Full text: 1947 (0002)

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„MitlSofern'“ die Möglichkeit gege¬ 
ben werden soll, den Beweis *u er- 
tvingen, v daß sie znr Mitarbeit am 
Wiederaufbau ihre ganze Kraft *nr 
Verfögung stellen. 
Allgemein wurde eine stärkere Be¬ 
rücksichtigung der Vertreter der Ein¬ 
heitsgewerkschaft in den Säuberungs¬ 
ausschüssen gefordert und auch eine 
restlose Durchführung der von den 
Säuberungsausschüssen gefaßten Be¬ 
schlüsse. Dabei kam noch zum Aus¬ 
druck, daß die Betriebe der Kriegs¬ 
verbrecher zu gemeinwirtschaftlichen 
Betrieben umzustellen sind, unter Be¬ 
teiligung der Kommunal- oder Kreis¬ 
verwaltungen oder in Form von ge¬ 
nossenschaftlichen Unternehmen, bei 
denen die Gewerkschaften als solche 
entscheidenden Einfluß haben müssen. 
Die Betrlebsrätewahlcn selbst konn¬ 
ten bis heute noch nicht durchgeführt 
werden, da das Betriebsrätegesetz im 
Entwurf wohl ausgearbeitet ist, zwi¬ 
schen Militärregierung und den Ge¬ 
werkschaften darüber Einigkeit be¬ 
steht, während andererseits festgestellt 
werden muß, daß die Verwaltungs- 
kommission des Saarlandes einschnei¬ 
dende Änderungen an dem Gesetz bei 
ihrer Beratung vorgenommen hat. 
Diese von der Verwaltungskommission 
vorgeschlagenen Änderungen, die 
Nichthereinnahme der Beamtenschaft 
in das Betriebsrätegesetz, machen es 
der Einheitsgewerkschaft unmöglich, 
das Betriebsrätegesetz in dieser Form 
anzunehmen. Die von der Militärregie¬ 
rung zu fällende Entscheidung wird in 
Bälde erwartet. Zugleich brachten die 
Vertreter der Einheitsgewerkschaft zum 
Ausdruck, daß sie auch an der Saar 
die Unterstützung der Vertreter des 
Weltgewerkschaftsbundes wünschen. 
Das Jugendproblem steht für 
die Einheitsgewerkschaft im Vorder¬ 
grund ihrer Bestrebungen. Die bereits 
abgehaltenen verschiedenen Jugend¬ 
tagungen in den Kreisen werden fort¬ 
gesetzt und in kürzester Frist wird ein 
'Jugendkongreß für das ganze Saarland 
zur Durchführung kommen. Die Er¬ 
folge in der Jugendbewegung sind als 
sehr gut zu bezeichnen. Die G e - 
w e rkschaftszeitung erscheint 
seit August 1946 in 1,00 000 Exemplaren 
und soll nach Beseitigung des Papier¬ 
mangels in Zukunft monatlich zweimal 
erscheinen. Darüber hinaus wurde der 
Wunsch geäußert, weiteres Material zu 
organisatorischen und propagandisti¬ 
schen Zwecken zur Verfügung zu stel¬ 
len. 
Weiter kamen noch von den einzel¬ 
nen Industriegewerkschaften die Fra¬ 
gen der Beschäftigung ausländischer 
Arbeiter unter ganz besonderer Be¬ 
rücksichtigung des saarländischen 
Bergbaues, die derzeitige Ernährungs¬ 
lage sowohl wie der Mangel an Be¬ 
rufskleidern zur Sprache. Die Vertre¬ 
ter der Gewerkschaften des Saarlan- 
des brachten den einmütigen Wunsch 
zum Ausdruck, daß nach Rückkehr der 
in französischer Kriegsgefangenschaft 
befindlichen saarländischen Kriegsge¬ 
fangenen, sich der Weltgewerkschafts¬ 
bund dafür verwenden möge, daß auch 
reine Freilassung der Kj ... gefangenen 
ttn den übrigen Zonen erfolgen möge. 
Nach sehr eingehender Aussprache 
■ergriff Léon J o u h a u x das Schlu߬ 
wort, worin er zum Ausdruck 
brachte, daß er über die Entwicklung 
der Gewerkschaftsbewegung an der 
■Saar sehr zufrieden sei. Ganz beson¬ 
ders gab er seiner Freude über die 
geleistete Jugendarbeit Ausdruck, Die 
vorgebrachten Beanstandungen und 
Wünsche werde er beim Kongreß in 
Berlin dem Weltgewerkschaftsbund 
'vortragen und alles tun um für die 
künftige Arbeit die volle Unterstüt¬ 
zung des Weltgewerkschaftsbundes 
‘auch für die saarländischen Gewerk¬ 
schaften zu finden. 
