Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

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nutig und entschieden vertrete. Die große Versammlung 
timmte in einer einstimmig gutgeheißenen Resolution diesem 
Wunsche bei. Nach anderen geschäftlichen Mitteilungen wurde die 
ehr interessante und augeregte Veriammlung geschlossen 
— (Ein Beispiel von Toleranz) ist von einem 
tatholischen Geistlichen in Bromberg geliesert worden. Dort 
vollten, wie der „Täglichen Rundschau“ berichtet wird, am 
weiten Pfingstfeiertage die S. schen Eheleute ihr jüngstgeborenes 
crind in der katholischen Pfarrkirche taufen lassen. Da beide 
xͤheleute zahlreiche ebangelische Verwandte haben und diesen 
Patenstellen übertragen wollten, fragten sie, durch frühere üble 
Erfahrungen belehrt, ausdrücklich vorher bei dem ersten Geist— 
lichen der katholischen Pfarrgemeinde an, ob es ihnen gestattet 
ei, evangelische Paten einzuladen. Die Anfrage wurde bejaht, 
uind es ergingen darauf die entsprechenden Einladungen. Die 
Paten waren ein katholisches junges Mädchen und zwei evangelische 
derren. Während der Taufhandlung richtete der amtierende 
ZJeistliche an die Paten die Frage nach ihrer Konfession. Aus 
die Antwort der beiden Herren erklärte ihnen der Geistliche 
olötzlich, sie konnten nicht als Paten fungieren. Selbstredend 
varen die Zurückgewiesenen — übrigens zwei unbescholtene 
ind hochachtbare Herren des kleineren Bürgerstandes — sehr 
erstaunt darüber, und der eine erlaubte sich die in ganz ruhigem 
Tone gehaltene Bemerkung: „Dann sind wir also zu gar nichts 
hier?“ worauf der Geistliche beide mit den Worten: „Die 
derren verlassen sofort die Kirche“ aus dem Gotteshause ver⸗ 
wies. Die Entrüstung über diesen Vorgang ist hier unter 
den Protestanten und den besonneneren Katholiken allgemein. 
Als Antwort haben die S.'schen Eheleute sofort gerichtlich 
ihren Austritt aus der katholischen Kirche erklärt und sich mit 
ihren sechs Kindern zum Uebertritt in die evangelische Kirche 
angemeldet. 
— (Woher kommt die Sitte des Händefaltens 
heim Gebet, und was bedeutet dieselbe?) Diese 
Sitte stammt nicht von den Juden her, denn diese heben beim 
Bebet die Hände in die Höhe (vergl. z. B. 2. Mose 17, 11), 
sondern von unseren deutschen Vorfahren. In dem Sturmes— 
brausen, welches durch die Wälder ging, glaubten sie das Nahen 
hrer Gottheit zu spüren, und aus Furcht vor dieser banden 
ie sich die Hände mit Stricken, um damit zu sagen: „Hier 
ergeb' ich mich, ich will ein Gefaugener sein!“ Aus dem 
Binden der Hände ist dann allmählich das Händefalten geworden, 
eine schöne Sitte, deren wir Christen uns nicht zu schämen 
brauchen, wenn sie uns auch von unseren heidnischen Vorfahren 
iberkominen ist. Bei uns soll es aber nicht falsche Furcht und 
Zittern sein, was uns die Hände zusammenlegt, sondern vor 
Illen Dingen Liebe und Vertrauen zu Gott. 
— Die Jahresversammlung des Kirner Zweig— 
bereins der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung) 
n Bingerbrück nahin einen erhebenden Verlauf. Am 3. Juni 
hielt der Vorstand seine jährliche Sitzung. Das Gesamtergebnis 
der Beiträge konnte noch nicht genau festgestellt werden: immer⸗ 
din stellte sich aber heraus, daß dasselbe, abgesehen von der 
socherfreulichen besonderen Gabe eines Landmannes von 2000 
Mark und den schon für die Kölner Liebesgabe eingegangenen 
Beiträgen kaum die im vorigen Jahr zum erstenmal ühber— 
chritiene Summe von 10000 Mk. erreichen würde. Nach 
ruͤsführlicher Besprechung der Gesuche wurden die Vorschläge 
zur Verteilung festgestellt. Sodann wurde beschlossen, ein be— 
onderes Flugblatt zu verfassen und zu verteilen, in welchem zu 
Baben für die oben genannte Liebesgabe aufgefordert werden 
joll, welche der Zentralversammlung, die am 1.-53. Oktober in 
stöln tagen wird, von Seiten der Rheinprovinz zu überreichen 
heschlossen ist. Dieselbe ist für die österreichische Bewegung 
»estimmt und wird sicher auch in unserm Bezirk, wie schon bis 
etzt in mehreren Gemeinden, rege Teilnehmer finden. Abends 
jand ein Familienabend unter Mitwirkung des Kirchenchores 
nit Ansprachen der Herren Professor Martin-Kreuznach und 
Pfarrer Zimmer-Meddersheim statt. Nach einem Dankwort 
des Vorsitzenden des Zweig-⸗Vereins, Herrn Pfarrers Schlickum— 
Merxheim, und dem gemeinschaftlichen Gesang des 1. Verses 
des Lutherliedes: „Ein' feste Burg ist unser Gott“, erreichte 
der schöne Abend sein Ende. Der Festgottesdienst am Haupt— 
age sah die Gustav-Adolf-Jubiläumskirche fast vollstündig be— 
etzt. Als Festprediger war Herr Pfarrer Schütz-Trarbach ge— 
vonnen, welcher als Text 1. Petr. 4, 10 erwählt harte: „Dienet 
einander, ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, 
als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“ Er 
ührte in sehr ansprechender Weise aus, daß der Christenstand 
ein herrlicher Stand sei, sowohl in Betracht der Gaben, die der 
evangelische Christ besitzt, als der Pflicht, die sich daraus ergibt. 
