April 1547
,Dle Arbeit-
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tagsmarkt); 15 Uhr: Maikundgebung auf
dem Rathauspiatz; 19 Uhr: Abendveran¬
staltung im Lokal „Trierer Hof“ (Kon¬
zert und Tanz)/
J Hin gen. li Uhr: Platzkonzert auf dem
Marktplatz; 14 Uhr: Maiumzug (Aufstel¬
lung am Bahnhol): 15 Uhr: Maikund¬
gebung auf dem Marktplatz; 19 Uhr:
Abendveranstaltung (Konzert und Tanz).
ßt. Ingbert. 11 Uhr: Platzkonzert am Rat¬
haus; 14 Uhi*: Maiumzug (Aufstellung
auf dem Marktplatz); 15 Uhr: Maikund¬
gebung auf dem Marktplatz; 19 Uhr:
Abendveranstaltungen im Karlsberg-
Saale, Lokal „Harmonie“ u. ln Schüren
(Konzert, künstlerische Darbietungen
und Tanz).
Saarburg. 11 Uhr: Platzkonzert auf dem
Fruchtmarkt; 14 Uhr: Malumzug (Auf¬
stellung an der Volksschule Hecking-
straße);. 15 Uhr: Maikundgebung auf
dem Fruchlmarkt; 19 Uhr: Abendver¬
anstaltungen im Kinosaal (Variete), im
Lokal Koch, Niederleuken (Konzert und
Tanz).
Wadern. 11 Uhr: Platzkonzert auf dem
Marktplatz; 14 Uhr: Malumzug; 15 Uhr:
Maikundgebung auf dem Marktplatz;
19 Uhr: Abendveranstaltung (Konzert
und Tanz). „
Außerdem finden in allen Orten des
Saargebietes Abendveranstaltungen mit
Konzert und Tanz statt, organisiert durch
die Einheitsgewerkschaft,
G e werkschaftsdir oiiik
Französische Besatzungszone,
In Tuttlingen fand der Bundestag
aller südwürttembergischen Gewerk¬
schaften statt, um an Stelle der bis¬
herigen provisorischen Bundeslei¬
tung eine nach den Hegeln innerge¬
werkschaftlicher Demokratie auf
einer festen Grundlage stehenden
Leitung zu wählen. Die Anwesenheit
des Herrn General - Gouverneurs
Widraer und des Herrri Direktors
Große von der französischen Mi¬
litär-Regierung unterstrichen die
Bedeutung dieser Tagung für das
Wirtschaftsleben dieses Gebietes.
General - Gouverneur Widmer er¬
klärte, daß der erste Bundestag ein
Meilenstein auf dem Wege des Wie¬
deraufbaues sei und daß sich die ar-‘
beitende Bevölkerung Deutschlands
in ihrem Streben nach demokrati¬
schen Formen - der Solidarität der
Arbeiter aller Länder bewußt sein
können.
.Kollege Fleck gab eine Über¬
sicht über den Aufbau der Gewerk-
schafisorganisation. Es wurden 15
Industrieverbände mit rund 36 000
Mitgliedern gebildet. Die Gewerk¬
schaften haben sich um alle Fragen,
■ wie Wohnung, Bekleidung und Er¬
nährung gekümmert und praktische
Vorschläge zur Verbesserung der
Lebenslage der Arbeitnehmer ge¬
macht. Die Lohnverhältnisse sind
sehr unbefriedigend. Die durch¬
schnittliche Arbeitszeit pro Woche
beträgt 35—40 Stunden,
. Eine breite Diskussion wurde über
die Demokratisierung der Wirtschaft
und über das Betriebsräte-Gesetz
geführt. Die Einführung der Arbeits¬
gerichtsbarkeit wurde begrüßt, aber
die Gewerkschaften, werden sich da¬
gegen wehren, daß die Arbeitsge-
- richte wieder zura Versuchsfelde le¬
bensfremder Justizentscheidungen
werden. Die Gewerkschaften wenden
sich ferner gegen jeden Versuch, die
Beamten und Angestellten des öf¬
fentlichen Dienstes unter eine Aus¬
nahme-Gesetzgebung zu stellen. Im
Gegensatz zu Südbaden hat man die
Gewerkschaften in den Landesdirek¬
tionen für Wirtschaft und für Arbeit
nicht eingeschaltet, wodurch ihnen
keine Möglichkeit zur Mitarbeit am
Neuaufbau der neuen Sozialgesetz¬
gebung gegeben ist.
