Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

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IIII. Jahrgang. 
Hreis pro Quartal 50 Inf. Gebühr pro 3spaltige Zeile 20 
Saarbrücken, den 13. Oktober 
—* 
Auflage 7000 
— We 
ibel. gedruckt und gierig verschlungen. Sieh dich vor, was du 
der Wert der Bihel liesest. In vielen steckt ein sühes Gift, das die Herzen 
nd Jesus sprach: Wie liesest Du? Lue. 10, 20. uit unlauteren Gedanken, mit unreinen Bildern oft schon 
die jugendliche Einbildung erfüllt. Und andere predigen 
Spott und Haß gegen alles Heilige und Göttliche. Sie 
wirken wie die Zange des Arzies: sie wollen den Glauben 
aus den Seelen reißen. Lege sie bei Zeiten aus der Hand: 
Glaube verloren — alles verloren, Friede und Heil in Zeit 
und Ewigkeit. 
Ihr Eltern, was lest ihr für Bücher? Müßt ihr sie 
bergen vor den Kindern? Habt ihr acht auf die jugend— 
lichen Herzen? Wundert euch doch nicht, wenn die Kinder 
eurem Beispiele nach heimlich hinter dem Rücken das füß⸗ 
verderbliche Gift einsaugen. Doch wehe, wer einen der 
Kleinen ärgert. 
Jugend, was liesest du? Wieviel junge Gewissen, 
schuldlose Herzen haben schändliche Bücher, die zahllos 
vie Giftsporen durch die Welt fliegen, zu Grunde ge— 
richtet. Schande allen, die ihre Feder in den Dienst der 
Bemeinheit stellen. 
Nimm und lies. Sprich nicht, ich habe keine Zeit 
— auch nicht für jeden Morgen ein paar Verse, einen 
goldnen Spruch ins Tagewerk zu nehmen? Du hast 
keine Lust. 
Nimm und lies. Samme!t euch wieder zur Haus— 
andacht um die Schrift. Sie ist des Hausgenossen Leit— 
stern; des Familienlebens Segen. Laß ihre Botschaft 
dein persönlichstes Eigentum werden. 
Nimms dir zum Stecken und zum Stab 
Halts fest in Händen bis zum Grab 
Das schlage auf, das schlage du 
Erst mit des Sarges Deckel zu. 
Amen. 
en Grund zu dem lieblichen Gleichnis vom Sama 
8* riter hat ein kurzer, aber bedeuiungsvoller Auf— 
tritt zwischen Jesus und einem Scriftgelehrten 
gegeben. Der letztere will dem Herrn auf den 
Zahn fühlen, ob er wirklich ein Meister der Schriftkunde 
sei; vielleicht will er auch eine Bestätigung für seine An— 
sicht über das „Selig werden“. Kurzum, er stellte die 
Frage: „Was soll ich thun, daß ich das ewwige Leben er— 
erbe?“ 
Der Mann lebt in der Schrift, er sucht Gott zu er— 
fassen. Auf die prüfende Frage: „wie liefest du?“ weiß 
er sofort Bescheid. 
„Wie liesest du oder was liesest du?“ Wir wollen 
dabei stehen bleiben. 
Du altes teures Buch, wie mußt du dich in unsern 
Tagen mißachten lassen. Wir wollen unsere Vorväter 
nicht besser machen und frömmer als sie waren; aber es 
gab viel bibelfestere Leute unter ihnen als unter dem heu— 
tigen Geschlecht. Ja, wenn die Schrift die sichere An— 
leitung gäbe zum Reichwerden, oder wie man' am besten 
seine Zeit mit Vergnügen totschlägt oder gar ein un— 
fehlbares Mittel gegen das leibliche Sterben enthielte, 
dann sollte sie wohl den Ehrenplatz im Hause einnehmen. 
Aber nun bezeugt sie, wie Paulus dem Agrippa, daß 
das Heil unseres Lebens nicht bestehe in Genüssen, Er— 
werben, Besitzen. Sie redet von Sünde und Gericht; von 
dem Heiland, in dessen Nachfolge die Seele Friede ge— 
winnt. Den Wert des Lebens setzt sie dahin fest, daß 
ein Menschenkind ringe um die Gemeinschaft Gottes; sie 
macht ihm Mut zu glauben an des verföhnten Vaters 
Liebe. Aus ihr quillt die Kraft des heiligen Geistes, die 
Herzen von Grund aus erneuern und zuͤm Siege über 
alle sinnlich-sündigen Triebe führen kann. Mit einem 
Wort: die heilige Schrift giebt die volle, runde Antwort 
auf die Frage: „Was kann ich thun, daß ich das ewige 
Leben ererbe?“ Ich weiß dir keinen bessern Freund als 
die heilige Schrift. Sie täuscht und trügt nicht. Laß 
dich beschämen von den Brüdern in Oesterreich. Versorgt 
uns mit neuen Testamenten, so geht ihr Ruf. Ergreifend 
der Ausspruch eines alten evangelisch gewordenen Pro— 
fessors: nur mit Thränen kann ich bezeugen, daß ich 
endlich im Evangelium gefunden habe, wonach ich solange 
gesucht. 
Und ihr — seid ihr so satt geworden, daß ihr die 
Schrift auf dem Spind verstauben laßt? Es wird viel 
gelesen in unsrer Zeit. Wir tadeln nicht, daß ihr zur 
Zeitung greift und erfahren wollt, wie es in der Welt 
zugeht. Vergeßt nur nicht darauf zu achten, wie es in 
der Welt eures Herzens aussieht. Viel Bücher werden 
O. I. 
So muß es kommen. 
Von M. Eitner. 
(Nachdruck verboten.) 
(Fortsetzung.) 
Im Vorgarten stand Anna Gabler. Sie trug ein 
Kleid, nach städtischem Schnitt gemacht, aber doch ganz 
einfach und dunkel. Ihr schönes, blondes Haar war in 
dicken Zöpfen aufgesteckt. 
Der Bauer mußie es sich gestehen, daß es kein Wunder 
war, wenn ein junger Mann das Mädchen gern mochte. 
Doch fort mit solchen Gedanken! 
Anna erblickte ihn, und eine leichte Röte überzog ihr 
meist blasses Gesicht. 
„Grüß Gott!“ sagte sie freundlich. 
„Schönen Dank!“ entgegnete der Bauer und wehrte, 
als Anna ihn einlud, in das Haus zu kommen. „Ich 
hab' blos ein paar Worte mit dir zu reden. I‘, unler
	        
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