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Verlag und Redaktion: Saarbrücken, Brauer-
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1. Jahrgang Dezember 1946 Nummer 6
Die Jugend - unsere Hoffnung
Von H. Wacker, Präsident der Einheitsgewerkschaften
„Es genügt nicht, daß die neuen
• Generationen uns rtur folgen, ich
erwarte von ihnen, daß sie unser
Werk fortsetzen“.
Jiese Worte Viktor Hugo’s treffen
mehr denn je auf unsere heutige
Jugend und insbesondere auf unsere
Gewerkschaftsjugend zu.
Die Jugendorganisationen der Ge¬
werkschaften der Vergangenheit
wurden mit der Machtübernahme
Hitlers restlos zerschlagen und da¬
mit auch die erfolgreiche Tätigkeit
der Gewerkschaften auf dem Gebiet
der Berufsausbildung, des Jugend¬
schutzes, der Schaffung besserer Ar-
beits- und Urlaubsverhältnisse und
des Jugendrechts endgültig unter¬
bunden.
Die Jugend, die einst den Gewerk¬
schaften größtes Vertrauen ent-
gegengebrachl hat, wurde den ver¬
antwortungslosesten Erziehern des
Dritten Reiches, die so hoh! und
schlecht wie ihre Ideale, die sie der
Jugend vorgelogen haben, waren,
ausgcliefert.
Diese hatten nur eine Aufgabe:
die jungen Menschen zu willenlosen
Werkzeugen ihrer verderbenbringen¬
den Machtpolitik zu machen. Ihre
Erziehung bestand aus Zwang und
Befehlen. Sie fing bei den Pimpfen
an und ging über die Hitlerjugend
' zum RAD und von da zur Wehr¬
macht. Fast Kinder noch, wurden sie
zum Massenmord auf die Schlacht¬
felder Hitlers geführt. Anstelle von
glücklichen und köstlichen Jugend¬
jahren erlebte diese Jugend Jammer
und Elend, Schrecken und Grauen.
Statt der Freude am Leben, am
Lernen und an der Arbeit, wurde
ihnen das tödliche Gift des national¬
sozialistischen Gedankengutes als das
Wahre und Richtige gepredigt.
Einst ein Herz voll jugendlichem
Idealismus, beseelt von Tatkraft und
Begeisterung, steht die Jugend heute
— arm an Geist und Seele — hun¬
gernd nach neuem Wissen und Er¬
kennen, enttäuscht und entrechtet
inmitten der Trümmer ihrer einst so
reichen und schönen Heimat.
Für uns als Gewerkschaftler ist
sie, die ohne ihre Schuld in diese
Verhältnisse kam, die Hoffnung der
der Zukunft, um derentwillen wir
die schwere Last der Gegenwart
tragen und mit der zusammen wir
eine bessere Welt aufbauen wollen.
Ihr soll und muß die Gewerkschaft
Wegbereiterin sein im Kampf um
Recht, Freiheit und Menschlichkeit,
Helferin bei der Beseitigung der
wirtschaftlichen und geistigen Not.
Mit Freude und Stolz können wir
feststellen, daß das Vertrauen, das
die Jugend einst den Gewerkschaf len
entgegengebracht, trotz zwölf Jahre
Dank an den Gouverneur!
[ y Vis Jahr 1946 neigt sich seinem Ende zu. Besinnliche Be-
' m ß Pachtungen beginnen ,den Rhythmus des Alltages zu unter¬
brechen und die Nähe der Festtage breitet einen ver¬
söhnlichen Schimmer über alle Sorgen und Nöte. Sie sind gewiß
nicht weniger geworden und in der bitteren Erkenntnis des lasten¬
den Erbes, das uns die Vergangenheit aufgebürdet hat, gehen wir
den harten und mühevollen Weg, der von der Schuld zur Sühne,
vom Unrecht zur Gerechtigkeit, aus der Finsternis zum Lichte
führen, soll. Wir vermögen nicht zu überschauen, wie lange er
sein wird, aber sind darum nicht ärmer an Hoffnungen geworden
und blicken heute dankbar auf die Arbeiten und Leistungen zurück,
die von dem fortschreitenden Aufbau unserer Saarheiniat Zeugnis
geben. **1*^,,
Sie sind nicht das Werk eines Zufalls oder gar der Launen
des Schicksals und lassen in ihrer zielbcwußten, planvollen Durch¬
führung die waltende Hand einer starken und einsichtsvollen
Leitung erkennen. Mit aufgeschlossenem Sinn für die Notstände
des Saarlandes und mit einem warmen Herzen für die Sorgen
seiner Menschen hat sie die Kräfte des Aufbaues wachgerufen, die
Entmutigten und Verzagten aufgerichtet, dem Bauer den Pflug,
dem Maurer die Kelle, deni Hauer die Hacke und dem Handwerker
da« Werkzeug in die Iland gedrückt, ihnen durch Arbeit und Brot
wieder Hoffnung gegeben und den Bliek in eine bessere Zukunft
freigelegt.