Kollege Fleck wurde zum 1. Vor¬
sitzenden des Südwürttembergischen
Gewerkschaftsbundes gewählt.
*
Im Laufe einer Betriebsrätever¬
sammlung in Rastatt wurde bekannt
gegeben, daß im Lande Baden, in
der französischen Zone in 158 loka¬
len Gruppen 56 000 Mitglieder ver¬
einigt sind. Es wurde beschlossen,
daß der jetzige Name „Allgemeiner
Freier Gewerkschaftsbund“ in „Ba¬
discher Gewerkschaftsb’und“ umbe¬
nannt wird. ''
Konferenz der französischen Eisen¬
bahner der französisch besetzten Zone
Am 7. und 8. März fand in Kon¬
stanz eine Konferenz der in der
C. G. T. organisierten Eisenbahner
der französischen Zone statt. Zu
dieser Konferenz waren erstmalig
Vertreter der Deutschen Eisenbahner¬
gewerkschaft eingeladen. Die auf
Der 1. Mai bezahlter Feiertag
• Das Mitglied der Verwaltungs¬
kommission für Arbeit und Wohl¬
fahrt teilt mit:
Die Verwaltungskommission des
Saarlandes hat in ihrer Sitzung am
22. April 1947 beschlossen, den
L Mai als Feiertag der Arbeit zu
betrachten. Der Feiertag wird mit
vollem Lohn abgegolten. Ein Nach-
holen der Arbeitszeit kommt nicht
in Betracht.
dieser Konferenz wieder angeknüpf¬
ten Beziehungen werden zur Wieder¬
herstellung der internationalen ge¬
werkschaftlichen Beziehungen und
damit zur Schaffung eines dauer¬
haften Friedenszustandes beitragen.
Britische Zone.
In Detmold wurde durch Vertreter
der Bezirks verbinde der Lehrer der
britischen Besatzungszone ' die Bil¬
dung 1 eines Allgemeinen Deutschen'
Lehrer- und Lehrerinnenverbandes
beschlossen. Die Gewerkschaft der
Lehrer und Erzieher der sowjeti¬
schen Besatzungszone und Berlins
sowie die bayerische Lehrerorgani¬
sation hatten Vertreter entsandt.
• - -
Der Generalsekretär der iranischen
Gewerkschaften wurde verhaftet.
Gegen diese Verhaftung wird der
Weltgewerkschaftsbund bei, der ira¬
nischen Regierung intervenieren.
Der 2. Kongreß des F. D G. B, in
der Sowjetzone, an dem über 1000
Delegierte leilnahmen, tagte am 17.
bis 19. April in Berlin. Der F. D. Q. B.
in der Sowjetzone zahlt über 4 Mil¬
lionen Mitglieder.
Jedem Ehre, jedem Preis
v. Ferdinand v. Freiligrath
Wer den wacht’gen Hammer
schwingt,
Wer im Felde mäht die Ähren,
Wer ins Mark der Erde dringt, >
Weib und Kinder zu ernähren,
Wer slrOman den Nachen zieht,
Wer bei, Woll’ und Werg und Flachse
Hinterm Webestuhl sich muht,
Daß sein blonder Junge wachse:
Jedem Ehre, jedem Preis!
Ehre jeder Hand von Schwielenf
Ehre jedem Tropfen Schweiß,
Der in Hullen jäUt und Mühlent
Ehre jeder nassen Stirn 1
Hinterm Pflug — doch.auch dessen,
Der mit Schädel und mit Hirn
Hungernd pflügt, sei nicht vergessen.