Der Vorsitzende sprach sodann kurze Worte des Berichtes. Im 
Auschluß an den Gottesdienst wurden die geschäftlichen Ver— 
handlungen von der Generalversammlung erledigt und be— 
sonders die Vorschläge des Vorstandes in Betreff der Ver— 
zeilung der Gaben genehmigt. Es erhielten Gemeinden unseres 
Bezirks 1800 Pek., andere rheinische Gemeinden 550 Mk. west— 
älische 200 Mk., weitere (GOesterreich, Brasilien ꝛc. ꝛc.) 1700 Mk.; 
1250 Mk. wurden dem Rheinischen Hauptverein überwiesen; 
wie hoch die für Konfirmanden gespendeten Gaben sind, konnte 
ioch nicht genau festgestellt werden. Am Nachmittag begab sich 
eine stattliche Zahl Festteilnehmer nach dem Forsthaus Heilig— 
kreuz, wo der Hausvater der Konfirmandenanstalt auf dem 
Schmiedel, Herr Röhrig, über seine Arbeit in bekannter, an— 
regender Weise sprach. Wir zweifeln nicht, daß das gesamte 
Fest eine erwünschte bleibende Wirkung auf die Gemeinde und 
die Teilnehmer ausüben wird. Was würde aus unserer 
Diaspora werden, wenn die Thätigkeit des Gustav-Adolf-Verein 
nicht wäre? (Ev. Hausfr.) 
Bibelkalender. 
2 Epistel: Apg. 3, 1-16 
Abends: 
Rsaia 12. Psalm 17. 
-52. Jeremia 25, 121144. 
—E „26,. 1-19. 
-28. 27. 
221. 28. 
„22- 35. 298, 10219. 
25, 36— 16,77. Psalm 4. 
Evang.: Luk. 1ä, 
Narc 
Zonutag, 
Vountug, 
Dienstag, 
Ptitiwoch. 
Donnerst., 
Freitag, 
Samstag, 29 
Vereins⸗ Anzeiger. 
Theol. Konferenz in Neunkirchen, 
aim Montag, den 24. Juni, nachmittags 
3 Uhr, im Hotel Franz Leibenguth. Referat 
iber Matth 7. p. 15 ñ 
Holz. Ev. Männer⸗ u. Jünglings⸗ 
Verein. Sonntag, den 23. Juni, nach— 
mittags 5 Uhr Generalversammlung im 
Vereinslokal. Geschäitliche Angelegenheiten, 
Vortrad 
ux 
Quittung. Als Nachklang des Synodal⸗ 
Gustav⸗-Adolf⸗Festes für die evangelische 
Bewegung in Oesterreich 25 Mk. erhalten 
und unter der Doppeldevise: „Los von 
Rom“ und „Gott erhalte Franz den Kaiser“ 
weitergesandt zu haben, bescheinigt, zum 
Empfange weiterer Gaben gerne bereit, 
mit herzlichem Danke 
Saarlouis, den 12. Juni 1901 
de Haas, Pfarrer. 
Obige 25 Mk. habe ich mit bestem Danke 
erhalten und befoördert. Leutze. 
Quittung. Von Herrn Pfarrer Kremers 
habe ich für die „Los von Rom“⸗Be— 
wegung aus Malstatt 15 Mk., aus Burbach 
3 Mik. für das Wolfer Waisenheim 25 Mk. 
und für Armenien, Dankopfer von Frau 
M. aus M., 5 Mk., zusammen 48 Mk.mi 
herzlichem Danke erhalten. Leutze. 
Von Fam. T. in St. Johann wo es am 
nötigsten 10 Mk, von Fam. M. in St 
Johann 5 Mk. desgl. Herzlichen Dan 
und vergelt's Gott! J. P. Thum 
GEv. Arbeiterverein Saarbrücken. 
Montag, den 24. Juni, abends 81/4 Uhr, 
Mitglieder-Versammlung, im Vereinslokal 
Saarbrücker Volksgarten). Diskussions— 
Abend. Um zahlreiches Erscheinen bittet 
der Norstand. 
Gotteskasten. 
Von einer Leserin des Wochenblattes aus 
ksch erhielt ich 4 Mk. für die armen Buren— 
tinder, für Armenien als Dankopfer von 
Frau M. aus M. durch Herrn Pfarrer 
stremers 5 Mk., für Niederwörresbach als 
Dankopfer von Frau Th. in Heiligenwald 
durch Herrn Pfarrer Jüngst 3 Mk., für 
die Rhein. Mission aus der Gemeinde 
Wiebelskirchen durch Herrn Pfarrer Roffhach 
16,50 Mk. und aus der Gemeinde Heus 
weiler durch Herrn Pfarrer Weber 26 Mk. 
St. Johann. Frauen⸗u. Jungfr.⸗ von meinen Konfirmanden und Katechumenen 
AAI— 
Dienstag, den 28. Juni, abends 8 Uhr,, Dudweiler, den 19. Juni 1901. 
Betzenstraße 440 Herzlichen Danfk Mfr. Trommershausen. 
St. Arnual. Ev. Arbeiter⸗Verein. 
Sonntag, den 23. Juni, von nachmittags 
3 Uhr ab Gartenfest bei Wirt Diener, 
Bergstraße. Antreten zum Abholen der 
Fahne und zum Firchang um 114 Uhr.
	        
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