Die l rau in der Gewerkschaft
Was will
die schadende Frau ?
von Helma D e r i c h s
Viele Frauen müssen sich heute ihr
Brot selbst Verdienen. Mithelfend am
großen Werk des Wiederaufbaus
stehen sie nicht an letzter Stelle.
Ueberall finden wir in den Betrie¬
ben Frauen. Viele von ihnen haben
noch einen Haushalt und Kinder zu
versorgen. Sie haben somit doppelte
Verpflichtungen. Vermehrte Pflichten
sollten aber begründen auch ver¬
mehrte Rechte, vor allem das Recht
auf Arbeit und das Recht auf men¬
schenwürdige Existenz. Sie wird ge¬
sichert durch auskömmlichen Lohn.
Ebenfalls sollte die Möglichkeit zum
Aufstieg und Vorwärtskommen nach
Leistung und Köfinen gegeben wer¬
den.
Die materielle Existenz der Frau
muß in gerechtem Verhältnis zu ihrer
Arbeitsleistung und Verantwortung
stehen. Sie zu heben und zu fördern
ist vornehmste Aufgabe. Man sollte
den schaffenden Frauen auch beson¬
deren Schutz und Entgegenkommen
Im täglichen Leben zeigen, z. B. bei
Ernährungs- und Wohnungsfragen,
bei der Erziehung der Kinder usw.
Jetzt, da der Winter vor der Tür
Weihnachtslied
Von Theodor Storm
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Dufte
Und hauchen durch die Wintetliiftc,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich ivicder,
Anbetend, staunend muß ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühVs, ein Wunder ist geschehn.
steht, ist das Problem des Hausbrands
in den Vordergrund gerückt. Wie und
wo soll sich die berufstätige Frau
ihren Bedarf an Brennmaterial be¬
schaffen? Woher Schuhe und sonstige
Bekleidungsstücke für sich und ihre
Kinder nehmen. Sie arbeitet täglich
8—9 Stunden und kann sich nicht
stundenlang an die Wirtschaftsämter
und Geschäfte anstellen. Was macht
eine Mutter, die mehrere Kleinkinder
hat? Es müßten Pflegestätten geschaf¬
fen werden, von zuverlässigem Perso¬
nal geleitet, wohin sie ihre Kinder
Das diesjährige Weihnachtsfest
wird sehr ernst und schwer für uns
sein. Die allgemeine Not ist groß und
in allen Häusern herrschen Sorgen
und Kummer um das tägliche Leben.
Keiner von uns fühlt wohl heute das
frohe Erwarten, welches sonst immer
alle Menschen vor der Weihnachts¬
zeit erfüllte. Kein Kind wird in die¬
sem Jahr seinen Wunschzettel an das
Christkind auf die Fensterbank legen,
denn das Christkind kann all die vie¬
len großen und kleinen Wünsche
nicht erfüllen. Wir Erwachsenen dür¬
fen schon gar nicht daran denken,
uns etwas zu wünschen. Und doch
haben alle schaffenden Frauen einen
großen Weihnachtswunsch, der sogar
in der heutigen schweren Zeit zu er¬
füllen ist. Wir wünschen uns die
Gleichstellung der berufstätigen Frau.
Wäre es nicht für uns alle die größte
Weihnachtsfreude, wenn wir wüßten,
daß dieses Ziel endlich erreicht wäre.
Wir können nun zurückblicken auf
ein arbeitsreiches Jahr. Vieles ist
unter den schwierigsten Verhältnis¬
sen geleistet worden. Nicht zuletzt
haben die Frauen 6ehr viel dazu bei¬
getragen. Ueberall haben sie gestan¬
den und genau wie der Mann ihre
Pflicht erfüllt in den Fabriken, Werk¬
stätten, Geschäften, Büros, bei der
Straßenbahn und im Baugewerbe.
Aber während die Mtinner abends
während der Arbeitszeit bringen
kann.