Panafrikanische Konferenz des Weltgewerkschaftsbundes
Zum ersten Male in der Geschichte
der internationalen Gewerkschafts¬
bewegung vereinigten sich die Ar¬
beiter Afrikas in einer Konferenz,
die vom Weltgewerkschaftsbund or¬
ganisiert war. Die Stadt Dakar war
auserwählt zu diesem Ereignis, in
dessen Verlauf alle Fragen der ge¬
werkschaftlichen Lage in Afrika er¬
örtert wurden. Am 8. April fand ein
Kongreß des Verbandes der Gewerk¬
schaften des Senegal statt. Am
9. April vereinigten sich in einer
Konferenz alle Delegierten der afri¬
kanischen , Gebiete, die dem CGT.
angehören und vom 9. bis 13. April
fand die Panafrikanische Gewerk¬
schaftskonferenz statt. Es war eine
Konferenz der Arbeit, in der unter
der Führung des ständigen Büros
des Weltgewerkschaftsbundes die
Delegierten aller Rassen und Natio¬
nalitäten zusammentrafen, die das
weite Gebiet des schwarzen Erdteils
bewohnen. %
Zum Todestage Otto .Picks
Am 17. dieses Monats jährte sich
zum zweitenmal der Todestag des
Vorsitzenden des ehemaligen christ¬
lichen Metallarbeiterverbandes Otto
Pick. Seine Einstellung gegen den
Nazismus zwang auch ihn, sein Le¬
ben zu retten und zu emigrieren, um
so der Häscherhand zu entgehen.
Durch den Krieg und die Besetzung
des Elsaß hat der Verstorbene nach
1940 seinen Wohnsitz nach Pont de
Vou, Nähe Lyon, verlegen müssen.
Aber auch' dort gönnte ihm die Ge¬
stapo nicht die in seinem Alter wohl¬
verdiente Ruhe, Durch Freundes¬
hilfe französischer Kollegen gelang
es ihm in die Schweiz zu entkom¬
men. Hier starb er am 17.' 4. 1945 am
Herzschlag, kurz vor seiner Heim¬
kehr an die Saar, wo erisein arbeits¬
reiches Leben wieder beginnen
wollte.
, Am 15. 4.1947, also 3 Tage früher,
hätte Otto Pick seinen 65, Geburts¬
tag gefeiert. Otto Pick war nicht nur
bekannt in den Reihen der ehemali¬
gen christlichen Gewerkschaften,
sondern weit darüber hinaus über die
' Saargrenzen. Seine Mitglieder und
mit ihm noch andere gute Freunde
bewahren ihm ein gutes Andenken.-
F. N.
Blick in die Vergangenheit
Die Entwicklung der Gewerkschaften im Saargebiet
Von Jakob Michely, Dudweiler
(Fortsetzung Der Arbeiter Krä¬
mer wurde entlassen, weil er eine
splche besucht hatte. Er war mit der
Agitation für den Bergarbeiterver¬
band beauftragt und'verteilte Flug¬
blätter, durch die sich der Berg-
werksdirektor Hilger beleidigt fühlte.
In dem Hilger-Krämer-Prozeß kam
nun das ganze korrupte saarabische
System an das Licht der öffentlich-
.keit. Rechtsanwalt Heine, der Ver¬
teidiger Krämers, enthüllte unbarm¬
herzig das brutale Herrenmenschen-
.tum, das Denunziantentum und die
Versklavung der Saararbeiter. Krä¬
mer wurde zwar bestraft, aber ver¬
urteilt. war das .saarabische System.1
In diesem Prozeß erlaubte .sich der
, £euge Fabrikbesitzer Vopellus die
Äußerung: „Würden die Arbeiter¬
frauen’ besser, wirtschaften, dann
würden sie auskommen. Wem) die
ersten Frischgemüse auf den Markt
kämen, bezahlten die Bergarbeiter¬
frauen die hohen Preise, den-Be¬
amtenfrauen seien sie noch zu teuer.*'
Dieser Prozeß gab den Arbeitern
im Saargebiet wieder-neuen Auftrieb
für die Gewerkschaftsorganisation.
Besonders die christlichen hatten
starken Zuwachs, während der Alte
Verband nur langsame Fortschritte
machte. Die ersten Sekretäre des
Alten Verbandes waren Ludw. Hett-
riciL und Joh. Leimpeters, der Christ¬
liche Gewerkverein dagegen konnte
sich einen ganzen Stab von Sekre¬
tären halten.
