Full text: 1946 (0001)

im neues £e&ett ßegimü 
Querschnitt durch die saarländische Wirtschaft 
Wir haben uns in dieser Report 
liehen Wiederaufbaues des Saarla 
tionszweige beschränkt, vielmehr 
zelnen Kreise unseren Betrachtung 
Mannigfaltigkeit und zugleich im w 
wirksamen Faktoren Rechnung zu 
Kreisstadt St. Ingbert, denn mit ih 
engste die ersten Bemühungen um 
Schaft im Saarland. 
I. 
St. Ingbert wurde durch ein gütiges 
Geschick vom Schicksal der Zerstö¬ 
rung, wie es seine Nachbarstädte 
Neunkirchen, Homburg, Zweibrücken 
und die Gemeinden seines Kreises er¬ 
lebten, bewahrt. Nicht nur seine 
Wohnstätten, sondern alle Produk- 
tionsstätten seiner mannigfaltigen 
Industrie, blieben erhalten, trotzdem 
die Fronten zweimal, 1939 und 1945, 
bis vor die Stadt verlagert waren. 
Allerdings wurde das Eisenbahnnetz 
des St Ingberter Bezirkes vollkommen 
zerstört, selbst die kleinste Brücke 
wurde gesprengt. Den unermüdlichen 
Anstrengungen der Eisenbahner, ob 
Arbeiter oder Angestellter, ist es ge¬ 
lungen, alle Linien wieder in Betrieb 
zu bringen. ■ 
Die Grundlage der Industrie in St. 
Ingbert bildet die Kohlengrube, 
die die Werke und das bäuerliche 
Hinterland als einzige Grube an der 
Strecke St. Ingbert — Ludwigshafen, 
mit Kohlen versorgt.. Die Grube St. 
Ingbert ist durch den Raubbau der 
Nazidirektoren vollkommen herunter- 
gewirtschaftet worden, weil nur die 
besten Flöze abgebaut und keine Vor- 
richtungsarbeiten ausgeführt wurden. 
Die Direktoren trugen sich mit der- 
Absicht, die Grube einzusteUen und 
versuchten dieTransportanlagen abzu-' 
transportieren. Ein Teil der "Beleg¬ 
schaft wurde auf andere Gruben ver¬ 
legt. Die Arbeiter der St. Ingberter 
Grube aber setzten sich für die Wet- 
terbcschäftigung der Grube ein und 
weigerten den Abtransport der Trans¬ 
portanlagen. Heute sind 1050 Berg¬ 
arbeiter von 1400 des Jahres 1939 
wieder in Arbeit. Die Kohlenförderung. 
konnte jedoch das gewünschte Maß 
in Anbetracht der schlechten Flöz¬ 
verhältnisse. des Mangels an Vor¬ 
richtungen und gelernten Hauern 
noch nicht erreichen. 
Das dem „Hader" - Konzern ge¬ 
hörende Eisenwerk beschäftigte 
vor dem Kriege 1400 Arbeiter und 
stellte Bandeisen, Walzeisen, Walzen« 
draht, Stifte, Flechtdraht und Stachel- 
drabt, letzteres im Kriege im erhöhten 
Maße, her. Das Walzwerk ist heute 
noch außer Betrieb, die Drahtzieherei 
aber produziert mit 500 Mann Beleg¬ 
schaft Stifte und verarbeitet. Walzen¬ 
draht zu Drahtgeflecht und Stachel¬ 
draht. Mangel an Rohmaterial und 
Koke sind die Ursache des zögernden 
Fortganges der Produktion. 
