Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

denn christlich Fühlenden fast undenkbar bleibt, daß nicht alles 
aufgeboten werden sollte, um diesen Schandfleck für die 
vielgepriesene christliche Kultur endlich auszulöschen. Es tauchen 
zwar Gerüchte in den Zeitungen auf, als ob unser Kaiser nach 
jseiner Heimkehr den Präsidenten Krüger empfangen und eine 
Friedensvermittlung übernehmen wolle, aber auf solche Gerüchte 
ist wohl wenig zu geben, zumal der neue englische König Eduard VII. 
unter seine Titel auch ausdrücklich den eines „Obersten Herrn über 
Transvaal“ aufgenommen hat. Das deutet nicht auf Nachgiebigkeit 
hin. Man fürchtet in Deutschland seit den Erlebnissen der leßten 
Zeit, daß unsere Wege mehr und mehr ins englische Fahrwasser 
geraten und die englische Presse benutzt um die Wette die An— 
wesenheit des Kaisers, um ihm Artigkeiten und Lob zu spenden 
und ihn für den populärsten Maunn in England zu erklären 
Bedauerlicherweise hat sich die Nachricht von der Gefangen— 
nahme des Generals Kitchener nicht bestätigt: er war allerdings 
in einem von den Buren angegriffenen Eisenbahnzuge, aber es 
ist bei dem „beinahe“ gefangen geblieben. Seine immer 
barbarischeren Maßregeln gegen die Buren entsprechen seinen 
früheren Thaten im Sudan im Kampfe gegen den Mahdi. So 
soll er Befehl gegeben baben, fortan alle gefangenen Buren zu 
erschießen. Die in Menge in den Händen der Engländer be— 
findlichen schwer mißhandelten Frauen, Mädchen und Kinder, 
deren männliche Angehörige noch gegen sie kämpfen, sind auf 
halbe Tagesrationen gesetzt. Dabei wird es immer offenkundiger, 
wie disziplinlos, kriegsmüde und durch schlechte Nahrung uünd 
Kleidung, durch schwere Märsche und aufreibende Kämpfe ent—⸗ 
mutigt die englischen Truppen geworden sind, während der 
durch das Einrücken der Buren unterstützte Aufstand in der 
Kapkolonie eine immer drohendere Gestalt annimmt 
Ich Reichssstage hat der Reichskanzler die Erklärung ab— 
gegeben, daß die Regierung die Getreidezölle zu erhöhen und 
eine wirtschaftliche Schutzpolitik einzuführen beabsichtige, was 
vonseiten unserer Landwirtschaft mit Freuden begrüßt, aber von 
den getreideausführenden Ländern Rußland, Amerika, Ungarn 
natürlich mit sauern Mienen aufgenommen ist. Auch hat' der 
Kanzler unter dem Beifall sämtlicher Parteien eine gerechtere 
Versorgung unserer Kriegsinvaliden zugesagt, deren manche in 
ihren alten Tagen der Not preisgegeben waren. Es war eine 
Mafse von Gegenständen, die der Reichstag in der vorigen 
Woche streifte — alles vor fast leeren Bänken, da wohl üur 
fast der achte Teil der Abgeordneten anwesend ist, worunter 
verhältnismäßig noch am meisten die Sozialdemokraten, die von 
ihrer Parteikasse Diäten beziehen. Unter diesen Umständen 
erhebt sich die Forderung nach Einführung von Tagegeldern 
immer drinalicher 
wider die Liebe. Bilde dir nicht deinen Nächsten so und so 
ein, es kann vielleicht anders sein, du bist ja kein Herzens— 
kundiger. Argwohn ist blind und trügt. Hoffe nach der Liebe das 
Beste von dem Nächsten, ob dir gleich etwas Widriges von 
ihm in den Sinn kommt. Fürs andere: kannst du dich selbft 
nicht des Argwohns entschlagen, hüte dich, daß du nichts arges 
vom Nächsten redest und ihn bei andern verdächtig machst. 
Das ist wider alle Ehrbarkeit und christliche Liebe So aber 
drittens sich jemand unterstände, Argwohn bei dir anzurichten, 
so leihe ihm dein Ohr nicht, sprich: Ich kanns nicht“glauben, 
ich will meinen Nächsten erst darum fragen, man lügt diel auf 
die Leute. Also wird manche Sünde gewaährt und bleibt Friede 
Thue das! 
— (Tennysons Bekenntnis.) Der gekrönte englische 
Dichter Tennyson wandelte gern unter den hohen, alten Bäumen 
seines schönen Gartens. Eines Tages war ein Gast anwesend. 
mit dem er den Garten durchschritt; sie blieben bei einem 
duftenden Blumenbeete stehen. „Ich habe Sie schon lange 
fragen wollen,“ hob der Gast an, „was Sie eigentlich voön 
Christo halten?“ Der Dichter antwortete nicht sogleich; sinnend 
ruhte sein großes, strahlendes Auge auf einer lieblichen Blume. 
Nun deutete er mit der Hand nach dieser und sagte: „Was 
die Sonne dieser Blume ist, das ist Christus mir. Er ist die 
Sonne meiner Seele.“ 
— Gerichtigunag.), In Nr. 8 Seite 36 Spalte 2 Zeile 8 
von oben lies statt „Gretzfeld“, „Gratzfeld“. 
Vom Büchertisch. 
Bei unserm Synodalkolporteur P. A. Anspach 
sind folgende Schriften vorrätig: 
dn Vugckenderg Gebet- und Lehrbüchlein für jung 
und alt. 
