Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

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VIII. Jahraang. — Dreis vro Onartal xn . InsGebühr vro 3spaltige Zeile 20 H. Auflage 7000. 
Saarbrücken, den 26. Mai 
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Ss WBfingsten. *— 
ist der Pfingsten, komm' hernieder, 
Zieh' in uns're Herzen ein, 
Tröfte und erfreue wieder 
Uns mit deinem Gnadenschein. 
Oeffne unser Glaubensauge, 
Daß wir immer heller seh'n, 
Angeweht von deinem Hauche 
ßottes Weisheit recht versteh'n. 
Rede du mit Flammenzungen, 
ßeist der Wahrheit, uns zum Ohr, 
Ddaß in allen Anfechtungen 
Blicken wir zu dir empor. 
Dringe in die finst'ren Mächte, 
Die der Menschheit Glück bedroh'n, 
Die das Gute und Gerechte 
Nur bestreu'n mit Spott und Hohn. 
Die verstockten Herzen rühre, 
heil'ger Geist, mit Feuer, an, 
Leuchte du voran und führe 
Sit auf rechte Glaubensbahn. 
Förd're du die edlen Triebe 
Aus dem Lebensbaum heraus, 
Daß durch wahre Menschenliebe 
Wird zum Tempel jedes Haus. 
Laß dein segensvolles Walten 
Werden allen Völkern kund, 
Und was Zwietracht hat gespalten 
Ffinige zu neuem Bund. 
Laß ein großes Pfingsten werden, 
Hottgesalbter heil'ger Geist, 
Daß sich überall auf Erden 
Deine Wunderkraft erweist. 
Sch. 
Psingsten. 
Röm. 8, 9: Wer Christi Geist 
— — nicht hat, der ist nicht sein. 
⸗ 9 FiFas ist heiliger Geist? Für viele in unsern 
De — B Tagen eine nicht zu beantwortende Frage. 
Wohl wenden der Kirchgänger Blicke sich 
nach Jerusalem; sie bestaunen, was dort geschehen; 
aber was das Brausen und Flammen für sie für einen 
Wert besitze, das wissen sie nicht. Und doch kannst 
auch du die Fülle des Geistes empfangen, sollst dein 
Pfingsten erleben. Oder meinst du, daß der Geist 
BGottes versiegt sei, wie das Bächlein im Wüstensande? 
Zunächst mußt du dir klar werden: was ist denn 
der Geist Gottes? Beschreiben kann man es nicht, wohl 
aber erfahren. „Gott blies dem Menschen einen lebendigen 
Odem ein.“ Wir tragen nicht nur den verweslichen 
Staub an uns, das ist gar nicht einmal die Haupt— 
sache. Unsere Persönlichkeit baut sich auf einer anderen 
Kraft auf. Es webt in uns eine wunderbare Kraft, 
ein Zug, ein Sehnen nach Gott. Dies Sehnen kannst 
du ersticken, dann wirst du heimatlos auf Erden, die 
Verhältnisse erdrücken dich, die Arbeit zerreibt dich, du 
fühlst dich tief unglücklich. 
Wir haben ein Gewissen, ein Empfinden für das 
was göttlich, was nicht göttlich ist. Wenn wir es zu 
Tode gemartert, nichts bleibt dir übrig, als dein armes 
„Ich“, das im engen Kreislauf irdischen Begehrens mit allen 
Waffen wider die anderen kämpft, die ihm den Vollbesitz, 
den ungestörten Genuß der sinnlichen Gaben streitia macheü. 
Lösche den Zug nach dem Ewigen aus und dir gehe 
es wie dem Faust: 
Ich fühls, vergebens habe ich alle Schätze 
Des Menschengeists auf mich herbeigerafft, 
Und wenn ich mich am Ende niedersetze, 
Quillt innerlich doch keine neue Kraft. 
Ich bin nicht um ein Haar breit höher 
Bin dem Unendlichen nicht näher. 
Unheiliges Feuer lodert durch die Welt. Sinnlich— 
keit und Habsucht, Lüge und Gewalt; sie wollens nicht 
wissen, die die Flammen schüren, daß sie eines Tages 
jelbst in diesem Brande untergehen. 
Ein anderes Feuer, Pfingstfeuer eines neuen 
Beistes, will Jesus in den Herzen anzünden. An ihm 
lerne, was das besagen will: den Geist Gottes haben. 
Sein Geist, sein Denken, sein Wollen ist mit Gott in 
eins verschmolzen. 
Sein Leben, bedenke er erstlich, hat ein ewig Ziel. 
Es verrinnt nicht in des Grabes Nacht. Er treibt das 
große Werk der Ewigkeit: Gott leben sie alle. Dort 
ebt im Herzen der heilige Geist, das in allem 
ttrebt nach ewiger Gottgemeinschaft, das seines Lebens 
höchstes Gut in der Nachfolge Jesu sieht. Woher euer 
Grollen, Kämpfen, Hassen? Woher all die dunklen, 
traurigen Züge im Bilde der Menschheit? Woher 
dieses Girren nach Genuß und doch am Ende immer 
das Gefühl des Ekels, der Leere? Stecke wie Jesus 
dein Ziel in der Ewigkeit, laß nicht die im Boden 
der Zeitlichkeit wuchernde Schlingpflanze der Eigenliebe
	        
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