Full text: Evangelisches Wochenblatt (28.1901)

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iII. Jahrgang. — Preis pro Quartal 50 . Ins.. 
Saarbrücken, den 13. I8ar 
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Das Licht der Welt. 
Joh. 8, 12: Ich bin das Licht 
der Welt. 
5 sie Zukunft ist dunkel. Jesns giebt ein helles 
ER Auge. damit du klar deinen Weg erkennest. 
ESErspricht: Wer mir will nachfolgen, der 
wird nicht wandeln in Finsternis Erkenne klar deinen 
Weg — dazu ist vor allem nwötig, daß auf deinen 
Weg die Klarheit Christi lenchte. Laß dir einen 
erprobten Rat geben: gestalte Christi Bild dir aus, 
so gut du immer kannst. Lies fleißig, wie die 
Evangelisten es nach dem Leben beschrieben, wie es 
in den Aposteln sich abgespiegelt hat. 
Und mit diesem Christusbilde im Auge deines 
Geistes wird es dir unmöglich sein, einen Weg zu 
wandeln, auf welchem von seiner Klarheit kein Strahl 
leuchtet. Es will in der verborgensten Herzenskammer 
ein unreiner Gedanke aufsteigen — nein, sagst du, 
mein Herr und mein Heiland, du weißt, daß ich dich 
lieb habe! Es will ein Wort über deine Loppen, 
ein faules, ein streitbares — nein, sagst du. du mein 
Heiland mahnst mich ja: habt Salz bei euch und 
habt Frieden bei euch! Du setzest den Fuß an zu 
einem Schritt, der von dem schmalen Pfade weicht 
— nein, nein, sagst du, und tkrittst schnell in die 
heiligsten Fußipuren, die es giebt. Deine Hand greift 
zu einer Last, die Christus nicht getragen, zu einer 
Luft, die Christus nicht gebilligt hat — die Welt ist 
mir gekreuzigt durch ihn, und ich der Welt, ich lasse 
fahren, was ihr angehört. O wie sicher wandelt sich's, 
wenn die Klarheit Christi ins Auge leuchtet! 
Erkenne klar diesen Weg, dazu ist zum anderen 
nötig, daß du wie Christus deines Berufes gewiß seist. 
Kein Athemzug, den Christus gethan, kein Worf, das 
er gesprochen, kein Werk, das er verrichtet, wat außer⸗ 
halb seiner Seudung „Meine Speise ist die, daß ich 
thue den Willen deß, der mich gesandt hat, und 
vollende sein Werk.“ Warum fahren denn die 
Menschen so unruhig umher, warum machen sie sich 
so viele Sorgen um morgen und übermorgen? Sie 
sind ihres Berufes nicht gewiß. Es giebt Menschen, 
die haben übermäßig in ihrem irdischen Berufe zu 
schaffen, aber den himmlischen haben sie nicht erfaßt. 
Es giebt andere, die möchten des Himmelreichs nicht 
fehlen, aber auf der Erde fassen sie nicht kecht an— 
Ist jemand unter uns, der zu vielgeschäftig ist: Eins 
ist not! Ist jemand, der nicht weiß, was er thun 
soll: Laß dich dingen in den Weinberg! Es hat 
einer gesagt: Unser ganzes Leben ist nur ein wieder 
kehrender Geburtstag der Ewigkeit — wir sollten 
darum den Tag heiliger und freudiger begehen! Ja, 
wir sollten unseres Beruses vor Gott gewiß sein. 
Die Zukunft st dunkel. Jesus giedt dir ein heun; 
Auge — ein Auge, in welches der Morgenglanz der 
Ewigkeit leuchtet. „Wer mir nachfolgt,“ sagt dee 
Herr, „der wird das Licht des Lebens haben.“ 
„Mehr Licht!“ so hat ein großer Dichter gerufen, 
als das Auge im Tode sich dunkelte, damit ihm das 
Leben nicht schwände. Wir baben Licht genug, wenn 
unser Auge nur eimältig war, es aufzurehmen! Es 
wird das Sterben im neuen Jahr nich aufhören. 
Aus dem Leserkreise werden manche von der irdischen 
Wallfahrt abgerutsen werden. Vestelle dein Haus, 
denn du mußt steronn; heute, so du Gottes Stirme 
hörst, verstocke dein Herz nicht. Die Zeit ist dir 
gegeben, damit die Kwigkeit dein werde, aber die Zeit 
ist kurz. Die Seele spricht: „Nur noch ein Jahr, 
Herr, das sei ganz dein eigen!“ Der Herr antwortet: 
„Es sei, doch wird das Jahr gar schnell sich neigen! 
Drum mach' den Tag,. den Tag dir recht zu eigen!“ 
O wie hell ist das Aug in den Morgenglanz der 
Ewigkeit gerichtet, wenn du sprechen darfst: „Löse, 
erstgeborener Bruder, doch ein Nuder deines Schiffleins, 
laß mich ein in den sichern Friedenshafen zu den 
Schafen, die der Furcht entrücket sein! O wie bald 
kannst du es machen, daß mit Lhen unser Mand 
erfüllet sei! Du kannst durch des Todes Thüren 
träumend führen und machst uns zuf einmal frei!“ 
Aber ob wir zu dieser Freiheit in diesem Jahre 
noch nicht berufen werden — Morgenglanz der 
Ewigkeit leuchtet dennoch ins Christenleben herein. 
Haben wir's nicht wieder in den Weihnachtstagen 
erfohren? Waren wir nicht über den Jammer der 
Zeit emporgehoben in die zukünftige Welt? Die 
Erde, senkt sie sich nicht hinab, der Himmel, that er 
sich uns nicht auf? Dein und mein Leben, war es 
nicht ein Funken in der Flamme, ein Lied im Chor, 
ein Glied am Leib, hineingefügt in das Leben der 
Liebe, sei es im Hause, oder in der Frenndschaft, oder 
in der Geweinde? Und dies Leben, hört es auf, 
wenn der festliche Tag aushört? Nimmermehr. wer 
an Christum glaubt, der hat das ewige Leben. Wer 
ihm nachfolgt, der hat das Licht des Lebens. Wir 
wollen uns zusammenschließen auch im neuen Jahr, 
immer inniger, immer lauterer, die wir seine Er— 
scheinung lieb haben. Wir wollen uns der Gnade 
freuen und die Welt in Liebe nötigen zum Beken tnis! 
Wie haben sich die Leute so lieb! wie find sie so selig!
	        
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