Jouhaux ging weiter auf die Demo- 
¡kratislerung der künftigen Wirtschaft 
(ein und betonte, daß in der künftigen 
Wirtschaft unter allen Umständen die 
^Parität gewahrt werden müsse und 
die Arbeitnehmerschaft dasselbe Recht 
jder Mitbestimmung wie der Arbeitge¬ 
ber, sowohl was die sozialen Fragen, 
als auch die Fragen der Produktions- 
ieinrichtung und Produktionsgestaltung 
betreffen, bekommen müsse. Er be¬ 
tonte besonders, daß enteignete Be¬ 
triebe auf keinen Fall mehr in die 
IHände anderer Kapitalisten übergehen 
dürfen, und daß der Aufbau einer 
wahren Demokratie nicht möglich Ist 
ohne eine Nationalisierung der Schwer¬ 
industrie. 
Mit einem Hoch auf die internatio¬ 
nale Gewerkschaftsbewegung schloß 
T^éon Jouhaux die eindrucksvolle Sit¬ 
zung. 
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„We Arbeit" 
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Februar 1947 
Nach seiner Rückkehr gewährte 
der Generalsekretär des allgemeinen 
französischen Gewerkschaftbundes, 
Léon Jouhaux, einem Redakteur des 
allgemeinen europäischen Pressedien* 
stes ein Interview, in dessen Verlauf 
er u. a. erklärte: 
Unsere Untersuchung hat sich zum 
Ziel gesetzt, festzustellen, ob die vom 
Weltgewerksehaftbund gestellten Bes 
dingungen beim Neuaufbau derdeut* 
hen Gewerkschaften und damit die 
Bedingungen für die Aufnahme in 
den Weltgewerkschaftsbund erfüllt 
worden sind. Soweit es die franzö* 
sische Zone betrifft, habe ich fob 
gende Feststellungen getroffen: 
Es läßt sich nicht verleugnen, daß 
die Gewerkschaftsbewegung einen 
gewaltigen Aufschwung genommen 
hat. Die Gewerkschaftsorganisatio* 
nen verfügen in der gesamten frans 
zösischen Zone augenblicklich über 
einen Bestand von mehr als 300 000 
Mitgliedern. Es sind Industrievers 
bände geschaffen worden und Lokal- 
verbände, die in der gesamten Zone 
untereinander die Verbindung aufge* 
nommen haben. Dabei waren eine 
Reihe von Schwierigkeiten zu übers 
winden, von denen wir hoffen, daß 
sie künftighin der Entwicklung nicht 
mehr hindernd im Wege stehen 
werden. 
Was die Entnazifizierung anbetrifft, 
so bleibt auf diesem Gebiet noch 
vieles zu wünschen übrig. Noch 
immer befinden sich notorische Nazis 
in wichtigen Stellungen, weil sie ans 
geblich für den Gang der Industrie 
unentbehrlich sind, obwohl dieser 
Einwand im Juli 1946 vom Berliner 
Kontrollrat verworfen worden ist. 
öniewiett) 
Man muß sich darüber im klaren 
sein, daß diese Frage von entscheis 
dender. Bedeutung ist, und daß die 
deutsche Gefahr erst dann zu bestes 
hen aufhört, wenn die früheren Nazis 
, auf politischem und selbst auf wirts 
schaftliehern Gebiet keine führenden 
Posten mehr bekleiden und wenn ihr 
Einfluß völlig augeschaltet ist. 
Anderseits müssen die Trusts der 
Schwerindustrie und der Banken 
verstaatlicht und von der Gesamt¬ 
heit des deutschen Volkes unter stars 
ker Mitwirkung der Gewerkschaftss 
Organisationen verwaltet werden. 
