Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

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a Postverzeichnis. — Hahrgang. — Preis pro Quartal 50 X Injs.Gebuhr pro 3spaltige Zeile 20 * Auflage —8 
NMNr. 97. Saarbrücken, den 24. November IDOI. 
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e Durch Nacht zum Ticht. A 
Zum Totenfest. 
Auf Erden ist viel Kampf und Streit, 
Viel Jammer, Kreuz und Herzeleid, 
Doch ist geendet unser Cauf, 
Thut droben sich die Freistatt auf. 
Oft bricht mit Macht die Nacht herein, 
Verdunkelt uns der Sonne Schein, 
Doch schaut der Christ im Himmelslicht 
Des herren freundlich Angesicht. 
Mag's stürmen auf dem Lebenspfad, 
Und wissen wir oft keinen Rat, 
Es führet uns des herren Hand 
Doch endlich heim ins Vaterland. 
A. Fauth. 
2 Jesus hat dem Tod die Macht genommen. Nichts 
Verwesung oder Genesnung — auf Erden hatte für ihn bedeutsamen Wert. Nur das 
Joh. 6, 47: Wer an den Sohn glaubt, der hat eine: „Ich und der Vater sind eins“ Das leibliche Ster⸗ 
das ewige Leben. ben erfüllt auch ihn mit tiefem Schauer. „Meine Seele 
7 otenfest heut. Ueber des Todes stilles Gefild ist betrübt bis in den Tod.“ Doch nicht lange. Der 
5 schweift Auge und Geist. Wer versteht des Friede Todesschrei geht über in das Kin dergebet: Vater, in 
hofs eindringende Sprache? Verfallene Kreuze, deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Der Vater lebt 
gesuntene Huͤgel reden von vergessener Liebe bei und den Sohn hebt er aus der Vernichtung. Der Auf— 
den einen. Die Not ist groß, das Leben hart, wer hat erstandene bürgt dafür. An ihm dürfen seine Jünger 
Zeit an die Ewigkeit zu denken! Und die Gestorbenen schauen, was „unvergängliches Wesen“ ist, der eine 
haben keinen Hunger. Arme Seelen! mächtige Lebenstrieb sprengt des Todes Gewalt. 
Die Kreuze dort — was für eine Inschrift tragen sie? Was macht den Tod so mächtig: einmal, daß er 
„Ruhe sanft“, als ob der verfallene Leib Ruhe hätte, trennt, was zusammen gehört. Zum andern, daß er 
bis er in Staub sich gelöst! Die andern: „Die Erde sei unsere Seelen — sie bejahen es mit bangem Klopfen — 
ihm eicht“ — wie überflüssig; und wenn du alle Berge dem Gericht entgegenführt. Jesum hat der Tod am Kreuz 
der Welt auf einen Leichnam häuftest, er spürt den Drück mit den Seinen nur um so enger vereint. Und aus 
nicht mehr. Ihnen weiß der Tod nichts anderes abzu. seinem Sterben schlägt uns die Flamme einer Liebe ent⸗ 
ringen, als eine landläufige, gedankenlofe Redensart. Und Jegen, die hell über das Grab fährt: Gott ist und bleibt 
sie selbst leben weiter in den Tag hinein, als ob's kein uter Erbarmen. Nichts kann uns scheiden von der Liebe 
Sterben gäbe für sie selbst. Der Tod ist ihnen gleich- Gottes in Christo Jesu, nicht Gegenwart noch Zukunft. 
gültiger als der Verlust eines Silberstücks. Gehörst du Durch den Ghauben, das Herzensvertrauen zu 
auch dazu? Jesu schlag' ich des Todes Gewalt zu Boden. Durch den 
Ist das alles, was der Friedhof zu sagen hat? Nein; engsten Anschluͤß an ihn gewinnt er Macht über mich. Er 
halt stille. senkt seinen Lebenstrieb in meine Seele. Sein Leben 
„Hier ruht in Gott“, so leuchtets oben am Rand. vird mein Vorbilbd, seine Gnade mein Halt. Beizeiten 
Und drunten: „Wer an den Sohn glaubet, der hat das (asse ich alles, löse ich mich immer entschiedener von all 
ewige Leben.“ dem armseligen Tand, den ich an des Grabes Rand 
Solange die Menschheit besteht, hat sie mit dem Rätsel niederlegen muß. Ich habe auf Erden nichts mehr zu 
des Todes gerungen. Jesus erst giebt die volle, be- derlieren. Ich lebe fchon völlig in der Gemeinschaft mit 
freiende Lösung. Das zwar bleibt bestehen: Der Leib dem erhöhten Herrn. 
zerstiebt in die Atome des Staubes. „Fleisch und Blut Und will je und je Weltstimmung über mich Herr 
ererben das Reich Gottes nicht“. Aber das irdische Da- werden, er kommt mir zu Hülfe, um falsches Leben hin⸗ 
sein ist auch gar nicht das „Leben“ in des Herrn Sinn. zurichten. Schwere Krankheit, die mich an des Grabes 
Leben heißt für ihn: eins sein mit dem ewigen Vater. Pforie brachte, weckte mit Macht die Frage: wer ist dieser 
Gott altert nicht, weil er Geist ist. Spurlos rollen die Jesus? wohin? was muß ich thun, daß ich selig werde? 
Jahre an ihm vorüber. Er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ein lieber Mensch, — viele weinen heut bitterlich an
	        
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