Ein vielversprechendes Bild bietet 
der Besuch der Maschinen- 
f a b r i к К a i s e r, in der die modern¬ 
sten Baumaschinen: Betonmaschinen, 
Betonpumpen und Turmdrehkranen, 
sowie das dringend gebrauchte Gru- 
bengezähe, ‘ Aexte, Beile, Metallsägen, 
Blitzzangen, Meißel, Pickel, Hammer, 
Krätzer, Kreissägen für Grubenholz¬ 
verarbeitung und Ersatzstücke herge- 
stellt werden. Ferner verlassen diese 
Fabiik monatlich 50 reparierte Wag¬ 
gons. Insgesamt sind seit Wiederauf¬ 
nahme der Arbeit 000 Wagen inetand- 
gcsetz.t worden. Die Belegschaft ver¬ 
fügt über vorbildliche Autenlhalts- 
und Baderäume. 96 v. H. sind Mit- 
iglieder der Einheitsgewerkschaft. Mit 
327 Belegschaftsmitgliedern ist die 
wolle Kapazität noch nicht ausgenützt, 
denn auch hier fehlt es au Kohle, 
Rohmaterial und Strom. 
age über die Ergebnisse des wirt- 
ndes nicht auf bestimmte Produk- 
die gewerbliche Struktur der ein¬ 
en zugrunde gelegt, um damit ihrer 
eiteren Rahmen allen am Aufbau 
tragen. Wir beginnen heule mit der 
rem Namen verbinden sich auf das 
Errichtung einer Einheitsgewerk- 
Das Schneiderwerk stellte vor 
dem Kriege mit 300 Mann Belegschaft 
Backöfen und Bäckereimaschinen und 
während des Krieges Patronen kästen, 
Magazine usw. her. Nach dem Kriege 
hat sich das Werk auf nützlichere 
Dinge, wie Blechziegel, Bettstellen, 
Striche!, Maurerkellen, Scheinwinkel 
umgestcllt und beschäftigt 125 Mann, 
die. restlos Mitglieder der Einheitsge¬ 
werkschalt sind. In der Nähe des 
Werkes installierte sich die Gesell¬ 
schaft für Maschinen- und 
Apparateba u, die damit St. Ing¬ 
bert einen neuen Industriezweig er¬ 
schlossen hat. 
Seit altersher ist die Glasindu¬ 
strie in St. Ingbert heimisch und die 
Tafelglasfabrik, einer der modernsten 
Betriebe dieser Art, vertreten. Vor 
dem Kriege beschäftigte die Glashütte 
400 Manu, jetzt 000 und dement¬ 
sprechend stieg auch die Produktion. 
Ueber 30 000 qm Glas verlassen monat¬ 
lich dieses Werk, ein begehrtes Pro¬ 
dukt, das Hunderttausende, durch 
Kriegseinwirkung zerbrochene Schei¬ 
ben. in den. Häusern, in den Per¬ 
sonenwagen, in Stall und Scheune 
wieder ersetzen kann. Fast alle er¬ 
forderlichen Rohstoffe, wie Quarz¬ 
sand, Soda, Kalk, Dolomit, werden 
aus Frankreich eingeführt. Die Ent¬ 
lohnung der Arbeiter läßt zu wün¬ 
schen übrig, denn etliche 50 Akkord¬ 
arbeiter verdienen 300 RM monatlich, 
während die Hills- und gelernten Ar¬ 
beiter sich mit einem Stundenlohn von 
0,65—0,85 RM begnügen müssen, weil 
der Tarif von 1937 immer noch be¬ 
steht. 
Als einziger Betrieb ihrer Arl im 
Saarland, produziert in St. Ingbert 
eine Fein- und Baumwoll¬ 
spinnerei Baumwollgarne für Un- 
tei wasche und Slofte. Vor dem Kriege 
waren bis zu 200 Belegschaftsmitglie¬ 
der beschäftigt, wahrend es jetzt erst 
100 sind, vorwiegend Frauen. Der 
Fabrik, die einer schweizer Firma ge¬ 
hört, fehlt es zwar an Rohstoffen, aber 
auch an Arbeitskräften, was bei den 
dort gezahlten Löhnen gar nicht ver¬ 
wunderlich ist, denn die Löhne der 
Frauen betragen RM 0,42—0,52, die 
der Männer RM 0,70 die Stunde. 
Wegen Mangel an Arbeitskräften 
werden Ueberstunden gemacht. 
Die Trikotagen- Fabrik stellt 
Unterwäsche, i rainingsanzüge, Polo¬ 
hemden her und hat sich jetzt eine 
Strickerei für Baby-Artikel angeglie- 
derl. Sie beschäftigt 90 Arbeiterinnen. 