Habermaumn, Christliche Morgen- und Abendgebete auf 
alle Tage der Woche. 
Zwei gediegene, billige Gebetbüchlein, welche die weiteste 
Verbreitung verdienen. 
Kinderspiegel. Eine Sammlung von Erzählungen für 
die Jugend. 
Weihnachts⸗Glocken. Erzählungen von Ernst Evers. 
Familienbibliothek. Eine Sammlung chriftlicher 
Erzählungen unter Redaktion von Ernst Evers. 
Sämtliche vorstehende Erzählungen sind zur Verteilung in 
Sonntagsschulen sehr geeignet. Auch für Jugend- und Voͤlks- 
bibliotheken empfehlenswert. Dabei sehr billig. 
Der deutiche Volksbote. Ein Kalender auf das Jahr 
1901. Preis 5) P'g. In der christlichen Kalenderlitteratur 
dürfte dieser prächtig ausgestattete Kalender wohl die erste Stelle 
einnehmen. Der Ertrag kommt der Berliner Stadtmission 
zu gute. A. F. 
— Greigebigkeit) Die Verwaltung der Weltaus— 
jtellung in Paris hatte eine Anzahl von Sammelbüchsen zum 
Besten der Armen aufestellt. Das Ergebnis war verblüffend!: 
51 Millionen Besucher der Ausstellung opferten — nicht ganz 
50 Mark! 
— GVon der Verleumdung.) Wie kommts, daß die 
Welt so voll ungehenkter Diebe ist? Die Verleumder meine 
ich, Der Gelddiebe giebts viel, der Ehrendiebe noch mehr. 
Ich will dirs sagen: Weil du gern Verleumdung hörst, findet 
sich, der gern Verleumdung redet. Sein Mund ist der Stehler, 
dein Ohr der Hehler, seid beide gleich daran. Soll ich das 
Urteil sprechen? Henk auf den Stehler bei der Zunge, den 
Hehler bei den Ohren, dann hängen beide Diebe zusammen. 
Mein Christ, dreierlei nimm in acht, willst du ein Christ sein: 
Fürs erste denke nicht leicht arges von dem Nächften. es in 
—136Akalender. 
Epistel: Phil. 1, 12221. 
Abends: 
Psalm 14142. 
Röm. 4-13. 
1433 
— 
16, 17-27. 
Micha 6. 6-6. 
Psalm 19. 
Evang.: Ir 
n 
Sonatag 
Moͤniiig, 
Dienstag, 
Mittwoch, 
Donnerst., 
Freitag, 
Samdtag, 
16 
Gotteskasten. 
5,25 Mk.; 4. H. Pfr. Zillessen, Ludweiler 
Ertrag der Koll.“Bücher von K. 3. A.3 
H. 3. vom IV. Quartal 1900 21,00 Mit 
5. H. Pfr. Klein, Saarbrücken: Frau Lüpke 
2,00 Mk., Sammelbuch von Frl. Anton 
8,550 Mk.; 6. H. Pfr. Bauer, Völklingen 
Gesammelt in den Abendgottesdiensten der 
Advends- und Weihnachtszeit 47,50 Mk. 
Dankopfer von Fr. K. in Völklingen 6 Mtk. 
7. H. Pfr. Fauth in Gersweiler: Kirchen 
follektte 3,.00 Mk., Haustkollekte 12,00 Metk. 
3. H. Pfr. Mannherz in Bischmisheim 
Sammlung von S. Kuntz und A. Diener 
5,98 Mik. E. Schwindt und A. Weber 
3,00 Mk., L. Hamm und R. Schmeer 
2,96 Mk., B, Sehmer und H. Schwind: 
300 Mk., M. Deutsch und L. Deutsck 
EX 
2,34 Mk., J. Schmeer und H. Glaser 
2,10 Mk. W. Nemnich und K. Schmeer 
2,54 Mk, Witwe S. 2,00 Mtk., davon 
gehen ab 20 Pfennig Porto. In ganzen 
wurden eingesand 155,14 Mk. 
Saarbrücken. 1. Februar 1901. 
J. Zillessen. 
Herzlich dankend bescheinigen wir den 
Empfang von drei Mark aus der Gemeinde 
Wiebelskirchen pro 1900 für unsere Anstalt. 
Gott segene Geber und Gabe reichlich und 
erwecke auch fernerhin viele freudigen Mit— 
helfer, daß noch manches arme Diaspora- 
kind dem teuren Evangelium erhalten 
bleiben kann. Mit hochachtungsvollem Gruße 
H. Kühler, Hausvater. 
Godesheim, den 29. Januar 1901. 
Für Armenien konnte ich an drei ver— 
schiedene Stellen wieder zusammen 43,20 
Mark absenden. Allen Gebern herzlichen 
Dank und Gottes Segen! Pfr. Ebeling. 
Die Kasse unseres Bibel- und Missions- 
Vereins hat im verflossenen Januar folgende 
Gaben erhalten: 1 Durch H. Pfr. Grutzner 
in Fechingen: Vom 30. Sept. Kirchenkoll 
4258 Mk. aus der Nachversammlung 10,09 
Mk., Bücher-Verkauf 8.00 Mtk. Böcher— 
Verkauf am 31. Oktober 1,50 Mk.; 2. H. 
Pfr. Fauth in Gersweiler von den Kog 
firmanden und Katechumenen 3,00 Mk 
3. Frl. Felbel, Zaarbrücken Pfenniaskoss
	        
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