VORWORT
Seit über zwei Jahren sind wirnun ira Wiederaufbau
unserer Wirtschaft und am Aufbau einer wahren
Demokratie beschäftigt. Großes wurde ganz beson*
ders beim Aufbau unseres Verkehrsnetzes geleistet.
Sehr vieles bleibt noch zu leisten übrig. Auch im
Aufbau unserer Gewerkschaft stehen wir mit an der
Spitze in der Durchführung unserer Arbeit. Durch
den Erlaß des Betriebsrätegesetzes sind wir auf dem
Wege des Mitbestimraungsreehtes einen bedeutenden
Schritt weiter gekommen.
Die uns von der Hauptverwaltung trotz Platzman¬
gel zur Verfügung g e s t e 111 e Sei t e s oll mi t h e 1 f en, d en
Gewerkschaftsgedanken jedem Eisenbahner zu über¬
trage n. G1 e i ch z e i ti g s ol 1 e n d i e Kollegen auf dieser
Seite zu Wort kommen, um Verbesserungs Vorschläge
sowohl- betrieblicher und organisatorischer Art
machen zu können. Jedem Kollegen wird die Gele¬
genheit geboten, soweit er praktische Vorschläge zu
machen hat, hier zu Wort zu kommen.
Ein Sprachorgan von de «EISENBAHNERN für die
EISENBAHNER. ' . -f- Weiter.
Jung-Eisenhahneil
Die Eisenbahn als größtes Ver¬
kehrsunternehmen ist im saarländi¬
schen Wirtschaftsleben ein entschei¬
dender Faktor. Unsere Saareisen¬
bahner sind sich ihrer verantwort¬
lichen Aufgaben bewußt. Sie alle
hatten den Ernst der Situation er¬
kannt, denn es galt ein Hauptver¬
kehrsmittel in Gang zu bringen, das
den raschen Wiederaufbau und die
verkehrstechnische Sicherung der
Ernährung gewährleistet. Ein Stamm¬
personal mit einer gründlichen Fach¬
ausbildung und langjähriger Erfah¬
rung schufen die Voraussetzungen,
die die heutigen Leistungen im Wie¬
deraufbau " unseres Verkehrslebens
ermöglichen.
Die Eisenbahnerjugend wurde im
vergangenen Krieg in den. Tod ge¬
trieben. Unzählige bedauernswerte
Kranke und Krüppel und eine ideo¬
logisch verseuchte Jugend wurde
hinterlassen. Junge Eisenbahner, als
Junghelfer und Jungwerker in syste¬
matischer Kleinarbeit zu Fachleuten
herangebildet, wurden Kanonenfut¬
ter und für brutale Ausbeutung mit
Orden und Ehrenzeichen beglückt.
Fachlich* 'beruflich und geistig
zurückgebliebene Menschen sind das
Erbe. Junge Eisenbahner, aus der
Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt,
die Anstellungsurkunde als Inspek¬
tor in der Tasche, ganz und gar
ohne jede fachmännische Ausbildung
sind keine Seltenheit. Sie sind eine
große Belastung für unsere Eisen¬
bahn, die den Nachwuchs zur Erfül¬
lung der schwierigen Aufgaben im
saarländischen Verkehrswesen be¬
nötigt. Auch vernachlässigten viele
Bediensteten ihre fachliche Schu¬
lung, nur weil sie sich durch gro߬
sprecherische Tätigkeit in Partei und
ihren Gliederungen mehr Erfolge
versprachen. Es ist nun die Aufgabe
der Gewerkschaft, der Jugend ein
neues Ideal zu geben; das Ideal
der Ar beit. - Unser Industriever¬
band steht hier vor einer segens¬
reichen Aufgabe.
Die Ausbildungsleiter in den ein¬
zelnen Werkstätten und Betrieben,
Lehrmeister, Lehrgcsellen, Ausbilder
und Fachschullehrer müssen nicht
nur erstklassige Fachleute, sondern
auch gute Gewerkschaftler sein. Nur
so jst es möglich, eine fachlich qua¬
lifizierte Jugend heranzubilden, die
mit gewerkschaftlichen und demo¬
kratischen Gedankengängen vertraut
ist. ' „
Der innere Aufbau des Eisenbahn¬
betriebes bedingt, daß fast sämtliche
Berufsgruppen im Werkstättemvesen
vertreten sind. Es werden in erster
Linie Schlosser, Elektriker, Schmiede,
Dreher und Mechaniker in den
Lehrlingswerkstätten ausgebildet.
Diesen Jugendlichen sind hier Auf¬
stiegsmöglichkeiten gegeben, denn
hier ist das Reservoir der Eisenbahn
für das Lokpersonal,^ für die Werk¬
meister und sonstigen technischen
Angestellten. Das nicht-technische
Fachpersonal für den Betriebs- und_
Verkehrsdienst wird gesondert aus-’
gebildet. Da nun diese Jugendlichen
auf vielen Dienststellen verteilt
sitzen und fast nur Einzelausbildun¬
gen stattfinden können, obliegt den
betrieblichen Gewerkschaftsaus¬
schüssen die Überwachung der Aus¬
bildung und Betreuung der Jugend¬
lichen.
