Es dürfte sich so allmählich her*
umgesprochen haben, daß die Be»
triebsvertreter der Saargruben — in
andern Industriezweigen wird es
ähnlich sein — keine beneidenswerte
Aufgabe haben. Wenn beispielsweise
50 Fahrradmäntel zur Verteilung,
kommen, dann können nur 50 Fers
soncn bedacht werden, nicht 51 oder
gar die ganze Belegschaft. In einem
anderen Falle sollen 100 Pfeifen ver*
teilt werden, im selben A.ugenblick
sind alle Pfeifenrauoher, einschließs
lieh der Frauen in der Werksküche.
Wer Betriebsobmann ist, weiß, daß
bei jeder Entscheidung, die getroffen
werden muß, kritisiert wird. Das ist
aber immer schon so gewesen. Vieh
leicht heute mehr denn je. Vielleicht,
eine verständliche Reaktion. Wie
aber schreibt Johann Peter Hebel
über einen „seltsamen Spazierritt“?:
Ein Mann reitet- auf seinem Esel
nach Hause und läßt seinen-Buben
zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein
Wanderer und sagt: „Das ist nicht
recht, Vater, daß Ihr reitet und läßt
Euren Sohn laufen. Ihr habt stärkere
Glieder“. Da stieg der Vater vom
Esel herab und ließ den Sohn reiten..
Kommt wieder ein Wanderer und
sagt: „Das ist nicht recht, Bursche,
daß du reitest und lassest deinen
Vater zu Fuß gehen. Du hastNjüngere
Beine.“ Da saßen beide auf und
rittenjeine Strecke. Kommt ein drits
ter Wandersmann und sagt: „Was ist
das für ein Unverstand, zwei Kerle
auf einem so schwachen Tiere? Sollte
man nicht den Stock' nehmen und
euch beide hinab jagen?'.' Da stiegen
beide ab und gingen selbdritt zu Fuß,
rechts und links der Vafer und Sohn
und in der Mitte der Esel. Kommt
ein vierter Wandersmann und sagt:
„Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist
es nicht genug, wenn zwei zu Fuß
gehen?' Gehts nicht leichter, wenn
einer von euch reitet?“ Da band der
Vater dem Esel die vorderen Beine'
zusammen, und der Sohn band.ihm
die hinteren Beine zusammen, zogen
einen starken Baumpfahl durch, der
an der Straße stand, und trugen den
Esel auf der Achsel heim.
- So weit kanns kommen, wenn man
es allen Leuten will recht machen.
Aloys Schmitt.
Arbeiterbeförderung
mit Omnibussen
Infolge der schlechten Zugverbin¬
dungen auf zahlreichen Strecken,
mag es im ' Ostertal sein,' noch St.
Wendel oder nach der Pfalz, ist man
dazu übergegangen, Omnibusse nach
allen Richtungen einzusetzen. So von
St. Wendel nach Winterbach—Als¬
weiler^ die Strecken über die Höhen¬
straße Baltersweiler, Forschweiler
für die Kameraden von. Galsweiler
und Grüggelbom, Reitscheid—Frei¬
sen ist Endstation. Vor einem Jahr
nun war die Kraftpost St. Wendel
nicht mehr in der Lage, £ den Arbei¬
terverkehr auf dieser Linie aufrecht
zu erhalten*. Die Verwaltung der
Grube König, sprang ein und stellte
einen umgebauten Renault-Lastwa¬
gen zur Verfügung, um die Leute
von Grüggelbom nach St. Wendel
zur Bahn zu bringen. Sieben Mo¬
nate ging es mit dem Grubenomni¬
bus ohne irgendwelche Störung oder
Unterbrechung. In diesen sieben
Monaten führte die Post aber in
Grüggelbom die Privatfahrt^n.durch.