Aber'nicht nur im Bergbau war
ein Anwachsen der Gewerkschaften
im Gange, auch die übrigen Berufe
wurden nach und nach erfaßt. Im
Jahre 1905 brach unter Führung des
christlichen Metallarbeiterverbandes
ein großer Streik auf der Burbacher
Hütte aus. Viele Kollegen wurden
gemaßregelt, aber die Solidarität aller
verhalf auch ihnen wieder zu Brot
. und Arbeit Mit diesem Kampfe er¬
reichten die Arbeiter der Metallindu¬
strie das Koalitionsrecht und die
Zulassung von Ausschüssen.,
In allen Berufen waren die Ge¬
werkschaften bereits vor dem ersten
Weltkrieg verankert und verfügten
iüber einen ansehnlichen Mitglieder-
■ stand. Besonders der unglücklich
verlaufene Streik im Ruhrgebiet 1911
führte viele freigewerkschaftlich Or¬
ganisierte wieder in das Saargebiet.
Sie. halten es einst verlassen und
sich im Ruhrgebiet ansässig gemacht
Jetzt kehrten sie gemaßregelt in ihre
alte Heimat zurück.
Der Weltkrieg unterbrach diese
Aufwärtsentwicklung der Gewerk¬
schaften.
Nach dem ersten Weltkrieg
Zu Anfang des Weltkrieges hatten
die christlichen Gewerkschaften eine
Mitgliederzahl von 15 G00, während
die freien Gewerkschaften nur über
eine solche von 1 200 Mitgliedern
verfügten. Aber im Jahre 1917 bra¬
chen in den Betrieben des Saarge¬
bietes Einzelkämpfe aus, die vor al¬
lem der schlechten Ernährung und
der Kriegsmüdigkeit zuzuschreiben
Waren. Diese Kämpfe führten den
Organisationen viele Mitglieder zu.
Eine rapide Aufwärtsentwicklung
brachte" den Sturz des Kaiserreiches
und die radikale Wandlung des Jah¬
res 1918. Sie machte die Saararbeiter
zu den bestorganisiertesten der Welt.
Die Mitgliederzahlen der christlichen
Gewerkschaften erreichten 60 000, die'
der freien SO 000 und die der Hirsch-
Dunkerschen 8 000. Der Zusammen¬
hang der Saargewerkschaften mit
den Zentralorganen blieb gewahrt.
Schon 1919 erklärten die. Vertreter
der freien und christlichen Gewerk¬
schaften, daß sie sich ihren Zentral¬
stellen ' unterordnen werden, Die
Rechtsstellung der Berufsverbände
war-derart geregelt, daß die Rechts¬
ordnung, wie sie aus den deutschen
Gesetzen vom 11. November 1918
.hervorging, auch für das Saargebiet
Geltung erhielt. Die Vereinbarung
zwischen den Arbeitgeberverbänden
und den Gewerkschaften vom 15l
November 1918, die die Gewerkschaf¬
ten als berufene Vertreter der Ar¬
beitnehmer anerkannte und durch
die die Werksveraine sich selbst
überlassen blieben, wurde im Saar¬
gebiet durchgeführt. Der Arbeits¬
tarifvertrag, den die französische
Berg Verwaltung mit den. vier im
Bergbau zugelassenen Gewerkschaf¬
ten abschloß, bestätigte diese Organi¬
sationen als berufene Vertreter der
Arbeiter. Die Aufhebung des § 153
der RGO, nach dem\ Streikvergehen
unter Ausnahmerecht gestellt war,
wurde im Saargebiet’ als gesetzlich
bindend erklärt. Eine, gesetzliche An¬
erkennung der Gewerkschaften gab
es im Saargebiet nicht Es wurde le¬
diglich bestimmt, daß bei Festsetzung
der Arbeitsbedingungen und Arbeits¬
zeit der Regierungsausschuß di©
'Wünsche der'örtlichen Arbeiteryer-
bände zu berücksichtigen hatte.
(Fortsetzung folgte