Aktionisten aus, auch, hier wer¬
den wir Einheitsgewerkschaftler
schuld sein. . ; ;
Kollegen, es gilt nicht zu polemi¬
sieren, sondern viel wichtiger ist,
die gewählten Betriebsräte zu akti¬
vieren, sie zu einem Instrument der
Belegschaft zu machen. Wohl ist mit
dem Betriebsrategesetz der Herr-im-
Haus-Standpunkt im Betrieb ge¬
brochen. Es wäre aber nun falsch,
anzunehmen, daß kampflos, ohne
Wissen und Können der Betriebs¬
räte den berechtigten Forderungen
der Belegschaft Rechnung getragen
würde. Die , Reaktion beginnt* sich
merklich von ihrem Schock zu er¬
holen und geht zielbewußt ihren
Weg. Als Morgengabe hat sie der
Arbeiterschaft die Gewerkschafts¬
spaltung beschert.
-Um den praktischen Aufgaben der
Betriebsräte gewachsen zu sein, muß
das Betriebsratsmitglied sich Wissen
aneignen. „Wissen ist Macht:’,: so
sagte schon ein Arbeiterführer der
Vergangenheit. Zu dem Wissen muß
der Ehrgeiz und die Pflicht als Ein¬
heitsgewerkschaftler das Beste zu
leisten kommen.. .
Es ist Aufgabe des Industriever¬
bandes und der Gesamt-Einheitsge¬
werkschaft, die Voraussetzungen zu
schaffen für eine klare, -zielbewußte
Marschroute der Betriebsräte und
ihre Aktivierung. •
Lernen, lernen! Kämpfen, kämpfen!
Gewerkschaftler werden die Träger
'der Zukunft sein!
* Aloys Schmitt.
Wir fordern weiter
Unbefriedigendes Ergebnis unserer Verhandlungen mit der Saargrubenverwaltung
Als Antwort auf die am 16. und
17. Juli stattgefundenen Verhand¬
lungen mit der -Saargruben-Verwal-
tung und auf unsere Eingabe, er¬
hielten wir am 17.-. September 1947
folgendes: Ergebnis mitgeteilt:
1. Technische Angestellte unter Tage.
a) Arbeitszeit: Nähere An¬
weisungen zwecks Reduzierung der
Arbeitszeit werden an alle Stein¬
kohlenbergwerke erlassen.
b) Kohlenprämie: Durch
Note dTnformation vom 10. 9. 1947
erhalten alle technischen Angestell¬
ten der Elektro- bzw. Maschinen¬
branche, welche mindestens 50 Pro¬
zent der Ihnen unterstellten Arbeiter
in der Kohlenförderung beschäftigt
habeft, 750 gr Fett und demzufolge
auch die Kohlenprämienscheine (ein¬
schließlich -Schießsteiger).' ' .-
c) Förderprämien: Es kön¬
nen nur diejenigen die lOOprozentige
Abteilungssteigerprämie erhalten, die
tatsächlich,, eine Abteilung führen.
d) Fettverteilung: Wir. be¬
dauern,. dem von Ihnen unterbreite¬
ten Wunsch, 750 gr an Angestellte
der Kohlenproduktion, 500 gr an alle
anderen unter Tage Angestellten,.
250 gr für alle über Tage Angestell¬
ten, nicht stattgeben zu können. Die
Höhe der Zuteilungssätze ist auf An¬
ordnung der Militärregierung be¬
stimmt worden* und solange von
dort aus keine anderen Rationen für
die unter-Tage-Arbeiter, die nicht in
der Produktion stehen, vorgeschrie¬
ben wird, kann eine Änderung nicht
erfolgen.
e) RP-Gutscheine: Dem von
Ihnen unterbreiteten Wunsch,- der
Errechnung .der RP-Gutscheine für
unter-Tage-Angestellte den Kohlen-
hauer-Durchschnittslohn statt des
bisherigen. Durchsctfnittslohnes der
Gruben, und für die über-Tage-An-
gestellten den Höchstarbeiterschicht¬
lohn von SM 7.20 zix Grunde zu le¬
gen, wird entsprochen . 1 - . ..
.f) Arbeitskleiduhg : Wir ha¬
ben leider nicht diè Möglichkeit,
dem’ • von • ‘ " Ihnen unterbreiteten
Wunsch, den aufsichtführenden Be¬
amten und Angestellten eine größere
Zuteilung an Arbeitskleidung zu ge¬
währen, zu entsprechen. -• Eine bes¬
sere Qualität könnte im Rahmen der
zur Verfügung stehenden Zuteilun¬
gen angewiesen, werden.
2. Techn. Angestellte über Tage.
a) Arbeitszeit: Wie bei den
technischen Angestellten unter Tage.
b) Sonntagsarbeit: Die
Sonntagsarbeit wird nach den Be¬
stimmungen mit dem gesetzlichen
Mehr2uschlag vergütet.
c) RP-Scheine: Wie bei den
technischen Angestellten unter Tage..