Mangel an Rohstoffen veranlaßte die 
Fabrik, z. Z. auszusetzen, aber es ist 
die Hoffnung vorhanden, in Kürze 
200 bis 300 Personen zu beschäftigen. 
Die Altmaterial-S o r t her¬ 
an s t a l t arbeitet gegenwärtig mit 
30 Arbeitern gegen70 vor dem Kriege. 
Der Sortieranstalt sind eine Putzlap¬ 
pen- und eine Reißwollfabrik ange¬ 
gliedert. Letze re liefert Polsterwolle 
und Wolle für Anzüge und Woll¬ 
decken. Diese Einrichtungen leiden 
unter Rohstoffmangel, weil das Sam¬ 
meln von Allmaterial stark vernach¬ 
lässigt wird. 
Eine ¡echt bewegte Geschichte 
haben die Rheinischen Leder¬ 
werke, die größten ihrer Art im 
Saarland. 1939 aus Saarbrücken nach 
Herstein und dann nach Biebermühle 
verlagert, kehrten sie 1940 wieder 
nach Saarbrücken zurück, wurden 
hier 1942 und 1944 in Biebeimiihle 
ausgebombt und siedelten schließlich 
nach St. Ingbert in die Räume der 
früheren Süddeutschen Lederwerke 
über. Sie beschäftigen heute 80 Arbei¬ 
ter und Angestellte und sind auf Ober¬ 
leder eingerichtet, nachdem seit i945 
die auch hier durch Bomben und 
Granaten beschädigte Fabrik insland- 
geset/t und zugleich durch Elektro- 
Antriebe modernisiert wurde. Der 
Mangel an Rohhäuten läßt nur eine 
35prozcntige Ausnützung der Kapazi¬ 
tät zu. Die Produktion wird nur saar¬ 
ländischen Schuhfabriken zugeführt. 
90 Prozent der Belegschaft sind orga¬ 
nisiert. Außerdem ist in St: Ingbert 
die Putzmittel-, Seifen- und Schrau¬ 
benfabrikation ansässig, daneben eine 
Kunstgüederanslalt und nicht zuletzt 
die Brauerei Becker, die die größte 
ihrer Art im Saarland ist und mit 
ihren 185 Belegschaftsmitgliedern voll 
beschäftigt ist. 
St. Ingbert ist die Wiege der Ein¬ 
heitsgewerkschaft, denn hier fand die 
erste Zusammenkunft alter Gewerk¬ 
schaftler statt, die richtunggebend für 
den Aufbau der Gewerkschaft war. 
Seither haben 90 000 Arbeitnehmer 
den Weg zur Gewerkschaft genommen 
und die Zeit, wird auch den letzten 
Unorganisierten zu uns führen und 
die Saat, die int Juli 1945 in St. Ing¬ 
bert gesät wurde, wird ihre Früchte 
tragen, (Forts, folgt.) J. M. 
Wirtschaftsnachrichten 
Frankreich 
Produklionsziffern 
Die Endergebnisse des landwirt¬ 
schaftlichen Betriebsjahres 1940-47 
werden in sachverständigen franzö¬ 
sischen Kreisen als erheblich günsti¬ 
ger vorhergesagt als im Vorjahre. 
Im Vergleich mit den Durchschnitt«- 
ertrügen der Vorkriegszeit dürfte das 
Produktionen! veau die folgenden Wei le 
erreichen: 
in der pflanzlichen P r o d u k - 
t i on : 
75—80% des Getreides 
65—70 % des Zuckers 
05—70 % lür die Kartoffeln 
70—75 •/« für den Wein,- 
in der tierischen Produktion 
05 % der Milchproduktion 
75 % für das Fleisch 
70 % in der Schweinezucht 
50 % in der Schafzucht 
50 % in der Kalberziichl 
100 % in der Großrinderzucht. 
Trotz der damit erzielten Besserung 
gegenüber dem Vorjahre wird noch 
immer eine erhebliche Einfuhr not¬ 
wendig bleiben, um so mehr als der 
Eigenverbrauch der Landwirtschaft 
gestiegen ist, sodaß der dem Handel 
zuführbare Teil der Produktion ver¬ 
hältnismäßig geringer geworden ist. 
