Un-decAckeitec, AntyeAteMteM,ui. Beamten.
Verlag und Redaktion: Saarbrücken, Brauer-
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1. Jahrgang Oktober 1946 Nummer 4
Erscheint zunächst einmal monatlich. Für Gewerkschaftler
frei. Verkaufspreis für Nicht-Gewerkschaftler 0,25 Marie.
— — Postabonnement 0,75 Mark, vierteljährlich. — —
Im Zeichen des Flügelrades
Delegiertentagung der Fachgruppe Eisenbahn der Einheitsgewerkschaft
Weit über vierhundert Gäste und
Delegierte nahmen an der am 7. Sep¬
tember in Dudweiler veranstalteten
Tagung der Fachgruppe Eisenbahn
der Einheitsgewerkschaft Eisenbahn,
Post und Fernmeldewesen teil. Diese
Konferenz, die die Aufgabe hatte,
über den Rahmen des fachlichen In¬
teresses hinaus der Oeffenllichkeit
Zeugnis zu geben von einer zielbe¬
wußten und planvollen organisa¬
torischen Aufbauarbeit der noch
jungen, noch nicht ein Jahr alten
Einheitsgewerkschaft des öffentlichen
Verkehrs, die heute bereits mehr als
15 000 Eisenbahner erfaßt, bestätigte
willen Teilnehmern den Erfolg der
Arbeit, über die die führenden Funk¬
tionäre der Gewerkschaft überzeu¬
gend Rechenschaft ablegen konnten.
Unter den zahlreich erschienenen
Gästen bemerkte man als Vertreter
der Militär - Regierung den Herrn
Commandant Dureau und Herrn
Rieth, ferner Herrn Präsidial¬
direktor Kirn vom Reg.-Präsidium
Saar, den Präsidenten Meilchen
von der Eisenbahndirektion und den
Kollegen Wacker von der Haupt¬
verwaltung der Einheitsgewerkschaft
sowie alle Verbandsvorstände der
übrigen Industrieverbände. Von allen
Delegierten kam der feste Wille zur
Einheit zum Ausdruck und zeugte
von dem Vorsatz, durch keine partei¬
politische oder konfessionelle Stö¬
rungen sich diese Einheit zersplittern
zu lassen.
Der Verbandsvorsitzende, Kollege
Weiter, zeigte in seinem Referat
die Fehler der Vergangenheit in der
Gewerkschaftsbewegung und be¬
tonte, daß es heute darauf ankommt
zu beweisen, ob wir aus diesen Feh¬
lern gelernt haben und sie abzu¬
stellen vermögen. Gerade die Un¬
einheitlichkeit der damaligen Ver¬
bände hat die Katastrophe mitver¬
ursacht, deren Folgen wir alte heute
mit durchkosten. Der Referent ging
dann näher auf diese Fehler ein und
zeigte die organisatorischen Schwä¬
chen in aller Klarheit auf, die ein
Merkmal der alten Gewerkschafts¬
bewegung waren.' Er bewies, daß
durch diese Schwächen die Reaktion
die Möglichkeit bekam, ohne spür¬
bare Gegenwehr diese alten Gewerk¬
schaften zu zerschlagen. Nun steht
es fest, sie haben wohl die Organi¬
sation auflösen können, sie konnten
die Funktionäre verhaften oder ver¬
jagen, sie töten oder grausam foltern
und quälen, den Gewerkschaftsgeist
haben sie nicht ausrotten können.
Das beweist heute die neue Einheits¬
gewerkschaft. Arbeiter, Angestellte
und Beamte sind vereint in dieser
Organisation zusammengschlossen
und werden so gemeinsam alle den
schaffenden Menschen berührende
Fragen meistern. Die Einheitsge¬
werkschaft mit dem Fundament der
Industrieverbände bietet die Gewähr
füf erfolgreiche Arbeit. Die Ii.ee:
„Ein* Betrieb — eine Ge¬
werkschaft“ wird sich durch¬
setzen, weil die Kollegen zu dieser
Gewerkschaft Vertrauen haben.
Der Industrieverband Eisenbahn
hat seit seinem Bestehen neben
dem organisatorischen Aufbau sein
Hauptaugenmerk auf die Produktion
und den Wiederaufbau gflegt. Wenn
man bedenkt, daß gerade bei uns
im Saarland infolge der Kriegs¬
ereignisse und der wahnsinnigen
Zerstörung, hervorgerufen durch die
zurückflutende Wehrmacht, der
Eisenbahnverkehr vollständig ge¬
lähmt war und sieht, daß heute
nach allen Richtungen wieder Eisen¬
bahnen verkehren, kann man er¬
messen, welche ungeheure Arbeit
von den Eisenbahnern in dieser Zeit'
geleistet wurde. Hier einige Zahlen:
Zerstört wurden:
645 Brücken
15 Tunnels A
480 km Hauptgieis
390 km Nebengleis 1
• 3700 Weicheneinheiten
84 Empfangsgebäude
76 Güterschuppen
88 Stellwerke total
362 Stellwerke zum Teil
44 000 km Freileitungen der Fern¬
meldeanlagen.
Neben den täglichen Ausbesse¬
rungen von Lokomotiven und Wagen
wurden wieder hergestellt:
241 Brücken behelfsmäßig
58 Brücken endgültig
2 Tunnel, die anderen werden
noch im Laufe des Jahres be¬
fahrbar werden
244 km Hauptgleis
225 km Nebengleis
1800 Weicheneinheiten
14.5 */o der Empfangsgebäude
12.5 ®/o der Güterschuppen
5 Stellwerke, die total zerstört
waren
254 Stellwerke, die zum Teil zer¬
stört waren
20 000 km Freileitungen.