Das sind alles Probleme, die für die
schaffenden Frauen zu lösen sind,
aber nicht mit Phrasen und unver¬
bindlichen Redensarten, sondern nur
durch die soziale Tat. Die schaffenden
Frauen beginnen zu erkennen, daß
auch sie im wirtschaftlichen und poli¬
tisch Leben ein wichtiger Faktor sind.
Aus dieser Erkenntnis heraus treten
sie der Einheitsgewerkschaft bei. Hier
werden sie mit ihrer Organisation um
ihre Rechte kämpfen.
ihre Ruhe hatten, mußten die Frauen
noch ihre Hausarbeiten verrichten.
Nun ist das Jahr bald zu Ende. In
seinem Verlaufe hat der größte Teil
der berufstätigen Frauen immer wie¬
der feststellen müssen, daß der Ver¬
dienst kaum ausreicht, um das täg¬
liche Leben zu bestreiten. Warum ist
dies der Fall? Die Löhne der Frauen
sind derart niedrig, daß sie einfach
damit nicht auskommen können. Hier
rückt immer wieder unsere alte For¬
derung in den Vordergrund: Gleicher
Lohn für gleiche Arbeit.
Im Saargebiet stehen 60 Prozent
Frauen 40 Prozent Männern gegen¬
über. Diese Zahlen beweisen uns ein¬
deutig, welch wichtiger Faktor die
Frau im Berufsleben darstellt. Um die
Produktion aufrecht zu erhalten und
zu steigern, ist es nicht zu umgehen,
die Frauen in den Produktionsprozeß
einzugliedern. Bei dem Wiederaufbau
unserer Wirtschaft und unseres Staa¬
tes ist die Hilfe der Frau unbedingt
erforderlich.
Wir Frauen haben das auch erkannt
und wollen gerne helfen. Wir wollen
aber auch, daß unsere Arbeit als voll¬
wertig anerkannt wird. Diese Aner¬
kennung liegt aber nur in der Gleich¬
berechtigung der Frau.
Wir hoffen und wünschen, daß das
kommende Jahr uns endlich die Erfül¬
lung dieser alten Forderung bringt.
Die Bauarbeiterin
Am 15. Oktober fand im Hause d««
Einheitsgewerkschaft die erste Zu¬
sammenkunft der Frauen im Bauge¬
werbe, die als Hilfsarbeiterinnen be¬
schäftigt sind, statt. Der Vorsitzende
des Industrieverbandes Baugewerbe,
Kollege Munari, sprach über da*
Thema „Warum Beschäftigung der
Frauen im Baugewerbe?" Er wies auf
die großen Zerstörungen, die der
wahnsinnige Krieg verursacht hat,
hin. Ferner, daß viele Männer gefal¬
len und andere noch in Gefangen¬
schaft bzw. vermißt sind. Dadurch
sind viele Frauen gezwungen, ' sich
und ihre Kinder zu ernähren. Viel«
wurden dem Baugewerbe zugewiesen.
Kollege Munari sprach zu den Frauen
klar und verständlich. Er betonte, daß
es unbedingt notwendig ist, daß de«
Bauhilfsarbeiterinnen das gleich«
Recht zugebilligt wird wie dem Bau¬
hilfsarbeiter.
Der Industrieverband Baugewerb«
hat sich-mit diesem Problem beschäf¬
tigt, und die Löhne der Bauhilfsarbei¬
terinnen von 56 Pfg. auf 70 Pfg. Stun¬
denlohn erhöht. Inder Diskussio«
bat sich dann gezeigt, daß nicht alle
Bauunternehmer gewillt sind, glei¬
chen Lohn für gleiche Arbeit zu zah¬
len.
Die Kollegin Bepler sprach dann
über folgende Forderungen der Ba«-
arbeiterinnen:
1. Gleichberechtigung der Bauarbei¬
terinnen mit den Bauarbeitern int
Lohn. '
2. Ausreichenden Urlaub für Bai*-
arbeiterinnen.
3. Die 45-Stunden-Woche.
4. Zusätzliche Unterstützung dear
Bauarbeiterin, deren Mann vermißt
oder sich noch in Gefangenschaft
befindet.