LehrlLngswerkstätten wurden zum
größten Teil durch die Kriegsereig¬
nisse zerstört und Maschinen und
Werkzeuge vernichtet. Die Ausbil¬
dungsmöglichkeit wird dadurch stark
gehemmt. Jedoch ist die Garantie
einer gründlichen Berufsausbildung
wiederum gewährleistet, weil Lehr¬
linge in Lehrlingswerkstätten zu¬
sammengefaßt wurden. Der Indu¬
strieverband Eisenbahn hat «ich zur
Aufgabe gemacht, - im besonderen
Maße dieser Jugend zu helfen, ihnen
Arbeitsmöglichkeiten und feste Ar¬
beitsplätze zu schaffen, um ihnen so
eine Lebensaufgabe zu stellen, ihr
Interesse an der Arbeit zu steigern
und den Glauben an die Zukunft zu
festigen. ^
Die Eisenbahn bedarf
dringend des jugendlichen
Nachwuchses.
Obleute und Funktionäre, beach¬
tet, daß Jugendvertreter bei allen
Beratungen der Jugendangelegen-
fcciten zugegen sind, so daß Wünsche
und Vorschläge Berücksichtigung
finden. Ernsthaft müssen wir der
Jugend helfen. Dann gewinnen wir
auch ihr Vertrauen, das wir benö¬
tigen, um den Aufgaben der Saar- •
ländischen Eisenbahnen für die Zu-;
kunft gewachsen zu sein. Trotz aller
materieller Not muß Sauberkeit von
Seele und Körper, Denken und Han¬
deln ihr wieder eigen sein. Sie muß
mithelfen ihre eigenen Ideale zu
schaffen. Wenn ein junger Mensch
nutzlos in den Tag hineinlebt, dann
verkümmert sein Bestes.
Die Gegenwart ist für alle, die
jung sind, sehr hart. Aber wenn die^
Jugend ehrlich ist und vorbehaltlos
mit der Weltanschauung völkischer
Überheblichkeiten bricht und einen
friedlichen Aufbau entwickelt, dann
blüht auch für sie, insbesondere un¬
seren Jungeisenbahnern, wieder eine
Zukunft in Freiheit und Würde.
-Wb-
Fachschulen der ED Saarbrücken
Im Oktober 1946 wurde die Eisen¬
bahnfachschule auf Anregung der
Einheitsgewerkschaft, Industriever¬
band Eisenbahn, wieder eröffnet. Im
Rahmen des freiwilligen Bildungs¬
wesens der Eisenbahndirektion Saar¬
brücken wird sie von einem Schul¬
ausschuß verwaltet, dem Vertreter
der Einheitsgewerkschaft, der Be¬
zirkspersonalvertretung, der Eisen¬
bahndirektion und der Schulleiter
angehören. Dank des Entgegenkom¬
mens der Eisenbahndirektion ist der
Besuch der Schule für Bedienstete
der Eisenbahn kostenlos. Jedoch
muß der Unterricht außerhalb der
Dienstzeit besucht werden.
Die Eisenbahnfachschule hat die
Aufgabe, ihren Schülern das Wissen
zu vermitteln, das von ihnen in den
Vorprüfungen und späteren Fach¬
prüfungen verlangt wird. Diesbezüg¬
lich laufen Lehrgänge-zur Vermitt¬
lung uhd Vertiefung des Allgemein¬
wissens und sogenannte Fachlehr¬
gänge. Die allgemeinen Lehrgänge
sollen die Teilnehmer auf ihre Vor¬
prüfungen vorbereiten, und zwar:
a) zur ■ allgemeinen Anstellung
(Unterstufe),..
b) zur technischen und nicht-tech¬
nischen Assistenten-Laufbahn
(Mittelstufe) und
c) zur Laufbahn des gehobenen
technischen und nicht-techni¬
schen Dienstes (Oberstufe).
Die Vorprüfung für die erste An¬
stellung muß allgemein jeder ablc-
gen, der Beamter werden will. Die
beiden andern Prüfungen sind für
alle erforderlich, die nicht durch
entsprechende Zeugnisse von Schu¬
len und Lehranstalten die nach den
Laufbahnvorschriften vorgeschrie-
benö Allgemeinbildung oder Fach¬
schulbildung nachweisen können.
Der Lehrgang der Unterstufe dauert
ein Jahr (pro Monat drei Stunden),
die Mittelstufe zwei Halbjahresse-
mestcr (pro Woche sechs Stunden),
die Oberstufe vier Semester (pro-
Woche sechs Stunden). Die Haupt¬
schule befindet sich in Saarbrücken.
Lehrgänge werden auch in den
Zweigschulen in Völklingen, Saar¬
louis, St. Ingbert, Homburg, Neun-
kirchen, St. Wendel und Lebach
durchgeführt. Am Ende eines jeden
Lehrganges findet eine - Abschlu߬
prüfung statt, die _von der Eisen¬
bahndirektion als Ersatz für die amt¬
liche Vorprüfung anerkannt wird.