Amerika 
Produkt ionsaussichien 
Radioapparate 
In den Vereinigten Staaten wurden 
im Luide des Monats August etwa 1,5 
Millionen Empfangsapparate für den 
Rundfunk hergestellt, was die höchste 
Produktionszilfer des Jahres dar¬ 
stellt und womit der Monatsdurch¬ 
schnitt der Vorkriegszeit um 350 000 
Stück und das Ergebnis des Vor¬ 
monats um 400 000 Stück übertroffen 
wurde. 
Automobile 
Die amerikanische Autoindustrie 
hat mit der Herstellung von 105 506 
Lastkraftwagen im Monat August 
einen neuen Rekord aufgestellt. Die 
letzte Rekordleistung auf diesem Ge¬ 
biet war die Piodiiktion vom April 
1937 mit 96 170 Lastkraftwagen ge¬ 
wesen. Für den Monat September ist 
eine weitere Steigerung dieser Pro¬ 
duktion auf 110 000 vorgesehen. Die 
Produktion der Personenkiaflwagen 
des Monats August hat mit 241 302 
Fahrzeugen das beste Ergebnis der 
Nachkriegszeit gebracht und stellt 
eine Steigerung gegenüber dem Vor-« 
monat um 21 000 Einheiten dar. 
Flugzeuge 
29 Flugzeugfabriken stellen augen¬ 
blicklich in den Vereinigten Staaten 
47 verschiedene Modelle von Flug¬ 
zeugen her, deren Typen alle Stufen 
vom zweisitzigen Apparat mit einer 
Stundengeschwindigkeit von 140 km 
bis zum Großraumtransportflugzeug 
für 200 Passagiere und einer Ge¬ 
schwindigkeit von G40 km pro Stunde 
enthalten. Vor dem Kriege bauten in 
den Vereinigten Staaten 20 Fiimen 
42 verschiedene Modelle. 
* 
US.-Export während des Krieges 
(AEP) Aus einem Bericht der Han¬ 
delskammer der Vereinigten Staaten 
geht hervor, daß die Ausfuhr der 
Vereinigten Staaten während der 
vier Kriegsjahre sich auf 45 Mil¬ 
liarden Dollar beziffert habe. Dieser 
Betrag entspreche der Gesamtaus¬ 
fuhr der USA. in den letzten vier¬ 
zehn Vorkriegsjahren. 
Von diesen 45 Milliarden entfielen 
32 Milliarden auf die Geschäfte des 
Leih- und Pachtsystems und 13 Mil¬ 
liarden auf die Verpflegung der 
amerikanischen Truppen in Ueber- 
see. Der Anteil der Länder der west¬ 
lichen Hemisphäre an den amerika¬ 
nischen Exporten sei von einem 
Normalstand von 34% auf 71% ge¬ 
stiegen. In der Einfuhr habe sich 
übrigens eine ähnliche Verlagerung 
des Schwergewichts vollzogen. 
England 
In einer Anzahl größerer Betriebe 
in England wird seit kurzer Zeit 
nur noch fünf Tage in der Woche 
gearbeitet. Bekanntlich fordern die 
Trade Unions die Einführung dieser 
Maßnahme im ganzen Lande, stoßen 
dabei jedoch in den Reihen gewisser 
Unternehmergruppen auf Schwierig¬ 
keilen. Letztere befürchten damit 
einen Produktionsrückgang. Eine 
Untersuchung hat jedoch ergeben, 
daß in den Betrieben, in welchen 
bisher die Fünftagewoche eingeführt 
worden ist, die Produktion sogar 
eine Erhöhung erfahren hat, und daß 
sich insbesondere die Zahl der üb¬ 
licherweise von der Arbeit zu gewis¬ 
sen Zeilen Fernbleibenden wesent-. 
lieh verringert hat. 
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Herausgeber: Hauptverwalt, der Einheits¬ 
gewerkschaften, Saarbrücken 3, Brauer¬ 
straße 6 *—8. — Verantwortlich für de« 
Gesamtinhalt: H. Wacker. — Druck: 
Saarländische Verlagsanstalt u. Drucketel
	        
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