Rauchende Schlote, rollende Räder, flammende Oefen und be¬
triebsam« Schächte sind die sichtbaren Zeichen neuen Lebens an
der Straße eines schweren, aber erfolgversprechenden Wiederauf¬
baues. Auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und gesellschaft¬
lichen Lehens hat sich die Nähe und Unmittelbarkeit der Führung
bestätigt, fanden demokratische Gesinnung und soziale« Empfinden
wieder Eingang in den Alltag unserer Arbeit. Nicht zuletzt aber
sind es die Gewerkschaften, die heute sich mit allen Werktätigen
in dem Dank dem Manne gegenüber vereinigen, dessen Name und
Persönlichkeit auf das engste und entscheidend mit dem Aufbau
eines neuen Lebens an der Saar verbunden bleiben wird:
Colonel G. Grandval
Gouverneur delaSarre
Wir sprechen die Sprache des Arbeiters, die schlicht und ein¬
fach ist. Abhold vieler Worte, will er danken durch die Tat, durch
rückhaltlose Pflichterfüllung und Treue zur Arbeit. Denn sie gilt
der Gesundung seiner Heimat und vollzieht sich unter dem Schulze
einer höheren Macht, deren Tradition und Auftrag tief in dem
Boden der Freiheit und der Menschenrechte, im Boden Frank¬
reichs, wurzelt.
, Unser Gouverneur ist ihr Repräsentant. Ihm und allen seinen
Mitarbeitern sagen wir im Namen aller Schaffenden Dank für ihre
Hilfsbereitschaft und Unterstützung, für die einsichtsvolle Führung
und das Verständnis unserer Sorgen und Wünsche.
Unser Dank sei Verpflichtung zu tatkräftiger Mitarbeit, die
getragen wird von dem großen Vertrauen, das wir der Humanität
und den Idealen unseres großen Nachbarn entgegenbringen. Er
sei zugleich ein Bekenntnis zu dem hohen Ziel, dem seine Be¬
mühungen gelten und die eine Brücke schlagen wollen, auf der
wir in Freundschaft zueinander finden. Auf der Schwelle eines
neuen Jahres geben wir dem Wunsche Ausdruck, daß eine nahe
Zukunft es seiner Verwirklichung entgegenführt
zum Segen des Saarlandes,
zum Segen Frankreichs,
zum Segen der europäischen Völkergemeinschaft.
II. W.
Nazi - Regimes nicht verloren ge¬
gangen ist. Die gewerkschadliehen
Jugend - Konferenzen der letzten
Wochen haben uns gezeigt, daß die
Jugend in ihrer übergroßen Mehr¬
heit die Nazi-Ideologie nie zu ihrem
inneren Besitz gemacht hat und irotz
alj der erlebten Enttäuschungen
hoffnungsvoll der Zukunft entgegen¬
sieht. Diese Hoffnung' der Jugend
zu erhalten, soll und muß Pflicht der
Gewerkschaft sein in dein Bewußt¬
sein. daß die Jugend die großen- Auf¬
gaben im Staat weiterzuführen und
das begonnene Werk als Erbe zu
übernehmen hat.
Die Einheitsgewerkschaft ist zu
allererst in der Lage, ohne veran¬
schauliche Bindungen die Jugendbe¬
wegung mR dem gcisligen und fach¬
lichen Wissen auszustatten, das sie
in die Lage versetzt, den Interessen
der schaffenden Menschen, dem Auf¬
bau einer wirklich demokrnt sehen
Wirtschaft in höchstem Maß«- zu
dienen.
Das Jugendsekretariat der Emheils-
gewerkschalt ist sich der großen 'Ver¬
antwortung. die es dabei zu über¬
nehmen hat, voll bewußt. Erste Vor¬
aussetzung für einen Erfolg ist die
aktive, freudige Mitarbeit der Jugend
selbst innerhalb der Einheitsgewerk¬
schaft. Sie. die selbst kein vollen¬
detes Bild der Persönlichkeit in -ich
trägt, braucht dazu allerdings die
Unterstützung der Alten. Siebraucht
die freudige Milarbeit von Männern,
die in fachlicher, geistiger und sitt¬
licher Beziehung, im Betrieb «»wohl
ais im gewerkschaftlichen und täg¬
lichen' Leben, ihr Vorbild sein müs¬
sen, denen sie nachstreben und zu
denen sie aufblicken kann.
Im Gegensatz zu den Zwangsorga¬
nisationen des Hitler - Systems, die
jede freie geistig und persönliche
Entwicklung unmöglich machten,
erfolgt der Aufbau der gewe k-
schaftlichen Jugendbewegung auf
absolut freiwilliger Grundlage. Nur
in dieser freiwilligen Gemeinschaft v
erblickt die Einheitsgewerkschaft die
Gewähr zur Schaffung eines kame¬
radschaftlichen Vei trauensverhält-
nisses, das notwendig ist, in gemein¬
samer Zusammenarbeit die großen
Zukunftsaufgaben zu lösen. In dieser
Gemeinschaft, hat die Jugend aber
auch Gelegenheit, selbständig und
mitverantwortlich das für unsere
Zeit so bilter notwendige Verant¬
wortungsbewußtsein zu wecken und
zu pflegen. In den bestehenden
örtlichen Gruppen der Gewerk-
sehaftsjugend muß das Gemein¬
schaftsgefühl Alt und Jung verbin¬
den; beide haben das gemeinsam er¬
lebte Schicksal, beide haben diesel-