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Januar 1947
DANK
an die Funktionäre
Fin Jahr des erfolgreichen Auf¬
baus liegt hinter uns. In uner¬
müdlicher Kleinarbeit haben un¬
sere Funktionäre mit dazu beige¬
tragen, unsere Einheitsgewerk'
Schaft zu einem entscheidenden
Faktor des wirtschaftlichen und
sozialen Lebens im Saarlande zu
gestalten. Hunderttausend Mit¬
glieder sind Zeugen dieser gewal¬
tigen Arbeit. Das neue Jahr soll
uns verstärkt in unserem gewerk¬
schaftlichen Einsatz finden und
auch . dem letzten schaffenden
den Menschen die Notwendigkeit
der Organisation begreiflich
machen. Allen diesen rastlosen
Mitarbeitern und Funktionären
zu danken ist uns ein Herzens¬
bedürfnis.
Nicht stehen bleiben, sondern
weiterschafien für unsere so gro¬
ßen Aufgaben.
Glückauf dem neuen Jahr!
Die Hauptverwaltung.
Wirtschaftsaufbau und in der Wirt¬
schaftsführung mitzuwirken.
Und wenn heute der Arbeitneh¬
merschaft positiver Widerstand bei
der Neugestaltung des Betriebsräte-
geselzes entgegengesetzt wird, so
dürfen wir offen sagen, daß wir eine
geduldete Mitwirkung ablehnen und
das Mitbestimmungsrecht fordern.
Der schaffende Mensch, der nicht
nur Werte schafft, sondern auch die
stärkste, gcsoilschaftliehe und fort¬
schrittliche Kraft im Wirtschafts¬
leben verhörpert, kann nicht Objekt,
sondern muß in Zukunft Subjekt
dieser Wirtschaft sein.
Hunderttausend haben sich im
vergangenen Jahr zusammengefun-
den und sich innerhalb der einzel¬
nen Industrieverbände, in der Ein¬
heitsgewerkschaft der Arbeiter, An¬
gestellten und Beamten vereinigt.
Ilir die Gewerkschaftsbewegung an
der Saar ein entscheidender Erfolg.
Das zweite Hunderttausend wird und
muß uns das Jahr 1947 bringen.
Unser Ziel wird und muß sein: Ab¬
lösung der Konzern- und
Monopolwirtschaft durch
eine dem Volk und dem
Staat dienende, zielbe-
■wußte Planwirtschaft, ab¬
solute Gleichberechtigung
und Mitbestimmung in der
Wirtschaft, endgültige Be¬
seitigung der Kriegsin¬
dustrie und Verhinderung
jeglicher Rüstungspro¬
duktion. Neuordnung der
■wirtschaftlichen und so¬
zialen Beziehungen zwi¬
schen den Völkern, Ueber-
■Windung von Völker- und
Klassen haß und Pflege und
Förderung einer wahrhaft
echten Menschheitskultur.
Heinrich Wacker.
Gewerkscha
Bevollmächtigte Delegierte aus allen
Bcsatzungszonen traten im Dezember
des vergangenen Jahres in Hanno¬
ver zur Interzoncnkonferenz der Ge¬
werkschaften Deutschlands zusammen.
An den zweitägigen Verhandlungen
nahmen als Beauftragte des Weltge¬
werkschaftsbundes Robert Cham-
b e i r o n und Albert P reu ß aus
Paris teil. Die Delegierten wurden von
Vertretern alliierter Militär-Regierun¬
gen und vom Oberbürgermeister der.
Stadt Hannover im Rathaus begrüßt.
