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ꝛa2z1 Postverʒeichnis. — XXVIII. Jahrgang. — Preis pro Quartal so & Ins. Gebühr pro 3spaltige Seile 20 5 Auflage r000
Ar. 45. Saarbrücken, den 10. November LIDOI.
Geistesgaben.
1. Corinth. 1, 5—27: Ihr seid durch ihn an allen
Stücken reich gemacht, an aller Lehre und Erkenntnis;
wie denn die Predigt von Christo in euch kräftig worden
ist, also daß ihr keinen Mangel habt an irgend einer
Gabe.
o die Gnade Gottes in Christo Jesu im Herzen
3 ihren Einzug hält, da finden sich auch mannig—
3* fache Gaben in ihrem Gefolge, die uns in der
Arbeit für den Herrn zu statten kommen.
Wenn uns der Herr Jesus mit seinem Blut und Geist
gedient und uns die Gnade des himmlischen Vaters zu—
gewandt und versiegelt hat für Leben und Sterben, Zeit
und Ewigkeit, dann liegt uns doch die heilige Pflicht ob,
uns nun ganz und gar in seinen Dienst zu stellen und
am Aufbau seines Reiches auf Erden mitzuhelfen. Da—
mit treten große Aufgaben an uns heran, zu deren Lösung
die Gnade des Herrn uns allein die nötigen Gaben dar—
reicht. Teils reinigt, adelt und weiht sie die natürlichen
Gaben und Vorzüge des Menschen, die ihm bei der Ge—
burt in die Wiege gelegt wurden, zum Dienst des Herrn,
wie z. B. die beredte Zunge und der helle Kopf, der mutige
Sinn und die ausdauernde Kraft, der geduldige, beschei—
dene und demütige Geist Naturanlagen sind, die trefflichst
im Weinberg des Herrn zu gebrauchen sind; teils erweckt
die Gnade Gottes ganz neue Gaben und Kräfte, um den
Menschen für seine Aufgabe im Reich Gottes geschickt zu
machen, wie z. B. mancher, der von Natur ein furchtsames
Lamm war, durch die Gnade zum starken Löwen wurde,
mancher Mose mit schwerer Zunge zum zeugnisfreudigen
Verkündiger des Evangeliums, mancher schlichte, ein—
fältige Mann zum tief gegründeten und gebildeten Kenner
des Wortes und der Wege unseres Gottes.
In der Apostelzeit waren es vielfach, so besonders
in Corinth, außerordentliche, wunderbare Geistesgaben,
wie Weissagen, Zungenreden, Krankenheilen und ähn—
liches, womit der Herr der Kirche den Siegeslauf des
Evangeliums eröffnete. Die sind in unseren Tagen teils
geschwunden, teils zurückgetreten. Trauern wir darüber
nicht! Jene sonderlichen Geistesgaben gehören aber der
Anfangszeit der christlichen Kirche an, gleichwie die Sonne
beim Aufgang von der schönen Morgenröte begleitet ist,
hernach aber, wenn sie hoch am Himmel steht, keines
solchen Schmuckes mehr bedarf, sondern durch den eigenen
Glanz aller Augen auf sich zieht. Aber auch heute noch
giebt der Herr jeder Zeit und Gemeinde die Gaben, die
sie bedarf. Auch kein Christenmensch braucht Mangel zu
——
Wie dein Tag, so deine Kraft. Wie deine Aufgabe, so
deine Gabe. Der Herr fordert nichts von dir, was er
dir nicht zuvor selbst giebt; und mehr, als einer leisten
kann, braucht er auch nicht zu leisten. „Von einem Haus—
halter wird nichts gefordert, denn daß er treu erfunden
werde“, treu auf seinem Posten, treu mit seinen Gaben.
Ganz und gar ungerecht ist der Vorwurf: „ich wußte,
daß du ein harter Mann bist: du schneidest wo du nicht
gesäet“; nein, wo unser Gott ernten will, da hat er auch
zuvor gesäet. Brauchst Du Liebe, viel Liebe — Gott hat
Liebe und giebt Liebe. Brauchst du Treue für deinen
Beruf, Flügel, um nicht müde zu werden, sondern immer
wieder mit neuer Freudigkeit zu arbeiten — der Herr
giebt den Müden Kraft und Stärke genug den Undber—
mögenden. Brauchst du Geduld und Erquickung im
Leiden: Er sendet auch dem Elias unterm Wachholder
Himmelsbrot und Himmelstrank für seinen weiten Weg.
Wer am vollen, reichen Strom steht und trinkt nicht
daraus, verdient zu verschmachten. Wer nur Beterhände
ausstreckt, kann vom Herrn verlangen, was er bedarf.
Der Apostel betont besonders zwei Geistesblüten, die
in der korinthischen Gemeinde gediehen: Lehre und Er—
kenntnis und das kam daher, weil sie der Predigt von
Christo eine kräftige Wirtung verstatteten. Christenleute
sollen Kinder werden an der Bosheit, aber nicht kindisch
bleiben am Verstand, sondern wachsen in der Erkennt—
nis des Herrn Jesu Christi und seiner Heilsfülle, sich den
Blick schärfen lassen für das Geheimnis unseres Gerettet⸗
seins vom Verderben und unseres Geliebtseins von Gott,
immer tiefer eindringen in Gottes Wort, Wesen und
Willen, seine Wege mit der Menschheit und den einzelnen
immer gründlicher verstehen lernen. Nie ist ein Christ
fertig mit seiner Erkenntnis; „immer vorwärts“ ist seine
Losung. Unausschöpflich ist Gottes kostbares Wort, un—
ausspürbar sind seine heiligen Wege und Gerichte! Die
Predigt von Christo ist das gottgeordnete Mittel zum
Wachstum in geistlicher Erkenntnis. Drum hat, wie der
Prediger allezeit nur das Beste seiner Gemeinde dar—
reichen soll, was er hat, jedes Gemeindeglied die heilige
Pflicht, nicht blos regelmäßig am Gottesdienst teilzu—
nehmen, sondern auch alles zu thun, um die Predigt
kräftig werden zu lassen, alle Hindernisse hinwegzuräumen,
velche den Segen des Wortes hemmen, sich zu beugen
unters gepredigte Wort und dies in sinnendem, beter
dem Herzen zu bewahren, endlich auch das Gold der gu—
vonnenen Erkenntnis in die kleine Münze des täglichen
Lebens umzusetzen, damit er aus jedem Gottesdieni
bleibenden Gewinn davontrage. Amen.
Die Frau Marquise.
Von L. Walther.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetung.)
Louison las: „Da der Marquis und ich so merk—
würdige Schicksale gehabt haben —“ Sie wurde unter—