Full text: Evangelisches Wochenblatt (13.1886)

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1715 Postverzeichnis. Dreizehnter Jahrgang. — Preis pro Quartal 50 4. Ins.Gebühr pro Zspaltige Zeile 20 
Neunkirchen, 53 den 10. Jannar 1886. 
. Auflage 4400. 
J 2. 
Ich ermahne euch, liebe Brüder, durch die Barmher⸗ 
zigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber vegebet zum Opfer⸗ 
das da lebendigs, heilig und Gott wohlgefällig sei, 
welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. 
Römer 12, 1. 
Wer den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott 
berderben!“ Weiter gilt es, sich zu hüten vor aller Un— 
mäßigkeit im Essen und Trinken und hier nicht zu den— 
ken: Einmal ist keinmal, so genan nimmt es Gott nicht! 
Es soll unser Leib ein Heiligtum Gottes werden, und 
alle unsere Glieder sollen sich rühren lernen in Seinem 
Dienst. Das ist vernünftiger Gottesdienst. 
Das zweite Opferstück ist der eigene Wille. Herrscht 
dieser, nun, so fragt man eben bei allen Dingen nach 
dem, was Annehmlichkeit und irdischen Nutzen bringt, 
owie nach dem, was die Welt dazu sagen wird. Von 
)iesen Gefichtspunkten aus trifft man dann seine Ent— 
cheidung. Es kommt aber darauf an, mit ganzem 
Ernst zu fragen: „Was will denn Gott von mir, was 
st schlecht, mißfällig, unvollkommen in Seinen Augen; 
das aber gut, wohlgefällig und vollkommen vor Ihm?“ 
Dieser Gotteswille muß daun die Richtschnur werden. 
Mag die Welt den Kopf schütteln und sagen: Ach, wie 
Jat sich der oder die so ganz verändert, ist uns ganz 
inverständlich geworden! nun, so ist's gerade recht, denn 
der Gehorsam gegen Gottes Willen und die Ergebung 
n ihn scheiden einmal von der Welt und kennzeichnen 
den neuen Menschen. Soölches aber ist vernünftiger 
Bottesdienst. 
Wo aber sollen Gott diese Opfer gebracht, wo soll 
Ihm also gedient werden? Zunächst im täglichen Leben 
n Haus und Beruf, dann aber auch in der Gemeinde 
des Herrn. Davon spricht gerade die heutige Sountags. 
pistel. Die Gemeinde ist nicht nur dazu da, die Predigt 
un hören, sondern auch etwas zu thun für das Reich 
zes Herrn. Ein jeder ist ein Glied an dem Leibe Christi 
ind hat eine besondere Aufgabe empfangen. Was er 
npfangen hat au Verstand und Redefertigkeit, an Geld 
ind Zeit, an Einfluß und Bedeutung, das soll er treu— 
ich verwerten zur Ehre Gottes, andere Glieder im 
Hlauben zu erhälten oder für den Herrn Jesum zu ge— 
vinnen. Solches ist auch ein rechter und vernünftiger 
Zottesdienst und der Herr erwartet ihn von einem ijeden 
Ein heilig Opfer sollst du sein, 
Vergiß es nicht, o Christenseele, 
Daß nicht in eitlem, Trug und Schein 
Ddes hohen Ziels dein Lauf verfehle! 
Ddenn wer sich gleichstellt dieser Welt, 
kThuͤt nicht, was unserm Gott gefällt. 
Ein neues Herz, ein neuer Sinn 
Allein nur kaun ihm wohlgefallen; 
Drum blicke stets auf Jesum hin, 
Rstach seinem Willen treu zu wallen. 
Rur wer sich selbst zum Opfer bringt, 
Dereinst den Siegespreis erringt. Amen. 
inst legten die Phönizier ihre armen Kindlein in 
glühend gemachten Arme des gränlichen Götzen⸗ 
—— bildes Moloch, heute noch werfen sich Hindus vor 
die Räder des Götzenwagens am Fest des Jagger— 
naut und lassen sich zermalmen, die Chinesen wieder 
verbrennen aus Papier gefertigte Häuser und Haus— 
geräte, damit die Geister der Ahnen im Jenseits solche 
GHegenstände dann wirklich haben. Das alles ist un— 
dernünftiger Gottesdienst. — Katholische Christen 
tüssen häßliche Marienbilder, beten so und so viele Pa— 
ernostet und Ave-Marias nach dem Rosenkranz ab, 
siehmen wohl gar an einer Springprozession teil, um 
sich damit Vergebung der Sünden zu erwerben. Das 
ist auch unvernünftiger Gottesdienst. — Evan— 
gelische Christen kommen an hohen Festtagen in die 
Kirche, um Gott dem HEerrn ein Kompliment zu ma— 
hen und dann für das übrige Leben mit Ihm fertig 
zu sein, andere kommen öfter, aber bleiben, was sie 
ind, Diener der Sünde, gehen auch zum heiligen Abend⸗ 
mahl, aber ohne ein Verlangen nach Christo und ohne 
Glanben; das ist auch unvernünftiger Gottes— 
dienst. 
Fast möchte man sagen, daß wir überhanpt, das 
Woun Gottesdienst“ nicht ganz in dem rechten, schrift— 
gemäßen Sinne zu gebrauchen pflegen. Wenn wir zur 
Kirche gehen, so will Gott der HErr viel mehr uns 
dienen mit Seinem seligmachenden Worte und Sakra— 
mente, als daß wir ihrn daselbst dienen könnten. Es 
ommt auch alles darauf an, daß du dir im Gottes— 
hause dienen lässest von deinem Gott und dich anrühren 
on Seiner Gnade und Herrlichkeit. Der Gottesdienst 
hat seine eigentliche Stelle im täglichen Leben. Da 
sollst du Gott dienen. Ein doppeltes Opfer aber ver— 
angt der HErr. 
Erstlich sollst du deinen Leib auf den Opferaltar 
des Kreuzes Christi legen. Da gilt es, all die Träg⸗ 
Jeit und Bequemlichkei— zu überwinden, die oft selbst 
m irdischen Beruf Sorglichkeit und Mühe scheut, be⸗ 
onders aber sich hütet, für das Reich Gottes und den 
Rächsten Hand und Fuß zu rühren. Da heißt es fer— 
aer und ganz besonders, wider jede unkeusche Regung 
und Lust ernstlich zu kaͤmpfen angesichts des Wortes:
	        
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