So wurden die Fußballer im. Orte
Grüggelbom • durch die Postomni¬
busse zu ihren Spielen abgeholt und
wieder zurück gebracht. Dann1 aber
schob sich die Post wieder mit-
einem Omnibus ein, um die Linie
Grüggelborn—St, Wendel aufzuneh¬
men. Aber, Kameraden, denkt jap
Stimmen aus der Belegschaft
nicht, daß die Postomnibusse nach
Grüggelbom fahren, o nein, sie fah¬
ren über die Höhenstraße. Von dort
aus können ja die Grüggelborner
und die Galsweiler Kameraden lau¬
fen, sind Wind und Wetter ausge-
setzt, und kommen unter Umständen
völlig durchnäßt zum Omnibus von
Freisen—Reitscheid, in denf sie wie
die Heringe zusammengedrängt wer¬
den. Wieviel Arbeiter faßt der Om¬
nibus, .wieviel sind zugelassen und
wieviel fahren mit?
Ein anderes Schmerzenskind v ist
die Strecke Limbach. Solange die
Post die Strecke befahren hat, ist
die Strecke stiefmütterlich behan¬
delt worden. Ist auf der Strecke
Rohrbach oder sonstwo ein Wagen
ausgefallen, wurde er auf Kosten
der Strecke Limbach—Neunkirchen
ersetzt. So könnte ich ein halbes
Dutzend Beispiele anführen, aber es
würde zu weit führen, auf' weitere
Einzelheiten einzugehen.
Georg Appel.
Kohlwald
Ob maf) sich wohl klar darüber
ist, wofür eine Betriebsvertretung
eingespannt werden kann. Wir als
Betriebsvertretung hätten dem Drei¬
hundertsten • vom uns registrierten
Frager nach einem Bezugsschein für
einen Wecker, oder Uhr aus Privat¬
besitz, einen ^Wecker oder eine Uhr
gegeben,. wenn er auch der Letzte
gewesen wäre. Steht doch'da in
jedem Uhrmacher-Schaufenster ein
Wecker und eine Uhr für Bergarbei¬
ter. Gegen einen Bezugsschein könnte
man die so notwendig gebrauchten
Gegenstände bekomrpen, Fast ein
ganzes Jahr warten wir aber auf
die Bezugsscheine. Die Bezugsscheine
kommen nicht, aber bestimmt nach
drei Tagen der Neuangefahrene und
verlangt einen Bezugsschein für
einen Wecker und, wenn möglich,
auch für eine Uhr. Wir registrieren
nicht mehr, sondern sagen jedem
Neuangefahrenen schon gleich bei
der Anfahrt,, daß die Angelegenheit
Suchdienst der UNNRA
Die Dienststelle Arolsen bei Kassel
sucht: • v- •
Stefan iak, Leonarda, 25 J., Po¬
len, letzter Aufenthalt: Spiczmierz,
Abt. - Kaczka; Stefanski, Zbig-
niew, 25 J., Polen, letzter Aufenthalt:
Rheinland; S t e ne e 1, Jozef, .32 J.,
Polen-, letzter Aufenthalt; unbekannt;
S t e p i e n , Genowefa, 33 J., Polen,
letzter Aufenthalt: Jakubow, ' bei
Kielce; S t e p i e n , Magdalena, 62 J.,.