Diejenigen, die gestern Hitler finans 
zierten, dürfen morgen nicht erneut 
wieder leitende Posten besetzen. Zu 
den dringendsten Aufgaben in der 
französischen und auch in den üb* 
rigen Zonen zählt die Verstaatli* 
chung der zur Zeit unter Sequester 
stehenden Fabriken. Wenn diese 
Maßnahmen nicht sofort getroffen 
werden, dann läuft man Gefahr, sich 
morgen einem Widerstand gegen* 
über zu sehen, der nicht nur ein 
Widerstand des deutschen Großka¬ 
pitals wäre, sondern zugleich der 
internationalen Kapitalisten, denen 
es gelingen würde, enorme Kapitalien 
in der deutschen Schwerindustrie zu» 
investieren. Unter diesen Umständen 
wäre es dann unmöglich, denjenigen 
die Führung zu entreißen, die Hitler 
gehalten haben und die schon wieder 
bereit sind, wie uns gewisse Infor* 
mationen beweisen, eine intransi* 
gente Haltung gegen den demokra» 
tischen Aufbau Deutschlands einzu* 
nehmen und zugleich ihre Revanche 
vorzubereiten." 
Vor der Aufnahme in den Weltgewerkschaftsbund 
Der Generalsekretär des WGB, 
Louis Saillant begibt sich nach Prag, 
um die Vorbereitung der zweiten 
Sitzung des Vollzugsausschusses des 
WGB. im Juni zu tätigen. An dieser 
Sitzung werden die Vertreter von 
26 nationalen Organisationen teil* 
nehmen. Die Tagesordnung wird fol* 
gende Punkte umfassen: Die Lage 
der Gewerkschaften in Deutschland, 
Japan und die Lage der Gewerk* 
schäften in Spanien und Griechen* 
land, die Lage der Gewerkschaften 
im Iran, Bericht über den 'allafri* 
kanisohen Gewerkschafts * Kongreß 
im April, Friedensverhandlungen und 
Neuaufnahme neuer nationaler Ge* 
werkschafts*Organisationen. 
Die Aufnahme der deutschen Ge* 
werkschaften in den Weltgewerk* 
schaftsbund werde noch vor der 
Unterzeichnung des Friedensver* 
träges mit Deutschland stattfinden, 
erklärteder Generalsekretär des Welt* 
gewerkschaftsbundes, Louis Sail* 
1 a n t, der kürzlich mit leitenden 
Persönlichkeiten dieser Organisation 
Deutschland bereiste. 6 400 000 
deutsche Arbeiter, so führte Saillant 
weiter aus, seien bereits Gewerk* 
Schaftsmitglieder und diese Zahl ver* 
größere sich laufend, seitdem der 
Weltgewerkschaftsbund gemeinsame 
Tagungen leitender Gewerkschaftler 
aus allen vier Zonen organisiert 
habe. 
Gewerkschaftschronik 
Arbeiter und Angestellte beschäf* 
tigen, Betriebsausschüsse gebildet 
werden. 
Frankreich 
Das von Léon Blum bereits vor 
einiger Zeit ausgesprochene Prinzip 
der Ausdehnung der gesetzlichen 40* 
Stundenwoche auf eine „normale“ 
48*Stundenwoche ist am 21. Januar 
durch die Veröffentlichung der ein* 
schlägigen Verordnungen gesetzlich 
verankert worden. Wesentlich dabei 
ist, daß die Lohnregelung zum Nor* 
mallohn auf der Grundlage der 40* 
Stundenwoohe bestehen bleibt, sodaß 
die acht überschüssigen Arbeitsstun* 
den mit Aufschlag bezahlt werden 
müssen. Die 48-Stundenwoche wird 
obligatorisch in allen Zweigen der 
Wirtschaft eingeführt werden. Die 
Arbeitgeber können zur Einführung 
der acht Ueberstunden von den Be* 
hörden dadurch gezwungen werden, 
daß ihnen im Falle der-Nicbtbefol* 
gung dieser Vorschrift nicht nur die 
Zuweisung von Kriegsgefangenen 
als Arbeitskräften, sondern auch jede 
andere Anstellungsgenebmigung von 
neuem Personal verweigert wird. In 
den öffentlichen Verwaltungen wird 
die 48*Stundenwoche bereits in Kürze 
zur Anwendung kommen. 
