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»Praanag. — Dreis pro Quartal 50
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Auflage 6800.
Saarbrücken, den *
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sprach: Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde
auf Erden; was wollte ich lieber, denn es brennete
schon? Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit
einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie voll—
endet werde (Luk. 12, 49 u. 50). Von dieser Bangigkeit
giebt der Herr Zeugnis, wenn er zu den drei Aus—
erwählten, Petrus und Jakobus und Johannes sagt:
Meine Seele ist betrübt bis an den Tod. Vie
Evangelisten erschöpfen alle Ausdrücke, welche die
Sprache hat zur Bezeichnung qualvollen Seelenleidens
— er fing an zu zittern und zu zagen — und es
kam, daß er mit dem Tode rang und betete heftiger
— es war aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die
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was die heilige Schrift sonst weiß von schweren
Stunden der Knechte Gottes, von David, der ausruft:
JIch bin so müde vom Seußzen, ich schwemme mein
Bette die ganze Nacht, und netze mit meinen Thränen
mein Lager (ps. 6, 7), von Hiob, der da klagt:
Elender Nächte sind mir viele geworden!
Aber, was ist denn das, was dem Herrn diese
namenlose Angst bereitet? Ist er denn irre geworden
an seinem Berufe oder gehen ihm jetzt erst die Augen
auf über die Tiefe seines Leidens? Ist denn dieser
Jesus, der so flehentlich betet um Wegnahme seines
Kelches, derselbe Jesus, der vor kurzem so ruhig zu
den Zwölfen sprach: Es wird alles vollendet werden?
Derselbe, der den Simon Petrus, als er ihn bestürmte:
Herr, schone deiner selbst! so hart anließ: Hebe dich,
Satan, von mir, du bist mir ärgerlich; denn du
meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich
ist? (Matth 16, 23). Ja, es ist derselbe Jesus, und
wir werden darum nicht an ihm irre, nein, er wird
uns darum nur um so teurer. Hier kannst du sehen,
lieber Christ, was das heißet: Er mußte allerdinge
seinen Brüdern gleich werden (Ebr. 2, 17) und wie—
wohl er Gottes Sohn war, hat er doch an dem, das
er litte, Gehorsam gelernt (Ebr. 5, 8). Man mag sich
wenden und drehen, wie man will, man mag sagen,
es hieße die Majestät des Erlösers herunlersetzen,
wenn wir uns denken wollten, Jesus habe sich auch
nur einen Augenblick vor dem Leiden gefürchtet, wir
kommen nicht an dem klaren Schriftwort vorbei.
Jesus hat es selbst gesagt, Jesus hat dreimal gefleht:
Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von
mir! Und macht die Schrift nicht auch sonst vollen
Ernst mit der Menschheit Jesu? Wenn unserer
menschlichen Natur graut vor dem Leiden, weil es
etwas Fremdes ist, etwas, was nicht von Gott stammt
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Vater und Sohn.
Matth. 26, 36 46
ie tief wahr ist doch die Bibel. Es giebt
2 Leute, welche der heiligen Schrift das
— zum Vorwurf machen, daß sie über gar
nichts einen Mantel hängt, daß sie auch die Sünden
der Frommen aufdeckt und alles beim rechten Namen
nennt. Aber wir achten die Bibel darum so hoch,
daß sie so tief wahr ist. Wir verlieren auch nicht
den Respekt vor den heiligen Menschen Gottes darum,
daß sie offenbar alle Fleisch von unserem Fleisch sind
— ein Mose, ein Elias, ein David, ein Petrus
kommen dadurch nicht um ihr Ansehen, daß sie alle
ihre schwache Seite zeigen. Nein, sie werden uns
so nur recht nahe gerückt, sie schweben nicht mehr wie
Ideal-Gestalten über uns in der Luft. Und so schadet
es auch unserem Aufsehen auf Jesum nicht, daß die
heilige Schrift von der dunklen Gethsemanestunde den
Schleier hebt und läßt uns in dem heutigen Bilde
sehen, was kein unberufenes Auge geschaut und läßt
uns im Evangelium hören, was kein profanes Ohr
vernommen hat — wie der Sohn im Stanbe liegt
vor seinem Vater und zitternd und flehend ringt mit
seinem Gott. Wir sagen nur: Wie tief wahr ist die
Bibel und auch an dieser Wahrhaftigkeit erkennen wir
sie als Gottes Wort. Der Welt Weise ist es nicht,
ihre Helden, ihre großen Männer so zu schildern, wie
der Soha Gottes uns hier vor die Augen gemalt
wird. Aber wir danken es der Bibel, daß sie es
gethan hat. Sie hat uns damit einen Blick erschlossen
in das Geheimnis der Erlösung. Die Größe des
Kampfes macht uns der Bedeutung des Sieges Jesu
erst recht gewiß, und daß wir in Gethsemane sehen
dürfen, wie nahe Jesus uns gekommen ist, wie er in
unseren Reihen stritt und litt, ja, daß er wirklich an
auserer Stelle stand, das ist uns ein unendlicher
Trost.
Oder ist das nicht die Bedeutung des Kampfes in
Gethsemane? Es ist die dunkelste Stunde in der
Leidensnacht. Jener Moment am Kreuz, wo Jesus
ruft: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen? war wohl noch dunkler, aber es war nut
ein Moment und bald darauf folgte der Siegesruf:
Es ist vollbracht, Vater in deine Hände befehle ich
meinen Geist. Aber die Stunde in Gethsemane ist.
wie eine bedeutender Prediger gesagt hat, die längfte
und die bängste Stunde des Heilandes gewesen. Sie
hat ihm vor Augen gestanden, als er zu den Jüngern