Polen, letzter' Aufenthalt: Jakubow,
b. Kielce; Stepien, Stefan, 24 J.,
Polen, letzter Aufenthalt; Branden¬
burg; Stepien, Stanislaw, 22 L,
Polen, letzter Aufenthalt: Jakubow,
b. Kielce; Stepien, Stefan, 39 J.,
Polen, letzter Aufenthalt: unbekannt;
Stepniewskl, Eugeniusz, 46 J.,
Polen, letzter Aufenthalt: Breslaü;
Gewerkschaftsarbeit, die man
Es gab zu allen Zeiten Außensei¬
ter, die der Gewerkschaftsbewegung
fern “standen. Diese gibt es auch
freute. Zur Verteidigung werden
viele.Gründe ins Feld geführt, doch
stellen sie der Intelligenz des Be¬
treffenden, nicht, gerade ein gutes
Zeugnis aus. Meist handelt es sich
um grobe Unwissenheit, eine kaum
vertretbare Interessenlosigkeit, ■ Un¬
kameradschaftlichkeit gegenüber den
organisierten Kameraden und kras¬
ser ‘ Egoismus. Bei dem einen rückt
dieser, bei dem anderen jener Grund
mehr, in den Vordergrund. Sie wer¬
den damit zu Hemmschuhen ihres
eigenen Fortschritts. Aber das könnte
gleichgültig sein, wenn nicht die Ge¬
samtheit mit darunter zu leiden
hätte. An diesem Punkte wird ihr
Außenseiter tum zu einem Vergehen
an der Gesamtheit der Arbeitneh¬
merschaft. Die Macht der Gewerk¬
schaften beruht auf der 2üahl der
Organisierten, ihrer. Intelligenz und
Begeisterung und ihrer aktiven Teil¬
nahme an den Entscheidungen.
Die Summe aller Erfolgsarbeit der
Gewerkschaften zu ermitteln, ist ein
umfangreiches und langes Unter¬
längen. Sie kann nicht Gegenstand
einer kurzen Abhandlung sein. Vie¬
les davon ist uns schon so in Fleisch
und Blut übergegangen, daß nur der
Eingeweihte ■ sie noch als Gewerk¬
schaftsarbeit erkennt. Nehmen wir
z. B. den Tarifvertrag.
Wenn ein Arbeitnehmer heute
einen Arbeitsvertrag eingel^t, so
braucht er sich über Lohn oder Ge¬
halt, «'Arbeitszeit, Urlaub und Kündi¬
gung mit dem Arbeitgeber nicht
mehr zu unterhalten. Es ist eine
Selbstverständlichkeit, daß der Tarif
für alle diese Dinge auch in seinem
Falle Geltung hat. War das immer
so selbstverständlich? Die Unbe¬
kümmertheit, mit der man dieser
Errungenschaft heute, begegnet,
könnte es so erscheinen lassen. Nie¬
mand denkt mehr an die gewaltige
gewerkschaftliche Arbeit, die gelei¬
stet werden mußte; um das kollek¬
tive Arbeitsrecht zu schaffen.
Der Tarifgedanke innerhalb der
gewerkschaftlich organisierten Ar¬
beitnehmerschaft . ist alt. Schon in
der Prühzeit der Bewegung ging das
Streben dahin, die Lohn- und Ar¬
beitsbedingungen zwischen den Ge¬
werkschaften und den Arbeitgeber¬
verbänden zu. regeln. Man mußte
zunächst auf jeglichen gesetzlichen
Schutz der Abmachungen verzichten
und stützte sich nur auf die. eigene
Organisationskraft und die Disziplin
der Gewerkschaftsmitglieder- Die
Tarife wurden zunächst mit den ein¬
zelnen Betrieben abgeschlossen. Es
folgten die Tarife auf örtlicher
Grundlage, Einen größeren Sprung
in der Entwicklung brachte die Zeit
nach dem ersten Weltkriege. Die Be¬
triebstarife verschwanden wie .’.er.
Die Tarife wurden jetzt auf beruf¬
licher oder industrieller Grundlage
errichtet. Ihr Geltungsbereich er¬
streckte sich nun auf den Ort, den
Bezirk oder auf das gesamte Reichs¬
gebiet. Im Jahre 1932 hatten wir
10 152 Tarifverträge, die annähernd
14 Millionen Personen umfaßten.
. Die Verordnung über die Allge- ,
meinverbindlichkeit von Tarifver¬
trägen vom 23. Dezember 1918
brachte auch den gesetzlichen Schutz,
indem sie den Rechtsanspruch für
alle durch einen Tarifvertrag inner¬
halb seines Geltungsbereiches erfa߬
ten Personen und Betrieben aus- <
sprach. Die 'Allgemeinverbindlich¬
keit eines Tarifvertrages wurde auf
Antrag durch den Reichsarbeitsmi¬
nister ausgesprochen. Für die An¬
tragstellung waren die vertrags¬
schließenden Organisationen zustän¬
dig. Sie konnten die Allgemcinver-
bindlichkeit eines Tarifvertrages be-
mit den Uhren und Weckern ein
schlechter Witz sei.
