Full text: Evangelisches Wochenblatt (13.1886)

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1715 Postverzeichnis. Dreizehnter Jahrgang. — Breis pro Quartal 50 4. Ins.Gebühr pro 3spaltige Zeile 20 4. Auflage 5200 
468. Neunkirchen, E53 den 28. November I886. 
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— Adventsfsied. — 
Der König kommt! — durch Mitternächte 
Tönt himmlischetlar Sein Morgengruß. 
Der König kommt! — die finstern Mächte, 
Sie liegen bebend Ihm zu Fuß! 
Tiefernst in alle Christenherzen 
Ruft sein Advent: der Herr ist nah! 
„Ihr Jungfraun, schmücket eure Kerzen“ 
Der König kommt, „die Zeit ist da“! 
Drum Zion, „weil wir solches wissen“, 
So schlafe, träume länger nicht! 
Erlöst aus Sündenfinsternissen 
Tritt hin vor Jesu Angesicht! 
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Fest steht Sein Wort und Sakrament! 
Schnell rückt heran zu vollen Siegen 
Sein Gnadenjiahr, Sein Heilsadvent! 
Ja helleleuchtend über Grüften 
Die Lebenssonne stieg empor, 
In ihrem Strahl, aus öden Triften, 
Feimt schönster Frühlingsschmuck hervor: 
Sie kleidet in des Lichtes Waffen 
Die Seele ein zu Gottes Preis, 
Will ewge Freiheit uns verschaffen 
Vom Suͤndenbann und Todes⸗Eis. 
O wer in Salems Friedenspforten, 
Im Element der Gnade ruht, 
Bei dem ist alles neu geworden, 
Durch Christi Geist, durch Chrifti Blut! 
In Wahrheit, Klarheit: „als am Tage“ 
Eilt durch die Welt, wer Jesum kennt, 
Er triumphiert statt aller Klage: 
Der König kommt! es ist Advent! 
Rüstet euch ihr Christenlente! 
Röm. 13, 11. 12: Weil wir solches wissen, 
aämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufu⸗— 
stehen vom Schlaf; sintemal unser Heil jetzt näher 
ist, denn da wir gläubig wurden; — die Nacht ist 
vergangen, der Tag aber ist herbeigekommen — so 
laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und an— 
legen die Waffen des Lichts. 
S un ists wieder Advent! Das neue Kirchenjahr 
A die alte teure Weise von der Gottes— 
2 liebe, die durch Krippe und Kreuz, durch Grab 
und Krone die Sündenfesseln der Welt zerbrochen 
hat, hebt wieder zu klingen an, leise erst und voller 
dann, bis sie zuletzt in den Engelchor der heiligen Nacht 
ich auflöst: Ehre sei Gottin der Höhe! 
Fröhliche Zeit ists, gnädige Zeit, — wahrlich nicht 
bloß für die Kinder, in deren Träume nun der Christ— 
baum wieder hineinscheint und das Christkind wieder 
hineinlächelt — fröhlich uns Erwachsenen auch und noch 
mehr, die nun wieder lebendiger gedenken, daß auch sie 
Kinder sein dürfen des himmlischen Vaters durch das 
Weihnachtskind, die sich auf ein ewiges Weihnachten 
freuen mögen. Denn wenn wir Advent feiern, so muß 
es doch mehr sein, als die bloße Erinnerung daran, 
daß einmal das Volk Israel im Morgenlichte des Ad— 
dents gewandelt ist, bis die Hirten in Bethlehem von 
dem erzählten, den ihnen die Engel als den Heiland 
zepriesen und gezeigt. Es muß doch auch ein anderes 
sein, als daß wir uns auf Weihnachten freuen, wo doch 
diesmal gewiß kein Kind in der Krippe liegt. über dem 
der Himmel offen steht und die Heerscharen Gottes jauchzen. 
Ich meine, das ist es, daß wir aus jener Zeit der Er— 
füllung, wo die Gnadenverheißungen Gottes an den 
alten Bund wahr wurden, die Gewißheit des Glaubens 
in unser Herz nehmen, daß auch alle Verheißung der 
Gnade und des Friedens, die an den Herrn des Ad— 
vents sich anschließt, ganz gewiß wahr und untrüglich 
ist und auch einmal zu seiner Zeit in Wirklichkeit sich 
wandeln wird. Darum singen wir: Gott sei Dant 
in aller Welt, der sein Worli beständig hält, und der 
Sünder Trost und Rat zu uns hergesendet hat. 
Weil wir aber solches wissen, liebe Adventsgemeinde, 
so ist es eine sehr ernste Zeit, und dringende Mahnung 
trägt sie im Munde. Jede Zeit hat ihre Art und ihr 
Gesetz, ihre Rechte und ihre Pflichten. Mag zur Zeit 
der Heidenwelt Sündenschlaf und Sündentod erklärlick 
und entschuldbar gewesen sein, jetzt ist die Stunde da, 
aufzuwachen vom Schlaf, es ist Tag geworden über 
die, welche im Schatten des Todes saßen. Menschenkind 
aus deinem Alltagsleben in Sünde und Sündengemäch— 
lichkeit stehe auf! Wer schläft, weiß nicht, was um ihn 
vorgeht. Höchstens daß ein verworrener Ton, ein un— 
verständlich Geräusch aus der Außenwelt in seinen 
Schlummer hineindringt, störend, aber nicht erweckend 
— weißt du denn, was um dich herum geschieht? Wie 
Gottes Gnade in seinem Sohne Heil und Leben beut 
wie er in seinem Wort und Sakrament einen Sünden 
nach dem andern rettet? Ist auch alle Botschast seinen 
KLiebe in Kirche und Haus nur wie ein verworren—
	        
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