Norwegen 
Die norwegischen Gewerkschafts* 
verbände entfalten zurZeit eine rege 
Tätigkeit, die einerseits auf eine 
Preisstabilisierung und eine ange* 
messene Lohnpolitik und anderer¬ 
seits auf die Verbesserung und Er* 
höhung der norwegischen Produk* 
tion hinzielt. Zwischen den Unter* 
nehmern und den Gewerkschafts* 
verbänden sind Abmachungen ge* 
troffen worden, wonach In etwa 3000 
Betrieben gemischte Produktions* 
ausschüsse gegründet werden. Diese 
Ausschüsse sind gesetzlich nicht vor¬ 
gesehen, ihre Gründung fundiert 
vielmehr auf einer völlig freiwilligen 
Abmachung. Die Unternehmer ver* 
Tieren keines der ihnen zustehenden 
Rechte in der Leitung ihrer Betriebe, 
aber sie fassen entscheidende Ent* 
Schlüsse dennoch mehr oder weniger 
auf Grund der ihnen von den Pro* 
duktionsausschüssen unterbreiteten 
Vorschläge. Die Hauptziele der Aus* 
schüsse sind: Produktionserhöhung 
und Prpduktionsverbesserung, Ver* 
besserungen in der Frage der Lehr* 
lingsausbildung und Verbesserung 
der hygienischen Bedingungen so¬ 
wie der Unfallschutzvorrichtungen. 
Polen 
Der Vorstand der polnischen Ge* 
werkschaftsverbände hatte im Mai 
vergangenen Jahres die Parole her* 
ausgegeben, d.aß bis zu den Parla¬ 
mentswahlen mindestens eine Mit* 
gliederzahl von zwei Millionen er* 
reicht werden müsse. Längst bevor 
der Wahltermin festgesetzt wurde, 
nämlich bereits im September 1946, 
konnte bekanntgegeben werden, daß 
diese Zahl nicht nur erreicht, son* 
dern weit überschritten war. Vor 
dem Kriege hatten die polnischen 
Gewerkschaften nur ungefähr 618 000 
Mitglieder, und sie waren dabei in 
mindestens zehn verschiedenen Or* 
ganisationen zersplittert. 
Finnland 
Die finnische Gewerkschaftsbewe¬ 
gung hat in der letzten Zeit einen 
bedeutenden Aufschwung genommen. 
Während der Finnische Gewerk* 
schaftsbund vor dem Krieg weniger 
als 100 000 Mitglieder zählte, gehö* 
ren ihm jetzt über 300 000 Arbeiter 
und Angestellte an. Im Vergleich 
zum Jahre 1945 ist eine Erhöhung 
um 100 Prozent zu verzeichnen. Seit 
Kriegsende führen die Gewerkschafs 
ten eine heftige Kampagne zugun* 
sten der Wirtschaftsdemokratie. Eine 
ihrer Forderungen, nämlich die der 
Errichtung von Betriebsausschüssen, 
ist durch ein Gesetz vom Juni 1946 
verwirklicht worden. Danach müssen 
in allen Betrieben, die mehr als 50 
Französische Zone 
Die neugewählten Betriebsräte des 
Bezirkes Konstanz tagten in Singen. 
Das Hauptthema bildete das Mit* 
bestimmungsrecht im Betriebe, das ge* 
setzlich verankert werden müsse. 
Dr. Faihst forderte weitestgehenden 
Einfluß der Gewerkschaften auf die 
Industrie* und Handelskammern und 
erblickt die Anzeichen, wie die Kapi¬ 
talisten das geforderte Mitbestim* 
mungsrecht im Betrieb in ein äußer* 
liches Scheinrecht verwandeln möch* 
ten, * 
Amerikanische Zone 
Am 3. Februar erließ der allge* 
meine Deutsche Gewerkschaftsbund 
in Nürnberg einen Aufruf zum sechs* 
ständigen Generalstreik gegen die 
Bombenattentäter, die ihre verbre*' 
oherischen Taten gegen das Verwal* 
tungsgebäude der SPD richteten. 
Sowjetische Zone 
Am 29. Januar fand eine Aus* 
spräche zwischen dem Vorsitenden 
des FDGB. in Berlin und Marschall 
Sokolovsky und seinen Mitarbeitern 
statt. Die Gewerkschaftsvertreter 
dankten dem Marseha! für seine 
am 11. Januar abgegebene Erklärung 
zur Verbesserung der Ernährungs* 
läge, die Einstellungen der Demon* 
tagen und für die Entlastung von 
der Entnahme aus laufender Pro» 
duktion für Rparationen. Die Ge* 
werkschaftsvertreter gaben einen 
Ueberblick über die Tarifverhand* 
lungen, die für die Bergarbeiter und 
Lehrer abgeschlossen sind und für 
Metall, Textil, Eisenbahn und Post 
vor dem Abschluß stehen. Ferner 
wurde der Marschall über den Auf* 
bau einer neuen einhetlichen Sozi* 
alversicherung informiert.
	        
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