Die günstige Entwicklung der ge¬
werkschaftlichen Zusammenarbeit aller
Zonen fand in der Annahme einer
Geschäftsordnung Niederschlag, durch
die für ihr weiteres Zusammenwirken
ein Rahmen geschaffen wird. Danach
sollen die Interzonenkonferenzen künf¬
tig in der Regel alle zwei Monate ab¬
wechselnd in den vier Zonen stattfin¬
den. Vor Eintritt in die Tagesordnung
machte Robert Chambeiron vom
Weltgewerkschaftsbund grundsätzliche
Ausführungen, die das starke Inter¬
esse auch der ausländischen Gewerk¬
schaften an dem Aufbau eines neuen
deutschen^ Gewerkschaftswesens be¬
kunden. Von ihm wurde ausgeführt,
daß vor allem das Problem der Ent¬
nazifizierung in allen Zonen Deutsch¬
lands vom Weltgewerkschaftsbund mit
lebhaftestem Interesse verfolgt wird,
da man in ihrer erfolgreichen Durch¬
führung und Beendigung eine entschei¬
dende Voraussetzung für die Stabilität
der demokratischen Erneuerung
Deutschlands erblicke. Chambeiron
wieß auf die Bedeutung des für den
Januar in Aussicht stehenden Besuches
einer Kommission des Weltgewerk¬
schaftsbundes hin, die sich vom Stand
der deutschen Gewerkschaftsentwick¬
lung ein neues Bild machen wolle,
nachdem mit der Erweiterung der ge¬
werkschaftlichen Zusammenarbeit in¬
nerhalb der Zonen und zwischen den
Zonen der erste Schritt zur Vorbe¬
reitung der Vereinigung der deutschen
Gewerkschaften erfolgt sei.
Von der Konferenz wurde eine um¬
fangreiche Tagesordnung erledigt, deren
Ergebnisse in einigen Entschließungen
formuliert sind. Im Mittelpunkt stand
die Erörterung der Entnazifizierungs¬
frage, deren unbefriedigender Stand
sowie die Unterschiedlichkeit der Be¬
handlung in den einzelnen Zonen fest¬
gestellt wurde. Einen breiten Raum
nahmen auch die Behandlung der Fra¬
gen nach der Mitwirkung der Betriebs¬
räte und Gewerkschaften in der Wirt¬
schaft ein. Die Konferenz vertritt die
Auffassung, daß 'die Sicherung des
Friedens und der Demokratie sowie der
Freiheit der Persönlichkeit nur möglich
sei, wenn der Neuaufbau der deutschen
Wirtschaft und ihre Lenkung auf de¬
mokratischer Basis durch wirksamen,
unmittelbaren Einfluß der Gewerk¬
schaften und Betriebsräte erfolgt. Für
die Weiterbehandlung der aktuellen
Probleme der deutschen Sozialver¬
sicherung wurde eine Kommission ein¬
gesetzt, die in Kürze weitere konkrete
Pläne ausarbeiten soll.
Die für den Aufbau der neuen Ge¬
werkschaften als immer dringlicher
rzonenkonferenzen
Ein englischer Kontrollplan
für Lebensmittel und Rohstoffe
Die britische Regierung hat dem
'Vorbereitenden Ausschuß des Welt-
ernährungsrate« einen Plan vorge¬
legt, in welchem sie nicht nur — im
Gegensatz zu der neuerdings von den
Amerikanern eingenommenen ableh¬
nenden Haltung — den Plan Sir John
Orrs zur Bildung von Weltgetreide¬
vorräten ausdrücklich begünstigt, son¬
dern 60gar die ständige Kontrolle
aller Nahrungsmittel düngend not¬
wendiger Art und aller Rohstoffe be¬
fürwortet. Nach diesen. Plan sollen
nicht nur Reserven an Weizen, son¬
dern auch an Zucker, Tee, Kaffee und
Kakao, ferner an Baumwolle, Wolle.
angesehene Frage der Rückgabe des
früheren Gewerkschaftsvermögens wur¬
de erörtert. Es wird die baldige Rege¬
lung dieser Angelegenheit gemäß den
bei-eits vom Kontrollrat gegebenen
Züsagen erwartet.
Schließlich beschäftigt sich die Kon¬
ferenz mit dem Schicksal der deutschen
Kriegsgefangenen. Der tiefen Verbun¬
denheit der deutschen Gewerkschaften
mit den Kriegsgefangenen in allen
Ländern wurde ebenso wie der Hoff¬
nung Ausdruck gegeben, daß alle
Kriegsgefangenen, die nicht besonderer
Vergehen schuldig sind, nunmehr in
Kürze in die Heimat zu ihren Ange¬
hörigen zurückkehren können.