An dieser Abschlußprüfung nimmt
deshalb ein’ Vertreter der Eisen¬
bahndirektion teil. Ein Anspruch auf
Zulassung der gewünschten Lauf¬
bahn wird jedoch durch die Able¬
gung der -Prüfung nicht erworben.
Eier Schüler muß nach Bekanntgabe
der Öffnung der Laufbahn (im
Amtsblatt der Eisenbahndirektion)
seine Bewerbung auf dem Dienst¬
wege vorlegen. ;
Fachlehrgänge sind für den Be¬
triebs-, Verkehrs-, bautechnischen
und maschinentechnischen Dienst,
für Lokführer, Weichenwärter, Ran¬
gierer, Zugbegleiter usw. vorgesehen.
Die Lehrer der Lehrgänge für die
Vorprüfungen sind Berufsichrer öf¬
fentlicher Lehranstalten, die der
Fachlehxgänge Eisenbahnbeamte «|it
entsprechender Vorbildung.
Neue Lehrgänge der Zweigschulen
Saarbrücken, Völklingen, Saarlouis
und Homburg beginnen im Novem-
Neuorganistion der SEB
Mit Wirkung vom 1. August 1947'
sind die Saarländischen Eisenbahnen
als selbständige Verwaltung ins Le¬
ben gerufen worden. Diese Selbstän-
digmachung gab Anlaß zu einer Völ¬
ligen Umgestaltung des gesamten
Verwaltungsapparates von zum Teil
tief einschneidender Wirkung. Zum
besseren Verständnis dieser Ma߬
nahme sei kurz der frühere Zustand
skizziert.
Entsprechend ihrer Zugehörigkeit
zur Deutschen Reichsbahn wurden
die Saarbahnen nach der bei der
DR gebräuchlichen Organisations¬
form verwaltet und betrieben. Rein,
äußerlich kam dies dadurch zum
Ausdruck, daß der Direktionsbezirk
als solcher in Betriebs-, Verkehrs-
und Maschinenämter aufgeteilt war*
Diese Ämter erfüllten die ihnen
übertragenen Aufgaben nach den
Eisenbahner,
die sich in freiwilliger Mitarbeit an
der Ausgestaltung dieser Seite be¬
teiligen wollen, senden B e t r i e b s-.
berichte, Manuskripte
dienstlicher Art, Beanstan¬
dungen mit Verbesserungs-
v'orschlägen aus allen Dienst¬
stellen, auch Kritiken an den
Pressedienst des Industriever¬
bandes EISENBAHN, Saarbrücken 3,
Brauerstraße 6—8. ■
von übergeordneter Stelle gegebenen
zentralen Anweisungen.
'Der Zusammenbruch und die dar¬
auf folgende - Herausnahme des
Saargebietes aus dem Verwaltungs¬
apparat der DR zwangen zu organi¬
satorischen Änderungen und es war
zu prüfen, ob in Anbetracht der
Verkleinerung des zu verwaltenden
Netzes das bisherige Verwaltungs¬
system beibehalten werden könne.
Dabei war gleichzeitig zu unter¬
suchen, ob der aus kriegsbedingten
Gründen erheblich übersetzte Ver¬
waltungsapparat nicht wieder aüf
ein vernünftiges Maß zurückge¬
bracht werden könne. Eine, brauch¬
bare Grundlage zur Prüfung aileT
dieser Fragen ergaben die Verhält¬
nisse der Jahre 1920—1935, Das Er¬
gebnis war dann die Umorganisation
des gesamten Verwaltungsapparates.
Mit dem 1. 8. 1947 sind alle Ämter
im Bereich der Saarländischen
Eisenbahnen wieder ln Fortfall ge¬
kommen. Das gesamte Gebiet wird,
wie vor 1935, von der Eisenbahn¬
direktion aus verwaltet. Dadurch
sollen vor allen Dingen die reinen
Verwaltungskosten wieder in ein er¬
trägliches Verhältnis zu den Be¬
triebseinnahmen gebracht werden.
Der Aufbau der Saarländischen
Eisenbahnverwaltung gliedert - sich
in großen Zügen wie folgt:
An der Spitze der Direktion
steht der Direktionspräsddent. Zu
seiner Unterstützung sind ihm
(Fortsetzun siehe Seite 5»
ber 1947. Die Lehrgänge dienen derf
Vorbereitung zur allgemeinen An¬
stellung (Unterstufe) und, zur nicht¬
technischen und technischen Assi¬
stentenlaufbahn (Mittelstufe).
Meldungen zur Teilnahme am Un-;
terricht sind unter Angabe von
Name, Dienststellung, Dienststelle
und Wohnung bis zum 20. Oktober
1947 zu richten an die:
Eisenbahnfachschule Saarbrübn
ken, Eisenbahndirektion, Zim¬
mer 229 (Altbau, in. Stock),