5. Hinterbliebenen - Rente der Ban¬
arbeiterin.
6. Verbesserung der Ernährung unä
Bekleidung der Kinder.
7. Bereitstellung von Hausbrand.
8. Nichteinstellung von Jugerwi-
lichen unter 18 Jahren als Bauhilf«-
arbeiterin. * B. B.
Unser Weihnachtswunsch
Von Jlse Geschke ,
Pflanzenärzte
I— s ist kein Irrtum, lieber Leser, auch
kein Druckfehler, denn Pfiahzen-
ärzte gibt es schon ebenso lange, wie
es Tierärzte und Aerzte des Menschen
gibt, nur ist es lange Zeit keinem
Landwirt und keinem Obst-, Garten-
und Weinbauer eingefallen, die
Spezialisten, die sich mit der Fest¬
stellung und Bekämpfung der Pflan¬
zenkrankheiten und Pflanzenschäd-
lingebc.faßt haben und noch be¬
fassen, als Pflanzenärzte zu bezeich-'
nen. Und doch ist dieser Begriff so
naheliegend. Wo auf unserer Ende
Lebewesen sind, gibt es zahllose Ein¬
flüsse, Schmarotzer oder Parasiten,
denen diese Lebewesen ständig aus¬
profitieren, ja die sich sogar auf ihnen
gesetzt sind, die für ihre eigene Exi¬
stenz von dem Leben ihrer Wirte
oder in ihnen bis zur Vernichtung der
Lebensspender entwickeln.
Gegen diese auch lebenden, meist
unsichtbaren Feinde des höher ent¬
wickelten Lebens hat sich der Mensch
zuerst selbst gewandt. Er hat Mittel
und Wiege gesucht und gefunden,
seine Mitmenschen vor den schäd¬
lichen Einflüssen der Parasiten, d. h.
den als Folgeerscheinung auftreten¬
den Krankheiten zu schützen und 9ie
von kranken Zuständen zu heilen.
Es entwickelte sich so die ärztliche
Kunst, die Medizin, und mit ihr er¬
stand der Arzt.
Nicht anders liegen die Dinge im
Tierreich. Solange sich Tiere in der
natürlichen Freiheit bewegten, sich
schützen das tägliche Brot
dort entwickelten und lebten, wurden
Schwächlinge durch eine natürliche
Auslese ausgemerzt. Als der Mensch
aber aus egoistischen Gründen zur
Zucht schritt, um sich die Zugkraft
oder den Körper des Tieres für seine
Arbeit und Ernährung nutzbar zu
machen, das Tier also in eine von ihm
erzwungene Umgebung hineinstellte,
zeigte sich auch hier bald die Not¬
wendigkeit eines Eingriffs zur Gesund¬
erhaltung, den wiederum der Mensch
vornahm. Aus Erfahrungen und Er¬
kenntnissen baute er die Tiermedizin
auf und aus.
Und sind außer Mensch und Tier
nicht auch die Pflanzen Lebewesen?
Hat der Mensch nicht gerade sie in
ihrer Mannigfaltigkeit für die Zwecke
seiner eigenen Existenz und Ernäh¬
rung gezüchtet und kultiviert? Hängt
nicht gerade in unserer Zeit das Leben
jedes einzelnen von uns von dem ab,
was uns unsere Kulturpflanzen an
Nahrung bieten? Die Antwort hierauf
ist ebenso eindeutig, wie die Tatsache,
daß es weder beim Menschen noch
beim Tier eine so riesige Zahl von
schädlichen Einflüssen, Schmarotzern
und Parasiten, von Schädlingen und
Krankheiten gibt, wie bei unsern Kul¬
turpflanzen in Landwirtschaft, Garten¬
bau, Obstbau. Weinbau und in der
Forstwirtschaft. Allein bei 16 Obstar¬
ten sind bis heute über 1600, bei 28
Gemüsearten über 700 verschiedene
tierische Schädlinge (Raupen, Larven,
Maden) gezählt. Die Zahl der pilz¬
lichen. und bakteriellen Erreger liegt
weit höher. Wir dürfen nicht verges¬
sen, daß gerade die Kulturmaßnahmen
des Menschen zur Vermehrung, Aus¬
breitung, Ein- und Verschleppung der
Schädlinge und Krankheiten beigetra¬
gen haben, daß der Mensch durch
Anbau geschlossener -Kulturen das
biologische Gleichgewicht gestört hat,
was nur durch entsprechende Abwehr¬
und Bekämpfungsmaßnahmen ausge¬
glichen werden kann.