Von der Interzonenkonferenz wurde
mit großer Befriedigung von der Er¬
klärung des Weltgewerkschaftsbundes
nach seinem Studium über die Situation
der gewerkschaftlichen Entwicklungen
in den vier Besatzungszonen Deutsch¬
lands Kenntnis genommen.
Nach dieser Erklärung hat der Welt¬
gewerkschaftsbund beschlossen, die
Voraussetzungen zu untersuchen, unter
denen die deutschen Gewerkschaften
in den Weltgewerkschaftsbund aufge¬
nommen werden sollen. Für die näch¬
ste Interzonenkonferenz, die Mitte Fe¬
bruar slattfinden wird, wurde als
Tagungsort Berlin bestimmt.
Internationale Gewerksdiaftskundgebung
Der Allgemeine Französische Ge¬
werkschaftsbund (CGT) und die Union
der Gewerkschaften von Paris ver¬
anstalteten in Paris eine große Kund¬
gebung. In ihrem Verlauf sprachen
Arthur Dealrin, der Vorsitzende des
Weltgewerkschaftsbundes, Louis Sail-
lant, der Generalsekretär des Welt¬
gewerkschaftsbundes, Tarassow, der
Vertreter der Sowjetgewerkschaften,
die Gewerkschaftsvertreter Frank
Rosenblum aus den USA, Küpper
aus den Niederlanden und Vittorio
aus Italien. Alle Redner bekundeten
den Wunsch, die Kraft des Weltge¬
werkschaftsbundes durch die Zusam¬
menarbeit der Arbeiterschaft in der
ganzen Welt zur weiteren Entfaltung
zu bringen.
* 1
Die französische Nationalversamm¬
lung hat den Entwurf zum Gesetz
zur Wiedereinführung der Kollek¬
tivverträge angenommen.' Das Ge-#
setz vom..24. Juni 1936 sah die Fest¬
setzung der Löhne zwischen den
Unternehmer- und Arbeitnehmeror¬
ganisationen vor. Unter der Vichy-
Regierung wurden die Löhne über
den Weg der Regierungsautorität
festgesetzt. Das neue Gesetz ist nicht
ein einfaches Zurückgreifen auf die
Gesetze der Volksfronlregierung im
Anblick der gegenwärtigen wirt¬
schaftlichen Schwierigkeiten. Man
hätte dadurch eine wirtschaftliche
Anarchie riskiert und vielleicht so¬
ziale Verwirrungen hervorgerufen.
Der Entwurf der Regierung rechnet
mit den Freiheiten der Arbeitneh¬
mer und den Notwendigkeiten des
Wiederaufbaues in Frankreich.
Die interessierten Ministerien wer¬
den das Problem der Löhne im Ver¬
hältnis zu den Preisen studieren und
Reallöhne einführen, die im Ein¬
klang mit der Kaufkraft sieben. Das
Büro des CGT hat als Lebens¬
minimum die Summe von 84 000 frs.
jährlich festgestellt.
Gewerkschaftschronik
Kautschuk und Zinn auf internationa¬
ler Grundlage geschaffen werden.
Alle difesö Produkte sollen unter
die Kontrolle einer internationalen
Behörde gestellt werden, um auf diese
Weise heftige markstörende Preis¬
schwankungen zu vermeiden, welche
die Verbraucherschaft ihrer wichtig¬
sten Nahrungsmittel berauben und
gleichzeitig die Produzenten ruinieren
können.
Der britische Plan enthält aufsehen¬
erregende Enthüllungen über Preis¬
schwankungen, die häufig weder
durch Ueberproduktion noch auch
durch Warenmangel verursacht seien.