Die Ausfallschichten werden hiervon
nur abgezogen, falls der Betreffende
dadurch unter die Normalschichten¬
zahl . von 25 Schichten pro Monat
kommt- ■*
3. Technische Kokereiangestellte.
a) Schwerstarbeiter¬
zul a g e : Wir bedauern, Ihrem
Wunsche, den technischen Kokerei-
angestellten die Schwerstarbeiter-
zulage zu gewähren, nicht' entspre¬
chen zu können.
b) RP-S cheine i Wir sind mit
Ihrem Vorschlag einverstanden;' der
Errechnung der RP-Scheine der An¬
gestellten der Kokereien und Kraft¬
werke den Höchstarbeiterschicht-,
lohn (SM 7,09) zu Grunde zu legen.
c) Rauchwaren: für Ange¬
stellte, welche Schwerarbeiterzulage
bekommen: Die Tabakzufeilung wird
weiterhin auf folgender Basis er¬
rechnet: Schwerstarbeiter 15 gr,
Schwerarbeiter 10 gr pro Schicht.
4. Kaufmännische Angestellte.
a) Rauchwaren: Falls die Be¬
legschaft mit'einer entsprechenden
Kürzung der ihr zustehenden. Ration
einverstanden ist, sind, wir bereit,
den Angestellten im ' Innendienst’
Tabakwaren in. Höhe yon 100 gr pro?
Monat züzuerkennen. (Bern.: Dieses'
wurde durch Zustimmung der Ein¬
heitsgewerkschaft, I.V. Bergbau, er¬
reicht, ist alsb nicht, wie ver-1
breitet wurde, durch die Spal-’
tergewerkschaft erzielt worden.)-
b) R P S c h e i n e : Die RP-Scheine
können nicht gewährt werden, da
nach den bestehenden Bestimmun¬
gen diese nur Angestellte bekommen,
soweit sie als Aufsichtspersonen an¬
erkannt und ihnen ständig Arbeiter
unterstehen, die RP-Scheine erhal¬
ten."
vc) Bürogehilfen: Bürogehil¬
fen, welche früher im Angestellten-
verhältnis waren, sind zum weitaus
größten Teil auch weiter Ins Ange¬
stelltenverhältnis übernommen wor¬
den.
d) Deputate: Sämtliche ledige
Angestellte, welche gemäß Betriebs¬
ordnung nicht als Haupternährer an
erkannt werden können, erhalten
Förderkohlen zum verbilligten Preis
in folgenden. Mengen: nach ein¬
monatiger Dienstzeit bei den Saar¬
gruben 500 kg, nach dreimonatiger
Dienstzeit bei den Saargruben jähr¬
lich 1000 kg unter Anrechnung der
vorerst gewährten 500 kg, nach drei¬
jähriger Dienstzeit 1500 kg."’
^ Straßenanzüge; Wir be¬
dauern, Ihrem, Wunsche' nicht ent¬
sprechen zu können.
5. Angestellte des Bau- und Ver-
■ ; messnngswesens., -
,RP-Scheine: Die Zuteilung
von. RP-Scheinen erfolgt, soweit
diese Angestellten in ihrer Eigen¬
schaft als aufsichtführende Personen
ständig Arbeiter beaufsichtigen,
welche RP-Scheine erhalten.
6. Fördermaschinisten.
a) Seife: Außer der für über-
Tage-Arbeiter und Angestellten vor¬
gesehenen Zuteilung von 300 gr
Kernseife erhalten die Förder¬
maschinisten zusätzlich 150 gr Hand¬
reinigungspaste bzw. Schmierseife,
je nach Vorhandensein.
b) Sonntagsarbeit: Es ist
nicht möglich/ für Fördermaschi-
sten die Sonntagsschichten in Weg¬
fall kommen zu lassen. Auf der an¬
deren Seite ist es jedoch wünschens¬
wert,- daß jeder Förderma schinist
pro Woche.über einen Ruhetag ver¬
fügt. Demzufolge werden die Sonn¬
tagsschichten der Fördermaschinisten
mit. dem hierfür gesetzlich vorge-.
schriebenen Mehrzuschlag vergütet
werden.
c) RP-Scheine: Wie bedauern,
den Fördermaschinisten im Ange¬
stelltenverhältnis RP-Scheine nicht
gewähren zu können, da auf sie
nicht die vorgeschriebenen Bedin¬
gungen zutreffen. . .'.
7. Angestellte der Hauptverwaltung.
a) Straßenanzüge: s.. kauf¬
männische Angestellte..;
b) Schwerarbeiterzulage,
für Amtsboten: Diese Angelegenheit
wurde kürzlich, durch Bewilligung
der Schwerarbeiterzulage an ver¬
schiedene Amtsboten, erledigt.
c) RP-Scheine: siehe kaufm.
Angestellte.'-
8. Allgemeine Wünsche.
a) Der Fahrgeldrück¬
erstattung an Angestellte bis zu
einem Einkommen von SM 300.—
kann, nicht entsprochen werden..
b) RP-Scheine für alle Ange¬
stellten des Saarbergbaus: Dieses
Anliegen müssen wir ablehnen, da
hierfür die > vorgeschriebenen "Be¬
dingungen nicht zutreffen. : ' •
c) Zwei Kategorien anzu¬
erkennen, unter und über Tage: Wir
bedauern, Ihrem Wunsche nicht ent¬
sprechen zu können.
Dieses Ergebnis hat die Angestell¬
tenschaft nicht zufriedengestellt und
besonders bei den Fördermaschi¬
nisten und kaufmännischen Ange¬
stellten . eine gewisse Entrüstung
hervorgerufen. Aus diesem Grunde
haben wir um eine neue Verhand¬
lung nachgesucht und diese am 28..
Oktober-, bei. der Militärregierung,
unter Anwesenheit der Vertreter der
Saargruben-Verwaltung, geführt.