Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

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2421 Postverzeichnis. — . XVIII. Jahraang. — Preis pro Quartal 50 *. 
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RNr. 13. 
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I. Gebühr pro z spaltige Zeile 20 H. Auflage 6800. 
Saarbrücken den 3) März 
8. 
Zur Konfirmation. 
Gir mir dein Herz, der Ingend duft'ge Blüte, 
Den frischen Jugendmut, 
Und nähre tief in kindlichem Gtmüte 
Des Glaubens heil'ge Glut. 
Gieb deinen Willen, deine Rechte lege 
In meine starke Haud, 
Und folg“ mir treu, wenn auf dem schmalen Stege 
Du wallft am Abgruudsrand. 
Gieb Deines Leibes Kraft, des Geistes Waffen, 
Dein ganzes Thun und Sein; 
Ich will in dir ein göttlich Leben schaffen 
Und dich zum Jünger weih'n. 
Wenn Zauberbild und Blendwerk gleißend blinken, 
Wenn lockt der Sunde Trug, 
Ich leite dich mit meiner Augen Winken 
Und meines Geistes Zug 
Ich leuchte dir mit meines Wortes Klarheit, 
Berklär' dich in mein Bild, 
Bewahre dich in meiner heil'ren Wahrheit 
Und bleib' dein Schirm und Schild. 
Wenn Menschen schmähn, dein Thun und Lassen ächten, 
Mein Anilitz leuchtet dir 
Ich halte dich mit meiner starken Rechten, 
Und nichts entreißt dich mir. 
Wenn Leiden nah'n und Tag und Nächte währeu 
Und schneiden bis ius Martk, 
Ich wische mild und lind vom Aug' die Zähren, 
Und mach dich still und stark. 
Ich schenke himmlisch Leben schon hienieden, 
Des Glaubens Siegesmut, 
Gewissensruh und stillen Himmelsfrieden 
Und heil'ger Liebe Glut. 
Und schwindet auf dem schmalen Pilgerpfade 
Der Sonne letzter Strahl, 
So führt durchs dunkle Thal dich meine Gnade 
Zum sel'gen Abendmahl. 
O liebe mich aus innerstem Gemüte! 
Um einen ew'gen stranz 
Gieb mir dein Herz, der Jugend duft'ge Blüt⸗ 
Und Leib und Leben ganz! 
Aus: Durch Sturm zur Stille Gedichte von Pfr. H. Hugendubel in Bern 
Der Konigsthron. 
—8 Matth. 27, 2737. 
3 oben zu rd Haupte hefteten sie die 
AAM. Ursache seines Todes beschrieben, nämlich: 
88 Dies ist Jesus, der Juden König. War 
es wirklich nur die Spottlust des Pilatus, welche zum 
Aerger von ganz Israel in drei Sprachen diese Ueber— 
schrist an das Kreuz nageln ließ? Nein, es ist Wahr⸗ 
heit, der Geist Gottes hal dem Heiden die Hand geführt, 
daß er so schreiben mußte. Wie Kaiphas wider Willen 
zum Propheten geworden mit seinem Ausspruch über den 
„Tod Eines fur das ganze Volk,“ so muß Pilatus 
unbewußt der Herold Goltes sein, der es in allen Sprachen 
der Welt verkuündigt: der König steigt auf zu seinem 
Thron. So bist du dennoch ein König? so hatte der 
Richter halb zweifelnd, halb sinnend gefragt. Bis dahin 
war es ihm wie ein Märchen erschienen, daß die Juden 
Jesum verklagten, er habe sich zum König gemacht. 
Wie ein solcher, den es nach der Herrschaft gelüstet, 
sah ihm der demütige Jejus gar nicht aus Aber mit 
einer königlicher Hoheit hat der gebundene Mann vor 
ihm von seinem Reiche geredet, und auf die erstaunte 
Frage des Pilatus die majestätische Antwort gegeben: 
Du sagst es, ich bin ein König. Aber der fluͤchtige 
Eindruck, den der Heide empfangen, war schnell wieder 
verwischt, als er hoͤrte, wie Jesus sich den Köniag der 
Wahrheit nennt. Nur zum Hohn Israels hat der 
Römer die Ueberschrift geschrieben: Jesus von Nazareth, 
der Juden Konig, und die Hohenpriefter und Aeltesten 
haben den Stachel des Spotts gefühlt und laut gegen 
diese Ueberschrift protestiert. Und noch immer stößt sich 
der Unglaube an der Knechtsgestalt Jesu, noch immet 
protestiert die Welt dagegen, daß dieser üͤber sie herrsche. 
Aber es bleibt dabei, was Pilatus geschrieben hat, das 
ist geschrieben für Zeit und Ewigkeit — Jesus ist dennoch 
der Herr, und die schreckliche Karfreitagsgeschichte erzähli 
uns von der Thronbesteignung des Königs. 
Freilich ein König, dem kein König gleichet, und 
eine Thronbesteigung, wie die Erde noch keine gesehen. 
Als Pilatus Jesum herausführen läßt, angethan mit 
dem Purpur der Schmach auf den wunden Schultern, 
mit der stechenden Krone auf dem zerschlagenen Haupt, 
mit dem Szepter der Ohnmacht in den' gebindenen 
Haänden, muß er, selbst erschüttert von dem Anblick 
dieses Zerrbildes der Majestät, ausrufen: Seht, welch 
ein Mensch! Wie haben sie ihn zugerichiet, den Schönsten 
unter den Menschenkindern. Sie haben das aus ihm 
gemacht, was Jesum geweissagt: Er hatte keine Gestalt 
noch Schöne; wir sahen auf ihn, aber da war keine 
Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Aller— 
derachteste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krank— 
heit. Er war so verachtet. daß man das Angesicht vor
	        
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