Britische Zone
Wie DPD aus Bielefeld meldet, gab
der Chef der Britischen Abteilung für
Arbeitseinsatz (Manpower Division)
auf einer Tagung des Zonenvorstandes
und Zonen-Ausschusses der Gewerk¬
schaften der britischen Zone die Er¬
klärung ab, daß die Britische Militär¬
regierung jetzt den Zeitpunkt für ge¬
kommen hält, die gewerkschaftlichen
Organisationen sich ohne weiteres
Eingreifen der Militärregierung frei
entwickeln zu lassen. Mit dieser An¬
kündigung wird die Werbung von Mit¬
gliedern, Beschlußfassung über Ver¬
fassung und Verschmelzung jetzt in
die Hände der Gewerkschalten selber
gelegt. Wie Mr. Luco, der Chef der
Manpower Division dazu erklärte, wird
sich die Tätigkeit der Militärregierung*
lediglich auf eine Aufsicht und
,,freundliche Unterstützung“ beschrän¬
ken, Der Vertreter der britischen Mi¬
litärregierung gab ferner die Absicht
der Militärregierung bekannt, keine
wichtigen Lohnveränderungen ohne
Beratung mit den Gewerkschaften vor¬
zunehmen.
Amerikanische Zone
Die gewerkschaftlichen Organisatio¬
nen der amerikanischen Besatzungs¬
zone sollen in den einzelnen Ländern
in Industrie-Gewerkschaften und diese
wiederum in einem Landesgewerk-
echaftsbund zusammengefaßt werden,
beschloß einstimmig eine Zonenkon¬
ferenz des Allgemeinen Deutschen Ge¬
werkschaftsbundes, die am 3. und 4.
Oktober in Nürnberg abgehalten
wurde. ,,Die Gewerkschaften bejahen
die Berechtigung von Unternehmeror¬
ganisationen.“ erklärte der Präsident
des württembergischen Gewerkschafts¬
verbandes und Vorsitzender des Zo¬
nenausschusses Markus Schleicher.
,,Wir müssen uns aber dagegen weh¬
ren," fügte er hinzu, „daß diesen Un¬
ternehmerverbänden die früheren Son¬
derrechte gewährt werden. Die Ge¬
werkschaften fordern das Mitbestim¬
mungsrecht in der Wirtschaft.“
USA.
Die acht Millionen Mitglieder zäh-,
lende amerikanische Gewerkschafte-
organisation „American Federation of
Labour“ hat sich auf ihrem diesjähri¬
gen Jahreskongreß in Chikago mit
dem Problem des Weltgewerkschafts¬
bundes beschäftigt und ihren An¬
schluß an diese Organisation, die be¬
kanntlich ihren Sitz in Paris hat, ab¬
gelehnt. Die AFL. vertritt den Stand¬
punkt, daß der Weltgewerkschafts¬
bund allzu große Bindungen in poli¬
tischer Beziehung eingegangen sei; sie
behauptet insbesondere, daß sieh all¬
zu starke kommunistische Tendenzen
in seiner Leitung bemerkbar machen.
Auf dem Kongreß von Chikago ist
eine Resolution angenommen worden,
in der die Schaffung einer unabhängi¬
gen Wellgewerkschaftsbewegung ge¬
fordert wird, die allein dem Frieden
dienen und zu seiner Erhaltung einen
wertvollen Beitrag leisten könne. Die
gleichen Ideen werden von denjeni¬
gen Gewerkscha ftsorganisationen
Lateinamerikas vertreten, mit denen
die AFL. enge Verbindungen unter¬
hält.
England
Das Unterhaus hat am 19. Dezem¬
ber mit 362 gegen 204 Stimmen ein
Projekt angenommen, das die Na¬
tionalisierung des Transportwesens
vorsieht. „Wenn man uns fünf Jahre
die Macht gibt, sagte der Minister
für Transporte, werden wir auf die¬
sem Gebiet mehr leisten, als die
Tory’s in 500 Jahren.“ Die Eigen¬
tümer und Aktionäre werden durch
ein System des Vergleiches entschä¬
digt werden, das auf dem wirklichen
Wert der Einrichtungen und des
Materials basiert.