So entstand nach der humanen und
der Tiermedizin um die Wende des
20. Jahrhunderts als jüngste Medizin
der wirtschaftliche Pflanzenschutz, der
heute aus der gesamten Landwirt¬
schaft nicht mehr wegzudenken ist.
Ihm war zuerst die große Aufgabe ge¬
stellt, die Ursachen der verschiedenen
Krankheiten der Kulturpflanzen fest¬
zustellen, die Entwicklung der Erre¬
ger zu studieren, ihre verwundbaren
Stellen zu finden, um daraus der
Praxis Richtlinien und Mittel zur Vor¬
beugung und Bekämpfung, d. h. zur
Heilung an die Hand zu geben. Ist da¬
mit die Aufgabe des Pflanzenames
nicht genügend gekennzeichnet?
Im Rahmen eeiner Arbeit und Tätig¬
keit hat sich analog der menschlichen
und tierischen Pharmazeutik auch die
pflanzliche Pharmazeutik, die Pflan¬
zenschutzmittel- und Geräteindustrie
entwickelt. Sie arbeitet mit den Pflan-
zenschutzdienststellen ebenso eng zu¬
sammen, wie uns das z. B. vom huma¬
nen Arzt und den Apothekern bzw.
den pharmazeutischen Fabriken be¬
kannt ist. Die Erfahrungen, die der
Pflanzenarzt bei seiner Forschungs¬
arbeit und in der landwirtschaftlichen
Praxis sammelt, zeigen der Industrie
für Bekämpfungsmittel und Geräte
neue und bessere Wege der Fabrika¬
tion.
Wenn heute der Landwirt, Ob«t-,
Garten- und Weinbauer in seinen
Kulturen unbekannte Krankheitser¬
scheinungen feststellt, die oft epide¬
mischen Charakter tragen, dann wen¬
det er sich, wie der erkrankte Mensch
oder der Besitzer eines erkrankten
Haustieres, an den zuständigen Arzt
Die Zahl seiner Patienten hat durch
die züchterischen Anstrengung»** der
Landwirtschaft in den letzten Jahr¬
zehnten einen Umfang angenommen,
der heute jeden Pflanzent juer m
selbstverständlichen Abwehr-, Be-
kämpfungs- und Heilmaßnahmen
zwingt. Dabei wird er vom Pflanzen¬
arzt durch Beratung, Nennung de*
Bekämpfungsmittel und -verfahren
und durch Organisation einheitlich«r
Abwehrmaßnahmen unterstützt
Wie dringend notwendig diese 8rrt-
liche Hilfe ist, hat gerade die Gegen¬
wart bewiesen. Jeder kleinste Balkon¬
gärtner, der ungeduldig auf die Ernte
seiner Kultivierung wartet, wendet sich
beim ersten Auftreten eines Schädling»
off verzweifelt an den Pflanzenschutz,
der natürlich nicht jeden Tomatemtopf
schützen kann. Es sollte sich deshalb
nicht nur jeder Landwirt, sondern
auch jeder Kleingärtner um das Wohl¬
ergehen seiner Pflanzen selbst küm¬
mern und auch Verständnis dafür
haben, wenn im Interesse unserer Er¬
nährung zur Bekämpfung stark auftre¬
tender Schädlinge und Krankheiten
von der Pflanzenschutzstelle einmal
allgemein gültige, energische Ma߬
nahmen getroffen werden müssen. Der
Pflanzenarzt bleibt trotzdem ein treuer
Helfer. Dr. L.