Die Betriebsvertretung,
Kohlen für Ledige.
Daß man als Bergmann, der selbst-
Kohlen gräbt, frieren muß, ist nicht
etwa aus der Luft gegriffen, sondern
_ ewige Klage aller Ledigen, v< r
allem der älteren Junggesellen. Was
s:nd auch schon 25 Zentner Kehlen
für einen Bergmann im Laufe eines
Jahres? Im vorigen Jahr bei gerin¬
gerer Kälte wurden 35 Zentner Koh¬
len zugebilligt. Das ist die Mindest-'
. forderung aller frierenden Bergleute,
soweit sie noch nicht verheiratet
sind und fremde Hilfe in-Anspruch
nehmen müssen.
Sterniak, Jerzy, 25 J., Polen, letz¬
ter Aufenthalt: Krs. Hannover.
Kollegen! Die Zentral-Vermißten-
Suchstellen der UNRRA wird uns ■
künftig jeden Monat zehn Namen
mit Angaben von vermißten Perso¬
nen zugehen lassen’.
Soweit irgend ein Kollege von den
Genannten uns Nachricht zukommen v
lassen kann, bitten wir, uns um¬
gebend dieselben zur Weiterleitung
zuzusenden. “
Die Hauptverwaltung.
r •
' Hassel oder Assel Emil /
Im Saargebiet geboren. Gefällen
am 1. 9. 1944 bei der Einnahme der
Stadt Angouleme (Frankreich).
Beerdigt auf dem Friedhof Nontron
(Dep. Charente). Eltern oder sonstige
Familienangehörige des Toten werden
gesucht. ‘ v. . -
vergessen hat
antragen. Sie wurde ausgesprochen,
wenn das öffentliche Interesse es er¬
forderte.
Die Mitglieder der vertragsschlie-
-ßenden Parteien sind dann zur Er¬
füllung des Vertrages verpflichtet.
Für den Fall, daß der Arbeitgeber
sich weigerte, den vereinbarten Lohn
zu zahlen,' stand dem Arbeitnehmer
1ndu$tcUi/et(xxHd
dtc Tatcikac^eitec ,
. \ * - -
Laut Beschluß des Bezirksvor¬
standes wurde die Bezirksdelegier¬
tenkonferenz. nun endgültig auf den
29. März 1947 vormittags 9 Uhr
Tagungsort ist Sulzbach
Lokal Volkshaus, Schnappacherweg
(Straß enbahnhaltestelle), festgesetzt.
Die einzelnen Betriebe und Orts¬
gruppen bitten wir, nun die noch
notwendigen Nachwahlen vorzuneh¬
men, damit rechtzeitig Meldung, wie
durch Rundschreiben bekannt gege¬
ben wurde, erfolgen kann. ■ .
Delegierten-Ausweise sowie Ge¬
schäfts- und Kassenberichte und .
Statutenentwurf werden den einzel¬
nen Dolegierten vor dem Bezirks- -
delegiertentag zur Einsicht zugestellt.
der Klageweg offen, der ihm sehr
schnell zu seinem Recht verhalf.
Dieser kollektive Schutz verpflich¬
tet aber auch zu kollektivem und
gemeinsamen Kandeln. Jeder muß
Mitglied*. seiner Gemeinschaft und
damit seiner Gewerkschaft sein, denn
nur das gemeinsame Handeln ga¬
rantiert den Inhalt eines Arbeitsver¬
trages, erstrebt die Verbesserung des
Vertrages und schützt vor Lohn¬
druck in Krisenzeiten.