Diese Zahlen zeigen, welche Fülle
von Arbeit zu leisten war. Von Juli
1945 bis August 1946 wurden in
4 500 000 Tagwerken = 36 000 000 Ar¬
beitsstunden geleistet. Diese Arbeit
wurde oft unter schwersten Bedin¬
gungen trotz der schwierigen Er-
‘nährungslage durchgeführt und war
nur möglich, weil die Einheits¬
gewerkschaft und ihre Funktionäre
den Vorrang der Produktionssteige¬
rung klar erkannt haben.
Die bevorstehenden Aufgaben un¬
terstrich der Referent durch folgende
grundsätzlichen Gesichtspuikte:
1. Alles daran zu setzen, um die Fra¬
gen der Ernährung, der Bekleidung
und der Beschaffung von Wasch¬
mitteln zu verbessern;
2. Beschaffung von Winterschutz¬
kleidung und Hausbrand für die
kalte Jahreszeit;
3. allgemeine Verbesserung der wirt¬
schaftlichen und sozialen Lage;
4. Beschaffung von Wohnungen;
5. Sicherung des vollen Mitbestim-
Dem Sozialismus entgegen
Eine wichtige Resolution der französischen Genossenschaften
Der. Nationalverband der französi¬
schen Genossenschaften hat am 21.
September bei Beendigung seines
Kongresses eine Resolution ver¬
öffentlicht, in der er die Aufmerk¬
samkeit der Behörden und der
öffentlichen Meinung in Frankreich
auf Lösungsmöglichkeiten lenkt, wie
die Genossenschaftsbewegung sie
durch ihre Methoden für die ak¬
tuellen Wirtsehaftsprobleme bietet.
Der Kongreß empfiehlt, alle Ver¬
braucher in echten Genossenschaften
zusammenzufassen, welche die finan¬
zielle Verantwortung’für die Bewirt¬
schaftung der Betriebe übernehmen,
eine Lösung, die bereits im Ausland
hervorragende Resultate gezeitigt hat
und fordert:.
1. Die Schaffung eines unabhän¬
gigen, von den öffentlichen Gewalten
kontrollierten, nationalen Genossen¬
schaft ssektors;
2. die Anerkennung des Rechtes
auf genossenschaftlichen Zusammen¬
schluß und die lreie Entwicklungsr
möglichkeit der Verbrauchergenos¬
senschaften mit allen ihren Unter¬
abteilungen für Einfuhr, Erzeugung
usw. sowie den Schutz der Bezeich¬
nung „Genossenschaft“;
3. die Versorgung der . Genossen¬
schaftsorganisationen in einem Aus¬
maße, das der Stärke ihrer Produk¬
tions- und Verteilungsmittel ent¬
spricht;
4. das Recht, die den Genossen¬
schaften angeschlossenen Verbrau¬
cher überall, wo dies notwendig ist,
zu vertreten;
5. die Zuteilung von Anfangsvör-
räten an die im Entstehen befind¬
lichen Genossenschaften, um diesen
die Versorgung ihrer Mitglieder zu
ermöglichen;
6. die steuerliche Unterscheidung
zwischen den großen Gesellschaften
auf genossenschaftlicher Grundlage
und den kapitalistischen Unterneh¬
mungen, die durch zusätzliche
Steuern belastet sind.
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mungsrechtes in Wirtschaft und
Verwaltung;
6. Ausmerzung aller militaristischen,
faschistischen und reaktionären
Kräfte;
7. alle Kräfte einzusetzen für den
Wiederaufbau;
8. Schulung der Funktionäre, beson¬
ders der Jugend;
9. Kampf gegen alle, die den Ver¬
such machen, die Einheit der Ge¬
werkschaft zu stören.
Kollege Weiter schloß mit den
Worten: „Ihr seid hier die Elite der
Eisenbahner. Wir werden dafür
sorgen, daß wir die Elite für die
gesamte Arbeitnehmerschaft werden.
Wir haben über 15 000 Kollegen
organisiert, das sind ca. 80" » aller
Eisenbahner. Wir wollen beweisen,
daß wir aus den Fehlern der Ver¬
gangenheit gelernt haben und uns
eine bessere Zukunft für uns und
unsere Kinder erkämpfen werden“.
Nachdem unter langanhaltendem
Beifall der Versammelten Kollege
Weiter sein Referat beendet hatte,
sprachen Worte der Begrüßung die
Herren Rieth, Kirn und Meil¬
chen. Kollege Wacker begrüßte
namens aller in der Einheitsgewerk¬
schaft zusammengeschlossenen Ver-,
bände die Versammlung und betonte
die Wichtigkeit der Jugendarbeit,
die heute für uns die Hauptaufgabe
sei. Unser Berichterstatter verließ
die Kundgebung mit der Ueber-
zeugung, daß im Bereich der Eisen¬
bahn vorbildliche Gewerkschafts¬
arbeit geleistet wird.
,,D i e Arbeit“ wünscht dem In¬
dustrieverband „Eisenbahn“ weiter¬
hin viel Glück und Erfolg und for¬
dert die noch Abseitsstehenden auf:
Kommt! Faßt mit an! Or¬
ganisiert Euch! Dann wird
das geflügelte Rad vor¬
wärts laufen in eine Meue,
glückliche Zukunft!
M. HU